Chameleon Labs 7720 Testbericht
Stereokompressor mit VCA-Schaltung

Chameleon Labs 7720 Testbericht

Der Chameleon Labs 7720 ist ein feiner Stereokompressor, der in seinem Preisbereich keine Wünsche offen lässt.

Was ist es?

Der Chameleon Labs 7720 ist ein Stereo-Kompressor zum Einbau in ein 19-Zoll-Rack. Es handelt sich um einen traditionellen VCA-Kompressor, was eine akkurate, bei Bedarf sehr schnell auf Pegelspitzen reagierende Dynamikbearbeitung verspricht. Zusätzlich zu den Audio-In- und Outputs gibt es einen Sidechain-Eingang mit schaltbarem Hochpassfilter (fünf Frequenzen wählbar), der den Detektorschaltkreis beeinflusst.

An Bord ist ein beleuchtetes VU-Meter, dessen Nadel wahlweise die Ein- oder Ausgangspegel von links/rechts oder die Gain Reduction der Kompression visualisiert.

Beim Verfassen dieses Tests war das Gerät im günstigsten Fall zum Straßenpreis von 639,- Euro (inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten) erhältlich.


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Chameleon Labs 7720 Testbericht

Erster Eindruck & Verarbeitung

Die Aluminium-Potis am Chameleon Labs 7720 sitzen felsenfest, wobei diese stufenlosen Regler butterweich, aber mit genug Widerstand laufen und die anderen satt einrasten. Die Schalter wackeln kaum und sind so schwergängig, dass ein versehentliches Verstellen praktisch ausgeschlossen ist.

Die Inputs und der Sidechain-Eingang sind mit einer Verriegelung versehen. Als Sahnehäubchen gibt es große, sehr helle, und farbkräftige LEDs für anliegenden Strom, die aktivierte Kompression und die externe Sidechain.

Frontplatte am Chameleon Labs 7720

Durch eine Aussparung in der Frontplatte (gebürstetes Aluminium) lugt das runde VU-Meter, das in klassischem Orange beleuchtet wird. Dieses »Bullauge« durchmisst knapp 4 cm und so ist die Beschriftung der Pegelstände/Gain Reduction zu klein für meinen Geschmack geraten. Zudem liegt die Nadel tief versenkt, so dass sie nur in einem recht engen Sichtkegel gut ablesbar ist. Ach, geschenkt – schön, dass überhaupt ein VU-Meter an Bord ist.

chameleon labs 7720 testbericht

Übersichtlich und intuitiv: Der Chameleon Labs 7720 ist ein solides Werkzeug für deine Musikstücke.

Stromversorgung

Für mich eine kleine Scharte im positiven Gesamtbild: Das Netzteil lieg extern vor. In Anbetracht des ausladenden Gehäuses (knapp 31 cm Einbautiefe) lag ein internes Netzteil mit Kaltgerätebuchse sicher nicht im Bereich des Unmöglichen.

Grundlegende Parameter des Chameleon Labs 7720

Der Chameleon Labs 7720 VCA-Kompressor hält keine Überraschungen bereit, was die regelbaren Parameter betrifft. Die Palette reicht vom Threshold (stufenlos) über die gerasterten Potis für Attack, Release und Ratio bis hin zur Ausgangsverstärkung (stufenlos). Dazu kommt ein Hochpassfilter, abermals mit gerasterten Positionen. Die fixen Werte und Regelbereiche findest Du im Infokasten dieses Reviews.

Werte und Regelbereiche

Die Rasterung bietet den Vorteil, dass Einstellungen sehr schnell und höchst akkurat reproduziert werden können. Auch kann die grobe Abstufung das handwerkliche und künstlerische Schaffen befruchten – ich kann schneller walten und fühle mich nicht so verloren in den endlosen Weiten der Möglichkeiten.

Der Nachteil ist freilich die geringere Flexibilität. Bei meinen Experimenten war dies aber sehr selten der Fall, so dass die geschilderten Vorteile überwiegen.

Die fixen Parameterwerte sind für meinen Geschmack geschickt gewählt, da ich jegliches Klangmaterial so formen konnte, dass es meiner Idealvorstellung sehr nahekam. Zudem empfand ich die Regelbereiche beim Abschmecken des Schwellenwerts und bei der Kompensation des Outputs als groß genug, um genügend Freiheiten zu haben.

Sidechain

Über den Sidechain-Eingang kannst Du ein Signal einspeisen, das dann anstelle des »normalen« Input-Signals in den Detektionsweg geschickt wird. Das heißt, dass nun die Pegel des Sidechain-Signals bestimmen, ob und mit welchem Timing des Input-Signals komprimiert wird.

Das ermöglicht etwa das typische »Ducking« bei jeder Bass Drum im Sidechain-Signal, wie es in elektronischer Musik (besonders im French House) gang und gäbe ist. Auch lassen sich damit live Ducking-Effekte umsetzen – ein willkommenes Feature bei einem externen Kompressor.

Chameleon Labs 7720

Im Chameleon Labs 7720 Testbericht gibt es natürlich auch Klangbeispiele für dich.

Hochpassfilter

Weiterhin steht ein Hochpassfilter zur Verfügung, der ausschließlich den Detektionsweg beeinflusst, so dass das Audio-Signal indirekt geformt wird. So können beispielsweise die Bässe unkomprimiert durchgeschleift werden, was bei moderater bis starker Kompression einen allzu „hüpfenden“ Sound verhindert.

Außerdem werden Verzerrungen bei kurzen Attack- und Release-Zeiten ein Stück weit reduziert. Bei der Einspeisung eines Sidechain-Signals geht der 7720 dazu über, das Filter auf den extern zugeführten Sound wirken zu lassen, bevor er in den Detektionsweg geschickt wird. Sehr schön.

Flexibilität ist gegeben, da als Grenzfrequenz 60, 90, 130, 200 oder 400 Hertz gewählt werden kann. Die Absenkung ist mit -3 dB recht moderat, was auch für die Flankensteilheit von 12 dB/Oktave gilt.

Musikalischen Praxis & Erfahrung mit dem Chameleon Labs 7720

Als Stereokompressor ist der Chameleon Labs 7720 Kompressor prädestiniert, den Gesamtmix zu »kitten« oder auf Gruppenspuren zu wirken. Das funktioniert hervorragend. Gleichwohl tendiere ich in diesen Fällen leicht zu einer gewissen Unberechenbarkeit und Gemütlichkeit, wie sie Variable-Mu- oder optoelektronischen Kompressoren zu eigen ist.

Wie schon erwähnt, hatte ich zu jeder Zeit das Gefühl, die passende Kompression einstellen zu können – ganz gleich, wie das anliegende Signal beschaffen war. Vom zuverlässigen Abfangen nervöser Pegelspitzen bis hin zur satten, smoothen Extremverdichtung von Drum-Bussen wird reichlich Flexibilität geboten.

Lediglich ein Dry/Wet-Regler für bequeme parallele Kompression habe ich mir ab und an gewünscht. Mit Blick auf den Preis kann ich diesbezüglich jedoch keine Ansprüche anmelden oder gar einen Malus in die Gesamtwertung einfließen lassen.

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Fazit zum Chameleon Labs 7720 Test

Der Chameleon Labs 7720 Testbericht hat Spaß gemacht. Das Gerät komprimiert smooth und sauber, wobei die Flexibilität für alle Arten von Stereosignalen gegeben ist. Gewiss mag der eine oder andere den Sound eines Optokompressors oder Vari-Mu-Modells auf dem Master-Bus bevorzugen. Doch wer auch auf hinterhältige Transienten vorbereitet sein will (gerade bei Drum-Bussen), sollte diesem Exemplar mit seinem VCA-typisch flinken Timing unbedingt eine Chance geben.

Attack, Release und Ratio sind gerastert, wobei die fixen Einstellungen meiner Ansicht nach klug gewählt wurden. Die Regelbereiche punkten mit einer großen Spannweite, was in der angesprochenen Vielseitigkeit resultiert.

Jedem besseren analogen Klangformer für 19-Zoll-Racks steht ein VU-Meter gut zu Gesicht. Auch hier ist ein solches verbaut – es wird ausreichend hell beleuchtet und kann wahlweise die In-/Output-Pegel von links/rechts oder die Gain Reduction anzeigen. Leider lässt es sich oft schwer oder gar nicht ablesen, da die Nadel tief versenkt und die Beschriftung zu klein geraten ist.

Verarbeitung und Haptik sind erstklassig. Die großen, griffigen Aluminium-Potis sitzen fest und laufen butterweich bzw. mit satt einrastenden Positionen. Das Gehäuse ist tadellos und drei der fünf XLR-Buchsen sind mit einer Verriegelung versehen. Schade ist nur, dass das Netzteil trotz der beträchtlichen Gehäusetiefe nicht im Inneren untergebracht wurde – ein internes Netzteil mit Kaltgerätebuchse hätte den letzten Schliff bedeutet.

Doch das sind letztlich nur Kleinigkeiten, die spätestens in Anbetracht von knapp 650 Euro weitgehend verblassen. Kurzum: Wer einen smoothen, aber akkurat und flink zupackenden Bus-Kompressor zum fairen Preis sucht, liegt hier richtig. Das führt zu starken viereinhalb von fünf Punkten im Chameleon Labs 7720 Testbericht auf delamar.

Chameleon Labs 7720 Features

  • Stereo-Kompressor für 19″-Racks (1 HE)
  • Typ: VCA-Kompressor
  • Eingänge:
    • 2 x XLR für L/R (symm., 10 kΩ)
    • 1 x XLR für Sidechaining (symm., 10 kΩ)
  • Ausgänge: 2 x XLR für L/R (symm., 50 Ω)
  • Hochpassfilter (-12 dB/Okt.) für den Detektionsweg schaltbar (60, 90, 130, 200 oder 400 Hz)
  • Threshold: +20 bis -20 dB (stufenlos)
  • Attack: 0.1, 0.3, 1, 3, 10 oder 30 ms
  • Release: 100, 300, 600 oder 1.200 ms bzw. Automatik
  • Ratio: 1.5:1, 2:1, 4:1 oder 10:1
  • Output: ±0 bis +20 dB (stufenlos)
  • VU-Meter, wahlweise für…
    • Input links
    • Input rechts
    • Output links
    • Output rechts
    • Gain Reduction
  • Sidechain-Einang triggert die Kompression über den Pegel eines externen Signals
  • Stahlblechgehäuse mit Aluminium-Frontblende (6 mm)
  • LEDs für Betriebsstatus, Kompression und Sidechaining
  • Externes Netzteil
  • Maße: 480 x 308 x 44 mm
  • Gewicht: 3,3 kg
Hersteller: Chameleon Labs
Produkt:

Chameleon Labs 7720 Test

Lesermeinungen (4)

zu 'Chameleon Labs 7720 Testbericht: Stereokompressor mit VCA-Schaltung'

  • Manu   10. Jun 2016   11:09 UhrAntworten

    Vielen Dank für den Test. Was mich interessiert ist, welchen Vorteil ich mit diesem Komressor gegenüber Software Alternativen habe.

    Vielen Dank und alles Gute.

    • Katja Köhler (delamar)   10. Jun 2016   11:22 UhrAntworten

      Hi Manu,

      grundsätzlich ist das eine Geschmacks- und Philosophiefrage. Einige Hardware-Kompressoren klingen im Ergebnis besser als ihre Software-Geschwister. Was nutzt Du denn bereits an Hardware im Studio?

      Liebe Grüße
      Katja

      • Manu   10. Jun 2016   16:21 Uhr

        Noch keinen :o) Nur UAD Plugins. Würde gerne Hardware haben um meinen Klang abzubessern, aber bei den vielen Angeboten fehlt mir die Erfahrung um einfach mal so auszuwählen.

  • FiBa   17. Okt 2019   10:52 UhrAntworten

    Könnt ihr Bald einen Test zum kürzlich erschienenen Nachfolger Chameleon Labs 7721 machen? Danke und Grüße

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