iZotope RX 3 Advanced Testbericht
Tools zur Restauration von Audiomaterial

iZotope RX 3 Advanced Testbericht

Was ist es?

Bei iZotope RX 3 Advanced handelt es sich um eine Sammlung von Werkzeugen für Windows & Mac OS X (Standalone bzw. VST, AU & AAX) zur Entfernung von Störgeräuschen. Die Software stellt dir Module wie Decliper, Declicker, Decrackler, Hum Remover, Denoiser und Spectral Repair zur Verfügung. In der erweiterten Version 3 Advanced kommen noch der Dialogue Denoiser und der Dereverb hinzu. Zum Lieferumfang gehört ebenso die Metering Software »Insight« zur Visualisierung des Audiosignals in mehreren Arten.

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Das Software-Paket ist zum Straßenpreis von 859,- Euro (inkl. MwSt.) erhältlich.


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Erster Eindruck


Passend dazu


Die Installation verlief rasch, ebenso die Registrierung und Aktivierung. Bei Letzterer gibt es neben der Möglichkeit via iLok eine Offline-Option, allerdings ist dafür ein zweiter Rechner mit Internetverbindung vonnöten.

Das frische Design weiß zu gefallen, eine deutliche Verbesserung gegenüber der Vorgängerversion. Die klare Struktur und das Farbkonzept werden konsequent umgesetzt, eingängige Symbole und ein logisch aufgebautes Interface haben mir einen schnellen Einstieg in die Software ermöglicht.

In der Mitte befindet sich die Wellenform- und Spektralansicht. Sehr nützlich: Du kannst bestimmen, in welchen Anteilen beide Darstellungen angezeigt werden sollen. Unter dieser Ansicht befinden sich die Zoom- und Markierungswerkzeuge, darunter wiederum Pegel- und Zeitanzeigen. An der Seite findest Du das wichtigste: die Tools zum Säubern deines Audiomaterials.

 

Declip

Ein sehr einfaches, aber effektives Tool. Speziell bei Live- oder Filmaufnahmen kann es schnell zu Pegeln über 0 dBFS kommen. Mit dem Declip kannst Du Übersteuerungen beseitigen und das Signal retten. Dieses Modul gibt es nur in der Standalone-Version, da es nicht in Echtzeit arbeiten kann.

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Declick & Decrackle

Das Knistern einer Vinyl-Platte erzeugt bei mir immer wieder Gänsehaut. Was ist aber, wenn man für eine Plattenfirma Schallplatten oder Tapes digitalisieren soll? Bei solchen Aufträgen sind diese Geräusche ungewünscht. Der Declick schafft hier Abhilfe.

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Wähle, ob periodische, unregelmäßige oder Single-Band-Klicks vorliegen. Neu in dieser Version ist, dass Du die Klick-Arten wählen kannst, die entfernt werden sollen. Sehr nützlich, um noch präziser zu arbeiten. Decrackle entfernt den Rest der störenden Klänge. Im Zusammenspiel funktionieren beide Module einwandfrei.

 

Hum Remover

Bei Live-Veranstaltungen kann es leider dazu kommen, dass sich ein lästiges 50-Hertz-Brummen in die Aufnahmen einschleicht. Mit dem Hum Remover lässt sich solch ein Brummen in der Postproduktion relativ einfach entfernen. Egal ob 50 Hz, 60 Hz oder eine beliebige andere Frequenz, das nervende Geräusch lässt sich samt zugehöriger Obertöne gut entfernen. Eine flexible Filtergüte und die Einstellung, ob die Filter phasenlinear sein sollen, sorgen für die nötige Präzision. Auch ist ein Hoch- oder Tiefpass zuschaltbar.

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Eine kleine, aber sein feine Option findest Du unter »Slope«. Hinter diesem Paramater verbirgt sich die Stärke des Hum Remover, mit der die Obertöne abgesenkt werden. Mit »link harmonics« kannst Du noch bestimmen, ob die geraden, ungeraden oder alle Obertöne abgesenkt werden. Hier wurde an alles gedacht.

 

Denoiser

Der Standard-Denoiser ermöglicht das manuelle oder das adaptive Entfernen von Rauschen. Im manuellen Modus kannst Du dir ein Stück aus deinem Audioclip suchen, wo es still ist und somit nur Rauschen zu hören ist. Das Plugin erstellt einen Fingerabdruck des Rauschens und entfernt genau diesen Typ von Rauschen. Bei adaptiver Rauschentfernung arbeitet der Denoiser automatisch und entfernt alle möglichen Arten von Rauschen.

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Eine Neuerung der Advanced Suite stellt der Dialogue Denoiser dar. Er soll unschönes Rauschen in Sprachaufnahmen entfernen. Er ist sehr einfach zu bedienen und auf Wunsch vollautomatisch, wie beim Standard-Denoiser. Das Ganze funktioniert in Echtzeit. Die Ergebnisse meines intensiven Tests gefallen mir sehr gut – weiter unten findest Du ein Klangbeispiel.


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Spectral Repair

Mit Spectral Repair ist iZotope sehr bekannt geworden. Hier kannst Du Störgeräusche aller Art in einer Spektraldarstellung mit einem Lasso markieren und dann entfernen, duplizieren oder automatisch ersetzen. Tonale Anteile wie etwa das Pfeifen in einer Live-Aufnahme lassen sich sauber entfernen. Ein Kollege von mir, der als Mischtonmeister arbeitet, nutzt dieses Plugin zum Beispiel zum De-Essing von Dialogen…ein Beispiel dafür, dass es sich um das vielseitigste Werkzeug der Suite handelt. In der Dokumentation wird auch alles verständlich erklärt.

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Deconstruct

Extrahiere tonale und verrauschte Anteile aus einem Audiosginal. Somit lassen sich Geräusch und Instrument voneinander trennen. Stell dir vor, Du stehst in einer Bahnhofshalle und nimmst die Atmosphäre auf, wobei im Hintergrund die typische Melodie der Bahnansage zu hören ist. Diese könntest Du nun separieren und einzeln abspeichern. Bei solchen und ähnlichen Anwendungen ist dieses Tool sehr nützlich.

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Dereverb

Hiermit lässt sich der Raumanteil eines Signals abschwächen bzw. entfernen. Das kann gerade bei Interview-Aufnahmen in nackten, kahlen Räumen nützlich sein. Erstelle einen Abdruck des Halls und nutze diesen als Vorgabe. Einstellungsmöglichkeiten sind die Reduktionsstärke, die Halllänge, »Artifact Smoothing« und die individuelle Reduktion von Tiefen, Tiefmitten, mittleren Höhen und Höhen.

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Dereverb funktioniert meines Erachtens echt gut. Ich habe eine Aufnahme in meinem Wohnzimmer erstellt und diese mit der Software bearbeitet. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Natürlich lässt sich der Raumanteil nicht komplett eliminieren, aber erheblich eindämmen. Wenn Du das Plugin benutzt, solltest Du darauf achten, den Hallanteil nicht zu stark zu reduzieren, sonst kommt es schnell zu deutlichen Qualitätseinbußen.

 

Zusatzfunktionen der Standalone-Variante

Wenn Du dein Audiomaterial restaurierst, werden die Pegel reduziert, vor allem aber büßt das Signal an Präsenz ein. In der DAW lässt sich das mit externen Plugins ausbügeln, während die Standalone-Version eigene Tools dafür mitbringt – Module wie Gain, Equalizer, Time und Pitch, Phasenkorrektur sowie eine Spektralanalyse stehen zur Verfügung.

iZotope RX 3 Advanced Testbericht

Und dennoch gibt es hier auch die Möglichkeit, externe Plugins (VST oder AU) einzubinden.

Insight

Hier haben wir Metering-Werkzeuge, die in der Advanced-Edition, aber auch in Ozone Advanced enthalten bzw. separat für 499,- zu haben sind. Sie dienen zur Messung von Lautstärke und Lautheit mit den Messmethoden QPPM (Quasi Peak Programme Meter) und True Peak nach EBU R128. Dabei kannst du Stereo oder Surround 5.1 einspeisen. Bei Letzterem werden die Formate SMTPE/ ITU und DTS unterstützt. TV-Standards wie ITU-R BS.1770-1, ITU-R BS.1770-2, ITU-R BS.1770-3 und EBU R128 können gemessen werden.

Die Oberfläche wirkt aufgeräumt, wobei Du einzelne Anzeigearten gezielt an- und ausschalten oder auf die gesamte graphische Oberfläche ausweiten kannst. Sehr nützlich: Das Fenster-Arrangement lässt sich als Preset abspeichern, die vorinstallierten Presets sind ebenfalls sehr brauchbar.

An Bord sind eine Pegelanzeige, eine »Loudness History«, ein Soundfield, eine Spektralanalyse und ein Spektrogramm. Die Loudness History zeigt dir den Lautheitsverlauf deiner Mischung an. Dies ist manchmal sehr nützlich um zu sehen, wie sich die Dynamik innerhalb eines Mixes verhält. Mit Soundfield kannst Du die Stereoverteilung mit jeweiligen Korrelationsgrad einschätzen. Der klassische Spectrum Analyzer zeigt dir die Frequenzverteilung deines Signals, was Du sicher schon von anderen Metering-Plugins kennst. Ein Schmankerl zum Schluss: Du hast die Möglichkeit, die Frequenzverteilung in einem Spektrogramm anzeigen zu lassen, ob in einer 2D- oder 3D-Ansicht.

iZotope RX 3 Advanced Testbericht

Einen Minuspunkt muss ich hier anbringen. Insight verbraucht für meinen Geschmack zu viel CPU-Leistung. Ich hatte das Plugin auf die Summe eines Projekts draufgepackt und sofort erhöhte sich die CPU-Last um 7-9% auf meinem MacBook Pro mit achtkernigem i7-Prozessor und 8 GB Ram. Natürlich sind die Visualisierungen zum Teil recht aufwendig, dennoch ist das etwas happig und könnte von iZotope optimiert werden.

Eine weitere Idee wäre es, Insight als Standalone anzubieten. Somit könnte man in größeren Studios ohne DAW auskommen, indem man nur auswählt, welche Eingänge des Interfaces gemessen werden sollen.

 

Klang im iZotope RX 3 Advanced Testbericht

Hier punktet die Suite. Gerade der Denoiser und Spectral Repair gefallen mir sehr gut. Ich habe hier ein Klangbeispiel angefertigt. Falls Du die Tauglichkeit von iZotope RX 3 selber testen möchtest, steht dir eine Demoversion zur Verfügung.

Ich habe keinen Kompressor, EQ oder Ähnliches verwendet. Zuerst habe ich das Rauschen mit dem Dialogue Denoiser entfernt, dann Dereverb eingesetzt und zum Schluss mit Spectral Repair die zwei Knacker eliminiert.

Roh

Dialogue Denoiser

Dereverb

Spectral Repair

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Fazit zum iZotope RX 3 Advanced Test

Mein Fazit für die iZotope RX 3 Advanced Suite fällt sehr gut aus. Sowohl das Design und die Struktur als auch die klanglichen Qualitäten der einzelnen Module haben mir gefallen. Es hat mir viel Spaß gemacht, mit der Suite über Stunden zu arbeiten und die professionellen Ergebnisse können überzeugen.

Der Straßenpreis von rund 860 Euro ist üppig, aber man sollte nicht vergessen, dass es sich um ein Profiwerkzeug handelt. Ich kenne viele Produzenten, die mit der Suite arbeiten und völlig zufrieden sind. Aufgrund der vielen Werkzeuge und deren Qualität schätze ich das Preis-Leistungs-Verhältnis als gut ein.

Der Kauf lohnt sich für jeden, der professionell in der Filmton-Postproduktion arbeitet und für jeden anspruchsvollen Musikproduzenten, der es regelmäßiger mit verrauschten, brummenden und sonstig ramponierten Aufnahmen zu tun bekommt. Anwender im Radiobereich finden auch ihre Freude an dem Produkt. Für Einsteiger finde ich das Paket eher ungeeignet, da einige Vorkenntnisse nötig sind.

Als Minuspunkt würde ich anbringen, dass Insight zu viel CPU-Leistung frisst. Hier könnte iZotope nachbessern. Eine Idee für den Hersteller ist auch die Erstellung einer Standalone-Version von Insight.

Alles in allem kann ich im iZotope RX 3 Advanced Testbericht auf delamar eine Kaufempfehlung für die erwähnten Zielgruppen aussprechen – zu Buche stehen viereinhalb von fünf Punkten.

iZotope RX 3 Advanced Features

  • Werkzeuge zur Entfernung von Störgeräuschen
  • Windows & Mac OS X
  • Standalone, AU, VST, AAX
  • Metering Suite enthalten
Hersteller:   
Produkt:

iZotope RX 3 Advanced Test

Lesermeinungen (6)

zu 'iZotope RX 3 Advanced Testbericht: Tools zur Restauration von Audiomaterial'

  • Airo   12. Nov 2013   10:09 UhrAntworten

    Ich besitze bereits RX2 und hatte RX3 ebenfalls getestet. Arbeite unter Windows und finde dass die neu GUI leider um einiges langsamer geworden ist, bzw. nicht mehr so flüssig reagiert wie bei RX2. Die neuen features mögen nett sein, der workflow hat sich m.E. durch die GUI jedenfalls eher verschlechtert. Denoising - was ich am häufigsten benötige - hat auch unter RX2 schon sehr gut funktioniert. Das Upgrade lohnt sich für mich nicht.

  • Bony   12. Nov 2013   17:17 UhrAntworten

    Hallo Airo,

    danke für deinen Kommentar! So können Geschmäcker unterschiedliche sein. Bei mir hat RX3 soweit flüssig reagiert. Die GUI gefällt dem einen, dem anderen spricht sie weniger an.

    Im Endeffekt kann sich jeder die Meinung seine eigene Meinung bilden. Deswegen finde ich es, fast schon notwendig, dass die Hersteller Demo-Versionen anbieten.

    Herzliche Grüße aus Berlin,
    Bony

  • Jay   16. Nov 2013   11:11 UhrAntworten

    Tja, so wie diese Gui würde ich mir mal Cubase wünschen...klar, funktional, übersichtlich. Ansonsten kenn ich nur RX 2, und die ist schon sehr gut. Falls ich upgrade, berichte ich.

  • Airo   16. Nov 2013   11:57 UhrAntworten

    Die GUI ist an sich auch übersichtlich und recht hübsch, reagiert zumindest unter Windows aber eben etwas träger als in RX 2. Das ist aus meiner Sicht ein Rückschritt.

  • Jay   16. Nov 2013   14:13 UhrAntworten

    na an der schnelligkeit kann man basteln.

  • bonsche   19. Nov 2013   09:28 UhrAntworten

    Komisch, bei mir ist es genau anders herum: RX2 war relativ träge, dafür funzt RX3 jetzt deutlich besser; das Ganze läuft unter Win 8.1 in 64bit. Die Ergebnisse des RX3 sind für mich auch durchweg besser als bei RX2, vor allem die Geschwindigkeit hat drastisch zugenommen: Decrackling von 100 min Audiomaterial (alter Spielfilm) - RX2: ca. 4,5 Stunden, RX3: nahezu Echtzeit (also ca. 100 min). Wenn das nicht auch ein Kaufargument ist...!

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