VSL Vienna Imperial Test
Highend-Flügel für deinen Rechner

VSL Vienna Imperial

Das VSL Vienna Imperial mit 1200 aufgenommenen Samples pro Taste - Was das Klavier-Plugin noch zu bieten hat, erfährst Du in diesem Testbericht.

Was ist es?

Die Idee, Flügel und Klaviere abzusampeln und anschließend als spielfertige Instrumente für den Sampleplayer anzubieten, ist ja im Grunde nichts Neues. Schon seit dem Erscheinen des ersten Samplers wird diese Vorstellung verfolgt. Was bis heute schon im Bereich der Flügel und Klaviere erreicht wurde, ist beachtlich. Doch hat ein Klavier sehr viele Details, die oft in der Aufnahme vernachlässigt werden. Dies führt dann dazu, dass es dem virtuellen Instrument an Authentizität fehlt.

Mit dem hier besprochenen Samplebulliden versucht der Hersteller dem entgegen zu wirken. Und ob das gelungen ist, das erfährst Du in diesem VSL Vienna Imperial Testbericht.


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VSL Vienna Imperial Testbericht

Lieferumfang

Geliefert wird das virtuelle Instrument in einem kleinen und quadratischen Karton, in dem sich die sechs DVDs sicher verpackt mit einigen Beiblättern befinden. Endlich nicht so ein übergroßer Luftkasten, wie andere Hersteller ihn gerne verwenden.


Passend dazu


Auf der Installations-CD findest Du den Vienna Imperial Player, das Handbuch in Deutsch und Englisch als PDF sowie Informationen zum Vienna Key (ebenfalls in beiden Sprachen). Zu beachten ist, dass immer die aktuelle Version des Players installiert sein sollte. Diese steht nach der Registrierung des Produkts in der User Area der Herstellerhomepage zur Verfügung.

Ein Synchrosoft Elicenser, oder, wie VSL ihn nennt, Vienna Key, liegt im Lieferumfang nicht bei. Falls schon ein Elicenser von Steinberg vorhanden ist, kann dieser genutzt werden. Wenn nicht, empfehle ich,
einen Vienna Key zu bestellen, da sich auf ihm zu jedem VSL Produkt eine 30 Tage Demo-Lizenz befindet. Die Lizenzübertragung geht problemlos von statten.

Installation von VSL Vienna Imperial

Die Installation erweist sich eigentlich als ziemlich leicht, aber dennoch sehr langwierig. Rund 7 Stunden dauerte die Prozedur auf meinem System. Zuerst muss der Player des Vienna Imperial installiert werden. Der ist aber nicht mit dem der sonstigen VSL Instrumente vergleichbar und deswegen auch inkompatibel zu anderen Librarys. Bei der Installation der VSL Vienna Imperial Library kannst Du selbst entscheiden, ob alle drei oder nur ausgewählte Mikrofonpositionen auf die Festplatte kopiert werden sollen.

Alle Positionen zusammen nehmen ungefähr 48 GB in Anspruch. Das ist für ein Instrument schon eine beachtliche Menge. Wenn Du aber berücksichtigst, dass 100 Velocity-Layer und insgesamt 1.200 Samples pro Taste aufgenommen wurden, relativiert sich dieser Wert.

Das VSL Vienna Imperial in der Praxis

Nach absolvierter Installation kannst Du den virtuellen Flügel als Standalone oder VST-Plugin nutzen. Beim Starten der Plugin-Variante wird die so genannte Basic View geladen. In dieser hast Du einen schnellen Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. Das Herzstück der Basic View sind die drei Mikrofonpositionen. Zur Auswahl stehen hier:

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Die Mikrofone wurden hier direkt vor den Saiten platziert, um einen direkten und trockenen Klang zu bekommen.

Player

Wie der Name schon verrät, handelt es sich hier um den Flügel aus der Spielerposition.

Distand

Bei dieser Einstellung wurde der Flügel aus der Position der Zuhörer aufgenommen. Es ist deutlich mehr Raum vorhanden und der Flügel klingt weiter weg.

Presets

Der Button “Factory Presets” befindet sich unter dem Vienna Symphonic Library Schriftzug. Sie wurden auf bestimmte Musikgenres und diverse Klangeindrücke von VSL Tonmeistern vorgefertigt. Die Presets decken von Jazz, über melancholisch bis mysteriös eine Menge Klangcharakteristika ab.

Es handelt sich hierbei nicht um zusätzliche Samples, sondern Einstellungen, die mit den mitgelieferten Werkzeugen des Players designt wurden. Klangtüftler, die jetzt Filterbänke erwarten, mit
denen man verrückte Klangreationen schrauben kann, muss ich aber enttäuschen. Diese suchst Du hier vergebens. Dafür ist das Instrument aber auch nicht gedacht. Wenn du dir ein eigenes Preset
erstellen möchtest, kannst du dieses als sogenanntes “Custom Preset” abspeichern.

Die Sache mit dem Arbeitsspeicher

In der oberen rechten Ecke findest du einen Button, namens Load Samples, mit dem Du einstellen kannst, wie komplex der Flügel in den Arbeitsspeicher geladen werden soll. Es ist ratsam nicht das komplette Sampleset zu laden. Auf meinem System nimmt der Imperial ausgedünnt schon ungefähr 1,5 GB in Anspruch. Also definitiv nichts für betagte Rechner.

VSL Vienna Imperial Testbericht Basic View

Die Basic View beim VSL Vienna Imperial Testbericht

Der virtuelle Flügel überlässt dir dabei die Entscheidung, ob du z.B. auf die Releasesamples, Softpedalsamples, oder Kombinationen davon verzichten möchtest. Zusätzlich kannst du über den Player alle Samples, die in einer Spur nicht gebraucht werden, entfernen (und später jederzeit wieder laden). In größeren Projekten eine sehr praktische Funktion.

Falls Du für dein Klavier eine andere Stimmung brauchst, kannst Du unter “Tuning” diese zwischen 436 und 444,99 Hz justieren, sowie unter poliphony die Anzahl der Stimmen einstellen.

Advanced View beim VSL Vienna Imperial

Werfen wir einen Blick unter die Motorhaube. Die Advanced View stellt den Bereich da, der für die Feinjustierung des Flügelklanges zuständig ist. Es ist möglich, während der Feinjustierung die Mikrofonposition zu wechseln, ohne das die vorgenommenen Einstellungen zurückgesetzt werden. Lediglich beim Laden eines Presets, werden die Einstellungen geändert.

Zur Manipulation des Klanges steht z.B. ein grafischer EQ, mit drei Frequenzbändern zur Verfügung. Du kannst hier Einfluss auf Filtergüte Q, die Frequenz und den Gainwert nehmen.

Da ja Keyboard und Anschlag sehr unterschiedlich sein können, steht dir der Parameter Midi-Sensitive zur Verfügung, um das Instrument deinem Anschlag und Keyboard anzupassen. Auch für Nichtbesitzer eines 88 Tasten Masterkeyboards wurde gesorgt. Über die Funktion Octave-Shift kannst Du die virtuelle Tastatur transponieren, um an die restlichen Töne zu kommen.

Reverbs

Um dem Flügelklang etwas Raum zu verpassen, haben die Entwickler dem Instrument einen algorithmischen und Faltungshall spendiert. Vier unterschiedliche Umgebungen stehen im algorithmischen (Hall, Small Hall, Medium Hall und Large Hall) und drei im Faltungshall (Großer Saal, Mozart Saal und Neuer Saal) zur Auswahl. Obwohl es sich bei den ersten vier um Algorithmen handelt, ist nur die Lautstärke regelbar.

VSL Vienna Imperial Testbericht Advance View

Die Advanced View beim VSL Vienna Imperial Testbericht

Als nächstes finden wir den Parameter “Dynamic range”. Dieser wirkt sich direkt auf den Klang des virtuellen Flügels aus, indem es die Lautstärkeunterschiede zwischen den einzelnen Velocities regelt. Niedrigere Werte bewirken z.B., dass leisere Velocities lauter abgespielt werden und sich der Dynamikumfang dadurch stark verringert. Im Handbuch wird diese Funktion als eine Art Kompressor beschrieben.

Damit Du den Flügel in der Stereobreite anpassen kannst, wurde noch der Parameter “Stereo width” integriert. Zu guter Letzt gibt es noch die Regler “Sympathetic” und Pedalnoise”. Während “Sympathetic” die Saitenresonanz bzw. die des gesamten Flügels regelt, ist Pedalnoise für die Pedalgeräusche zuständig. Die Resonanzen werden mit Hilfe von Algorithmen und Resonanzfiltern erzeugt und wirken sich z.B. auf die Obertöne der Saiten aus. Die Resonanz des Flügels wurde hingegen gesampelt.

Der Klang beim VSL Vienna Imperial Testbericht

Jetzt die Frage aller Fragen. Wie klingt er denn nun? Um dies zu testen, lade ich eine der Mikrofonpositionen. Als erstes fällt auf, dass es schon eine Weile dauert, bis der Flügel geladen wird. Programmwechsel wie in einem Synthesizer sind also nicht möglich, was bei dieser Datenmenge aber nicht gerade verwunderlich ist. Doch spätestens an diesem Punkt, wird man für seine Geduld belohnt. Plötzlich entfaltet sich der warme Klang eines echten Bösendorfers und man will einfach nur noch spielen.

Damit aber das richtige Spielgefühl aufkommt, empfehle ich die Anschaffung eines Masterkeyboards, mit 88 hammergewichteten Tasten. Ich habe mich beim Anspielen echt gewundert, wie dynamisch und echt der Flügel klingt.

Die Releasesamples und Resonanzen der Saiten geben dem Instrument einiges an Realismus. Sehr schön zu hören ist, dass für das Sustain und Softpedal separate Samples aufgenommen wurden. Hier gibt es kein Tricksen und Loopen beim Ausklingen der Saiten. Die Presets wurden von den Tonmeistern wirklich gut auf das jeweilige Genre angepasst. Dadurch wird der Imperial zu einem sehr flexiblen Instrument und wird sicherlich in vielen Produktionen seinen Platz finden.

Erkennung der Spielweise

Anzumerken ist noch, dass es sich hier nicht um einfache One Shot Samples handelt. Die Engine des Players erkennt die Spielweise des Pianisten und passt in Echtzeit den Klang der Noten an. Dabei werden Details wie z.B. Tonübergänge und Spielweise berücksichtigt. Beispielsweise wird die Software beim Staccato spielen andere Releasesamples anhängen, als beim Halten längerer Töne. Sehr deutlich kannst Du das hören, wenn Du im tiefen Register eine Taste nur ganz kurz anschlägst.

Überhaupt kann man sagen, dass VSL für fast jede erdenkliche Situation eigene Samples aufgenommen hat. Auch auf Repititionstöne wurde nicht verzichtet. Das bedeutet, dass nach dem
wiederholten Anschlag einer selben Taste, ein anderes Sample abgespielt wird. Diese Samples liegen für das Haltepedal (Sustain) und für das Una-Corda Pedal (Soft) vor.

Der Hall macht seinen Job auch ganz gut. Schade ist nur, dass es keine weiteren Parameter zum Einstellen des Halls gibt. Da sollten dann externe Plugins zum Einsatz kommen. Aber das ist im Grunde ja auch nicht die Aufgabe des Plugins.

Konkurrenz

Wenn man sich den momentanen Markt der synthetischen Klangerzeugung einmal anschaut, wirst Du nicht so schnell etwas finden, das mit diesem Instrument mithalten könnte. Einzig das neu
erschienene Ivory 2 könnte einen Blick wert sein. Im Hardwaresektor kommt eventuell das V-Piano von Roland in Frage. Bei diesem Instrument kann man aber locker noch eine 0 hinter den Kaufpreis des Vienna Imperials setzen.

Im Großen und Ganzen würde ich aber behaupten, dass der Vienna Imperial von den technischen Daten her, alleine auf dem Markt steht. Allerdings solltest Du dir auch überlegen, ob es denn unbedingt die Oberliga sein muss. Ansonsten können Instrumente wie Galaxy 2, oder Galaxy Vintage D auch eine schöne Färbung in den Mix bringen.

Klangbeispiele VSL Vienna Imperial




https://www.delamar.de/wp-content/uploads/2010/10/maik_brodnicki_player.mp3

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Fazit zum VSL Vienna Imperial Test

Und wieder kann man einmal sagen, dass es die Jungs von VSL einfach drauf haben. Mit viel Perfektionismus und Detailverliebtheit gelingt es ihnen, einen virtuellen Flügel rauszubringen, der zu
überzeugen weiß.

Mit genügend Werkzeugen, hast Du die Möglichkeit, den Klang deinem Geschmack anzupassen. Das einzige Haar in der Suppe ist der endlos vorkommende Installationsvorgang und die hohe Ram-
Belastung. Genug Rechenleistung sollte der Computer also haben. Der schöne Klang, lässt dieses Manko allerdings schnell vergessen.

Abstürze gab es im laufenden Betrieb nur einen. Das lag in diesem Fall wohl aber an mir, weil ich vor Vorfreude beim Laden immer mal wieder eine Taste auf meinem Keyboard gedrückt habe und es so
wohl zu einem Fehler kam. Vor dem Laden solltest Du jedenfalls prüfen, ob noch genug Arbeitsspeicher frei ist. Sonar hat mich deswegen hin und wieder mal mit einem Runtime Error überrascht.

Falls Du dich für dieses Instrument entscheiden solltest, musst du nur aufpassen, dass Du nicht ausversehen die ältere Version des Bösendorfers bestellst. Denn VSL hat 2006 schon einmal einen Bösendorfer rausgebracht, der von den Möglichkeiten aber lange nicht mit diesem Instrument mithalten kann.

Das Instrument ist bei Best Service für einen Preis von 330 Euro zu bestellen.

VSL Vienna Imperial Features

  • Bis zu 100 Velocities und 1200 aufgenommene Samples pro Taste
  • Leistungsstarke, eigens entwickelte Piano-Engine
  • 3 unterschiedliche Klangästhetiken (Zuhörer, Spieler, Nah-Mikrofonierung)
  • Aufnahmen mit/ohne Haltepedal sowie mit gedrücktem Una-Corda-Pedal (Pianopedal)
  • Einstellbare Pedalgeräusche
  • Vielfache Release Samples für verschiedene Tonlängen (u. a. für authentisches Staccato- und Staccatissimo-Spiel)
  • Repetitionstöne
  • Sympathetic Resonances für Einzelsaiten (ohne Haltepedal) und das ganze Klavier (mit Haltepedal)
  • Einfaches und übersichtliches User Interface mit Velocity-Histogramm
  • Global Equalizer sowie „Per-note Equalizer“ (individuell per Taste einstellbar)
  • Lautstärke pro Taste individuell regelbar
  • Weniger Festplattenspeicherverbrauch durch verlustfreie Dekomprimierung der Sample-Daten
  • Convolution Reverb mit 3 Sälen des Wiener Konzerthauses
  • Dynamic Range Control
  • 24 Bit/44,1 kHz, stereo
  • RAM Optimizer entfernt ungenutzte Samples aus dem Arbeitsspeicher
Hersteller: Vienna Symphonic Library
Produkt:

VSL Vienna Imperial Test

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