Avid Mbox Pro Testbericht
FireWire Audio Interface für ambitionierte Musiker

Avid Mbox Pro - Vorderseite

Eine Menge zu entdecken auf der Vorderseite

Was ist es?

Das hier getestete FireWire Audio Interface Avid Mbox Pro des amerikanischen Herstellers richtet sich an ambitionierte Musiker und Produzenten, die bis zu acht Eingänge und ebenso viele Ausgänge simultan benötigen.

Mit an Bord sind unter anderem zwei kombinierte Mikrofonvorverstärker und Instrumenteneingänge, die mit einer Signalqualität von bis zu 24-bit und 192 kHz genutzt werden können.

Besonders interessant für das Recording: Ein DSP-basierter Mixer mit diversen Halleffekten, einem Tuner und weitreichender Kontrolle über die Kanäle ist implementiert. Die Treiber funktionieren unter Windows (ab XP SP3) und Mac OS X (ab Version 10.5.8).

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Avid Mbox Pro Testbericht

Einleitung

Was ist von einem Audio Interface zu erwarten, das für einen aktuellen Strassenpreis jenseits der 500,- Euro zu erwerben ist? Nun, eine üppige Ausstattung für ambitionierte Produzenten und vor allem auch eine dem Preis angemessene Klangqualität. Auf dem Papier macht sich das Avid Mbox Pro wirklich gut.

Bis zu drei Studiomonitorpaare bzw. 5.1-Surround-Lautsprecher und zwei Kopfhörer können angeschlossen werden. Das Signal lässt sich latenzfrei abhören, was tadellos funktioniert und das sogar mit einem Effekt aus dem DSP-Mixer. Auf der Eingangsseite ist aber auch eine Menge zu vermelden, so dass eine Menge im Tonstudio möglich wird:

Eingänge:

  • 2x kombiniert Mikrofonvorverstärker/ Instrumenteneingang (XLR/6,3 mm)
  • 2x kombiniert Mikrofon / Line auf der Rückseite (XLR)
  • 4x Line (symmetrisch über 6,3 mm Klinke)
  • 2x Line (unsymmetrisch über Cinch oder 3,5 mm Klinke)
  • Digitaler S/PDIF (über Breakout-Kabel)
  • MIDI (über Breakout-Kabel)
  • Wordclock (über Breakout-Kabel)

Aber auch bei den Ausgängen hat dieses Audio Interface eine Menge zu bieten

  • 6x Line (symmetrisch über 6,3 mm Klinke)
  • 2x Kopfhörer (Lautstärke getrennt regelbar)
  • Digitaler S/PDIF (über Breakout-Kabel)
  • MIDI (über Breakout-Kabel)
  • Wordclock (über Breakout-Kabel)

Erster Eindruck

Auf den ersten Blick macht das Avid Mbox Pro Audio Interface in seinem Metallgehäuse einen stabilen Eindruck – typisch für die Geräte des Herstellers, die früher noch die Marke Digidesign trugen. Das Gerät wiegt stolze 2,8 kg, ein ganz schöner Brocken! Die Drehregler sind robust gebaut, da wackelt nichts. Gerade der Volumen-Regler ganz rechts macht von Beginn an einen sehr wertigen Eindruck, der sich in der Praxis durch sehr gute Bedienung bestätigt. Die tatsächliche Verarbeitungsqualität ist aber natürlich erst bei regelmässigen Gebrauch einzuschätzen.

Das Audio Interface ist für die Nutzung am heimischen Schreibtisch gebaut. Die abgerundete Gehäuseform kommt jedenfalls in kein 19″-Rack hinein. Der Hersteller bietet leider auch keine optional erhältliche Rackohren an – das ist schlicht nicht vorgesehen.

Avid Mbox Pro - Vorderseite

Eine Menge zu entdecken auf der Vorderseite

Vorderseite

Auf der Vorderseite befinden sich alle Bedienelemente, die sich ein Produzent von einem solchen Gerät wünscht. Links geht es los mit den beiden kombinierten Mikrofon- und Instrumenteneingängen. Du kannst bei allen Mikrofonvorverstärkern einen Highpass-Filter via Software und/oder die 48V Phantomspeisung über einen Druckschalter zuschalten. Letzterer ist recht mittig zu finden und zeigt mit einer roten LED seinen Status an.


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Sollte mal ein Mikrofonpegel zu laut für die Vorverstärker sein, so bietet der Hersteller ein -20 dB Pad für alle Mikrofoneingänge an. Dieses wird durch Ziehen an Gainregler des jeweiligen Eingangs aktiviert. Für die ersten beiden Kanäle existiert ein Knopf, mit dem zwischen den Eingängen auf der Vorder- bzw. Rückseite umgeschaltet wird. Bei den Kanälen 3 und 4 kann mit einem Knopf zwischen Mikrofon- und Line-Pegel umgeschaltet werden. Den ersten vier Kanälen gemein ist der zuschaltbare Soft-Limiter, der auch in dem HD192 Wandlern zu finden ist.

Sehr schön sind die vier LED-Meter, mit denen das Einpegeln der Schallquellen der ersten vier Inputs ohne einen Blick in die Mixer-Software geschieht. Direkt nebenan befindet sich der Multi-Knopf, der mit unterschiedlichen Funktionen in Pro Tools belegt werden kann – gute Idee. Es geht weiter mit zwei separaten Kopfhöreranschlüssen nebst eigenem Volumenregler. Das ist ein Feature, das sich viele Produzenten wünschen, die Regie und Aufnahmeraum in einem haben. Übrigens lassen sich mithilfe des Software-Mixers sogar unterschiedliche Mixe auf die Kopfhörer geben.

Ebenfalls auf der Vorderseite befindlich und genauso nützlich ist der Dim/Mute-Knopf. Ein einfacher Druck macht die Summe leiser (Dim), ein längerer Druck schaltet die angeschlossenen Boxen stumm. Gerade beim Tracking dürfte sich diese Funktionalität als echtes Plus herausstellen. Ein weiterer Knopf sorgt für das Umschalten zwischen normaler Stereo-Wiedergabe und einer Wiedergabe in Mono. Mit dem Speaker-Selector-Button kannst Du schnell zwischen mehreren an das Audio Interface angeschlossenen Lautsprecherpaaren hin- und herschalten. Auch das ist eine durchdachte Funktion, die in vielen Tonstudios der Welt durch einen separaten Monitor-Controller erledigt werden muss. Klarer Pluspunkt.

 

Rückseite

Rückseitig gehe ich zunächst mal auf die Buchsen für die Kanäle 3 und 4 ein. Beide sind als XLR ausgelegt und können mit dem vorhin angesprochenen Knopf auf der Vorderseite zwischen Mikrofon- und Line-Pegel umgeschaltet werden. Direkt daneben befinden vier Inserts, die dazu genutzt werden können, um externe Effekte einzuschleifen. Nice!

Es geht weiter mit vier symmetrischen Klinkeneingängen, die vorderseitig aktiviert werden. Keine Geheimnisse hier. Als Auxiliary Inputs 5 und 6 befinden sich wahlweise und unsymmetrisch zwei Cinch-Eingänge (beispielsweise CD-Player) oder eine Stereo-Miniklinke daneben. Letztere kann genutzt werden, um den Ausgang eines MP3-Players in das Avid Mbox Pro zu leiten.

Avid Mbox Pro - Rückseite

Die Anschlüsse auf der Rückseite

Dann kommen sechs symmetrische Klinkenausgänge, die entweder als drei getrennte Stereoausgänge oder als 5.1 Ausgang genutzt werden können. Die Einstellung erfolgt im Übrigen über die mitgelieferte Mixer-Software. Zwei FireWire-Schnittstellen sorgen für die Konnektivität zum Audio Computer und wahlweise für den Anschluss einer externen Festplatte oder Ähnliches.

Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil, das ich persönlich als sehr nervig empfinde und das über eine Buchse auf der Rückseite angeschlossen wird. Das externe Netzteil ist wohl dem gewählten Formfaktor zu verdanken. Ebenfalls dem Platzmangel zu verdanken dürfte der Multipin-Anschluss sein, über den das mitgelieferte Breakout-Kabel angeschlossen wird. Hier kommen dann die Ein -und Ausgänge für MIDI, S/PDIF sowie Wordclock. Schmerzlich vermisst wird hier ADAT – das wäre dann aber wohl doch zu viel des Guten gewesen.

Oberhalb eines Footswitch-Anschlusses, mit dessen Hilfe sich beispielsweise Transport-Funktionen steuern lassen, befindet sich schliesslich ein waschechter Kippschalter für das Ein- und Ausschalten der ganzen Einheit. Ein Detail, das an einem externen Audio Interface nicht fehlen darf.

Der DSP-Mixer

Beim ersten Öffnen des DSP-Software-Mixers fällt mir auf, dass dieser sehr schön aufgeräumt und übersichtlich daherkommt. Er lässt sich horizontal oder vertikal darstellen, und es können auch nur die Meter angezeigt werden, um Platz zu sparen und die Pegel dennoch im Blickfeld zu belassen. Die Kanäle lassen sich umbenennen und auch sonst finden sich alle Knöpfe und Schalter, die ich von einem Mixer erwartet hätte.

Ein wirklich nettes Gimmick ist die DSP-Funktionalität des Software-Mixers. Diese erlaubt uns nicht nur, unterschiedliche Monitoring-Mixe anzulegen, auch das Zugeben von Effekten ist möglich. Zur Verfügung stehen hier diverse Hall-Algorithmen sowie Delay und Echo. Klanglich sind diese Effekte zwar nicht gerade brillant, aber für einen verhallten Kopfhörermix reicht es allemal. Und wer mehr Qualität braucht, der hat ja noch die Inserts zur Verfügung.

Avid Mbox Pro Testbericht

Der DSP-Mixer im Avid Mbox Pro Testbericht

Ein weiteres Gimmick, das vor allem Gitarristen und Bassisten freuen wird: Ein bestens funktionierender Tuner (Stimmgerät) ist auch integriert. Und wenn ich bestens funktionierend sage, dann meine ich das auch so. Er hat eine ruhige Darstellung der Tonhöhe, was nicht bei allen Software-Stimmgeräten am Markt so ist.

 

In der Praxis

Die Latenz liess sich in meinen Tests mit der Avid Mbox Pro bis auf 64 Samples herunterschrauben. Das funktionierte in Pro Tools 9, Wavelab 7 und Cubase bestens. Die Qualität der Wandler und Vorverstärker sollten den Ansprüchen ambitionierter Produzenten eigentlich dicke genügen. Laut Aussagen einiger befreundeter Musiker dürften sie in etwa gleichauf mit der RME Babyface liegen, dazu kann ich allerdings nichts sagen – die habe ich nie gehört.

Mit der Fireface 800 konnte die Klangqualität nicht ganz mithalten, aber das ist auch kein fairer Vergleich. Diese hat seinerzeit auch 1.500,- Euro gekostet. Nichtsdestotrotz klingt die Mbox Pro wirklich sehr gut und muss sich auch in diesem Vergleich nicht verstecken. Im direkten Vergleich mit dem Eleven Rack konnte sie nicht nur mithalten, sondern für meine Ohren auch besser und detaillierter klingen.

Klangbeispiele Avid Mbox Pro Testbericht

Aufnahme einer Stimme
Aufnahme einer Les Paul Gitarre

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Fazit zum Avid Mbox Pro Test

Dieses Audio Interface war für mich eine echte Entdeckung. Mit seinem klaren Design und der weit über dem Durchschnitt liegenden Verarbeitungsqualität liegt es vor zahlreichen Mitbewerbern vorn. Die üppige Ausstattung mit Ein- und Ausgängen weiss mit guten Wandlern und Vorverstärkern zu einem aktuellen Strassenpreis von 638,- Euro wirklich zu glänzen. Getrübt wird das nur durch das Fehlen von ADAT-Anschlüssen, was eine spätere Ergänzung mit weiteren Vorverstärkern problematisch macht.

Die vielen kleinen Zusatz-Features sind absolut durchdacht und auf den modernen Produzenten im Homerecording-Tonstudio ausgelegt. Die beiden Kopfhörerausgänge, der Volumen-Drehregler auf der Vorderseite, der Dim-Schalter und der Speaker-Selector-Knopf sind Eigenschaften, die in vielen anderen Lösungen einfach nicht in Hardware und auf einen Griff geboten werden. Ganz klares Plus. Die Mixer-Software rundet das ganze Angebot mit umfangreichen Monitoring-Optionen sowie den Effekten für das Recording ab.

Momentan kannst Du fast 300,- Euro sparen, wenn Du das Interface im Paket mit Pro Tools 9 kaufst, anstatt beide Produkte separat zu erwerben. Zudem tut der Multifunktionsknopf nur unter Pro Tools seinen Dienst; die Zweckmäßigkeit dieses Buttons für alle anderen sei mal dahingestellt. Im Tandem mit Pro Tools führt derzeit kaum ein Weg an der Avid Mbox Pro vorbei.

Avid Mbox Pro Features

  • FireWire Audio Interface
  • 24-bit / 192 kHz
  • DSP-basierter Mixer
  • Reverb, Delay, Tuner
  • Monitoring-Sektion
Hersteller:   
Produkt:

Avid Mbox Pro Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Avid Mbox Pro Testbericht: FireWire Audio Interface für ambitionierte Musiker'

  • Avider   12. Mai 2013   04:58 UhrAntworten

    Wie groß ist das Interface? Gibt es genaue Maße?

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