Brainworx bx_XL Testbericht
Laut und dynamisch

Brainworx bx_XL Testbericht

Aufgeräumte Oberfläche: Brainworx bx_XL Testbericht

Was ist es?

Wer sich mit dem Thema Mastering im Computer beschäftigt kommt mittlerweile nicht mehr an den Produkten des deutschen Softwareherstellers Brainworx vorbei. Insbesondere die Verwendung der M/S-Technologie macht dessen Plugins praxistauglich. Auch der hier getestete Multiband-Limiter Brainworx bx_XL macht sich die M/S-Technologie zu Nutze.

Das Akronym M/S steht für Mitte/Seite (eigentlich Mid/Side) und ist in seiner ursprünglichen Form eines Stereomikrofonie-Verfahren, das mit zwei Mikrofonen umgesetzt wird: eins mit Richtcharakteristik Niere, das andere mit einer Acht.

In diesem Plugin wird mit Hilfe einer Matrix das Sterosignal in M/S umgeschrieben und somit erhält der Mastering-Engineer die Möglichkeit Sounds, die im Mix in der Mitte platziert sind, im Frequenzgang zu bearbeiten (beispielsweise das Lead-Vocal). Dabei werden Keyboards, Gitarren und andere Instrumente, die im Stereopanorama nicht mittig verteilt sind, kaum oder gar nicht beeinflusst. Des Weiteren kann die Stereobreite durch das Anpassen der Lautstärke des Seitenkanals verändert werden.


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Brainworx bx_XL Testbericht

Erster Eindruck

Der Brainworx bx_XL hat eine übersichtliche und sehr groß angelegte Benutzeroberfläche. Alle Schalter, Fader, Regler und Meter sind beschriftet und weitestgehend selbsterklärend. Ein Blick in das englischsprachige Manual lohnt sich trotzdem. Neben einigen nützlichen Hinweisen bezüglich des Plugins erhältst Du auch interessante Tipps für das Audio Mastering im Allgemeinen.

Des Weiteren gibt das Blockschaltbild entscheidende Auskünfte über den Signalfluss innerhalb der Software.

Brainworx bx_XL Testbericht

Aufgeräumte Oberfläche: Brainworx bx_XL Testbericht

M/S-Limiter

Der Brainworx bx_XL stellt drei Bänder zur Verfügung: eines für die Seite und zwei für die Mitte. Die Mittensignale werden mithilfe einer Frequenzweiche in Mid-Lo und Mid-Hi unterteilt. Ein Crossover-Regler dient zur Einstellung der Grenzfrequenz nach Bedarf. Somit kann der Mastering-Engineer beispielsweise die Bass-Drum separieren und getrennt bearbeiten.

Pro Band stehen in diesem Plugin jeweils ein Threshold- und ein Gain-Fader bereit, letztgenannter kann in der Mastering-Sektion global für alle Bänder gesteuert werden. Die beiden Fader lassen sich per Tastendruck miteinander verbinden, was zur Folge hat, dass der Gain-Fader automatisch hoch geht, sobald der Threshold-Fader heruntergezogen wird.

Selbstverständlich können Attack und Release für jedes Band separat eingestellt werden; es ist auch möglich ein Band auf Bypass zu schalten. An dieser Stelle hätte ich mir einen globalen Bypass gewünscht, der nur für die Bänder arbeitet. Damit könnte ich zwischen bearbeitetem und unbearbeitetem Signal umschalten, während Input-Gain, M/S-Output und Monomaker aktiv bleiben. Das wäre für die Kontrolle der Einstellungen einfacher.

Jedes Band kann im Solo-Modus abgehört werden. Ist die Auto-Solo Taste aktiviert, wird das Band in dem man gerade einen Wert ändert bzw. einen Regler anklickt automatisch auf Solo geschaltet und nach Loslassen wieder ausgeschaltet. Darüber hinaus bietet auch die Master-Sektion umfangreiche Möglichkeiten, diverse Signale im Routing im Solo-Modus abzuhören.

 

Monomaker

Ein besonderes Feature ist der so genannte Monomaker, dessen Grenzfrequenz mit Hilfe eines Crossover-Reglers gesteuert werden kann. Er summiert die Signale unterhalb der eingestellten Grenzfrequenz zu einem Monosignal.

Selbstverständlich gibt es auch viele andere Tools auf dem Markt, die tiefe Frequenzen in Mono summieren können. Bei vielen passiert es jedoch schnell, dass sehr breite Synth-Bässe dabei an Druck verlieren. Der Brainworx bx_XL schafft es (die richtigen Einstellungen vorausgesetzt), breite Bässe annähernd verlustfrei in mono wiederzugeben. Wer dieses Feature nicht braucht, stellt es einfach auf Bypass.


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Psychoakustischer Lautheits-Maximizer

Eine der interessantesten Funktionen des Brainworx bx_XL versteckt sich hinter den Drehreglern mit der Aufschrift „XL“. Beim Reindrehen werden harmonische Obertöne dritter und fünfter Ordnung hinzugefügt, was dem Sound ein wenig Wärme und Charakter verleiht. Des Weiteren erscheint der Song damit lauter – ohne technisch lauter geworden zu sein.

Laut Hersteller wird ein spezieller Filterprozess angewendet, um ein unerwünschtes Aliasing zu vermeiden. In der Tat konnte ich auch im extremen Einsatz keine unangenehmen Verzerrungen oder Artefakte hören. Dreht man den Effekt gemäßigt rein, kann es sich sehr angenehm anhören. Auch diese Einstellung lässt sich auf Bypass schalten oder global anpassen.

Allein mit den XL-Reglern kannst Du einen hohen Lautheitsgewinn erzielen. Folglich muss das Signal weniger komprimiert werden, was unter Umständen zu einem besseren Klangbild beiträgt.

Brainworx bx_XL Testbericht

Input/Output/Master beim Brainworx bx_XL Testbericht

Sidechain

So richtig unschlagbar wird der Brainworx bx_XL durch seine Sidechain-Funktion. Mögliche Steuersignale hierfür sind der Mitten-Kanal, der Seiten-Kanal, das Mid-Lo-Band, das Mid-Hi-Band oder eine externe Quelle. Es lassen sich sogar zwei Steuersignale auswählen und stufenlos miteinander mischen. Damit eröffnen sich interessante Routingmöglichkeiten innerhalb des Plugins.
Beispiel gefällig? Du könntest den Limiter im Seiten-Band von dem Signal der Kick Drum steuern lassen, was ein rhythmisches Pulsieren der Seiten-Kanäle nach sich ziehen würde. Es wäre auch denkbar, den Brainworx bx_XL zweckentfremdet als Multiband-Sidechain-Limiter für Bässe zu nutzen. Da sich keine Kompressionsraten einstellen lassen, wird das allerdings erschwert.

Selbstverständlich ist diese Software für das Mastering gedacht, das an sich ja tendenziell weniger kreativ sein sollte. Jedoch ist der Brainworx bx_XL dank der umfangreichen Sidechain-Funktion ein spannendes Kreativwerkzeug geworden.

 

In der Praxis

Eine weitere Besonderheit: Die Möglichkeit die Bänder und Stems separat zu exportieren. Die einzelnen Spuren können dann im Sequenzer untereinander gelegt werden und ergeben zusmmen den Sound des fertigen Masters.

Bevor das M/S-Signal wieder in ein normales Links/Rechts codiert wird, kannst Du noch Mitte und Seite in ihrer Lautstärke anpassen. Durch das Verstärken des Seiten-Kanals wird beispielsweise die Stereobreite vergrößert. Dadurch, dass die Lautstärke und nicht die Phasen verändert werden, bleibt der Mix trotz Stereobasisverbreiterung weiterhin monokompatibel.

Am Ende der Kette steht noch ein „Peak-Stop-Limiter“, der alle Spitzen bei 0 dB abschneidet. Dieser Limiter lässt sich deaktivieren, falls ein User lieber einen anderen Limiter seiner Wahl am Ende der Mastering-Kette einsetzen möchte. Davon unabhängig macht der Peak-Stop-Limiter bzw. Brickwall-Limiter einen guten Job.

Das Audio Plugin Brainworx bx_XL hat alle wichtigen Meter für das visuelle Feedback mit an Bord. Neben Peak- und RMS-Meter bietet er einen Dynamic Range Meter, einen Kollerationsgradmesser und eine Anzeige für die Balance. Schließlich sie auf den Meter hingewiesen, der das Verhältnis zwischen Mid-Lo- und Mid-Hi-Band anzeigt. Etwaige Bassanhebungen können hier erkannt werden. Die letzte Anzeige in meiner Aufzählung zeigt schließlich das Pegelverhältnis zwischen Mitten- und Seiten-Kanal.

Schon beim ersten Test war ich von diesem PlugIn begeistert, weil das Plugin mehrere Arbeitsschritte abdeckt. Dadurch konnte ich einige meiner Tools aus der Mastering-Kette entfernen. Während meiner Arbeiten zum Brainworx bx_XL Testbericht habe ich zwei CDs im Mastering gehabt, bei denen das Plugin für fast jeden Song verwendet wurde.

Die eine war eine Instrumental-CD mit dem Schwerpunkt auf spanischer Gitarrenmusik. Die zweite CD ging eher in Richtung Chanson. Bisher habe ich mit keinem Plugin einen derart offenen und dynamischen Sound erzielen können, der in Sachen Lautheit trotzdem konkurrenzfähig bleibt. Selbst einige Hands-Up Tracks, die ich im Mastering hatte, klangen bei gleicher Lautheit längst nicht so platt wie andere Produktionen.

Was mir andererseits weniger gut gefiel, war der Leistungshunger dieses Plugins im direkten Vergleich mit anderen. Um einen Mix mit vielen Software-Synthesizern und Effekten mal eben für einen A&R oder Kunden aufzublasen und vorzuspielen, ist der Brainworx bx_XL nicht geeignet. Er kann den Audio Computer schon mal einiges abverlangen.

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Fazit zum Brainworx bx_XL Test

Meiner Meinung nach setzt der Brainworx bx_XL neue Maßstäbe in Puncto digitalem Mastering in the Box (im Audio Computer). Bis dato ist mir kein Plugin bekannt, mit dem ich dermaßen konkurrenzfähige Master in Sachen Lautheit erzeugen kann, die dennoch so dynamisch daherkommen.

Und dann ist da noch der Klang. Wenn Du mit es mit dem psychoakustischen Maximizer nicht übertreibst, bekommt das Audiosignal eine angenehme Färbung. Auch die vielen kleineren Funktionen und Features wie beispielsweise der Monomaker oder die Sidechain-Funktion machen dieses Plugin zu einem wertvollen Partner beim Mastering von Songs.

In Hinblick auf den herausragenden Sound und die Vielzahl der Aufgaben, die mit diesem einzigen PlugIn erledigt werden können, kann der Brainworx bx_XL trotz seines stolzen Preises von 275,- Euro als seinen Preis wert bezeichnet werden. Eine Kaufempfehlung kann ich ruhigen Gewissens aussprechen. Wer sich nicht ganz sicher ist, mag sich einfach mal die 14 Tage lauffähige Demoversion von der Herstellerseite herunterladen und in Ruhe selbst antesten.

Von mir gibt es 4,5 von fünf möglichen Punkten.

Brainworx bx_XL Features

  • M/S-Limiter
  • Drei Bänder
  • Loudness-Maximizer
Hersteller:   
Produkt:

Brainworx bx_XL Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Brainworx bx_XL Testbericht: Laut und dynamisch'

  • feelKlang / Steffen Brucker   12. Jan 2012   12:38 UhrAntworten

    Den bx_XL setze ich auch beim Mastering ein. Er passt aber nicht immer zum Electronic Style. Dafür finde ich den FabFilter Pro-L besser geeignet.

Sag uns deine Meinung!

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