Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Testbericht
Twang-Sound der 50er & 60er

Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Testbericht

Die Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige im großen Check auf delamar - was dich bei dieser japanischen Solidbody-Gitarre im Telecaster-Stil erwartet, erfährst Du hier in Text und Ton

Was ist es?

Bei der Ibanez TM1803M Talman Prestige handelt es sich um eine Solidbody E-Gitarre japanischer Herstellung mit eigenem Charakter und hohem Wiedererkennungswert – sowohl klanglich, als auch optisch. Die Verschmelzung aus traditionellem Vintage-Sound und modernem Spielgefühl positioniert sie abseits des üblichen Mainstreams und birgt einiges an Flexibilität für Gitarristen.

Dazu tragen nicht zuletzt originale Tonabnehmer der Marke Seymour Duncan bei. Diese transportieren den dynamischen und direkten Sound der telecaster-inspirierten Gitarre mit Erlenkorpus auf hervorragende Weise.

Zusätzlich zur typischen Holz- und Lackverarbeitung der Ibanez Prestige-Reihe wurde der heutige Proband mit Locking-Mechaniken der Marke Gotoh versehen, die zusammen mit dem Knochensattel und sauber abgerichteten Bundstäbchen für hervorragendes Schwingverhalten und beste Stimmstabilität sorgen dürften.

Diese E-Gitarre ist derzeit für einen Straßenpreis von 1.249 Euro im Fachhandel erhältlich. Zum Test steht uns die Version Tri Fade Burst (TFB) zur Verfügung.


Passend dazu



anzeige


 

Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Testbericht

Wofür steht Talman?

Bereits Mitte der 90er Jahre gab es eine Reihe Solidbody- und Akkustikgitarren von Ibanez, die unter dem Seriennamen Talman vertrieben wurden. 1998 stellte der Hersteller die Produktion der E-Gitarren ein und beschränkte sich fast ausschließlich auf die beliebten Talman Akustikgitarren.

Im November letzten Jahres präsentierte der japanische Hersteller eine Neuauflage der geschätzten Musikinstrumente und führte zugleich einige Modernisierungen ein. Seitdem haben wir sowohl die Auswahl zwischen verschieden Standardmodellen chinesischer Fertigung, als auch Vertretern der Prestige-Reihe „Made in Japan“.

Laut Aussagen des Herstellers ist die Ibanez TM1803M eine Symbiose aus klassischem Spielgefühl und dem Sound einer 50s/60s Telecaster. Und das mit Neuerungen und Verbesserungen aus dem modernen Gitarrenbau.

Gitarrenkoffer

Die Gitarre wird in einem Hartschalenkoffer geliefert, der mit einer passenden „Ibanez Talman“ Metallplakette versehen wurde. Innen wurde der Gitarrenkoffer reichlich mit rotem Futter ausgekleidet. Er hinterlässt einen stabilen Eindruck, der hält was aus.

Optik & Lackierung der Gitarre

Beim Öffnen erstrahlt das ziemlich dunkle, dreifarbige Sunburst mit der schönen Bezeichnung „Tri Fade Burst“ in voller Pracht. Das zitronengelbe Zentrum vertieft sich gleichmäßig immer mehr zum Tieforange hin, bis es schließlich komplett im Schwarz des Randes verschwindet.

Dabei kommt die Holzmaserung mit ihrer schlichten Eleganz voll zur Geltung und unterstreicht die insgesamt eher dezent gehaltene Optik. Erhältlich ist das Modell ebenfalls in einem „Butterscoth Blonde“ – wohl eine Ode an das klassische Telecaster-Gelb.

Sehr gute Arbeit hat Ibanez mal wieder bei der Lackierung geleistet; diese wurde absolut gleichmäßig und fehlerfrei auf dem Korpus aufgetragen. Auch an den etwas schwierigeren Kanten an Hals-Korpus Übergang, sowie den Fräsungen für die Tonabnehmer sind keine Lacknasen, Patzer oder Unebenheiten auszumachen.

Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Testbericht

Korpus

Optisch scheint der einteilige Erlenkorpus dem einer Fender Telecaster nicht allzu unähnlich zu sein und ist sicherlich durch diese Inspiriert. Die Form wurde zu Gunsten der Ergonomie und Bespielbarkeit jedoch an einigen Stellen angepasst.

Zum einem verbessert die Ausfräsung auf der Rückseite die Anschmiegsamkeit an den Oberkörper, zum anderem erlaubt das Profil der Korpusoberseite eine gemütliche Ablage des Unterarms der Anschlaghand.

Cutaway

Um den Zugang zu den hohen Lagen zu erleichtern, wurde der Korpus mit einem zweifachen Cutaway ausgestattet. Aus dem gleichen Grund wurde auch der Halsfuß mit einer leichten Abrundung versehen und – im Vergleich zu einer Tele – um ein ordentliches Stück ausgedünnt.

Die rostfreie Metallabdeckung trägt die Prestige-Aufschrift und soll laut Hersteller sowohl Tonansprache als auch das Sustain verbessern. In jedem Fall sieht sie schick aus und ist ebenfalls wunderbar verarbeitet worden.

Hals & Griffbrett

Die Bezeichnung die Bezeichnung für den sehr schönen, einteiligen Ahornhals mit aufgeleimten Ahorngriffbrett im traditionellem C-Shape der 50er und 60er Jahre lautet „Talmann Classic Plus“. Er kommt mit einer 25,5“ (648mm) Mensur. Der etwas flachere Griffbrettradius von 305mm erlaubt Bendings ohne das befürchtete Abflauen der Töne, wie man es gelegentlich von Vintage-Gitarren kennt.

Versehen wurde der Hals mit 22 Medium Bundstäbchen, allesamt präzise abgerichtet. Die gleichmäßige Einbauhöhe erlaubt eine sehr niedrige Saitenlage, ohne dabei das unbeliebte Saitenschnarren hervorzurufen. An dieser Stelle möchte ich auch darauf aufmerksam machen, dass das Werkssetting absolut zufriedenstellend ist – da heißt es nur auspacken und loslegen.

Die großen Inlays sind durch ihre schlichte, schwarze Farbe ziemlich unspektakulär, fügen sich allerdings fabelhaft in das Gesamtkonzept der eher schlichten Talman 1803M.

Kopf

Im Gegensatz zum etwas zackigeren Ibanez RG-Kopf ist er bei der Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige um einiges weicher geformt. Die Formgebung ist jedoch nicht nur optischer Natur: Die Kopfform erlaubt einen absolut geraden Verlauf der Saiten zu den Mechaniken hin, was sich mit dem wunderbar verarbeiteten Knochensattel positiv auf die Stimmstabilität auswirkt.

Zusätzlich kann durch diese Konzipierung auf einen so genannten Stringtree verzichtet werden, ohne dabei das Herausspringen der hohen Saiten zu riskieren. Auch das Herstellerlogo auf dem Kopf wurde zu Gunsten der eher traditionellen Optik etwas abgeändert und ziert in schickem Schwarz die Kopfplatte.


anzeige

Mechaniken

Zusammen mit der Nut sind – bei einer festen Brücke – die Mechaniken der wichtigste Faktor, der zur Stimmstabilität einer E-Gitarre beiträgt. Ibanez lässt sich hier nicht lumpen und setzt auf zuverlässige Locking-Mechaniken in Chromlackierung von Gotoh. Dank dieser wird das Verstimmen der Saiten durch Nachrutschen der Wicklungen effektiv verhindert und das Saiten wechseln etwas erleichtert.

Die hier verbauten Wirbel fühlen sich alle hochwertig an und lassen sich – bei sehr angenehmer Übersetzung – butterweich drehen.

Tonabnehmer bei der Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige

Bei den Tonabnehmern setzt Ibanez auf hochqualitative Ware des namenhaften Herstellers Seymour Duncan. Zwei Alnico II Singlecoils wurden sowohl in der Bridge, als auch in der Neckposition verbaut.

Während der Neckpickup mit einer zusätzlichen Abdeckung in Lipstick-Look versehen wurde, verrichtet der Seymour Duncan in hinterer Position seine Arbeit ganz ohne diese. Vermutlich um den Sound etwas mehr Attack und Biss zu verleihen.

In der Mittenposition finden wir einen Seymour Duncan Vintage Flat Singlecoil, der in Verbindung mit der Schaltung einige interessante Klangmöglichkeiten eröffnet. Dazu gleich mehr.

Videotipp: Gitarre Pickups tauschen

Schalter & Potis

Drei Pickups, aber nur ein einfacher, solide wirkender 3-Wege Switch. Die Schaltung erinnert mich erneut an die einer Telecaster, bei der die Kombinationsmöglichkeiten sehr überschaubar sind. Entweder der Frontpickup, der Bridgepickup oder beide zusammen – das war‘s.

Interessant wird es durch den mittleren Tonabnehmer: Zur Erweiterung der Klangmöglichkeiten steht hierfür ein eigener Volume-Poti zur Verfügung. Durch diesen wird der mittlere Pickup einfach nach Belieben hinzu gemischt.

Hierzu kommen noch der normale Volume- sowie der Tone-Poti. Beide bleiben hinter meinen Erwartungen an die gewohnte Qualität der Ibanez Prestige-Reihe zurück – sie fühlen sich nicht so hochwertig wie der Rest an und kratzen bei Benutzung für meinen Geschmack etwas zu sehr.

Bridge

Die feste Brücke trägt die Bezeichnung IFX-PRO Bridge und wird vom Hersteller eigens hergestellt. Im Unterschied zu einer gewöhnlichen Brücke bei einer Telecaster (mit nur drei Saitenreitern) finden wir hier gleich 6 – also für jede Saite einen eigenen. Diese kleine Änderung wirkt sich extrem in der Intonation der Gitarre aus, da jede Saite einzeln eingestellt werden kann.

Alle Schraubführungen der Saitenreiter wurden mit vorbildlicher Präzision gebohrt. So lassen sich kleine Justierungen in der Saitenlage kinderleicht bewerkstelligen.

Abschließend finden wir noch auf der Rückseite des Korpus die fehlerfrei verarbeiteten und abgeschliffenen Ösen zur Saitendurchführung.

Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Testbericht

Typisch für eine Tele: Die Saiten sind mit dem Korpus verbunden

In der Praxis

Das moderne Bodyshaping kommt der Gemütlichkeit – gerade im Sitzen – zugute. Die Gitarre schmiegt sich wunderbar an den Körper an. Durch die relativ kleine Form, den leichten Erlenkorpus und die beiden sehr angenehmen Cutaways vergisst man bei der Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige schnell, dass da überhaupt etwas auf dem Schoß liegt.

Das C-Shaping des Halses fühlt sich an der Spielhand phantastisch an. Durch den naturbelassenen Hals und die perfekt abgerichteten Bundstäbchen sind avancierten, modernen Spielweisen keine Grenzen gesetzt. Auch jenseits des zwölften Bundes lässt sich durch den verkleinerten Halsfuß problemlos spielen.

Sehr durchdacht finde ich die Positionierung beider Volume-Potis, denn beide sind in Erreichbarkeit des rechten, kleinen Fingers. Damit sind Fade-Ins jederzeit leicht umsetzbar. Gerade bei Country-Bendings ist der Swell des mittleren Pickups besonders dynamisch einsetzbar und erinnert an Tone-Swells, wie sie in dieser Musikrichtung oft eingesetzt werden.

Die Intonation war vom Werk aus bereits sehr gut für den Saitensatz (0.10 – 0.46) eingestellt. Auch die Stimmstabilität war über stundenlanges Spielen hinweg absolut zufriedenstellend.

Wie klingt die Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige?

Soundtechnisch war ich erstaunt, wie viel spritzigen Twang bereits im trockenen Zustand aus dieser Gitarre kommt. Der hellklingende, einteilige Ahornhals resoniert bereits jetzt wunderbar mit dem Erlenkorpus, der für seine sehr direkte Ansprache geschätzt wird.

Am Gitarrenverstärker zeigen sich zusätzlich die Stärken der Seymour Duncan Pickups. In der Neckposition haben wir einen sehr warmen Klang, der sich wunderbar für volle, durchsetzungsfähige Leads in den Bereichen Classic Rock und Country eignen dürfte.

Soll es ein wenig bissiger und aggressiver zur Sache gehen, ist der Bridge-Pickup geradezu fabelhaft dafür geeignet. Der leicht raue, hohle Twang, den viele Tele-Fans seit mehr als einem halben Jahrhundert lieben und schätzen, wird von dem Alnico Singlecoil phantastisch transportiert. Dabei sind die Höhen sehr ausgewogen und wirken nicht zu aufdringlich auf die Ohren.

Der mittlere Tonabnehmer eignet sich nicht nur für Swells, er ist auch perfekt geeignet, die jeweiligen Stärken der anderen Pickups auszubalancieren. Ist der Bridgepickup zu knallig und ausbrechend? Einfach am Volume-Poti drehen und der Klang verschiebt sich deutlich mehr ins Warme des Frontpickups – und anders herum. Eine klasse Ergänzung zu der üblichen Soundpalette.

Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*

* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!

Fazit zum Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Test

Die Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige ist ein sehr interessantes Modell im Telecaster-Stil, das sich nicht nur optisch, sondern auch klanglich von Gitarren anderer Hersteller unterscheidet. Zwar ist die Anlehnung an Solidbodys der 50er und 60er Jahre durch die Optik, Singlecoil-Ausstattung und natürlich das typische C-Shape eindeutig zu erkennen – allerdings ist die Talman alles andere als eine einfache Kopie.

Ein Korpus mit zweiseitigem Cutaway, der verschmälerte, abgerundete Halsfuß, Gotoh-Mechaniken und die gerade Saitenführung ohne Stringtrees sind nur einige nennenswerte Faktoren, die im Zusammenspiel das Modell als ernstzunehmende Alternative zu den typischen Gitarrenarten auf dem Markt positionieren.

Dazu kommen die warmen und dynamischen Tonabnehmer aus dem Hause Seymour Duncan, die den schier unendlichen Twang der Talman TM1803M an den Verstärker bringen. Plus die Flexibilität im Sound, die durch den mittleren Pickup mit seiner eigenen Volumenkontrolle entsteht.

Leichte Abzüge in der Wertung muss es leider aufgrund der kratzenden Potis geben, die das insgesamt exzellente Bild trüben.

Für 1.249 Euro erhält der geneigte Käufer eine echte Ibanez Prestige, die sowohl optisch als auch klanglich in eine leicht ungewohnte Richtung geht. Um das klarzustellen: Diese Gitarre hat ihren eigenen Charakter. Fans des Classic Rock und Country, die auf Oldschool-Sound stehen ohne zu den Puristen zu gehören, sollten sich hier mal genauer umschauen. Eine klasse E-Gitarre jenseits des Mainstream – so gibt es eine sehr gute Wertung mit viereinhalb von fünf möglichen Punkten im Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Testbericht. Well done.

Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Features

  • Solidbody Gitarre aus Japan
  • Korpus aus Erle
  • Ahornhals mit Ahorngriffbrett
  • Schwarze Dot Inlays
  • 22 Medium Bünde
  • 648 mm Mensur
  • Sattelbreite 41mm
  • 2x Seymour Duncan Alnico II Tonabnehmer (Bridge/Neck)
  • 1x Seymour Duncan Vintage Flat (Middle)
  • 2x Volume, 1x Tone
  • Feste IFX Pro Brücke
  • Chromhardware
  • Tri Fade Burst Lackierung
  • Knochennut
  • Inklusive Ibanez Koffer
Hersteller:   
Produkt:

Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Test

Lesermeinungen (3)

zu 'Ibanez TM1803M-TFB Talman Prestige Testbericht: Twang-Sound der 50er & 60er'

  • vanhold   17. Aug 2016   12:58 UhrAntworten

    Oh je, da hat der Designer ja voll neben die Trickkiste gegriffen. Der Kopf zu klein, die Pickups zu ungleich, die Potiknöpfe überall, der Korpus zu asymetrisch und der Preis zu hoch. Ja, das ist alles Geschmackssache, deshalb auch nicht Schimpfen. Leider sieht die Gitarre für mich aus, wie die Dinger die es früher im Kaufhaus für 100 DM gab. Ach so, Sunburst maag ich auch nicht, damit sehen alle Instrumente billig aus (Ist wohl auch das Kaufhausempfinden). Für den Preis gibt es schönere und wahrscheinlich auch bessere Instumente. Für mich, eindeutig ein Griff ins Klo.

    • Katja Köhler (delamar)   08. Sep 2016   17:06 UhrAntworten

      Hey vanhold,
      danke für dein Feedback.
      Über Optik lässt sich immer streiten. Aber das Spielgefühl passt! Was spielst du denn am liebsten?

  • vanhold   08. Sep 2016   20:06 UhrAntworten

    Ich spiele am liebsten mit Teles und Paulas. Da ist die Form mir wichtig, weniger der Preis oder Hersteller. Ich hab Billig- und Markengitarren gespielt, von alt bis ganz neu und hab die Erfahrung gemacht, das ein teures Instrument nicht unbedingt besser sein muss, als ein preiswertes. Meine billigste Gitarre zur Zeit, hat neu 39 Euro gekostet und was soll ich sagen, für das was ich sie brauche, ist sie super. Das Schlimmste was ich je bessesen habe, war ein Fender Telecaster DeLuxe. Das Erste, was ich, sofort im Laden noch, geändert habe, war der Hals. Eine Tele mit Strat-Hals, nee, das geht gar nicht. Das ist auch so eine geschmackliche Vergewaltigung, wie die hier gezeigt Gitarre. Der schlechteste Gitarrist, mit den billigsten Gitarren der Welt, ja das bin ich... ;-)
    PS. Meine Fender Telecaster Pink Paisley vermisse ich aber, die mußte ich leider mal verebayern.

Sag uns deine Meinung!

Empfehlungen