Heavyocity Gravity Testbericht
Multiinstrument für Filmmusik & mehr

Heavyocity Gravity Testbericht

Im Heavyocity Gravity Testbericht kommt eine Library für dramatisches Scoring unter die Lupe ...

Was ist es?

Bei Heavyocity Gravity – Nachfolger von Evolve, Damage, Aeon und DM-307 – handelt es sich um ein virtuelles Multi-Instrument für spannungsgeladene, dramatische und atmosphärische Musik sowie Soundeffekte und Klangteppiche in Filmen. Alternativ dient es zur Vertonung von Computerspielen, auch Installationen in Museen und Ausstellungen oder dergleichen sind denkbar.

Vor allem Science-Fiction sowie Action- und Horrorszenarien mit modernem Setting werden bedient – die Klänge sind fast immer elektronisch angehaucht, sehr imposant und komplex im Sounddesign.

Heavyocity Gravity Testbericht

Der Boxshot für den Heavyocity Gravity Testbericht auf delamar – es geht los…

Benötigt wird der Sampler Native Instrument Kontakt bzw. der kostenlose Kontakt Player, um auf das zugrundeliegende Sample-Material im Umfang von 12 GB und die zahlreichen Effekte zur Klangformung zugreifen zu können.

Das Produkt ist für 449,- US$ über die Website des Herstellers erhältlich. Als registrierter Nutzer eines Heavyocity-Produkts oder von Native Instruments Komplete Ultimate zahlst Du 80,- US$ weniger.


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Heavyocity Gravity Testbericht

Erster Eindruck von Heavyocity Gravity

Download und Setup über die bereitgestellte Software verliefen angesichts des Umfangs von ca. 8,5 GB sehr schnell. Die Registrierung funktioniert sowohl in der erwähnten Downloader-Software als auch im Native Instruments Service Center mit derselben Seriennummer.

Die graphische Oberfläche von Heavyocity Gravity ist in der Hauptansicht ist eindrucksvoll durchgestylt (vor allem bei der Animation des zentralen Effekt-Drehreglers), was nur im ersten Moment vom Wesentlichen ablenkt. Die Unterteilung in die vier Hauptsektionen dient der Übersicht und ermöglicht es, alle Bedienelemente groß bzw. noch groß genug darzustellen, lediglich deren Beschriftungen sind zuweilen recht klein.

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Hits

Insbesondere bei den vier »Hits« strotzen die Patches nur so vor action- und spannungsgeladenen Momenten. Kein Wunder, denn wurden komplexe Klanggebilde aus vier Kategorien von Einzelsounds erstellt:

  • Sub – Tiefbässe und Drones am unteren Ende der Tonleiter
  • Impact – Einschläge und Anschläge, oft metallisch anmutend
  • Tail – Lange, komplexe und experimentelle Sequenzen verschiedenster Art
  • Whoosh – In der Lautstärke langsam anschwellende, dann abrupt abfallende Klänge

Bei den sogenannten Breakout-Patches der Hits kannst Du im »Designer« aus je zwölf Samples in jeder Kategorie wählen (auch einzeln triggerbar, siehe blaue und grüne Tastaturzonen auf dem Bild unten) und dir so einen eigenen komplexen Multiklang zusammen. Von diesen Gebilden lassen sich in einem Kontakt-Patch wiederum genau ein Dutzend erstellen, gemappt auf die dafür zur Verfügung stehenden Keyswitches (lachsfarbene Tastaturzone).

Für einige Situationen in modernem Popcorn-Kino oder Spielen der eingangs erwähnten Genres sind die Hits zweifellos passend. Zur bombastischen Inszenierung passen sie wie angegossen, man sollte es im Verlauf eines Films oder Spiels nur nicht übertreiben mit diesen überbordenden Klanggebilden. Hier ist eine kleine Auswahl:





Pads

Schön: Es gibt ein paar Pads, die genau dem entsprechen, was ich unter dem Begriff kenne: eher sanfte, erbauliche Synthie-Klänge für mehrstimmige Träumereien. Ein willkommener Kontrast zum düsteren, aggressiven Ton, der sonst vorherrscht – auch in der Kategorie der Pads. So gibt es gleichermaßen Stoff für Ruhiges (z.B. das glückliche Ende eines Films oder der Abspann, wo sich die Spannung löst) und für mächtige Drones mit bedrohlichen Obertönen und Verzerrung.

Im Lautstärkeverlauf triffst Du auf genau das, was man erwarten darf. Will heißen (meist) sanft anschwellende, dann bei gedrückt gehaltenen Noten mit vollem Sustain-Level gleichförmig weiterklingende Sounds, die nach dem MIDI-Note-Off schließlich langsam verebben. Sehr gut für überwiegend langanhaltende Untermalung einer Szenerie.



Risers

Mit einem sogenannten Riser soll die Spannung bis zum Siedepunkt gebracht werden. Für die Momente, in denen Du dich im Polster der Sitzlehne (oder im Unterarm des Nachbarn) festkrallst und die Augen aufreißt. Besser als mit dem folgenden Riser kann man das kaum untermalen:

Kennzeichnend sind fast immer eine langsam ansteigende Tonhöhe und eine zunehmend dramatischer werdende Klangkulisse. Die zur Verfügung gestellten Riser dauern entweder 15 oder 30 Sekunden, jeweils abzüglich der Ausklang-Parts und ggf. des Nachhalls. Wie bei einer Unterkategorie der Hits ist auch hier zuweilen die Zusammenstellung einzelner Samples zu einem vielschichtigen Gebilde möglich.

Stings

Ein Sting ist nicht so flächig wie ein Pad, aber auch nicht so punktuell wie ein Impact. So gibt es meist eine Klimax sowie ein An- und/oder Abschwellen. Insgesamt ist diese Kategorie ein Sammelsurium aus Hits, Whooshes, Reverses und Sweeps. Wie immer herrscht ausgefeiltes Sounddesign vor, durchgängig in düsterer Horror- und Science-Fiction-Stimmung.


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Hauptseite & Effekte

Bemerkenswert sind zunächst sind der bipolare Regler (Faktor von -100% bis 100%) für die Beeinflussung der Lautstärke durch die Velocity und der Unisono-Regler für fette, breitwandige Sounds. Der ADSR-Hüllkurvengenerator für die Lautstärke ist guter Standard.

Die 23 Hall-Algorithmen (Kammern, Hallen, Plattenhall etc.) mit Reglern für Pre-Delay, Ausklangdauer und Mischverhältnis gefallen mir gut. Delay, Chorus und Distortion runden die Palette der Effekte ab.

Heavyocity Gravity Testbericht

Die Hauptansicht mit den Master-Effekten

Mittig sitzt ein riesiger Regler für die Effektstärke von »Punish« (ein weiterer Sättigungseffekt/Verzerrer) und »Twist« (eine Art Phaser). Ersteren empfinde ich als wenig praxistauglich, da er kaum klanglichen Mehrwert bietet und die Lautstärke sehr stark ansteigt – hier gibt es keinen Regler zur Kompensation der Ausgangslautstärke oder eine Automatik zu diesem Zweck. Der Twist ist hingegen ein sehr atmosphärisch wabernder Effekt, dessen Modulation sich dankenswerter mit dem Host-Tempo synchronisieren lässt (3/2 bis 1/16).

Equalizer & Filter

Ein einfacher Master-EQ mit vier Bändern ist praktisch zum schnellen Formen des allgemeinen Timbres. Zusätzlich stehen bei Patches mit mehreren Samples allerdings separate 3-Band-EQs für jedes Sample zur Verfügung, deren Einstellungen sich leicht per Copy & Paste übertragen lassen.

Heavyocity Gravity Testbericht

Die EQs & Filter

Das resonante Filter (Tief-, Band- und Hochpass plus Format- und Vokalfilter) ist ggf. ebenso für jeden Einzelklang in einem Patch separat regelbar. Mit dedizierter ADSR-Hüllkurve, stufenlos anpassbarer Velocity- und Key-Tracking-Steuerung für das Cutoff sowie einem dediziertem LFO sind sehr starke Modulationsmöglichkeiten gegeben.

Trigger FX & Motion – Effekte zum Jammen & Sequenzierung

Mit den MIDI-Noten F6 bis G#6 lassen sich weitere Effekte live oder beim Jammen mit einem MIDI-Keyboard oder -Pad triggern: Distortion, Lofi, Filter, Panning und Delay. Diese sind mit je zwei Reglern angenehm einfach zu bedienen, doch bei Bedarf können die entsprechenden Parameter auch in einem 32-Step-Sequenzer mit regelbarer Step-Intensität (0 bis 127) und Zufallsgenerator sequenziert werden. Klasse.

Heavyocity Gravity Testbericht

Die Trigger-Effekte

Das versteckt sich hinter »Motion«: Bei einigen zusammengesetzten Pads und Risers kannst Du deren Einzelsamples mit separaten 32-Step-Sequenzern in Lautstärke, Panning und Tonhöhe modulieren. Äußerst mächtig für Arpeggio-artige Sequenzen, das eigenhändige Erstellen von Risers aus anderen Klängen (dank Step-Smoothing-Parameter weich verlaufend) und dergleichen.

Klang der Patches von Heavyocity Gravity

Zusammenfassend betrachtet sind die meisten Patches in Klangqualität, Durchsetzungsfähigkeit und Originalität hervorragend gelungen. Dich erwarten Unmengen von eindringlichen, imposanten Klängen von Sounddesignern, die ihr Handwerk perfekt beherrschen. Ein paar Kleinigkeiten in der Gestaltung der Patches erscheinen mir aber als verbesserungswürdig.

So empfinde ich die Effekte von Heavyocity Gravity hier und da als etwas überbordend. Generell lohnt es sich, stets selbst Hand an die Effekteinstellungen zu legen. Das gilt natürlich für jedes virtuelle Multi-Instrument dieser Gattung, doch hier habe ich mir beim Blättern durch die Patches sehr oft einen etwas behutsameren Umgang mit den ausgezeichneten Grundklängen gewünscht.

Beispielsweise ist in fast allen Patches ein leichter Punish-Effekt (siehe oben) eingestellt, der meist kontraproduktiv ist – bei den bereits im Sample-Material verzerrten Klängen sorgt er nur für einen unsaubereren Sound und bei den sanfteren Pads wirkt er deplatziert. Auch mit dem Hall hätte man etwas sparsamer umgehen können, denn in den Basis-Samples sind oft Hallräume bzw. lange Ausklänge zu hören.

Übersteuerungen

Bei einigen Sounds trat im monophonen Betrieb mit vollem Tastenanschlag bzw. maximaler Velocity eine sehr heftige Übersteuerung auf. Im Extremfall zeigte der betreffende Mixerkanal heftige +3,9 dB. Dabei standen natürlich sämtliche relevanten Lautstärkeregler in Kontakt und meiner DAW auf ±0.

Ich glaube nicht, dass dieses harsche digitale Clipping ein Stilmittel sein soll. So würde ich es sehr begrüßen, wenn der Hersteller noch ein paar Arbeitsstunden in die Qualitätssicherung steckt und ein Update herausbringt.

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Fazit zum Heavyocity Gravity Test

Düster, mit ungeheurer Wucht, komplex und vielschichtig, teils äußerst spannungsgeladen und stellenweise herrlich aggressiv – das sind die bestimmenden Attribute im Sample-Katalog von Heavyocity Gravity. Für moderne Action, Science Fiction und Horror zählt dieses Produkt zweifellos zum Besten vom Besten.

Heavyocity Gravity Testbericht

Der Heavyocity Gravity Testbericht offenbarte die hohe Qualität dieser Library

Dafür verantwortlich zeichnet das hervorragende Sounddesign in fast allen Patches, die mir zu Ohren gekommen sind. Mit viel Liebe fürs Detail sind bereits die »nackten« Samples (bei ausgeschalteten Effekten/Modulationen und ohne Sequenzierung) erste Sahne. Eingedenk der erwähnten Grundstimmungen ist die Vielfalt sehr beachtlich und die Strukturierung des Patch-Katalogs erleichtert das gezielte Aufspüren passender Klänge für dein Projekt.

Ein reiches Aufgebot an guten bis sehr guten und recht weitreichend konfigurierbaren Effekten lässt dir viele Freiheiten abseits der werksseitig vorgegebenen Patch-Einstellungen. Zahlreiche Spielarten in Sachen Reverb, dazu Delay, Chorus, Verzerrung, Sättigung/Kompression und ein Phaser stehen zu Buche. Unisono macht die Klänge noch fetter (nicht, dass das oft nötig wäre). Dazu kommen EQs, Filter und noch eine Ladung Effekte aller Art, die zum Live-Triggern per Tastendruck gedacht sind.

Doch damit nicht genug, denn es gibt noch Sequenzer für diverse Effekte bzw. die Einzelklänge in einem mit mehreren Samples bestückten Patch. Die Modulationen, Sequenzen und Arpeggios, die sich hier erstellen lassen, setzen sich mit an die Spitze im Reigen der Kontakt-Instrumente.

Zu den wenigen Schattenseiten zählt der oft etwas überambitionierte Effekteinsatz in den Patches. In den meisten Fällen konnte ich wesentlich stimmigere Ergebnisse erzielen, wenn ich erst einmal alles deaktiviert und dann ein, zwei Effekte ganz subtil hinzugemischt habe. Zudem übersteuerten manche Patches bei hoher Velocity sehr schnell, obwohl sämtliche Pegelregler in Kontakt und meiner DAW auf ±0 standen und lediglich eine Stimme ertönte.

Dennoch gibt es im Heavyocity Gravity Testbericht sehr gute viereinhalb von fünf Punkten. Alle, die dramatische, spannungsgeladene, ehrfurchteinflößende Kost für Filme, Spiele & Co. suchen, können zugreifen, zumindest für zeitgenössische bis futuristische Settings.

Heavyocity Gravity Features

  • Virtuelles Multi-Instrument für Kontakt
  • Für Sounddesign, Filmmusik und mehr
  • 1.500 Kontakt-Patches aus 2.220 Samples
  • 1.200 zusätzliche Snapshots von Kontakt-Instrumenten
Hersteller: Heavyocity
Produkt:

Heavyocity Gravity Test

Lesermeinungen (4)

zu 'Heavyocity Gravity Testbericht: Multiinstrument für Filmmusik & mehr'

  • Tim Heinrich   02. Jul 2015   21:25 UhrAntworten

    Der Gravity Testbericht ist kein Testbericht. Das Anspielen von ein paar Sounds reicht nicht. Ich selber teste es gerade und der Bericht wird dem Produkt nicht gerecht. Es gibt den Punish und Twist-Regler. Hit-Designer, Effekte wie Reverb, Chorus, Distortion, Trigger-FX, Motion, ADSR-Hüllkurve, Filter (Lowpass, Vowel...), EQ, Pads (die bestehen aus 3 Pads), Pads modulieren, Advanced Sequencer bei Trigger FX, Längen der Hits...

    • Felix Baarß (delamar)   03. Jul 2015   09:12 UhrAntworten

      Hallo, Herr Heinrich, danke für den Kommentar.

      Ich bin nicht der Auffassung, dass eine komplette Beschreibung aller Funktionen Stoff für einen Testbericht ist. Es handelt sich nicht um ein Handbuch. Es geht darum, die Funktionalität in ihrer Gesamtheit, die Qualität der Effekte insgesamt (und teils im Speziellen, wie es im Test geschehen ist), den Workflow und den Sound einzuschätzen sowie von allen Klangkategorien Audiodemos zu erstellen. Das ist hier erfolgt.

      Gruß,
      Felix Baarß

  • Tim Heinrich   02. Jul 2015   21:26 UhrAntworten

    Weiterhin fehlen mir Bilder und evtl. Filme

    • Felix Baarß (delamar)   03. Jul 2015   09:08 UhrAntworten

      Hallo nochmal, Herr Heinrich. Bilder sind zur Genüge enthalten, zumindest auf Seite 2 (auf Seite 1 sind keine Screenshots, da diese in den Kapiteln zu den Klangkategorien nicht zielführend sind). Ein Video ist eingebunden. Selbst erstellte Filme wären wohl ein Bonus, doch ich halte sie bei einem solchen Produkt nicht wirklich für essentiell, zudem standen uns dafür nicht die nötigen Ressourcen zur Verfügung.

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