Doepfer Dark Energy II Testbericht
Analoger Syntheiszer im Kompaktmodul

Doepfer Dark Energy II Testbericht

Was ist es?

Beim Doepfer Dark Energy II handelt sich um einen vollständig analogen Synthesizer für den Einsatz auf dem Desktop. Er kommt in Form eines Expanders bzw. eines Moduls (also ohne Klaviatur) daher und verfügt über einen Oszillator mit einer Sägezahnwelle, für die zwei Variationen zur Verfügung stehen. Hinzumischen lässt sich eine Dreieckswelle mit regelbarer Pulsweite und stufenlos regulierbarer Pulsweitenmodulation per LFO oder Hüllkurve. Die Frequenz des Oszillators lässt sich in stufenloser Intensität modulieren, abermals wahlweise per LFO oder Hüllkurve.

Doepfer Dark Energy II Testbericht

Der kleine Schwarze, bereit für unseren Doepfer Dark Energy II Testbericht…

Das Multimode-Filter weist eine Flankensteilheit von 12 dB/Oktave auf. Hier lassen sich die Modi stufenlos von Tiefpass über Bandsperrung und Hochpass hin zum Bandpass verstellen, zudem steht Keytracking in zwei Stärken zur Verfügung. Modulieren lässt sich das Filter wahlweise über den Hüllkurvengenerator oder über den LFO2, wobei Du die Intensität stufenlos regulieren kannst.

Diverse Ein- und Ausgänge für CV, Gate und Audiosignale stehen zur Verfügung, so dass das Gerät gut in ein modulares System integriert werden kann und von dessen zusätzlichen Ansteuermöglichkeiten stark profitieren kann.

Es handelt sich um die überarbeitete bzw. in Teilen erweiterte Nachfolgerversion, die Änderungen gegenüber der Version I kannst Du auf der Produktwebsite des Herstellers in allen Details studieren. Das Gerät ist zum Straßenpreis von 389,- Euro (inkl. MwSt.) bei allen einschlägigen deutschen Musikalienhändlern erhältlich.


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Erster Eindruck, Verarbeitung und Bedienung

Mit seinen extrem kompakten Abmessungen (siehe Infokasten) ist der Dark Energy II noch kleiner, als es die Produktfotos vermuten lassen. Er dürfte auf jedem noch so überfüllten Studiotisch seinen Platz finden.

Die Verarbeitung ist tadellos – bombenfest sitzende Kippschalter und Potis (bis auf den Filtermodusregler), ein leicht aufgerautes Metallgehäuse und verschraubte Klinkenbuchsen werden geboten. Die Holzseitenteile setzen einen schönen Akzent und die farbigen LEDs geben Auskunft über die LFO-Geschwindigkeiten und den Hüllkurvenstatus.

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Das nicht nur im Vergleich mit dem kleinen Synthie riesige, schwere Netzteil passt unter Umständen nicht auf jede freie Buchse einer Steckdosenleiste, da angrenzende Stecker im Weg sein könnten. Wie erwartet richtet sich die USB-MIDI-Verbindung unter Windows & MAC OS X automatisch ein, eine Treiberinstallation ist nicht notwendig.

Das Handbuch erläutert alle Details ausführlich und an geeigneter Stelle stehen Grafiken oder schematische Darstellungen zur Illustration zur Verfügung. Sehr lesenswert ist auch der Anhang mit seinen konzis vermittelten Grundlagen der analogen Klangerzeugung. Die Schrift ist allerdings arg klein und zuweilen umfassen die Textblöcke sehr viele Zeilen, was die Lesbarkeit einschränkt.

Nach einigen Stunden der Bedienung bleibt der Eindruck angenehm laufender, ausreichend griffiger Potis und knackig-robuster Schalter. Ich empfinde das stets als großen Gewinn beim Handwerk des Sounddesigns. Allerdings ist auch festzustellen, dass sämtliche Bedienelemente recht eng aneinander platziert sind. Um ein so kompaktes Gerät mit einer vernünftigen Anzahl an Bedienmöglichkeiten auf die Beine zu stellen, ist das unumgänglich, aber alle Synthie-Freaks ohne zarte Pianistenhände müssen sich gut konzentrieren.

 

Oszillator

Ein Oszillator ist an Bord, der zwei Varianten einer Sägezahnwelle ausgeben kann; eine Rechteckswelle mit verstellbarer Pulsweite und stufenlos per LFO oder Hüllkurve regelbarer Modulation lässt sich hinzumischen.

Die beiden Sägezahnwellen unterscheiden sich insofern, als die eine höhen- und mittenreicher ist als die andere; es klingt, als wäre sie mit einem Fuzz-Effekt verzerrt. Meiner Ansicht nach hätte hier eine grundsätzlich verschiedene Wellenform etwas mehr zur klanglichen Vielseitigkeit beitragen können. Immerhin wird das Ganze durch die hinzumischbare Dreieckswelle inkl. Pulsweitenkontrollen und die Frequenzmodulation wieder recht flexibel. Grundsätzlich solltest Du dir aber über den puristischen Charakter des Dark Energy II im Klaren sein.


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Filter

Gleich vier Modi bietet das Filter. Tiefpass, Kerbfilter (Notch), Hochpass und Bandpass sind im Uhrzeigersinn per Poti stufenlos ineinander mischbar. Klasse, denn so lassen sich differenzierte Timbre-Änderungen bewerkstelligen. Unterschiedlichste Klangfarben entstehen also mit ein und derselben Konfiguration der üblichen Filterkontrollen.

Gut ausgestattet ist auch der Regler für die Stärke der Filterfrequenzmodulation. Diese wird wahlweise per Hüllkurve oder LFO (siehe unten) gesteuert und die Intensität lässt sich nicht einfach nur von 0 bis 100% verstellen, vielmehr gibt es auch einen negativen Wertebereich links von der Mittelstellung des Potis. So lässt sich die Hüllkurve umstülpen (für »Täler« statt »Berge«) oder im Falle des LFOs eine invertierte Polarisierung erzielen (klanglich kaum relevant, aber erwähnenswert).

Schließlich ist noch Keytracking in zwei Intensitäten zuschaltbar. Tendenziell erklingen dadurch tiefe Noten mit niedrigem Cutoff und hohe Noten mit hohem Cutoff. Das kann für deutlich lebhaftere Melodieläufe sorgen, als wenn jeder Ton mit derselben Filterfrequenz abgespielt würde.

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Amplitudensektion

Die Sektion zur Steuerung der Amplitude, also letztlich zur Lautstärke, sorgt für Überraschungen, wenn Du nicht schon zu Beginn die Bedienungsanleitung studierst. Hier gibt es nämlich einen Amplitudenregler, der unabhängig von den Hüllkurven- bzw. LFO- Einstellungen und auch ohne eingehende MIDI-Noten einen Dauerton von sich gibt. Der zweite Poti für die Amplitudenmodulation (wahlweise LFO1 oder Hüllkurve) weist darüber hinaus eine Besonderheit auf – die genannten Regler wirken additiv und in Stellungen rechts von der Mittelposition (also »nach 12 Uhr«) kann die LFO-Kurve trapezförmig gestaltet werden.

In der Praxis erwuchsen aus der Kombination dieser Potis oft interessante Klangtexturen. Mir gefällt die Kontrolle über den Output in dieser Mischung aus konstantem Signal von beliebiger Stärke und den ebenso stufenlos regelbaren Dynamikspitzen, die daraus hervorstechen.

 

Modulation

Ein ADSR-Hüllkurvengenerator steht bereit. Die Hüllkurve sist insofern fein bestückt, als dass sie drei Modi mit verschiedenen Faktoren für die Poti eingestellten Parameter bietet – langsam, normal und schnell. So sind sowohl extrem perkussive als auch langsam an- und abschwellende Verläufe möglich.

Die Limitierung auf eine einzige Hüllkurve macht sich bald bemerkbar, wenn Du Sounds mit System erstellen möchtest. Mit einem gemeinsamen Parametersatz für Amplitude und Oszillatorfrequenz lassen sich meiner Erfahrung nach kaum gescheite, musikalisch sinnvoll nutzbare Klänge erzeugen.

Zwei identisch ausgestattete LFOs sind an Bord, für die jeweils die Wellenformen Dreieck und Rechteck wählbar sind. Ein gehöriger Pluspunkt ist die immense Frequenzspannweite – sie reicht von einer gemächlichen Periodendauer im Minutenbereich bis hin zu mehr als 5 kHz! Damit sind Audioratenmodulationen möglich, um FM-Synthie-ähnliche Effekte zu erzielen.

 

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Patch-Buchsen

Wer schon ein modulares System sein eigen nennt oder plant, in diese Sphären einzutauchen, macht mit dem Dark Energy II nebenbei einen guten Griff, gibt es doch zahlreiche Ein- und Ausgänge für CV- und Gate-Signale. Du kannst die Patterns von Analogsequenzern wie dem Doepfer Dark Time mit dem Synthie vertonen oder Parameter wie Pulsbreite und Cutoff von extern eingespeisten Steuerspannungen modulieren lassen.

Zur Modulation externer Gerätschaften können wiederum die Signale des LFO1 bzw. des Hüllkurvengenerators oder das Audiosignal herausgeschickt werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, einen CV-Ausgang (hinten) mit einem CV-Eingang (Vorderkante oben) zu verbinden, um eingehende Velocity-Werte zur Modulation von Filter oder Verstärker nutzen zu können. Für diese einfache, in meinem Workflow aber meist unabdingbare Verknüpfung hätte ich mir eine interne Verbindung gewünscht, aber sei’s drum.

 

Klangbeispiele im Doepfer Dark Energy II Testbericht

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Fazit zum Doepfer Dark Energy II Test

Der Doepfer Dark Energy II eignet sich in meinen Ohren gut für relativ schlichte Bässe und Leads, während die schnellen LFOs Audioratenmodulationen ermöglichen und somit FM-Sounds hervorzaubern. Zusammen mit dem flexiblen Filter, den umfangreichen Regelwegen der Hüllkurve und der interessanten Amplitudensektion sind auch abgefahrene, experimentelle Sounds möglich. So wirkliche Monsterbässe sind aber nicht drin, Pads ebenso wenig – Letzteres gilt zugegebenermaßen für alle monophonen Synthies, die nicht gerade paraphon bzw. quasipolyphon arbeiten wie etwa der Waldorf Pulse 2, den wir kürzlich testeten.

Als Zugpferd für eine Performance oder zur vollen klanglichen Ausstaffierung eines ganzen Tracks ist dieser Synthesizer allein kaum geeignet. Vielmehr will die kleine Kiste in ein modulares System eingebunden werden, in dem bereits andere Klangerzeuger zur Unterstützung und/oder Komponenten zur Verfügung stehen, die Steuerspannung generieren. Dafür stehen so einige Möglichkeiten bereit und zwei kleine Patchkabel werden für den Anfang mitgeliefert.

Das Gerät ist außerordentlich kompakt konstruiert, dabei noch leichtgewichtig. Dazu kommt die weitestgehend sehr gute Verarbeitung mit bombenfest sitzenden Potis und Schaltern. Klasse. Allerdings liegen sämtliche Bedienelemente durch die eigentlich erfreulich kompakte Bauweise sehr eng beieinander, Musiker mit größeren Händen sollten hier ausgiebig probespielen.

Wie schon angesprochen, wird ein durchaus beachtlicher klanglicher Spielraum eröffnet, allerdings schmerzte es mich bei meinen Experimenten mehr als einmal, dass lediglich ein Hüllkurvengenerator an Bord ist. Dabei gibt es vier mögliche Modulationsziele, das ist ein bisschen gemein. ;)

Alles in allem handelt es sich aber um einen wirklich spaßigen kleinen Synthie, der ein paar Tricks auf Lager hat und durch seine Konstruktion überzeugt – empfehlenswert vor allem zur Einbindung in modulare Systeme. Daher gibt es knappe viereinhalb von fünf Punkten im Doepfer Dark Energy II Testbericht auf delamar.

Doepfer Dark Energy II Features

  • Analoger, monophoner Synthesizer
  • Oszillator mit zwei Sägezahnwellen
  • Rechteckswelle (inkl. Regler für Pulsweite & Modulation) hinzumischbar
  • Frequenzmodulation
  • ADSR-Hüllkurvengenerator
  • 2 LFOs (Dreieck & Rechteck)
  • Multimode-Filter (Modi stufenlos mischbar, 12 dB/Oktave)
  • Audioausgang: 3,5 mm
  • Audioeingang (Weiterleitung zum Filter oder als Modulationsquelle): 3,5 mm
  • Diverse In- und Outputs für CV & Gate
  • Adapterkabel 3,5 → 6,3 mm liegt bei
  • Zwei Patch-Kabel liegen bei
  • MIDI-Input via USB oder 5-Pol-Eingang
  • Maße: 185 x 145 x 75 mm
  • Gewicht: 1,2 kg
Hersteller: Doepfer
Produkt:

Doepfer Dark Energy II Test

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