Alesis MicTube Solo Testbericht
Mikrofonvorverstärker mit Röhrentechnik

Alesis MicTube Solo Testbericht

Die Vorderseite - Alesis MicTube Solo Testbericht

Was ist es?

Der Alesis MicTube Solo ist ein Mikrofonvorverstärker (Preamp), in dem die klassischen Vakuumröhren vom Typ 12AX7 stecken. Er eignet sich für Recording-Sessions, Live-Setups oder in digitalen Studioumgebungen, in denen Du deinen Aufnahmen analoge Wärme und Sättigung verleihen kannst. Dabei sollen die reduzierte Signalwege sollen für eine nebengeräuschfreie Übertragung sorgen.

Der Preamp hebt den Pegel jedes Mikrofons auf Line-Niveau an, wobei Du die Intensität der Röhrensättigung frei justieren kannst. Pad (Absenkung der Eingangslautstärke um 20 dB), Phasenumkehr, Phantomspeisung und ein Hochpassfilter lassen sich zuschalten.

Der Name des Geräts lässt es nicht vermuten, doch der MicTube Solo ermöglicht neben dem Mikrofon-Input per XLR-Buchse auch den Anschluss von hochohmigen Instrumenten wie E-Gitarren und E-Bässen via Klinkeneingang (6,3 mm). Mit den separaten Reglern für Gain und Drive kannst Du die rechte Balance aus Lautstärke und Sättigung finden. Dank des VU-Meters im klassischen Design lässt sich der Pegel exakt überwachen. Der gesättigte Klang verlässt das MicTube Solo über XLR- und Klinkenausgänge.

Dieses Modell ist so dimensioniert, dass er in ein 8,5-Zoll-Rack passt. Bei einem 19-Zoll-Rack kannst Du einfach zwei Exemplare nebeneinander montieren.


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Alesis MicTube Solo Testbericht

Lieferumfang

Im Paket ist eine Broschüre mit Sicherheitshinweisen auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch enthalten, in der darauf hingewiesen wird, dass die Belüftungsöffnungen (die drei kleinen Schlitze an der Vorderseite) während des Betriebs nicht verdeckt werden dürfen. Denn gleich dahinter lugt eine der Röhren hervor, die mit Zu- und Abluft versorgt werden will, um die Wärmeentwicklung in Grenzen zu halten.

Darüber hinaus findest Du eine Schnellstartanleitung in den oben bereits erwähnten genannten Sprachen, das rekordverdächtig schwere Netzteil und – Überraschung – das MicTube Solo selbst.

Alesis MicTube Solo Testbericht

Die Vorderseite - Alesis MicTube Solo Testbericht

Verarbeitung

Das Gehäuse besteht aus Metall und macht einen sehr properen Eindruck. Was uns bereits beim Alesis 3632 Compressor auffiel, erfreut uns auch hier: Die Drehregler sitzen wie eine Eins – kein Wackeln, kein Klappern, nichts. Die Oberfläche der Potis ist geriffelt, was für einen guten Griff sorgt. Auch der Widerstand ist in meinen Händen vergleichsweise hoch. Fein.

Weitere Pluspunkte: Die Ein-/Ausgänge an der Rückseite sind fest mit dem Gehäuse verbunden und der XLR-Input lässt sich verriegeln. Insgesamt haben wir es hier also mit einem tadellos gefertigten Gerät zu tun, was bei diesem attraktiven Preis nicht selbstverständlich ist.

 

Bedienung

Das Gain reicht von +20 bis +65 dB, was für alle Anwendungen genügen dürfte. Zudem findet sich ein Schalter zur Absenkung des Pegels um 20 dB, mit dem die Einbindung von Instrumenten oder Mikrofonen mit hohen Ausgangslautstärken erleichtert wird.

Der Regelbereich des Drive-Potis beginnt bei -∞ (aus) und hört bei +5 dB auf. Das »minus unendlich« gibt schon einen Hinweis darauf, dass der Drive-Regler stets minimal aufgedreht sein muss, damit überhaupt ein Signal durch den MicTube Solo geleitet wird. Gleich daneben leuchtet eine kleine rote LED auf, wenn Übersteuerungen geschehen.


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Drei Schalter zur Phasenumkehr, Phantomspeisung mit 48 Volt und Hochpassfilterung (80Hz) runden die übersichtliche Menge der Bedienelemente ab. Mit der Phasenumkehrung kannst Du bei deinen Aufnahmen mehrere Mikrofone gleichzeitig verwenden, ohne dass sie sich klanglich in die Quere kommen. Die Phantomspeisung erlaubt den Einsatz von Kondensatormikrofonen und der Hochpassfilter reduziert bereits bei der Aufnahme lästige tieffrequente Geräusche wie Trittschall oder Brummen.

Alesis MicTube Solo Testbericht

Die Anschlüsse auf der Rückseite

Die gute Verarbeitung der Drehregler erwähnte ich bereits, allerdings könnten die beiden Potentiometer ruhig etwas größer sein, am Frontpaneel wäre dafür allemal genug Platz gewesen. Auch sind die vier Schalter mit für die soeben beschriebenen Funktionen sehr winzig und schwer zu aktivieren. Sie müssen ziemlich weit hineingeschoben zu werden, bis das bestätigende »Klick« ertönt. Und das geht schwerer als gedacht, wenn Du nicht gerade mit dem Fingernagel darauf drückst.

Ein Netzschalter fehlt leider – Du musst jedes Mal den Stecker aus der Dose ziehen, um das Gerät zu aktivieren.

 

In der Praxis

Zunächst möchte ich dir ein paar Beispiele dafür geben, dass der MicTube Solo vielseitiger ist, als es zunächst den Anschein hat. Das Gerät ist für die folgenden Einsatzzwecke tauglich:

Preamp – Erhöhe den Pegel von Mikrofonen und Line-Geräten und gib Tasteninstrumenten, Mikrofonen, Gitarren und Turntables zusätzliche Wärme.

DI-Box – Zur Symmetrierung eines unsymmetrischen Signals kannst Du den Line-Ausgang deines Instruments an den XLR- oder Klinkeneingang stecken und den symmetrischen Ausgang des MicTube Solo verwenden, um das Signal zur nächsten Station zu schicken.

Pegeldämpfer – Passe den eingehenden Signalpegel zur Konvertierung von 10 dBV auf 0 dBu oder +4 dBu an. Erhöhe oder verringere dem Eingangspegel um bis zu 45 dB.

 

Klang

Der Drive-Regler reicht lediglich bis +5 dB, auf jeden Fall aber hält sich die Klangfärbung auch bei extremen Einstellungen in Grenzen. In den bearbeiteten Signalen ist tatsächlich etwas mehr Röhrenklang zu spüren – die Höhen werden etwas abgeschliffen, der Klang wird etwas rauer und bauchiger.

Allerdings darfst Du nicht erwarten, mit dem MicTube Solo einen stark verzerrten Sound zu erzielen. Dafür ist er nicht gedacht, es soll einfach etwas mehr Sättigung in deine Aufnahmen gebracht werden. Dieser Eindruck deckt sich mit dem, was wir in unserem Podcast über die klanglichen Unterschiede von Preamps herausgefunden haben. Erst im Ensemble von Spurengruppen oder ganzer Mixe kommt die Saturation so richtig zum Tragen. Dann zeigt sich, welchen Charakter ein Vorverstärker wirklich hat.

Der Alesis MicTube Solo macht seine Sache ordentlich. Der Sättigungseffekt war nicht ganz so fein wie der unseres Vergleichsgeräts Universal Audio 6176 – kein ganz fairer Vergleich, aber in Relation zum Straßenpreis von 70 Euro schlägt sich der Alesis MicTube Solo erstaunlich gut. Erst bei genauem Hinhören offenbaren sich die Unterschiede, vor allem in den Höhen. Hier ist unser Testgerät einfach etwas härter im Klang.

 

Klangbeispiele Alesis MicTube Solo Testbericht

Alesis MicTube Solo

Alesis MicTube Duo

RME Fireface 800

Hintereinander: MicTube / FF800 / UA6176

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Fazit zum Alesis MicTube Solo Test

Der Alesis MicTube Solo ist ein erschwinglicher Röhrenvorverstärker und kann – gemessen am Preis – klanglich überzeugen. Der Regelbereich des Drives hätte durchaus noch ein paar um ein paar dB erweitert werden können – der Saturationseffekt ist subtil, so dass sich das Gerät wirklich nur zum leichten Anwärmen von Vocals, Drums und sonstigen Signalen eignet. Als künstlerisch drastischer Verzerrungseffekt, wie Du es von etwa einem Gitarrenverstärker mit Röhreninnereien kennst, ist er natürlich nicht gedacht.

Nicht nur als Vorverstärker für Mikrofone, Line-Geräte und hochohmige Instrumente wie E-Gitarren und E-Bässe ist das Kistchen geeignet, auch als DI-Box oder Pegeldämpfer lässt es sich gebrauchen.

Der Alesis MicTube Solo ist hervorragend verarbeitet. Die Potis sitzen niet- und nagelfest im Metallgehäuse, der Widerstand beim Drehen der Regler ist sehr angenehm. Kleine Wermutstropfen gibt es bei der Handhabung: Leider sind die Schalter für die Bedienung von Phantomspeisung, Phasenumkehr und Co. winzig und nicht astrein bedienbar, zudem fehlt ein Netzschalter.

Wenn wir alle Vor- und Nachteile aufwiegen, sehen wir ein stimmiges Produkt vor uns, das für einen Apfel und ein Ei über den Ladentisch geht, ordentlich klingt und robust daherkommt. Daher gibt’s vier von fünf Punkten.

Alesis MicTube Solo Features

  • Mikrofonvorverstärker mit Röhren
  • DI-Box & Pegeldämpfer
  • Ein- & Ausgänge in XLR / Klinke
  • Phantomspeisung
  • Phasenumkehr
  • Hochpassfilter
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Produkt:

Alesis MicTube Solo Test

Lesermeinungen (4)

zu 'Alesis MicTube Solo Testbericht: Mikrofonvorverstärker mit Röhrentechnik'

  • Peter Seyfried   28. Dez 2011   10:07 UhrAntworten

    Ich bin Bestitzer des "Alesis Mictube Solo"
    Bin von der einfachen Bedienung begeistert, nur schade das er sehr viele Nebengeräusche erzeugt.

    mfg
    Peter Seyfried

    • Carlos San Segundo (delamar)   28. Dez 2011   10:42 UhrAntworten

      Hallo Peter, vielen Dank für deinen Kommentar. Was waren das denn für Nebengeräusche? Wir haben nämlich keinerlei im Test hören können.

      • Peter Seyfried   28. Dez 2011   10:55 Uhr

        Es sind ein hohes Rauschen und Knistern.
        Das Knistern kommt aber nur Stossweise

      • Carlos San Segundo (delamar)   28. Dez 2011   11:00 Uhr

        Ah, ne - das hatten wir hier nicht. Hast Du mal versucht, ein anderes Kabel zu nutzen?

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