Gibson Les Paul LPM HC 2015 Testbericht
Tradition zum Einsteigerpreis

Gibson Les Paul LPM HC 2015 Testbericht

Im Gibson Les Paul LPM HC 2015 Testbericht prüfen wir das kirschrote Modell (»Heritage Cherry«) auf Herz und Nieren - lausche den Klangbeispielen unten ...

Was ist es?

Bei dieser E-Gitarre handelt es sich um eine günstige Variante des Klassikers aus den USA. Die Gibson Les Paul LPM 2015 hat einen Mahagoni-Korpus mit einer Ahorndecke sowie einem Hals aus Ahorn. Das Palisandergriffbrett bietet 22 Bünde auf einer Mensur von 628 Millimetern.

Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen gehören eine vernickelte Tune-O-Matic Brücke, zwei ´61 Zebra Humbucker, ein automatisches Stimmsystem sowie ein Koffer. Weitere Details entnimmst Du unserem Infokasten.

Die Les Paul ist derzeit für einen Straßenpreis von 849,00 Euro im Fachhandel erhältlich. Neben dem hier getesteten Modell in Heritage Cherry (HC), stehen auch Modelle in Translucent Ebony (TE) und Vintage Sunburst (VC) zum Verkauf.


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Gibson Les Paul LPM HC 2015 Testbericht

Made in USA

Aus was besteht eine klassische Les Paul? Zwei Humbucker, Mahagoni Body mit gewölbter Ahorndecke und ein Griffbrett aus Palisander, welches von einem eingeleimten Hals aus Mahagoni getragen wird.

Die LPM 2015 hat hingegen einen Hals aus Ahorn. Traditionalisten, die jetzt die Nase rümpfen, möchte ich von daher gleich an das Schwestermodell Les Paul Studio 2015 verweisen, welches in vergleichbarer Preisklasse und ähnlichen Specs der Tradition eines verbauten Mahagonihalses folgt.

Ansonsten folgt die LPM 2015 der Tradition, die Gibson mit der Studio-Serie Ende der 80er begann: Viel Gibson Les Paul zum schlanken Preis. Dabei galt immer die Leitlinie: Kein Kompromiss in Ton und Qualität, an der Optik darf eingespart werden. Keine kostenfressenden Bindings, einfache Maserung der Ahorndecke war und ist auch bei der LPM2015 angesagt.

Im Übrigen wurde diese Gitarre in den Staaten gebaut.

Hals!

Nein, die Überschrift deutet in keiner Weise auf die Stimmung des Testers, sondern läutet die detaillierte Beschreibung des vorhandenen Ruders, alias Gitarrenhalses, ein: Dieser ist einteilig und aus Ahorn. Das soll den manchmal etwas zu dunklen Sound von Les Pauls schlanker, aber dafür mit schnellerem Attack, also etwas knalliger in der Ansprache, gestalten.

Das Palisandergriffbrett trägt Einlagen aus echtem Perlmutt – eine echte Aufwertung, nutzte Gibson doch in der Vergangenheit gerade bei günstigeren Modellen gerne „Perloid“, also Einlagen aus Kunststoff. Ebenfalls auf dem Griffbrett zu finden: 22 Bünde bei einer Mensur von 628 Millimetern.

Dabei wurde hier vorbildlich gearbeitet: Die Einlagen sind extrem passgenau eingelassen, Füller an den Rändern sind kaum bis gar nicht auszumachen. Ich bin positiv überrascht.

Stil ist eine Frage des Profils

Nimmt man diese Gitarre in die Hand, hat man was in der Hand. Der Hals ist fett! Keine schlanke Rennstrecke, sondern ein handfüllendes C-Profil komplettiert das sichtbar dicke 12 Zoll Griffbrett mit relativ flachen Bünden, die ich eher der Kategorie „Vintage“ zuordne.

Gibson Les Paul LPM HC 2015 Testbericht

Ebenso wurde bei den 2015er Modellen auch die Griffbrettbreite leicht erhöht, was Hammer-Ons und Pull-Offs begünstigen soll, ohne dabei das klassische String-Spacing zu verändern. Ich habe recht kleine Hände und ich spüre schon beim ersten Zupacken, dass hier viel Schwingmasse angesagt ist.

Trotzdem wird es nicht unhandlich, fühlt sich gut an, der Handballen wird ausgefüllt, was stützend wirkt. Der Hals schreit förmlich nach Blues und Rock, superschnelles Scalen und Shreddern ist hier nicht angesagt.

Innovation beginnt im Kopf

Oder besser an der Kopfplatte, dessen Übergang vom Griffbrett ein höhenverstellbarer Messingsattel mit „integriertem“ Nullbund ziert. Der goldene Farbton des Materials fällt einem sofort ins Auge, die Abkehr klassischer Sättel und Materialien birgt aber Vorteile.

Das harte Material und der Nullbund versprechen Intonations- und Stimmstabilität, die Saitenlage kann nun nicht nur vom Body her über die Tune-O-Matic Bridge bestimmt werden, sondern auch vom Kopf her.

Gerade wer mit verschiedenen Saitenstärken experimentiert, wird das Feature der Höhenverstellbarkeit zu schätzen lernen.

Kopfplatte

Ein schlicht in Goldfarbe gehaltener Gibson-Schriftzug ziert die Kopfplatte im typischen „Open Book“ Design. Dazu gesellt sich die goldene „Les Paul 100“ Unterschrift – eine Hommage an den Erfinder Les(ter) Paul, der im Jahr 2015 stolze 100 Jahre alt geworden wäre.

Die Modellbezeichnung LPM ziert das Truss-Rod-Cover in standesgemäßer Glockenform. Auf der Rückseite finden wir zwischen eingravierten Seriennummer und dem Hologramm mit Les-Paul-Konterfei (das unter der Lackierung von der Echtheit überzeugen soll) finden wir die wohl offensichtlichste Innovation, die Gibson seiner Einsteigergitarre spendiert hat.

Das Gibson G FORCE Tuning System

Dahinter verbergen sich akkubetriebene motorgesteuerte Mechaniken, die auf Knopfdruck selbstständig die Saiten stimmen. Ich will an dieser Stelle nicht zu viele Worte über das vom Hersteller Tronical lizenzierte Stimmsystem verlieren, denn hierzu gibt es schon einen gesonderten Testbericht auf delamar, der das System umfassend beleuchtet.

Nur so viel an dieser Stelle: Der Purist mag das dem System geschuldete Design kritisieren, wirkt dies doch etwas klobig. Aber: Das wirkt sich mitnichten in merkbarer Kopfplattenlastigkeit aus. Sehr gut.

Dafür kann man auf Knopfdruck alle sechs Saiten gleichzeitig und superschnell stimmen, diverse Stimmungen (auch eigene) einprogrammieren und abfragen. Zudem fördert die Locking-Funktionalität die Stimmstabilität.

Die anfänglichen Bedenken meines erzkonservativen Gitarristenherzens waren schnell vergessen, ob der komfortablen, schnellen und vielseitigen Stimmungsvorlagen. Mal eben schnell nachstimmen oder auf Drop D umstimmen? Eine Frage von wenigen Sekunden. Der Verwöhnfaktor wirkt bestechend.

Korpus der Gibson Les Paul LPM HC 2015

Der Korpus aus Mahagoni stellt sich bei genauerer Betrachtung als dreiteilig heraus. Dass bei dem Preis kein einteiliges Stück Mahagoni verbaut wurde, verwundert nicht – aber zumindest einen zweiteiligen Body hatte ich insgeheim erhofft. Nun denn, das muss dem Klang nicht zwingend abträglich sein und die Troika ist auch erst bei genauerem Suchen auffindbar.

Gibson Les Paul LPM HC 2015 Testbericht

Trotzdem scheint mir dies doch ein erster Hinweis, wie Gibson einen Preispunkt für unter 1.000 Euro bei vorhandener Ausstattung realisieren kann. Die Gitarre wird schließlich im Hochlohnland USA hergestellt und nicht in Fernost.

Die zweiteilige, standesgemäß gewölbte Ahorndecke weist eine schlichte Maserung auf, die durch die transparente Lackierung schimmert. Klar, dass hier nicht in teure AAA+ Decken investiert werden kann. Ich ziehe die schlichte Maserung auch jeder Laminierung mit ausgeprägter Maserung vor. Gibson bietet hier ein schlichtes, dafür ehrliches Finish.

Das seit Jahren praktizierte „Weight Relief“, also die Gewichtsreduktion durch Lochbohrungen im Korpus, findet sich auch im LPM-Modell wieder. Neun Löcher, die Gewichtsreduktion versprechen – aber nicht auf Kosten des Sustains, so Gibson. Wir werden hören …


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Hardware

Tune-O-Matic Bridge samt Tailpiece sind aus Zamak, einer Legierung für den Zinkdruckguss. Die Oberfläche ist mit satiniertem Nickel veredelt. Der 3-Wege-Schalter zur Anwahl der Pickups bietet definierte Schaltwiderstände, die Gurtpins sind aus Aluminium ohne Locking Funktionalität.

„Grip Speed“ tauft Gibson die Einkerbungen an den Kanten der vier Tone- und Volumenregler. Allerdings sind die Potis so schwergängig, dass dieses Feature kaum unterstützt, wollte man während des Spielens schnell mit dem kleinen Finger der rechten Hand eine Poti-Einstellung nachjustieren. Dafür fühlen sich die Einkerbungen sehr scharfkantig an. Auf diese „Innovation“ hätte ich lieber verzichtet.

Die Kunststoff-Elektronikfächer auf der Rückseite des Korpus haben eine strukturierte Oberfläche, die ein wenig an strukturiertes Tolex erinnert. Kann man machen.

Tonabnehmer & Elektronik

Kommen wir zum Eingemachten: Gibson setzt bei der LPM 2015 auf seine ‘61 im Zebra-Look ohne Kappe. Diese Derivate (mit 7,74k Ohm) der Burstbucker-Familie haben leicht unterschiedliche Wicklungen pro Magnet. Das soll die unterschiedliche Schwingungsamplitude der Saite über den einzelnen Magneten ausgleichen und dabei im Klang etwas mehr Höhenbetonung bzw. Transparenz bringen.

Im Elektronikfach finden wir eine Platine vor, welche nicht nur die vier Potis für Volumen und Tone beherbergt, sondern auch die Steckerenden der Tonabnehmerverkabelung. Sieht sauber aus, sollten aber mal Wartungsarbeiten oder gewünschte Modifikationen anfallen, wird der Gitarrentechniker wohl weniger glücklich ins Elektronikfach schauen, als der Liebhaber aufgeräumter und sauber verlöteter Platinen.

Verarbeitung

In den letzten Jahren hörte man ja verstärkt Kritik, was die Verarbeitungsqualität bei Gibson anging. Auch ich selbst hatte schon einige Exemplare in der Hand, die (insbesondere mit Blick auf noch weit höhere Preisschilder als dem hier vorliegenden) einem zumindest zu denken gaben. Offensichtlich scheint man sich bei Gibson aber der Kritik gestellt zu haben.

Der Testkandidat lässt in dieser Disziplin kaum Anlass zur Kritik. Die Lackierung ist sauber und dünn aufgetragen, Lacknasen sind auch an den kritischen Punkten wie dem Halsübergang zum Korpus nicht auszumachen.

Die exzellent eingelassenen Inlays auf dem Griffbrett hatte ich ja schon betont. Ein schlecht gekerbter Sattel schließt die Messingkonstruktion ebenso aus. Vor allem die Tune-O-Matic Brücke und das Tailpiece erscheinen überdurchschnittlich wertig.

Also alles perfekt? Nein, leider nicht ganz. Die Bünde könnten noch etwas sauberer abgerundet sein, beim Gleiten mit dem Finger über den Hals spürt man doch hier und da Scharfkantiges. Nicht unbedingt nachbesserungszwingend, aber noch nicht perfekt.

Was allerdings doch ästhetisch stört, ist die Tatsache, dass drei der vier Potiregler eiern beim Drehen. Auch wenn wir hier vom Einstiegssegment des Herstellers reden: Bei knapp 1.000 Euro ist das schwer nachzusehen.

Klang der Gibson Les Paul LPM HC 2015

Jetzt aber zum Allerwichtigsten: Auf der Kopfplatte steht Gibson, die Form einer Les Paul hat sie, aber klingt sie auch wie eine? Und wie wirkt sich der für eine Les Paul so untypische Ahornhals soundmäßig aus?

Schon trocken angespielt macht sich der Ahornhals bemerkbar: Schnelle Ansprache, höhenbetonter, klarer Sound.

Auch resoniert die E-Gitarre etwas lauter, als ich es von Les Pauls generell gewohnt bin. Ich führe das mal auf die „Weight-Relief“-Bohrungen zurück. Etwas mehr Wärme, mehr Erdigeres wäre noch schön gewesen. Aber: Spätestens mit Blick aufs Preisschild absolut im grünen Bereich.

Ich zücke das Kabel und bin sehr gespannt, wie die LPM verstärkt tönt.

Passend dazu: Tutorial Gitarren Recording»

Elekrifizierter Klang

Angeschlossen am Amp mit britischem Charakter macht die LPM 2015 eines sofort klar: Sie ist Les Paul durch und durch, trotz des Halses aus Ahorn. Dieser, gepaart mit den nuanciert heller klingenden 61er Zebra-Pickups gibt der Gitarre eine leicht andere Note: Fett und druckvoll perlt es aus den Speakern, ganz wie man es von einer Les Paul erwartet.

Dabei wirkt sie sehr frisch, transparent, die Saitentrennung ist stets klar. Spritzig, knackig frisch mit schneller Ansprache. Der Druck im Bassfundament ist da, wennauch nicht ganz so ausgeprägt, wie ich es von klassisch mit Mahagoni bestückten Hälsen her kenne.

Das ist kein Anlass zur Kritik, denn Druck, Bumms und Wärme sind ausgeprägt hörbar. Sie läuft nie in Gefahr, undifferenziert zu matschen, wie ich es bei anderen Modellen dieses Bautyps schon häufiger erlebt habe – in vergleichbarer Preisklasse.

Sustain

Das Sustain könnte auch noch einen Tacken ausgeprägter sein, aber einen Tod muss man immer sterben: Entweder mehr Attack und schnelle Ansprache – oder längere Ausschwingphasen. Und die LPM mit ihrem Ahornhals brilliert vor allem in den erstgenannten Kategorien. Gepaart mit ihrem etwas brillanteren Grundsound läuft man mit ihr nie in Gefahr im Mix unterzugehen.

Mir gefällt der Charakter ziemlich gut: Das typische LP-Gen ist klanglich klar vorhanden und immer präsent, der Druck im Bassbereich schiebt Power Riffs ohne Matsch nach vorne und die Mitten und Höhen sind etwas transparenter, knackiger. Kommt gut.

Der Ahornhals mag sicher nicht stilecht sein, aber mitnichten ein Kompromiss. Nein, er hilft eine Klangvariation zu realisieren, die den Bassbereich leicht ausdünnt, zugunsten transparenter und durchsetzungsfähiger Mitten und Höhen, die immer ortbar bleiben ohne am originären Soundcharakter zu verlieren.

Kurzum: Klar, differenziert, schnell, druckvoll, drahtig-knackig. Wer ein LP-Modell in dieser Preisklasse sucht, der sollte die LPM 2015 unbedingt antesten, denn sie fördert klangliche Qualitäten zu Tage, die wünschenswert sind.

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Fazit zum Gibson Les Paul LPM HC 2015 Test

Der Hersteller bietet mit der Gibson Les Paul LPM 2015 viel Ausstattung zum angemessenen Preis. Rechnete man das motorisierte G FORCE Auto-Tuning System heraus und kalkulierte einen Abschlag für einen etwas minderwertigen Koffer, käme man schnell in eine Preisregion der höherwertigen Epiphone-Modelle aus Fernost desselben Mutterkonzerns.

Gibson Les Paul LPM HC 2015 Testbericht

Das Urteil im Les Paul LPM HC 2015 Testbericht

Eine echte Gibson, noch dazu aus den USA zum Kurs für eine Epiphone? So gegengerechnet irgendwie fast schon. Andererseits: Wer noch ein wenig mehr Euronen in die Hand zu nehmen bereit ist, auf das Auto-Tuning System und den Koffer verzichten kann, der findet abseits der Marke Gibson interessante Alternativen. Diese stammen vornehmlich aus Japan, die Edleres in Sachen Holzauswahl versprechen und auch bei der Verarbeitung noch einen Tacken draufsetzen. So etwas gibt es natürlich auch bei Gibson – aber dann reden wir von völlig anderen Preiskategorien.

Kurzum: Wer die hier gebotenen Specs – kräftiges, rundes Halsprofil, G FORCE Tuning System, höhenverstellbarer, wartungsfreier Sattel und vor allem den frischen, knackigen Sound sucht, der bekommt mit diesem Modell ein schlicht gehaltenes, aber funktional stabiles und wertiges Arbeitspferd. Und das wird nicht Gibson-Jünger überzeugen.

Auch erwähnenswert ist der stabile Hartschalenkoffer, welcher der Gitarre auf Dauer ein sicheres Heim bereithält. Die eiernden Potis und die nicht ganz perfekt abgerichteten Bundkanten trüben das Bild leider etwas.

Bei der Bewertung komme ich am Ende auf gute vier von fünf möglichen Punkten im Gibson Les Paul LPM 2015 Testbericht für ein stimmiges Konzept, reichhaltige Ausstattung und frischen Sound. Gibson kann gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Gibson Les Paul LPM HC 2015 Features

  • Korpus aus Mahagoni
  • Decke aus Ahorn
  • Rounded Hals aus Ahorn
  • Griffbrett aus Palisander
  • Trapez-Einlagen
  • 22 Bünde
  • Sattelbreite: 46 mm
  • Mensur: 628 mm
  • Toggle Switch
  • 2 Volume- und 2 Tonregler
  • Tune-o-Matic Brücke
  • 2x 61`Zebra Humbucker
  • G FORCE Tuning System
  • Koffer inklusive
  • Kräftiges Halsprofil
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Gibson Les Paul LPM HC 2015 Test

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