Brainworx bx_console Testbericht
Neve-Konsole im Computer

brainworx_bx_console Testbericht

Eine Neve VXS als Plugin nutzen? Mit der brainworx_bx_console kannst Du das nun tun.

Was ist es?

Brainworx bx_console ist ein Channel Strip Plugin, das den Sound einer Neve VXS emuliert – alle Kanalzüge einer klassischen analogen Mischkonsole mit ihren subtilen klanglichen Eigenheiten werden nachgebildet. Zwei analoge Prozessoren des gleichen Typs klingen nicht identisch, so auch die Kanalzüge der VXS. Diese mehr oder minder subtilen Abweichungen sind einer der Gründe, warum man analoge Mixe oftmals als wohlklingend empfindet.

Insgesamt werden in dem hier vorgestellten Plugin 72 Kanäle mit ihren unterschiedlichen Klangcharakteristika bereitgestellt.

Brainworx bx_console Testbericht

Dieser virtuelle Channel Strip beschäftigt uns im Brainworx bx_console Testbericht auf delamar.

Das von Brainworx emulierte Mischpult hat eine lange Geschichte – es wurde in der kalifornischen Skywalk Ranch zur Aufnahme von großen Orchestern für Filmmusik benutzt. Später war es im Besitz eines ehemaligen ABBA-Mitglieds und heute gehört es Brainworx, um für das Modeling vieler Plugins herzuhalten.

Das Plugin ist für 275,- Euro (inkl. MwSt.) über das Portal Plugin Alliance erhältlich.


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Brainworx bx_console Testbericht

Auf den ersten Blick

Der Aufbau ist gut nachvollziehbar und lehnt sich optisch an andere Neve-Channel-Strip-Plugins an. Die meisten Parameter sind selbsterklärend, bei einigen ist ein Blick in die Bedienungsanleitung ratsam. Allgemein kann ich das Lesen des Handbuchs wärmstens empfehlen, weil es da viele nützliche Mixing-Tipps vom Brainworx-Gründer und CEO Dirk Ulrich gibt.

Die Installation auf dem Mac ging schnell und problemlos. Das Freischalten des Plugins ist sehr einfach gelöst, Du benötigst lediglich einen Account bei Plugin Alliance. Beim Starten des Plugins meldet man sich an, um es sogleich freizuschalten. Hat man keine Internetverbindung auf dem Studiocomputer, sind einige Schritte mehr nötig.

Standardmäßig verläuft der Signalfluss wie folgt: Input Gain – Filter – EQ – Dynamics – Output. Brainworx hat aber auch die Funktion eingebaut, den EQ nach den Dynamikeffekten zu schalten. Dies kann sehr nützlich sein (siehe auch »Kompressor oder EQ: Was kommt zuerst?«) und war auf dem originalen Mischpult nicht möglich.

Filter & EQ bei der Brainworx bx_console

Brainworx bx_console Testbericht

Der EQ hat vier Bänder mit ±18 dB Verstärkung/Abschwächung. Die Filter können mit einem Doppelklick auf den Drehknopf aktiviert bzw. deaktiviert werden und reichen von 31,5 bis 315 Hz bzw. 18 bis 7.5 KHz. Es besteht die Möglichkeit, die Bandbreite zu verdreifachen, sodass die Filter von 94,5 bis 945 Hz bzw. 6 bis 2,5 KHz reichen.

Das oberste und unterste kann als Shelving- oder Glockenfilter fungieren. Nutzt man Letzteren, ist die Filtergüte zwischen 0,7 und 2 variabel, während die mittleren Bänder von 0,5 bis 9 verstellt werden können. So sind auch sehr feine Eingriffe in den Frequenzgang möglich.

Dynamik

Expander/Gate, Kompressor und Limiter stehen zur Verfügung. Diese Dynamikeffekte können von einem externen Sidechain-Signal gesteuert werden, alternativ auch von einem internen.

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Per INV-Schalter lässt sich das gegatete Signal separat abhören, was beim Finden der richtigen Einstellung sehr hilfreich ist. Es gibt einem aber auch die Möglichkeit, das Gate als Ducker zu nutzen.

Beim Kompressor hat Brainworx ein paar Extra-Features eingebaut, die es auf der Neve-Konsole so nicht gibt. Zum einen das Hochpassfilter (10 – 2.000 Hz), um beispielsweise einen Drum-Bus zu komprimieren, ohne dass der Kompressor zu stark auf die Kick-Drum reagiert. Weiterhin gibt es einen Mix-Regler zum Überblenden zwischen komprimiertem und unkomprimiertem Signal (Stichwort: parallele Kompression).

Die Release-Zeit lässt sich von 0,03 bis 3 s fest einstellen oder automatisch regeln. Unter einem definierbaren Schwellenwert kannst Du eine exponentielle Release-Kurve wirken lassen, was das Verhalten teils stark verändert. Ich empfehle sehr, damit zu experimentieren.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Dynamiksektion sehr viele Möglichkeiten bietet, den Sound so zu formen, wie man ihn haben will. Der Einsatz anderer Kompressor- bzw. Gate-Plugins wird damit weitestgehend unnötig.

Master

Neben dem Input-Gain gibt es das »V Gain« – nichts anderes als ein Rauschen, das laut Brainworx dem Grundrauschen der Konsole nahekommt. Es lässt sich komplett deaktivieren oder von -120 bis -70 dB regulieren. Für mich persönlich gibt es keinen Grund, einen Rauschteppich hinzuzufügen, dennoch kann er für den einen oder anderen das gewisse analoge Etwas geben.

Brainworx bx_console Testbericht

Schade, dass der emulierten Kanalzug bei jeder neu hinzugefügten Plugin-Instanz nicht automatisch erhöht oder zumindest zufallsgeneriert wird. Wenn ich den Channel Strip auf 30 Spuren nutzen möchte, müsste ich jede Instanz einzeln öffnen und die Standardkonfiguration (Kanalzug 1) verstellen. Vielleicht gibt es irgendwann ein Update mit dieser Funktionalität.

Knöpfe zur Stummschaltung und Polaritätsumkehr sind vorhanden. Am Ende der Signalkette steht der Lautstärke-Fader (-120 bis +10 dB). Außerdem kann die Stereoverarbeitung des Eingangssignals auf »analog« geschaltet werden – dies sorgt auch zwischen dem linken und dem rechten Kanal für kleine klangliche Abweichungen und somit ein lebendigeres Stereobild im Vergleich zum Eingangssignal.


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Brainworx bx_console: In der Praxis

Der Klang hat mich voll und ganz überzeugt. Ich habe alle essentiellen Funktionen und mehr in einem Plugin versammelt und muss nicht ständig zwischen unterschiedlichen Fenstern wechseln, wodurch ein Mix in sehr kurzer Zeit fertiggestellt werden kann. Bei extremen Parametereinstellungen der enthaltenen Effekte sind die klanglichen Unterschiede der jeweiligen Kanalzüge besonders deutlich hörbar.

Da kein (Mono-)kanal einem anderen gleicht, werden auch Stereosignale als solche beeinflusst. Auf einem Mix mit 24 Stereoinstanzen konnte ich eine positive Veränderung des Stereobildes feststellen.

Der Kompressor klingt hervorragend und ist sehr vielseitig einsetzbar. Ich finde es auch manchmal sehr inspirierend, keine grafischen Darstellungen von EQ- oder Kompressorkurven zu sehen. Dann ist man mehr auf die Ohren angewiesen, was auch gut und gerne dazu führen kann, dass man untypische Einstellungen vornimmt.

Ich kann sagen, dass ich beim Mischen das gleiche, vielleicht sogar ein besseres Ergebnis erzielt habe, als mit meinen bisher verwendeten Plugins. Entscheidend dabei war, dass ich dieses Ergebnis in einer wesentlich kürzeren Zeit erreicht habe und mehr Spaß dabei hatte.

Zudem war ich von der im Hinblick auf den guten Sound verhältnismäßig geringen CPU-Last bei der Brainworx bx_console beeindruckt. Das ist natürlich wichtig, weil das Plugin erst beim Einsatz vieler Instanzen einen echten Unterschied macht.

Es gibt viele gute Gründe, sich auf einige wenige Plugins zu konzentrieren. Zum einen lernt man, sie richtig einzusetzen, und erfährt deren Stärken und Schwächen. Zum anderen habe ich selbst festgestellt und aus zahlreichen Gesprächen mit Kollegen und Programmierern bestätigt bekommen, dass die Latenzkompensation einiger DAWs bei weitem nicht so akkurat ist, wie manch ein Hersteller es gerne hätte. Die Reduktion auf wenige Plugins von wenigen unterschiedlichen Herstellern kann bei hohen Spurenzahlen einen hörbaren Unterschied machen, weil weniger unterschiedliche Latenzen kompensiert werden müssen.

Klangbeispiele im Brainworx bx_console Testbericht

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Fazit zum Brainworx bx_console Test

Gut 80% aller Mixing-Aufgaben lassen sich mit Brainworx bx_console problemlos bewerkstelligen. Ich bin viel schneller zum Ziel gekommen als mit den Werkzeugen, die ich bisher verwendet habe. Zur Produktion elektronischer Musik hat das Plugin sehr gut funktioniert und ich bin mir sicher, dass es bei »handgemachter« Musik sein Potential noch besser entfalten kann.

Brainworx bx_console Testbericht

Wie lautet das Fazit im Brainworx bx_console Testbericht auf delamar?

Die Bedienung ist sehr gut und zusätzlich zu den Funktionen des Originals von Neve wurden einige nützliche Features wie Parallelkompression oder ein Hochpassfilter eingebaut.

Klanglich spielt das Plugin ganz vorne mit, wenngleich man mit einer Kombination anderer Plugins die gleichen Ergebnisse erzielen kann – aber wie erwähnt wohl mit einem höheren Zeitaufwand. Deshalb kann ich jedem, der ergebnisorientiert oder zeiteffektiv arbeiten möchte, meine Empfehlung aussprechen.

Der Preis von rund 275 Euro ist für ein Plugin recht hoch. Dabei sollte man aber berücksichtigen, dass der Kauf von drei ähnlich ausgestatteten Plugins für EQing, Kompression und Gating höchstwahrscheinlich um einiges teurer ist.

Damit mache ich einen Deckel auf den Brainworx bx_console Testbericht und meine, dass die Maximalwertung – fünf von fünf Punkten – angemessen ist.

Brainworx bx_console Features

  • Channel Strip Plugin
  • Windows & Mac OS
  • VST, VST3, AU, AAX (Native & DSP)
  • Emulation einer Neve VXS
  • 72 Kanäle, jeweils mit subtilen klanglichen Abweichungen
  • Expander/Gate, Kompressor, 4-Band-EQ
Hersteller:   
Produkt:

Brainworx bx_console Test

Lesermeinungen (2)

zu 'Brainworx bx_console Testbericht: Neve-Konsole im Computer'

  • oboe   11. Jan 2016   16:18 UhrAntworten

    Hallo Alexander,

    vielen Dank für den schönen Testbericht! Würdest Du also sagen, dass das PlugIn (je nach Einstellung) färbt und einen Mix zusammenklebt? Oder klingt es eher neutral? Nimmst Du die subtilen Änderungen der Kanäle wahr? Wie ist die Performance des PlugIns: wird die Berechnung Algrorithmisch gelöst, oder durch Faltung, oder durch Kombination, weiß man darüber etwas? Wie würdest Du es mit dem PlugIn z. B. gegenüber der Slate Serie (VCC,...) vergleichen?

    Derzeit schreckt mich noch der Hohe Preis, wobei der Testbericht den Mund schon wässrig macht. Einfach noch ein Jahr warten und bei PA den nächsten Adventskalender abwarten ;-)

    • Alex Geibel   13. Jan 2016   08:53 UhrAntworten

      Hallo oboe,
      danke für deinen Kommentar!
      Ich würde schon sagen, dass das Plugin ordentlich färbt und es bringt einen Mix sehr schnell zusammen. Die subtilen Änderungen der einzelnen Kanäle nimmt man so eigentlich nicht wahr. Erst bei extremen Einstellungen kann man sie hören. Bei hohen Spurenzahlen hört man diesen effekt mehr. Beispielsweise in den Hörbeispielen ist das file "Hip Hop". Da wurden 18 Stereo Instanzen verwendet. Am Panorama habe ich nichts verändert und trotzdem kann man eine Veränderung des Stereobilds hören.

      Die Performance war überraschend gut. Der Einsatz eines hochwertigen EQ & Compressor Plugins auf einem Kanal wird nicht weniger CPU verbrauchen. Ob das Algorithmisch oder per Faltung berechnet wird weiß ich nicht.

      Ich habe ich keinen anderen Neve Channelstrip, mit dem ich das vergleichen könnte. Ich habe nur die SSL Channelstrips von Waves und UAD und ich finde, dass das Brainworx Plugin von denen die Nase vorne hat.

      Der Preis ist wirklich hoch, aber ich kann die nur empfehlen die Demo zu holen und das Plugin zu testen und ja hoffentlich gibt es Ende des Jahres wieder solche guten Deals :)

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