Songstruktur in den Charts – die ewige Zauberformel

Songwriting: Die 13 ultimativen Tipps für bessere Songs

Hier sind ein paar simple, aber um so wichtigere Songwriting Tipps für Dich!

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Wie sieht eine charttaugliche Songstruktur aus?

Als Songwriter stellt sich dir wohl schon früh die Frage: wie soll ich meinen Song strukturieren? Dies macht auch Sinn, du willst ja nicht nachdem du Alles schon geschrieben hast noch einmal grundlegende Änderungen vornehmen. Einen Song zu schreiben ist also in etwa so ähnlich wie ein Haus zu bauen. Bevor man sich Gedanken über die Möbel macht, sollte man zuerst einmal das Fundament und die Grundmauern andenken.

Songwriting: Die 13 ultimativen Tipps für bessere Songs

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Wie kann nun also so ein Fundament für einen Song aussehen?

Lies auch: Songtexte schreiben lernen: So geht’s

Die klassische Grundstruktur

Im Songwriting gibt es gewisse konventionelle Muster und Grundstrukturen, die sich in den meisten erfolgreichen Hits wiederfinden lassen – aber auch nicht in allen. Auf die Abweichungen wird im späteren Verlauf des Artikels noch eingegangen, zuerst wollen wir uns aber mit der Basis auseinandersetzen.

Songstruktur aus den Charts

Eine Möglichkeit für eine klassische Songstruktur.

Eine bestimmte Songstrukur hat sich im Laufe der Zeit besonders durchgesetzt, sie wird daher auch die “klassische” Grundstruktur genannt. So sieht sie aus:

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1. Intro

Das Intro führt den/die Hörer/in in den Song ein. Dabei gibt es diverse Möglichkeiten. Eine einfache Möglichkeit für ein Intro wäre zum Beispiel eine Melodie erst einmal alleine spielen zu lassen und dann Stück für Stück die anderen Instrumente beizufügen. So zum Beispiel bei “Take a look around“ von Limp Bizkit:

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Komplexere Lösungen können Intros sein, die Elemente beinhalten, die sonst nirgendwo im Song vorkommen. Als Beispiel ein gesprochener Text bei “MFG” von den fantastischen Vier:

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In der Regel wird im Intro schon eine kleine Vorschau auf die noch folgenden Teile gegeben, wie zum Beispiel durch eine reine a-capella Version des Chorus.

2. Erste Strophe

Die erste Strophe ist in der Regel dazu da, einen ersten Teil des Inhalts zu vermitteln. Ab hier kommt meistens die Stimme dazu, die oft in Versform einen Teil einer Geschichte oder einer Aussage formuliert. Idealerweise werden dabei noch einige Fragen offen gelassen, so dass es spannend bleibt und man unbedingt weiter hören will.

3. Pre-Chorus

Der Pre-Chorus ist quasi der Auftakt zum Chorus. Er dient dazu, den Spannungsbogen noch einmal anzuziehen und eine Verbindung zwischen Strophe und Chorus herzustellen. Dies kann rein musikalisch sein, kann aber auch durch eine Variation der bisherigen Strophe gelöst werden. Als gutes Beispiel dient “Crazy” von Aerosmith:

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Der Pre-Chorus ist jedoch nicht immer zwingend nötig, bei vielen Songs wird gleich direkt von der Strophe in den Chorus gewechselt.

4. Der erste Chorus (oder Refrain)

Der Chorus ist sozusagen das Destillat oder Fazit eines Songs. Hier wird auf den Punkt gebracht, was vorher in der Strophe bereits angetönt wurde. Oft beinhaltet der Chorus auch die sogenannte Hookline, also der Teil, der einem im Ohr bleibt. Meistens ist der Chorus gesungen, es gibt aber auch Beispiele wo er rein instrumental bleibt.

5. Zweite Strophe

Hier wird noch einmal verdichtet, was in der ersten Strophe begonnen wurde. Offene Fragen werden geklärt, es offenbart sich der gesamte Inhalt des Songs. Manchmal kann es auch sein, dass die inhaltliche Verbindung zwischen Strophe und Chorus erst hier vollkommen klar wird.

6. Zweiter Pre-Chorus

Der zweite Pre-Chorus ist analog zum ersten. Der/die Hörer/in weiss nun schon, dass dies der Auftakt zum Chorus ist und es wird dementsprechend eine Erwartungshaltung generiert.

7. Zweiter Chorus

Die Erwartung vom zweiten Pre-Chorus wird nun erfüllt. Der Chorus ist ebenfalls schon bekannt, er kann je nach Komplexität sogar schon mitgesungen werden und setzt sich so im Gedächtnis fest.

8. Bridge oder Break / Solo

Die Bridge dient in erster Linie dazu, noch einmal etwas Kontrast in das nun schon bekannte Schema zu bringen. Dabei wird gezielt variiert und noch einmal eine neue Akkordfolge und Gesangsmelodie gebraucht, meist jedoch basierend auf dem Vorhergehenden. Inhaltlich kann die Bridge dazu genutzt werden, dem Bisherigen einen neuen Aspekt oder Blickwinkel hinzuzufügen oder um Bestehendes zu konkretisieren. Ein gutes Beispiel ist “Skyfall” von Adele:

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Oft wird hier auch soliert, besonders in Rocksongs ist dies ein beliebter Ort für das Gitarren- oder Keyboard-Solo.

Ebenfalls beliebt ist der sogenannte “Break”, hier wird die Energie des Songs heruntergefahren um die Spannung vor dem letzten Chorus noch einmal so richtig anzuheizen. Ein in der elektronischen Musik sehr oft gebrauchtes Mittel, es wird dort auch als „Drop“ bezeichnet.

9. Letzter Chorus

Das grosse Finale! An dieser Stelle ist meist der Höhepunkt eines Songs erreicht. Es wird noch einmal alles nach vorne geworfen was man hat. Eine zweite Gitarre, eine zweite Stimme ein ergänzendes Keyboard, es gibt verschiedene Mittel, um am Schluss noch einmal richtig Gas zu geben.

10. Outro

Die einfachste Form des Outros ist das simple Ausklingen der Instrumente. Manchmal wird hier auch noch eine kurze, abschließende Akkordfolge gespielt. Ähnlich wie beim Intro kann man auch hier mehr oder weniger komplexe Versionen vorfinden.

Anwendung der Grundstruktur und Variationen

Die meisten Songs in den Charts basieren mehr oder weniger auf der Grundstruktur. Manche Elemente wie Pre-Chorus oder Bridge kommen dabei nicht immer zum Einsatz, auch muss ein Song nicht immer zwingend aus nur zwei Strophen und drei Refrains bestehen. Bei der Anzahl der Strophen sollte man jedoch an die finale Länge des Songs denken. Die meisten Radios spielen selten Stücke, die länger als 4 Minuten dauern (manche klemmen sogar schon bei 3 Minuten ab). Dies gilt es zu bedenken, wenn man seine Chancen erhöhen will, im Radio gespielt zu werden. Manche Musiker lösen dieses Problem so, dass sie denselben Song mit einen regulären und einen sogenannten “Radio Edit” veröffentlichen, welcher auf die besagte Zeit gekürzt ist. Das Risiko beim “Radio Edit” ist jedoch, das ein essenzieller Teil des Songs verloren geht und man somit eine Qualitätseinbuße in Kauf nimmt.

Songwriting Höhepunkt

Der Verlauf der Spannungsbögen und Songhöhepunkte.

Von der Grundstruktur gibt es diverse Variationen: wie zum Beispiel die sehr simple Form: Strophe/Chorus/Strophe/Chorus. Oder eine eher ältere Variante: Strophe/Strophe/Bridge/Strophe. Es gibt Songs, die nur aus Strophen bestehen und solche die praktisch nur einen Satz oder ein Wort immer wieder repetieren (dies trifft man vor Allem in der elektronischen Musik an).

Nun stellt sich dir natürlich sicher die Frage: Soll ich mich nach der klassischen Grundstruktur richten, also Strophe/Chorus/Strophe/Chorus, oder mit den einzelnen Bausteinen spielen, also vielleicht einen Song schreiben, der keinen Chorus enthält oder nur aus einem Chorus besteht?

In der Pop-Industrie galt lange (oder gilt bis heute immer noch) der Standart: Ein Song muss mindestens eine Strophe und einen Chorus haben und darf nicht länger sein als 3.20 Minuten. Aber ist dies wirklich eine Pflicht für eine Chartplatzierung?

Die Anti-These: Bohemian Rhapsody und One more time

“Bohemian Rhapsody” ist der Titel einer der erfolgreichsten Singles von Queen. Sie wurde 1975 als Auskopplung von ihrem damaligen Album “A Night At The Opera” (welches erst einen Monat später erschien) veröffentlicht. Das Besondere an “Bohemian Rhapsody” war, dass der Song mit einer Dauer von 5.55 Minuten einerseits eindeutig zu lang war fürs Radio, sowie andererseits keine klare Struktur mit erkennbarem Chorus besaß. Trotz aller Einwände der Plattenfirma wurde die Single ungekürzt und ohne einen Radio Edit veröffentlicht – und wurde wider Erwarten der erste Nr.1 Charthit der Band! Sie blieb 9 Wochen lang an der Spitze und verkauft sich über 5 Millionen Mal. “Bohemian Rhapsody” gilt heute noch als einer der besten und erfolgreichsten Songs aller Zeiten.

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Bohemian Rhapsody ist dabei kein Einzelfall. “One more time” die wohl erfolgreichste Single des elektronischen Duos Daft Punk aus dem Jahre 2000, ist über 5 Minuten lang. Besonders mit dem Einzug der elektronischen Musik in die Charts, wurden die Vorstellungen von Songlänge und Strukturen wieder neu angedacht und interpretiert.

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Das Fazit zur Songstruktur in den Charts

Die Einhaltung der klassischen Grundstruktur bietet dir weder einen Garant für den Erfolg, noch ist sie Pflicht, um dich in den Charts zu positionieren, wie du am Beispiel von Queen und Daft Punk sehen kannst. Sie kann dir aber eine gute Basis bilden und dir den Einstieg erleichtern, besonders wenn du noch in den Anfängen steckst. Schlussendlich musst du als Musiker aber selber entscheiden, ob du mit oder gegen den Strom schwimmen willst. Die in der Grundstruktur gezeigten Elemente sind dabei gute Bausteine für ein Fundament. Musik lebt schlussendlich jedoch von der Kreativität und dies bedeutet auch, dass man ab und zu mit bekannten Strukturen bricht.

Passend dazu unser Tutorial zum Song Arrangement

Lesermeinungen (7)

zu 'Songstruktur in den Charts – die ewige Zauberformel'

  • Meckerfritze   15. Jul 2015   18:09 UhrAntworten

    Ausschlaggebend für einen guten Song, ist ein über die Summe gesehen zunehmend ansteigender oder zumindest über die Lauflänge sich haltender, gut verteilter Spannungsbogen.
    Die strukturelle Zusammensetzung (Arrangement) ist dabei sicherlich das tragende Argument, aber nicht jeder Song funktioniert nach einem obligatorischen "Rezept XYZ".
    Die klassische Grundstruktur oder das altbewährte "Beatles-Schema", ist sicherlich aber auch keine falsche Ausgangslage für ein erstes grobes Layout als Basis.
    Welche Struktur die Beste für einen Song ist, wird einem das Stück dann selbst erzählen können, wenn man Spannungsbögen im Hinterkopf behaltend, seinem Song analysierend zuhört.
    Ich persönlich finde nichts langweiliger, als vor sich hinplätschernde Stücke, weil man sich nur nach einem obligatorisch Grundmuster hält und keine interessanten Akzente und Höhepunkte herausarbeitet, sei es eine kurze kleine nette Melodie, Sound oder Harmoniewechsel etc. und sich etwas wie ein Spannungsbogen erst gar nicht aufbaut.

    Mit wohlfallenden Songs verhält es sich wie mit Weihnachtsgeschenken.
    Der Inhalt ist zwar das "A", aber auch eine liebevolle oder kreative Verpackung, das "O".
    Manchmal ist es auch nur die Verpackung oder besser gesagt das "Design" eines "Dingens" (Musik:Arrangement/Instrumentierung/Struktur), das einem die altbekannten Inhalte (Musik:Text/Botschaft/Thema) aufregender erscheinen lassen.

    Ich glaube folgend altbewährte Faustregel greift heute immer noch und das einzige wirklich halbwegs anwendbare Grundrezept auf dem Weg zu einem guten Song ist:
    "Wenn man nach spät. 30 Sekunden nicht schon gelangweilt oder angenervt abgeschaltet hat, ist man auf einem guten Weg.
    Fragt man sich nach spät. 1 Minute gelangweilt, wo man seine Erwartung, Stimmung und Emotion mit dem Song in Verbindung sieht, dann ist das schon zu spät für einen guten Song !"
    So zumindest sind die Regeln in der populären Musik und gewisser Radiotauglichkeit.

    Das gilt natürlich nicht für jedes Genre, aber jedes Genre hat seine gewissen "Gesetze von Zeit" und wenn die dafür typische Zuhörerschaft des Massengeschmacks über dieses Zeitfenster nicht eingefangen wird, dann hat ein Song nur noch bei gewissen "sehr geduldigen Kritikern mit diversen Faible" Chancen, die aber zumeist nicht das Groß einer Charts-Zuhörerschaft stellen.

    • Stephan   18. Apr 2022   17:22 UhrAntworten

      Was soll denn das "Beatles Schema" sein? Es gibt im Oeuvre der Fab Four nicht zwei Songs die gleich sind..."Nickelback Schema" würde ich ja verstehen :)

  • Mave   23. Jul 2015   13:59 UhrAntworten

    Guter Artikel. Frage: Wieviel Takte sollte ein Pre-Chorus haben?

    • Lino Dumont (delamar)   07. Aug 2015   12:47 UhrAntworten

      Hallo Mave, grob gesagt würde ich sagen zwischen 4 und 8 Takten, wobei ich persönlich eher zu 4 tendieren würde. Es kommt auch auf die Länge der Strophe an. Was ich nicht machen würde ist ein Pre-Chorus der länger als die Strophe ist. Wie immer aber ist das nur eine Empfehlung, wenn du ein Pre-Chorus hinkriegst der so spannend ist, dass man ihn 16 Takte lang hören will, dann nur zu. Wichtig ist mehr, das er einen sauberen Übergang zwischen Strophe und Chorus bildet und nicht mit ihnen konkurriert.

      • Mave   17. Aug 2015   15:56 Uhr

        Danke für die hilfreiche Antwort. Gruß Mave

  • Donald   27. Jul 2015   11:54 UhrAntworten

    In der Liebe wie in der Kunst ist alles erlaubt. Es gibt weder ein Universalrezept für einen Hit, noch die Eierlegende Wollmilchsau. In einem anderen Artikel steht "Die One-Hit Wonder" sterben aus. In diesem Artikel hier steht auch ein Grund warum das so ist. Als Künstler sollte man der Objektive sein. Ob die Kunst gut oder schlecht ist, sollte der Konsument entscheiden. Ich kenn viele die sagen/denken: "Man bin ich geil!" "Man ist meine Musik fett!". Hoffnunglose Selbstüberschätzung ist das. Gruß - Donald

  • Sebastian   28. Nov 2019   07:01 UhrAntworten

    Hi, klasse Beitrag. Ich habe mich etwas gewundert, weil ich das, was ihr als Pre Chorus bezeichnet habt, bisher immer als Bridge (zum Chorus) kannte und den Part, der bei euch die Bridge ist, als Break. Habe ich da die ganze Zeit mit falschen Bergriffen gearbeitet? Danke, Sebastian

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