Exponential Audio R2 Testbericht
Algorithmischer Hall mit Chorus & Gate

Exponential Audio R2 Testbericht

Was ist es?

Mit dem Exponential Audio R2 steht ein algorithmischer Hall für Windows & Mac OS X zur Verfügung. Der Effekt, der mit Chorus, Gate und flexibleren Filtermöglichkeiten als der kleinere Bruder Phoenix Verb ausgestattet ist, eignet sich für natürlich anmutende Raumklänge, so der Entwickler. Auf dem Entwicklungsstand zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen war die Kompatibilität mit VST, AU, RTAS und AAX unter Mac OS X gegeben, während unter Windows VST und RTAS unterstützt wurden.

Die frühen Reflexionen, die Attack-Phase und die Hallfahne lassen sich in separaten Sektionen modifizieren. Zahlreiche Presets, die mit Schlagwörtern klassifiziert werden können, stehen bereit.

Der Preis beträgt 299,- US$. Eine Demoversion ist herunterladbar; sowohl für die Demo als auch für die Vollversion ist ein Dongle vom Typ iLok 2 erforderlich.


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Exponential Audio R2 Testbericht

Installation und erster Eindruck

Flott und problemlos gestaltete sich die Installationsroutine des Plugins. Gut, dass die Möglichkeit besteht, ein beliebiges Zielverzeichnis zu wählen. Die ersten Eindrücke vom Interface sind wenig schmeichelhaft. Es hätte nicht geschadet, etwas mehr auf eine ansprechende Ästhetik zu achten, aber sei’s drum, wichtiger sind beispielsweise Features wie die bei Bedarf auf die doppelte Größe schaltbare Oberfläche.

Exponential Audio R2 Testbericht

Der Exponential Audio R2 Testbericht schaut hinter die Fassade

Verschmerzbar ist, dass noch keine deutsche Anleitung erhältlich ist. Es handelt sich hier ja nicht um einen Riesenkonzern, sondern um eine Ein-Mann-Schmiede – übrigens ein ehemaliger Entwickler von Lexicon.


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Frühe Reflexionen, Hallfahne und Co.

Zu den einfacheren Features zählen die Parameter für Pre-Delay und Decay, also die Dauer des Ausklingens der Hallfahne. Diese Regler sind in allen Situationen zugänglich, gut so.

Weiterhin findet sich der Abschnitt mit drei Reglern für die frühen Reflexionen – ein Poti für die lautstärkenspezifische Distribution der Echos, einer für die zeitliche Spreizung und ein dritter für die zunehmende Tiefpassfilterung der späteren Reflexionen. Gerade mit dem letztgenannten Feature lässt sich ein Sound, der noch etwas zu metallen tönt, dämpfen und wunderbar rund machen. Prima.

Dann die Sektion »Rvb Attack«, wo sich die Art des Halleffekts einstellen lässt. Wie üblich gibt es hier die drei Typen Hall, Chamber und Plate, zudem kann hier die Diffusion geregelt werden. Weiterhin die Regler für das Attack des Halls, welche aus mehreren Reflexionen besteht, die in ihrer Verteilung auf der Zeitachse, in ihrer zunehmenden Tiefpassfilterung und im Lautstärkenab- bzw. -zunahme geregelt werden können. All das erlaubt eine bemerkenswert differenzierte Kontrolle über das Signal und verdient hohe Anerkennung – mir ist noch kein Halleffekt untergekommen, der in dieser Beziehung so flexibel ist.

Exponential Audio R2 Testbericht

Einstellungen für Halltyp und mehr

Ferner gibt es den Abschnitt »Rvb Tail« für alles, was die Hallfahne betrifft. Hier lassen sich verschiedene Raumgrößen einstellen (4 bis 40 Meter), wobei ziemlich glaubhaft alles von kleinen Abstellräumen bis hin zu einem riesigen Dom simuliert werden kann. Dazu kommen ein Filter und eine Dämpfung, doch was mein Interesse noch mehr weckte, war der schlichte, sich als sehr nützlich erweisende Regler für die Stereoausdehnung des Halls. Von Monoraumklängen bis hin zu einem sehr weitläufigen Effekt stehen fünf Einstellungen zur Verfügung. Schade, dass das nicht stufenlos geregelt werden kann, aber vielleicht reicht der Entwickler das noch nach.

Exponential Audio R2 Testbericht

Die Parameter für die Hallfahne

Für subtile Tonhöhenfluktuationen der Hallfahne taugt der Chorus sehr gut, bei stärkerer Einwirkung wird es schnell bizarr, aber vielleicht ist ja auch das gewünscht. Beim Gate ist alles dran, was ich brauche und es eignet sich für markante Sounds. Letztendlich empfinde ich den Aufpreis von 100 Euro als gewagt, sind doch im Vergleich zum Phoenix Verb neben den getrennten Filtern für Frühreflexionen und Hallfahne tatsächlich nur diese beiden Effekte hinzugefügt worden. Naja.

Mir gefällt der Sound sehr gut, was die Dichte, die »Weichheit« der Hallfahne betrifft. Von der Vielseitigkeit der Klanggestaltung habe ich schon gesprochen. Die Presets liefern eine gute Basis zur schnellen Erstellung passender Klangräume, darunter sind nicht nur realistische sondern auch ein paar abgefahrenere Sounds. Jeder weitere Kommentar über die Klangqualität wäre nicht wirklich von Belang, schließlich musst Du mit deinen Ohren entscheiden, ob Du hier zustimmst oder nicht. Also folgen nun ein paar Klangbeispiele:

Analyse, Pegelregler und Filter

In der Analysesektion finden sich Pegelanzeigen für den linken und den rechten Kanal, jeweils für das Ein- und das Ausgangssignal. Daneben wird das Spektrum der Hallfahne live dargestellt, während die Filterkurve darüber projiziert wird. Nett, aber nicht unabdingbar – hier hätte man meiner Ansicht nach Platz für zumindest einige der wichtigsten Kontrollen schaffen können, die sich in den Untersektionen für Hallfahne, frühe Reflexionen und Co. verstecken, später mehr dazu.

Es leuchtet mir durchaus ein, welchen Zweck ein vereinter Dry/Wet-Regler erfüllt. Die Mischung der trockenen und der Hallanteile geschieht damit unmittelbarer. Weiterhin wird das Dry-Signal bei 50% um die Hälfte reduziert, da der R2 hier eine lineare Crossfade-Kurve verwendet. Klar, beim Einsatz als Send-Effekt ist das nicht von Belang, doch möchte ich auch mit Inserts bequem werkeln können.

Ich finde es sehr praktisch, dass es beim R2 im Gegensatz zum Phoenix Verb separate Filter für die Hallfahne und die frühen Reflexionen gibt. Mehr Stellschrauben zur Feinjustierung sind immer willkommen.

 

Bedienung im Exponential Audio R2 Testbericht

Positiv zu vermerken: Die Potis sind angenehm groß, auch in der kompakten GUI-Variante. Zudem ist das Regeln per Mausrad möglich und Parameterwerte lassen sich per Tastatur eintippen, wenn Du in das Ziffernfeld klickst. Exzellent: Das Verhältnis von Dry und Wet bleibt nach einem Preset-Wechsel erhalten. Nur das Zurücksetzen eines Parameters auf seinen ursprünglichen, im Preset festgelegten Wert fehlt, aber das ist Kritik auf hohem Niveau.

Weniger erbaulich sind die teils großen Parametersprünge von einem halben dB bei der Pegelkontrolle oder die 100-Hz-Schritte bei den Filtern. Ferner hätte wenigstens die erweiterte GUI-Variante so gestaltet werden können, dass mehr Regler jederzeit bedienbar sind, ohne dass zwischen einzelnen Sektionen hin und her geschaltet werden muss.

 

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Fazit zum Exponential Audio R2 Test

Mit dem Exponential Audio R2 erhältst Du einen algorithmischen Reverb, der mit einer dichten Hallfahne und eindrucksvollen, bei Bedarf epischen Raumklängen überzeugt. Es werden sehr viele Möglichkeiten zur Feineinstellung geboten, sei es bei den frühen Reflexionen oder bei der Hallfahne. Speziell der zunehmend greifende Tiefpassfilter im Verlauf der Erstreflexionen sowie der Schieberegler für die Regulierung der Stereobreite sind nützliche Werkzeuge.

Falls Du einfach nur einen gut klingenden Halleffekt suchst und nicht mit so vielen Regler hantieren willst, kannst du die Presets durchstöbern und die jederzeit zugänglichen Parameter für das Pre-Delay, die Halldauer und die Mischung des Effektanteils am Gesamtsignal bedienen.

Auf Wunsch ist das Interface auch in doppelter Größe darstellbar, was bei den heute auch auf nicht allzu großen Monitoren üblichen hohen Auflösungen immer nötiger wird. Prima ist zudem, dass die CPU-Belastung im Angesicht des feinen, dichten Sounds derart niedrig daherkommt. Mehrere Instanzen sind bei einem einigermaßen modernen Audio PC durchaus drin.

Die graphische Oberfläche ist nicht die ansehnlichste. Als wirklich gravierend empfinde ich dagegen, dass zumindest in der großen GUI-Variante die Chance verpasst wurde, mehr Parameter auf einmal zugänglich zu machen – so ist es stets nötig, zwischen den Sektionen umzuschalten, um an den gewünschten Stellschrauben zu drehen. Weiterhin sind die Parametersprünge teils ziemlich groß und die Pegelregulierung bei der Nutzung als Insert nicht sehr bequem gelöst.

Der Chorus ist gut für dezente Modulationen und das Gate ist eine echte Bereicherung, um ausgefallenere Effekte mit einer gewissen rhythmischen Komponente zu erzielen. Ob das zusammen mit den getrennten Filtern einen Aufpreis von 80 Euro rechtfertigt, möchte ich allerdings nicht mit gutem Gewissen bejahen.

Alles in allem: Ein fein klingendes Plugin mit weitgehend konfigurierbarer Hallfahne und ebenso fein einstellbaren Erstreflexionen, bei dem für meine Begriffe aber noch etwas Nachholbedarf in Sachen Design und Bedienung besteht. So gibt es im Exponential Audio R2 Testbericht vier von fünf Punkten.

Exponential Audio R2 Features

  • Algorithmischer Halleffekt
  • Plugin für Windows & Mac OS X
  • VST, AU, RTAS & AAX
  • iLok benötigt
Hersteller: Exponential Audio
Produkt:

Exponential Audio R2 Test

Lesermeinungen (2)

zu 'Exponential Audio R2 Testbericht: Algorithmischer Hall mit Chorus & Gate'

  • Georg   20. Mrz 2013   22:58 UhrAntworten

    Danke für den tollen Testbericht. Hat mich ganz neugierig gemacht. Werde die Demo testen. Mal schauen ob er an die derzeit bestklingenden Hall-Plugins (Lexicon Bundle, Breverb 2) rankommt.

  • Georg   21. Mrz 2013   18:40 UhrAntworten

    Teil2:
    Ich habe heute die Demo getestet und muß sehr begeistert sagen, dass es für mich bisher der einzigste Reverb ist, der an die kristallklare Auflösung des Spitzenreiters (Lexicon Bundle) ranreicht. Mir ist aufgefallen, wenn man die "Tail" mit dem Stereoverbreiterungsregler des R2 auf "wide" setzt, dass dann die Hallfahne beeindruckend aus den Monitoren "kriecht" und einen quasi umhüllt. Ich glaube sowas wurde auch in dem Interview mit dem Macher erwähnt. Leider ist mein englisch nicht ausreichend genug, aber das Interview ist sehr spannend. Vielleicht kann ja jemand rausfinden was dort genau dazu gesagt wurde.
    youtube.com/watch?v=Jdhne40G7oM
    Auf jeden Fall ist das R2 deswegen meiner neuer Favorit. Nochmal besten Dank an Felix!!

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