Fame Pro Series VT-67 Testbericht
Röhrensound zum guten Preis

Fame Pro Series VT-67 Testbericht

Im Fame Pro Series VT-67 Testbericht kommt der Sound dieses vergleichsweise günstigen und mit ein paar hochwertigen Komponenten verfeinerten Röhrenmikrofons unter die Lupe

Was ist es?

Das Fame Pro Series VT-67 ist ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit Röhrentechnik – kurz: ein Röhrenmikrofon. Zur Verstärkung des Signals wird eine Vakuumröhre direkt in das Mikrofon integriert. Diese sorgt für eine Anreicherung von Obertönen (geradzahlige Harmonische) und damit für eine subtile Klangfärbung, die gerne als »warm« bezeichnet wird.

Das mitgelieferte Netzteil ermöglicht es, mehrere Richtcharakteristiken einzustellen. Von der Kugel (omnidirektional) über die Niere bis hin zur Acht (bidirektional) geht es in insgesamt neun Schritten. Ein Hochpassfilter und ein Vorabschwächer (Pad) lassen sich über kleine Schalter am Mikrofon aktivieren.

Das Studio-Mikrofon ist für 399,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) erhältlich – exklusiv beim deutschen Musikalienhändler MUSIC STORE.


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Fame Pro Series VT-67 Testbericht

Erster Eindruck und Verarbeitung

Der einfache, aber zweckdienliche und gut gepolsterte Koffer enthält den gesamten Lieferumfang.

Fame Pro Series VT-67 Testbericht - Netzteil, Spinne und die nötigen Kabel liegen bei

Neben dem Fame Pro Series VT-67 liegen das Netzteil, die Spinne und die nötigen Kabel bei

Das Mikrofon selbst ist in ein fesches, leicht aufgerautes und champagnerfarbenes Finish gehüllt. Das erinnert mich ein wenig an das Shure KSM44A [Testbericht]. Der Mikrofonkorb könnte etwas starrer sein, aber ansonsten ist das Fame Pro Series VT-67 sehr gut verarbeitet. Die Pad- und Filter-Schaltern rasten klar ein.

Die Fertigungsqualität des Netzteils und der zugehörigen Kabel schätze ich ebenfalls als tadellos ein.

Mikrofonspinne

Diese elastische Befestigung macht einen guten bis sehr guten Eindruck. Sie hält das Fame Pro Series VT-67 gut im Griff und dämpft Körperschall zuverlässig.

Fame Pro Series VT-67 Testbericht - Die gut gelungene Mikrofonspinne

Die Mikrofonspinne des Fame Pro Series VT-67 kommt im Neumann-Stil daher

Die Stellschrauben zur Arretierung des Mikrofons könnten etwas besser handhabbar sein – von Hand geht das auf den letzten Millimetern sehr schwer, aber immerhin gibt es Schlitze, um das per Schraubenzieher zu erledigen.

Ausstattung des Fame Pro Series VT-67

Elektronik

Fame Pro Series VT-67 Testbericht - Die in diesem Mikrofon verbaute Vakuumröhre

Die Röhre des Fame Pro Series VT-67

Die Röhre vom Typ Electro-Harmonix EH 6072A sorgt für die charakteristische Wärme, doch insbesondere der Übertrager des renommierten schwedischen Herstellers Lundahl lässt aufhorchen. Eine derart hochwertige Komponente findet sich sonst selten in Mikrofonen der unteren bis mittleren Preisklassen.

Entscheidend ist, wie gut die Qualitäten dieses Übertragers im Zusammenspiel mit den anderen Komponenten zum Tragen kommen und da können wir nur auf das Klangkapitel sowie unsere Audiobeispiele weiter unten verweisen.

Pad und Filter

Dank zuschaltbarer Vorabschwächung (Pad) lässt sich der Pegel des Eingangssignals um 10 dB absenken. Praktisch für laute Schallquellen, siehe auch unten im Abschnitt »Maximaler Schalldruck«.

Mit dem Hochpassfilter (Low-Cut-Filter) lässt sich der Nahbesprechungseffekt abmildern oder generell ein schlankerer Sound erzielen. Praktisch, denn nicht in jedem Mikrofonvorverstärker, Mischpult oder Audio Interface ist ein solches Filter integriert.

9 Richtcharakteristiken

Das Netzteil verfügt über einen ein Wahlschalter für die Richtcharakteristik. So kannst Du in insgesamt neun Stufen annähernd fließend von der Kugel über die Niere bis hin zur Acht wechseln.

Die Niere ist und bleibt der Klassiker für Solo-Gesang und -Instrumentals, störende Nebengeräusche von hinten/ den Seiten werden stark gedämpft. Die Kugel ermöglicht eine Aufnahme frei vom Nahbesprechungseffekt und mit gleichbleibendem Sound aus allen Richtungen. Die Acht taugt schließlich für Duette. Diese Flexibilität ist im Studio begrüßenswert.

Die Klangfarbe ändert sich schon durch den Wechsel der Richtcharakteristik. Der Sound im Kugelmodus kommt mit einer stärkeren Höhenbetonung, gleichzeitig werden die Bässe stark betont.

Klang

Grundrauschen

Das äquivalente Eigenrauschen liegt bei 16 dB(A) – ein wirklich guter Wert für ein Röhrenmikrofon dieser Preisklasse. In der Praxis kannst Du auch Flüstern, ohne dass die Aufnahme vom Grundrauschen übertüncht wird.

Maximaler Schalldruck

Der maximale Schalldruck ist mit 144 dB (bei aktivierter Vorabschwächung) auf dem Niveau der meisten Großmembran-Kondensatormikrofone. So können auch sehr laute Schallquellen – Gitarrenbox, Blasinstrument etc. – abgenommen werden, ohne dass klangliche Verzerrungen durch einen zu hohen Klirrfaktor nennenswert zutage treten.

Frequenzgang

Die Röhre scheint durch mit einem vergleichsweise warmen, weichen, runden Sound durch. Der Bass und die tiefen Mitten sind voll präsent, gerade bei der Nahbesprechung unter ~20 cm Entfernung zur Kapsel.

Über weite Teile der Bässe bis hin zu den hohen Mitten ist der Frequenzgang ausgewogen. Auch wenn der Verlauf etwas wellig ist, sind im Großen und Ganzen keinerlei Unregelmäßigkeiten zu entdecken, was dem Sound stets einen natürlich anmutenden »Körper« verleiht.

In den Höhen gibt es einen kleinen Boost, der ab 9 kHz sehr deutlich wird und bei gut 10 KHz seinen Höhepunkt erreicht. Das gefällt mir hier recht gut, es sorgt für ein leichtes Funkeln, ohne dass der Präsenzbereich und damit die Sibilanten (Zischlaute) überbetont werden.

Nahbesprechungseffekt

Die Bassanhebung wird unter 20 cm deutlich, selbst bei ~5 cm vor der Kapsel artet sie nicht zu einem allzu dumpfen, bassbetonten Sound aus. Der Übergang ist sehr fließend und die klangfarbliche Spannweite ist kleiner als bei vergleichbaren Mikrofonen.

Anmerkung: Im obigen Klangbeispiel sind die Pegeldifferenzen durch variierenden Abstand kompensiert. Bei der Beurteilung des Nahbesprechungseffekts kommt es nur auf den Frequenzgang an.

Off-Axis-Verhalten

Die Klangfärbung, die sich bei Abweichungen vom optimalen Einsprechwinkel in der Nierencharakteristik ergibt, fällt vergleichsweise mild aus. Der Klang wird etwas mittiger, aber das bleibt so dezent, dass man durchaus eine ganze Menge Bewegungsfreiheit dem Recording vor dem Mikrofon hat. Künstler können also ein wenig mitwippen und -nicken, prima.

Im Zusammenspiel mit dem moderaten Nahbesprechungseffekt bezeichne ich das Fame Pro Series VT-67 als »gutmütig« und angenehm in der Praxis.

Impulsverhalten

Großmembran-Kondensatormikrofone sind von Natur etwas träger als Kleinmembraner, was die Abnahme der Transienten angeht. Zudem sorgt beim Fame Pro Series VT-67 die Röhre dafür, dass der Sound dezent »rundgeschmirgelt« wird. Für nennenswerte Einbußen in den Klangdetails und der Sprachverständlichkeit sorgt das jedoch nicht. Die Trägheit der Dynamikabbildung sorgt sogar für einen gewissen Charme.

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Fazit zum Fame Pro Series VT-67 Test

Das Fame Pro Series VT-67 macht genau das, was ich von einem guten Röhrenmikrofon erwarte: Es vermittelt eine behagliche Wärme, die gerade bei Vocals und Akustikgitarren ganz fabelhaft zur Geltung kommt. Dabei ist es von den Bässen bis in die hohen Mitten sehr ausgewogen. Und schließlich ist eine sanfte bis moderate Höhenanhebung festzustellen, die für ein seidiges Funkeln sorgt, ohne dass Sibilanten ungebührlich überbetont werden.

Fame Pro Series VT-67 Testbericht - Netzteil, Spinne und die nötigen Kabel liegen bei

Das Fame Pro Series VT-67 ist schneidet sehr gut ab – ein bezahlbares Röhrenmikrofon mit Charakter

Für ein Großmembran-Kondensatormikrofon ist die Impulstreue und damit auch die Detaildarstellung beachtlich. Bei den Aufnahmen der Akustikgitarre überwiegt für mich die angesprochene Wärme, ich wünsche mir also nicht wirklich die etwas höhere Akkuratesse eines Kleinmembraners.

Gewiss wird die klangliche »Offenheit« und Souveränität der Spitzenmikrofone jenseits der 1.000-Euro-Marke nicht erreicht. Bei 399,- Euro sollte das auch niemand verlangen – das ist preislich attraktiv für ein Röhrenmikrofon, noch dazu ein so gelungenes.

Es gibt lediglich eine Kleinigkeit, die mich im Umfang mit diesem Mikrofon gestört hat: die schwergängigen Schrauben der Mikrofonspinne. Zum Einspannen des Mikrofons müssen sie hereingedreht werden – das klappt zunächst gut, aber die letzten Umdrehungen sind unmöglich ohne Schraubenzieher.

Ansonsten weiß ich nach diesem Mikrofon-Test nur Gutes zu berichten – ich bin zuversichtlich, im Fame Pro Series VT-67 Testbericht alles zusammengetragen zu haben und vergebe abschließend sehr gute viereinhalb von fünf Punkten. Hier bekommst Du wirklich guten Röhrensound für vergleichsweise wenig Geld.

Fame Pro Series VT-67 Features

  • Großmembran-Kondensatormikrofon mit Röhrentechnik
  • Richtcharakteristik: Acht, Niere, Kugel + 6 Zwischenstufen
  • Übertrager von Lundahl
  • Röhre von Electro-Harmonix
  • Übertragungsbereich: 20 Hz - 20 kHz
  • Empfindlichkeit: 20 mV/Pa @ 1 kHz
  • Impedanz: 200 Ω
  • Äquivalentes Eigenrauschen: 16 dB(A)
  • Maximaler Schalldruck: 144 dB
  • Gewicht: 830 g (Mikrofon)
  • Koffer, Holzschatulle, Mikrofonspinne und Netzteil inkl. Kabel liegen bei
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Fame Pro Series VT-67 Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Fame Pro Series VT-67 Testbericht: Röhrensound zum guten Preis'

  • musikberg   15. Jul 2017   11:38 UhrAntworten

    Ich habe folgende Frage:
    Wie kann ich bei diesem Mike eine defekte Röhre wechseln - ist die Röhre gesockelt oder muß sie gelötet werden?
    Vielen Dank für Antwort
    Gruß
    musikberg

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