Mit einfachen Kniffen deine Sprachaufnahme verbessern

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Tonaufnahmen verbessern

Die hier von mir angesprochenen Tipps für bessere Sprachaufnahmen sind im Prinzip sowohl für die Aufnahme von Sprache (zum Beispiel Podcasting oder Radio) als auch für Gesangsaufnahmen anwendbar. Wenn Du schon häufiger Sprachaufnahmen gemacht hast, sind Dir diese Tipps vielleicht sogar schon bekannt und sie helfen dir lediglich dein Wissen etwas aufzufrischen.

Sprachaufnahmen schon bei der Aufnahme verbessern

1. Kaufe Dir ein gutes Mikrofon

Hand aufs Herz: Der Preis für ein Mikrofon ist in den meisten Fällen direkt proportional zu dessen Klangqualität. Das soll nicht heißen, dass ein billiges Mikrofon nicht auch funktionieren oder in manchen Fällen sogar sehr gute Aufnahmen produzieren könnte. Auch ich habe in der Vergangenheit einige respektable Vocalaufnahmen mit einem billigen Mikrofon gemacht (siehe auch Tipps weiter unten).

Aber wenn Du ganz genau hinhörst, wirst Du einen bemerkbaren Unterschied zwischen Sprachaufnahmen mit einem billigen bzw. einem guten Mikrofon feststellen können. Ein gutes Mikrofon muss deswegen aber nicht zwingend teuer sein. Dynamische Mikrofone bekommst Du um die 100 Euro. Das allseits beliebte und fast unkaputtbare Shure SM58 gibt es um die 120 Euro oder das Beyerdynamic TG-X58, das einen ganz ähnlichen Aufbau und Klang hat ist sogar für etwa 90 Euro im Handel erhältlich. Die in der Regel detailreicheren Kondensatormikrofone (Großmembrankondensatoren für Gesang) bringen ab einem Preis von etwa 200 Euro bereits respektable Ergebnisse.

Bei der Auswahl des richtigen Mikrofons solltest Du darauf achten, dass Du ein unidirektionales Mikrofon wählst. Unidirektional bedeutet, dass das Mikrofon Geräusche aus nur einer Richtung (meistens frontal eingehende) aufnimmt. Gerade für die Aufnahme von Sprache bzw. Gesangsaufnahmen ist dies ein großer Vorteil, da allein durch die Charakteristik viele Neben- und Störgeräusche aus dem Raum eliminiert werden. Wenn Du mehr über Mikrofone erfahren willst, dann lies doch unsere Artikelreihe Homerecording & Studiomikrofone durch.

2. Gleichbleibendes Setup

Am besten wäre sicherlich ein eigens für Sprachaufnahmen spezialisiertes Tonstudio zu nutzen. Aber das ist ja in den seltensten Fällen möglich bzw. bezahlbar und Du wirst ja auch nicht immer durch die halbe Stadt fahren wollen, um neue Vocals für eine Songidee oder deinen neuen Podcast aufzunehmen. Wir müssen daher mit dem arbeiten, was da ist und manchmal eben auch kreativ werden (etwas, das für Musiker ja kein Problem darstellen sollte).

Wenn Du ein gleichbleibendes Setup hast – also eine immer gleiche Umgebung, gleicher Aufbau des Mikrofons, etc. – dann wirst Du konsistentere Aufnahmen produzieren. Damit wird es zum Kinderspiel, Recording-Sessions über mehrere Tage hinweg zu machen oder einige Teile zu einem späteren Zeitpunkt erneut aufzunehmen. Die damit verbundene Routine und bessere Kontrolle der Umgebungsbedingungen im Homestudio werden sich ebenfalls sehr positiv auf die Klangqualität Deiner Vocalaufnahmen auswirken.

Soviel zur grauen Theorie, aber was meine ich damit?

  • Nutze immer denselben Raum für die Sprachaufnahmen
  • Stelle das Mikrofon immer auf dieselbe Stelle (merken, Foto machen, abmessen…)
  • Nutze dieselben Einstellungen an deinem Preamp und/oder Computer
  • Nutze immer einen Poppschutz
  • Stelle Dich immer gleich weit vom Poppschutz / Mikrofon auf

Tipp: Poppschutz selbst bauen »

3. Eliminiere die Umgebungsgeräusche

Je weniger Umgebungs- und Störgeräusche ihren Weg auf die Sprachaufnahme finden, desto besser wird deren Klangqualität werden. Es gibt praktisch keine Umgebung, in der es komplett still ist. Wieviel Störgeräusche in deiner eigenen Recording-Umgebung bzw. in Deinem Homerecording-Tonstudio existieren, kannst Du ganz leicht testen: Stelle das Mikrofon wie in Punkt 2 beschrieben auf. Drück den Aufnahmeknopf und verhalte dich ruhig. Das, was auf Deiner Aufnahme jetzt noch zu hören ist, ist das Grundrauschen – die Stör- und Umgebungsgeräusche.

Meistens lassen sich diese ungewollten Geräusche noch relativ weit eindämmen, wenn Du…

  • …alle unnötigen Elektrogeräte ausschaltest (spart zudem Strom).
  • …alle Lüfter und Ventilatoren stoppst.
  • …das Mikrofon möglichst weit weg vom Computer aufstellst.
  • …alle in deiner Umgebung bittest, sich leise zu verhalten.

4. Raumakustik verbessern

Wer häufig Sprach- oder Gesangsaufnahmen macht, sollte darüber nachdenken, seine Raumakustik zu verbessern. Das ist allerdings ein Thema, mit dem man ganze Bücher füllen könnte (was so manch Autor auch bereits getan hat). An dieser Stelle will ich nur einige grundlegende Informationen und Denkanregungen mitgeben.

In einem professionellen Tonstudio wird die Beschaffenheit der Wände so gewählt, dass diese den Schall (zumindest teilweise) absorbieren.

Du kannst zum Beispiel die Türen zu deinem Kleiderschrank öffnen, damit der Schall von der Kleidung absorbiert werden kann (die Türen wirken eher reflektierend). Wer nicht im Schlafzimmer aufnimmt, kann sich auch mit dem Aufhängen von schweren, zusammengerafften Decken und Vorhängen behelfen. Handelsüblicher Schaumstoff kann ab 25 Euro pro m2 eingekauft werden, aber Vorsicht: Der günstige Schaumstoff ist zumeist leicht entflammbar und absorbiert nicht so gut wie die professionellen Materialien renommierter Hersteller. Aber für den Anfang oder als Ausstaffierung hinter deinem Gaming-PC wirkt es bereits!

Weiterführender Artikel: Profi-Tipps zu Raumakustik verbessern»

Mehr als vier Tipps für bessere Vocalaufnahmen

Jetzt sind am Ende doch noch deutlich mehr als nur vier Tipps für bessere Vocalaufnahmen zustande gekommen. Wenn auch Du einen guten Tipp hast, mit dem bessere Vocalaufnahmen möglich sind, dann schreib uns darüber in den Kommentaren!

Lesermeinungen (5)

zu 'Mit einfachen Kniffen deine Sprachaufnahme verbessern'

  • Simon   15. Nov 2009   14:15 UhrAntworten

    Cool
    Danke für die Tipps werde sie mal ausprobieren ;)
    MfG

  • Niels   11. Feb 2010   13:01 UhrAntworten

    Was ich gerne mache ist mich nicht im rechten Winken in den Raum bzw zum Computer zu positionieren. Immer schräg zur Wand.

    Zu den Mini-Boxen hinter den Mikrofon bin ich unsicher. Habe mir auch welche zugelegt. Folgende verständnisprobleme habe ich dennoch. Nimmt man mit der Nierencharaterristik auf, ist es hinter dem Mikrofon sowieso nicht so empfindlich. Ich habe deshalb zusätzlich hinter dem Künstler eine Teppichwand aufgestellt.

    Letztens habe ich im Internet sogar einen Artikel gelesen, das diese Bauteile eher Nachteile als Vorteile bringen. Die early Reflections werden Zeitlich nach vorne geholt, weil es eben doch etwas Reflektiert.

    Gruß

    Niels

  • Salome   25. Mrz 2013   19:38 UhrAntworten

    Hallo delamar!

    danke für die Tipps! Einige davon befolge ich bereits, jedoch hab ich noch ein paar Probleme mit dem Aufnehmen...
    Ich arbeite mit dem Programm PreSonus und habe ein gutes Mikrofon mit Pop-Schutz. Meistens versuche ich, die Stimme mit dem Tricomp-Effekt voller wirken zu lassen, und/oder mit Hall. Ausserdem, um Verzerrungen zu vermeiden, benutze ich einen Limiter, den ich einfach auf die Vocal-Spur schiebe (Clean-Up). Ich singe nur mit Gitarre / Klavier.

    Jedoch klingt es nachher, wenn ich die Aufnahme nicht mit guten Kopfhörer sondern an meinem Laptop oder Radio höre, nicht gut. Es klingt ein wenig dumpf und nasal, obwohl ich nicht unbedingt eine nasale Stimme habe. Ausserdem hört man jeden kleinsten Fehler, was die Tonhöhe betrifft.

    Irgendwelche Tipps! Danke im Voraus.
    Salome

  • manuel   07. Mai 2014   15:39 UhrAntworten

    Hallo Salome,
    es kommt auch darauf an gute Studioboxen zu verwenden.
    Wie bspw. von KRK u.o. yamaha. Diese bieten im mittleren Preisegment respektable Qualität. D.h wenn Du deine Gesangsaufnahmen abmischst und sie klingen über Studiomonitore gut ( was garnicht so einfach ist ) dann klingt die Aufnahme auch überall gut. Das liegt daran dass Studiomonitore gnadenlos ehrlich klingen.DArum braucht es zeit einen guten klang hinzubekommen.
    Kleiner Tip zum Schluß, generell ist unser Gehör eher auf die mittleren Tonfrequenzen fixiert. Das hat einen Entwicklungsgeschichtlichen Hintergrund. Viele Grüße, manuel

  • Sven Rowoldt   21. Aug 2014   11:48 UhrAntworten

    Was mir als Ton-Profi noch öfter auffällt: Benutzt unbedingt einen Compressor/Limiter und 'normalisiert' die Aufnahme hinterher (s.u.).
    Das geht zwar für den ein oder anderen Laien vielleicht etwas zu sehr in die Tiefe, stellt aber für mich die wichtigste Tonbearbeitung dar:
    Wenn Ihr ein oben genanntes Mikrophon (mit XLR-Anschluss) benutzt, benötigt Ihr sowieso ein (externes) Sounddevice, welches ab ca. 60,- erhältlich ist. Viele von diesen bringen z.B. eine Light-Version von Cubase mit, mit der es bereits möglich ist, die genanten Manipulationen vorzunehmen.

    - Während der Aufnahme: Einen Limiter benutzen. Einfache Bedienung. Er begrenzt den maximalen Pegel, der aus dem Mikrofon kommt und verhindert Verzerrungen, wenn der Podcaster bei plötzlichen Emotionsausbrüchen laut wird. Ist in manchen Sounddevices bereits eingebaut.
    - Während oder nach der Aufnahme: Compressor benutzen. Dies wird bei allen Tonaufnahmen oder Live-Übertragungen (Radio) angewendet. Er begrenzt die Dynamik, also die Spanne zwischen leisesten und lautesten Tönen, indem er die lauten nach unten drückt. Das Ergebnis ist kompakter, 'fetter' und besser verständlich. Das Verhältnis auf 4:1 einstellen und mit dem Threshold experimentieren, ab wann das Ergebnis beginnt, unnatürlich zu 'pumpen'. Auch kein Hexenwerk.
    - Nach der Aufnahme: Normalisieren - ganz wichtig! Das kann fast jedes einfache (Freeware-)Soundprogramm. Ordentliches Aussteuern war bereits bei analogen Bandaufnahmen wichtig, bei heutiger digitaler Technik nicht minder. Bei gleichmäßiger Stimme oder eingesetztem Compressor kann es immer noch sein, dass der maximal mögliche Pegel der Aufnahme nicht erreicht wird. Weil man z.B. bei der einen Folge mal weiter vom Mikrofon war. Das Normalisieren hebt die gesamte Lautstärke, so weit wie es die lauteste Stelle der Aufnahme erlaubt, an. Somit sollten alle Folgen ungefähr die gleiche Grundlautstärke haben und so manches Handy oder Laptop kommt nicht an seine Grenzen, weil man es nicht mehr lauter stellen kann, während eine Folge mal etwas zu leise geraten ist (fällt ir bei vielen Podcastern immer wieder auf). Einfache Bedienung: 100% einstellen und Go.

    Die genannten Manipulationen sind auch mit Freeware-Programmen wie 'Audacity' machbar. Für Plugin-fähige Soundprogramme gibt es haufenweise Freeware-Plugins, die diese Jobs machen können.

    Ich weiß: Für so manchen Podcaster ist das vielleicht etwas zu viel Technik, aber wenn man damit etwas experimentiert, kann man auch Spaß damit haben. Viel falsch kann man nicht machen. Vergleicht einfach das Ergebnis mit der unbehandelten Aufnahme. Es lohnt sich!

    Mit den genannten Effekt-Plugins zu arbeiten, ist mangels Software oder Verständnis nicht für jedermann machbar daher meine Dringlichkeitseinschätzung und Empfehlung:

    - Limiter: Geht nicht mit jeder einfachen Software, Bei ordentlicher Pegelaussteuerung (nicht ins Rote hinein!) verzichtbar.
    - Compressor: Empfohlen. Klingt einfach besser. Nachteil: Hintergrundgeräusche werden lauter.
    - Normalisieren: Unbedingt! Kann jeder. Geht mit Freeware (Audacity) und dauert nur ein paar Sekunden.

    Ich hoffe, denjenigen, die ein bißchen dem Thema technisch zugeneigt sind, Anregungen gegeben zu haben, die das Ergebnis spürbar verbessern.
    Es geht sogar noch mehr, aber da geht es noch mehr in's Technische... ;)

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