Genelec 8320AWM-Pack Testbericht
Lautsprecher, Messmikrofon & Co.

Genelec 8320AWM-Pack Testbericht

Gruppenbild für den Genelec 8320AWM-Pack Testbericht - bitte recht freundlich für unseren Check auf Herz und Nieren! Alles zu Klang, Kalibrierung & Co. hier und jetzt ...

Was ist es?

Das Genelec 8320AWM-Pack ist ein Set aus zwei aktiven Studiomonitoren und diversem Zubehör. Es ist für den Einsatz in Tonstudios, Post Production, Radio- und Fernsehstationen und Ü-Wägen konzipiert.

Die Technologie »Smart Active Monitor™«, kurz »SAM«, stellt den größten Kaufgrund für dieses spezielle Bundle dar. Stelle die Boxen auf und nutze das Messmikrofon zur Ermittlung der Akustik an der gewünschten Hörposition. Diese Informationen werden an die hauseigene Software GLM (kostenlos für Windows) übertragen. Mit ihr erstellst Du ein Profil zum Ausgleich raumakustischer Ungereimtheiten – die im Zuge dessen erzeugten Steuersignale werden an die internen Filter der Lautsprecher gesendet, um letztendlich für einen möglichst neutralen Frequenzgang zu sorgen.

Für beliebig viele Abhörpositionen lassen sich Profile erstellen, zwischen denen Du schnell umschalten kannst – etwa, wenn schnell vom Stuhl an Mischpult & Co. zum Studiosofa umgeschaltet werden soll, ohne dass die Lautsprecher gedreht oder gar umpositioniert werden müssen.

Dieses Paket umfasst auch einen großen Lautstärkeregler (wie bei einem Monitor-Controller) für den Schreib- oder Studiotisch.


Passend dazu


Die Tief-/Mitteltöner der enthaltenen aktiven Lautsprecher Genelec 8320 durchmessen 4 Zoll (10,5 cm). Bei den Angaben zum Frequenzgang (Toleranz: -6 dB) werden für das untere Ende 55 Hertz dokumentiert – so bietet sich etwa der eigens für die SAM-Serie neuentwickelte Subwoofer vom Typ Genelec 7350A an. Er lässt sich ebenso in die oben geschilderte Akustikmessung und Profilerstellung einbeziehen.

Das Genelec 8320AWM-Pack ist zum Straßenpreis von 1.369,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich; die Variante mit schwarzem Gehäuse (das Genelec 8320APM-Pack) kostet 80 Euro weniger.


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Genelec 8320AWM-Pack Testbericht

Die Lautsprecher

Unsere Prüflinge sind eine Nummer größer als die winzigen Genelec 8010A, aber immer noch so klein, dass sie wirklich überall Platz finden dürften. Das Gewicht ist nicht unerheblich für eine so kompakte Box, auch weil das Chassis aus druckgegossenem Aluminium gefertigt wird. Wie immer findest Du die exakten Zahlen für Maße und Gewicht im Infokasten oben rechts.

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Das technisch identische, aber anthrazitfarbene Schwestermodell aus dem APM-Pack

Die Verarbeitung ist sehr gut, wobei insbesondere die Gitter vor dem Hoch- und dem Tief-/Mitteltöner positiv hervorstechen. Solch schützende Elemente finden sich in dieser Größenklasse sehr selten. Die XLR-Buchse ist gut mit dem Gehäuse verschraubt und – auch das ist in so kompakten Gefilden unüblich – verriegelbar.

Dank der vertikalen Orientierung des XLR-Eingangs steckt das Kabel bei einer Abwärtsführung »entspannter« darin als bei einem horizontal ausgerichteten Input. Das wird allerdings dadurch eingeschränkt, dass die Buchse nur wenige Zentimeter über der Unterseite liegt – die Folge ist, dass das Kabel einer Aufstellung auf Tischen und anderen ebenen Oberflächen in einem recht engen Radius einknickt. Anflüge von Sorge um meinen Klangleiter tauchten auf, aber wirklich dramatisch ist das letztlich nicht.

Die für Genelec charakteristisch sanfte Kantenführung und das »rundgelutschte« Gehäuse sorgt für eine verringerte Brechung des austretenden Schalls. Weniger Reflexionen bedeuten mehr Direktschall beim Abhören, nachvollziehbarerweise ein sehr wichtiger Faktor.

Ausstattung der Lautsprecher

Audiosignale kannst Du allein via XLR einspeisen. Das ist und bleibt wohl noch lange der Standard in Studios, Regieräumen und Übertragungswägen. Überdies wäre es neben den zwei RJ45-Buchsen für die SAM-Technologie (siehe unten) unmöglich gewesen, an dieser kleinen Box weitere Inputs unterzubringen.

Wie schon bei einigen anderen Modellen des Herstellers ist an der Unterseite ein Iso-Pod montiert – eine vierfüßige Vorrichtung aus Gummi, die sich auf einen Drahtbügel schieben lässt und eine dezente Winkelung nach oben ermöglicht. Er sorgt auch für eine geringfügige akustische Entkopplung von der Aufstellfläche.

Dem modernen Standard gemäß kannst Du eine Standby-Funktion aktivieren, dank der sich der Lautsprecher nach einer gewissen Leerlaufzeit automatisch abschaltet – anders als etwa bei der fest eingestellten einen Stunde des erwähnten 8010A kannst Du hier in der Software Werte zwischen zehn Minuten und vier Stunden wählen. Wie üblich wird die Box wieder »aufgeweckt«, sobald ein anliegendes Audiosignal registriert wird. Dann erstrahlt auch wieder die grüne LED an der Vorderseite rechts unten, um den aktiven Betrieb anzuzeigen.

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Aufbau und Einmessung mit GLM

Die Verkabelung ist sehr schnell erledigt und intuitiv erfassbar, obwohl naturgemäß aufwendiger als bei gewöhnlichen Lautsprechersetups. Die Basisstation – etwa so groß wie ein Stück Butter – umfasst eine Buchse für das Messmikrofon, zudem stellt sie die Verbindung zwischen Computer (via USB) und Lautsprechern (via RJ45-Kabel) her. Ein weiteres RJ45-Kabel dient zur Verbindung der linken mit der rechten Box.

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Der Lautstärkeregler

Bei der Gelegenheit schließe ich natürlich auch den Lautstärkeregler an die Basisstation an. Er ist angenehm schwer und steht schon daher sicher auf meinem Schreibtisch, wobei die drei gummibewehrten Füße für zusätzliche Rutschfestigkeit sorgen. Beim Drehen setzt er einen angenehmen Widerstand entgegen.

Die Software GLM konnte ich gänzlich ohne einen Blick ins Handbuch bedienen, erste Profile waren schnell erstellt. Das ausführliche PDF-Manual (in gedruckter Form findet sich »nur« eine gut verständliche Schnellstartanleitung) informiert darüber hinaus über alle Feinheiten des Programms. Dabei werden Schaubilder nebst Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Anschluss diverser Setups aus Lautsprechern, Subs und Mischpulten aufgezeigt – alle denkbaren Szenarien in Studio- und Regieräumlichkeiten werden abgedeckt.

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Erste Schritte mit der Software im Genelec 8320AWM-Pack Testbericht

Zur separaten Einmessung beider Lautsprecher in unserem Setup wird jeweils ein lauter Sweep durch alle Frequenzen abgespielt und vom Mikrofon abgenommen. Daraus werden automatisch Anpassungen in den folgenden drei Aspekten erstellt:

  • Laufzeit
  • Lautstärke
  • Frequenzgang

Die Laufzeitanpassung wird in einer Auflösung von Hundertstel-Millisekunden realisiert. So werden auch kleinste Differenzen in den Abständen der beiden Lautsprecher zur Hörposition ausgeglichen. Auch Lautstärkedifferenzen entstehen durch unterschiedliche Abstände der Boxen zum Hörer. Hier wird in 0,1-dB-Schritten justiert, abermals ist die Auflösung also hoch genug. Für den Frequenzgang stehen bis zu 16 vollparametrische und 4 Shelving-Filter zur Verfügung, die die teils drastischen Einflüsse von Raummoden neutralisieren sollen.


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Messergebnisse und Einstellungen

Die Abnahme der Sweeps ist in einer Handvoll Sekunden erledigt, dann folgt eine unwesentlich längere Phase der automatischen Kalibrierung, basierend auf den Ergebnissen der Einmessung. Der ganze Prozess dauert vielleicht dreißig Sekunden. Am Ende steht für jeden Lautsprecher ein Profil zu Buche, das zum Beispiel wie jenes auf dem Bild unten rechts aussieht (Klick drauf, um es zu vergrößern):

Genelec 8320AWM-Pack Testbericht

Wie Du siehst, kannst Du nachträglich alle drei der erwähnten Aspekte manuell justieren, bei den Filtern bedeutet das den Zugriff auf alle Parameter (Grenz-/Zentralfrequenzen, Flankensteilheiten und Absenkungen/Anhebungen).

Der gemessene Frequenzgang an unserer akustisch problematischen Testposition wird durch die rote Kurve gekennzeichnet – insbesondere der Output der rechten Box wird vor allem zwischen 100 und 300 Hertz extrem verstärkt, was auch auf die unmittelbare Nähe zur Zimmerwand zurückzuführen ist.

Die blaue Kurve stellt die automatisch vorgenommenen Filtereingriffe dar. Wenig überraschend hat GLM hier unter anderem eine starke Absenkung im erwähnten Bassbereich bewirkt.

Genelec 8320AWM-Pack Testbericht

Das prognostizierte Ergebnis stellt letztendlich die grüne Kurve dar – das sieht doch gleich viel freundlicher aus, aber wie klingt das Ganze? Lies weiter.

Kalibrierter Klang im Genelec 8320AWM-Pack Testbericht

Nach der Korrektur im Frequenzgang war es, als lüftete sich ein Schleier. Die grollenden, wummernden, Klangbrei anrührenden Bässe gehörten der Vergangenheit an. Andererseits hatte ich das Gefühl, dass der »Bauch« bei einigen Stücken ein wenig zu schlank geraten war.

Doch 1.) unter Zuhilfenahme eines Subwoofers und 2.) beim Gegenchecken mit unserer primären Abhöre (KS Digital D80) stellte sich das als unbegründet heraus. Der Vergleich mit den erwähnten, sehr neutralen Monitoren zeigte generell, dass die automatisierte Korrektur einen weitgehend ausgewogenen Frequenzgang bewirkte.

In den weiteren Disziplinen offenbarte sich zunächst ein sehr niedriges Eigenrauschen. Weiterhin ein tolles Raumbild mit klar separierten Einzelklängen, ausreichend breiter Stereobühne und ausgeprägter Phantommitte. Die Impulstreue ist verhältnismäßig hoch und punktet mit fein konturierten, schnell abklingenden Sounds. Auch die Lautstärkeschwelle, über der die Verzerrungen spürbar werden, liegt ziemlich weit oben für einen so kleinen, moderat verstärkten Lautsprecher. Kurzum: Alles fein, nur der Genelec-typisch »crispe« Sound ist gewöhnungsbedürftig mit seinen »glitzernden« Höhen.

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Die Klangprofile können übrigens gänzlich unabhängig von der Basisstation und der Software genutzt ihr Werk verrichten – übertrage ein Profil via Menübefehl mit zwei Klicks auf den internen Speicher der Lautsprecher und schon erklingen diese permanent mit den entsprechenden Filtereinstellungen. Mit dem Menübefehl direkt darunter kannst Du jederzeit die interne Standardkonfiguration der Boxen wiederherstellen.

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Fazit zum Genelec 8320AWM-Pack Test

Das System zur Einmessung und Klangkorrektur der Lautsprecher im Genelec 8320AWM-Pack funktioniert bestens. Sehr schnell werden separate Klangprofile der Boxen in deiner Abhörumgebung erstellt und via Ethernet-Kabel auf die Lautsprecher übertragen. Die Ergebnisse sind tadellos – ein weitgehend neutraler Frequenzgang in fast jeder denkbaren Abhörumgebung ist die Folge. Natürlich werden auch Laufzeit- und Lautstärkedifferenzen ausgeglichen. Diese Profile lassen sich einfach erstellen, in ihren Parametern nachträglich von Hand justieren, vervielfältigen, in Tabs nebeneinander aufreihen, speichern, laden etc. Das gut geschriebene PDF-Handbuch habe ich kaum einmal benötigt.

Genelec 8320AWM-Pack Testbericht

Das Genelec 8320AWM-Pack Testbericht ist sehr empfehlenswert

Die 8320er-Lautsprecher tönen in gewohnt hoher Qualität – mit niedrigem Eigenrauschen, hoher Impulstreue, tollem Raumabbild und mehr. Der typisch »crispe« Genelec-Sound ist auch hier zu finden – den kann, muss man aber nicht mögen, da ganz unabhängig von dieser klanglichen Eigenheit erstklassige Abmischungen ermöglicht werden.

Ebenfalls zu loben sind das Aluminiumchassis, die verriegelbare XLR-Buchse und nicht zuletzt die schützenden Gitter vor beiden Tönern. Dazu kommen die Iso-Pods, die akustisch leicht entkoppeln und eine leicht gewinkelte Aufstellung ermöglichen. In der Peripherie erfreue ich mich am knuffigen Lautstärkeregler für den Studiotisch – praktisch für alle, die noch keinen Monitor-Controller haben.

Ein Aspekt könnte besser gelöst sein, und zwar bei einer Aufstellung auf Tischen oder anderen Oberflächen (im Gegensatz zur Befestigung auf Boxenstativen): Viele XLR-Kabel werden hier leicht einknicken, da die vertikale Buchse recht niedrig liegt und somit schon nach wenigen Zentimeter die Tischplatte oder dergleichen erreicht ist.

Alles in allem beschließe ich meinen Genelec 8320AWM-Pack Testbericht aber mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten – neben den sehr feinen Kompaktlautsprechern wird ein einfach bedienbares System mit tadellosen, schnell erzielten Resultaten für jegliche Raumakustik geboten. Es fällt schwer, wieder darauf zu verzichten.

Genelec 8320AWM-Pack Features

  • Aktive Studiomonitore für das Nahfeld
  • Tief-/Mitteltöner: 4″ (105 mm)
  • Hochtöner: ¾″ (19 mm)
  • Leistung (Peak): 50 W (LF) + 50 W (HF)
  • Max. Schalldruck: 100 dB (pro Paar)
  • Übertragungsbereich: 55 – 23.000 Hz (-6 dB) / 66 – 20.000 Hz (±1,5 dB)
  • Eingang: XLR (3-polig, female)
  • 2 RJ45-Buchsen für das SAM
  • Iso-Pod zur akustischen Entkopplung
  • An-/Abschaltautomatik (einstellbar)
  • Netzschalter
  • Messmikrofon mit Gewinde für Mikrofonstative
  • Basisstation zum Anschluss von Messmikro, Lautstärkeregler und Box
  • Lautstärke-Drehregler für den Desktop
  • Maße: 242 x 151 x 142 mm (mit Iso-Pod)
  • Gewicht: 3,2 kg
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Genelec 8320AWM-Pack Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Genelec 8320AWM-Pack Testbericht: Lautsprecher, Messmikrofon & Co.'

  • Olivier   09. Mai 2015   10:07 UhrAntworten

    Interessantes System. Ich bin seit einiger Zeit am Liebäugeln mit Adam A7x Monitoren. Da ich aber kein gute Lokalität habe und zu Hause in meinem Schlafzimmer Musik mache, dachte ich mir zu den Monitoren das Advanced-Room-correction System 2 von IK-Multimedia zu kaufen. Ich will hier jetzt keine Diskussionen auslösen, was sinnvoll ist und was nicht bezüglich Räumlichkeiten/Setup.

    Mich interessiert lediglich ob das ARC von IK-Multimedia ähnlich wie das SAM von Genelec funktioniert, also ob es auch Laufzeit, Lautstärke und Frequenzgang beachtet und korrigiert. Weiss hier jemand mehr dazu?

    Das SAM von Gelenelec scheint eine tolle alternative zu sein und würd preislich etwa gleich sein wie Adam A7x plus ARC 2 von IK-Multimedia. Natürlich ist das ganze Genelec System auch perfekt aufeinander abgestimmt.

    Der Dorn im Auge liegt eigentlich daran dass mir die Adam Monitore vom Sound her besser gefallen als die Genelec und zudem einen tieferen Frequenzgang haben.

    Interessant wäre sicherlich das ARC-2 vs. SAM.

    Liebe Grüsse
    Olivier

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