Rob Papen Punch Testbericht
Virtuelle Drum Machine für Fortgeschrittene

Rob Papen Punch Testbericht

Die grafische Benutzeroberfläche ist schön aufgeräumt - Rob Papen Punch Testbericht

Was ist es?

Diese Musiksoftware ist eine virtuelle Drum Machine. Das Plugin für Windows und Mac OS X bietet Möglichkeiten zur Synthese von Drums und liefert Samples im Umfang von knapp 180 MB mit. Du kannst aber auch eigene Samples laden und als Grundlage für das Beat Making ganz nach deinem Sinne nutzen. Diverse Effekte und ein interner Sequenzer mit umfangreichen Bearbeitungsmöglichkeiten für jeden einzelnen Step stehen zur Verfügung.

Die in den zahlreichen Presets enthaltenen oder von dir erstellten Drum Patterns lassen sich, genau wie die einzelnen Samples, bei Live Performances per MIDI-Controller triggern oder innerhalb deiner DAW über das Setzen von MIDI-Noten programmieren.


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Rob Papen Punch Testbericht

Installation


Passend dazu


Nachdem ich mich auf der Website des Herstellers registriert hatte, konnte ich auf die Downloadsektion zugreifen. Obacht: Für Windows und Mac OS X werden drei verschiedene Varianten des Punch zum Download angeboten (für verschiedene Schnittstellen und Betriebssystemversionen). Du solltest gleich sicherstellen, dass Du die richtige erwischst. In der Download-Abteilung gibt es auch das Handbuch und eine zusätzliche Preset-Bank.

Die gepackte Installationsdatei ist stattliche 277 MB groß, was auf die zahlreich mitgelieferten Samples zurückzuführen ist. Weiter zur Installation – die ist schnell erledigt. Die Autorisierung des virtuellen Instruments erfolgt über die Eingabe der Seriennummer, die Du nach dem Kauf erhalten haben solltest. Einfach und schmerzlos.

Rob Papen Punch Testbericht

Die grafische Benutzeroberfläche ist schön aufgeräumt - Rob Papen Punch Testbericht

Erster Eindruck

Die Bedienelemente des Punch sind über mehrere Abschnitte verteilt, zwischen denen Du per Klick auf die Knöpfe »Easy«, »Pads«, »Mixer«, »Mods« und »Manager« umschalten kannst. Diese Sektionen werde ich weiter unten im Einzelnen beschreiben. Der Sequenzer und die Sample-Pads bleiben stets an ihrem Platz und sind immer sichtbar.

In den Einstellungen, die Du über einen Klick auf das Logo rechts oben erreichst, kannst Du die Benutzeroberfläche des Punch in einen Modus für Bildschirme mit hohen Auflösungen versetzen – alles wird etwa anderthalbfach vergrößert. So schlicht dieses Feature klingen auch mag, für heute übliche Auflösungen von 1920×1080 Pixeln ist es ein Segen.

 

MIDI

Die MIDI-Noten C1 bis H2 sind für das Triggern der Samples bzw. der synthetisierten Drums zuständig. Ab der dritten MIDI-Oktave feuern die Noten C3 bis G3 die acht programmierbaren Patterns des internen Sequenzers ab – das eignet sich prächtig, um etwa in Live-Situationen genau zur rechten Zeit Breaks einzustreuen.

Den meisten Parametern kannst Du ganz bequem ein Bedienelement auf deinem MIDI-Controller zuweisen, indem Du mit der rechten Maustaste auf den betreffenden Regler/Schalter klickst, »Latch to Midi« wählst und dann den gewünschten Knopf bzw. Regler auf deinem Controller bedienst. MIDI Learn eben.

Alle Parameter lassen sich innerhalb deiner DAW-Software automatisieren. Prima: Dabei ist kein Knacken, Kratzen oder sonstige Störgeräusche zu hören, alle Übergänge sind sanft; von Rob Papen darf man das erwarten, aber es gibt eben auch Plugins, die nicht so wasserdicht programmiert sind.

Der Sequenzer erlaubt den Export deiner Patterns als MIDI-Dateien. Wenn Du den perfekten Beat für dich gefunden hast und diesen dann aus der Umklammerung des Punch befreien willst, kommt diese Funktion sehr gelegen.

 

Easy

In dieser Sektion kannst Du über große Schieberegler einige der wichtigsten Klangeigenschaften in einem Rutsch für alle Samples bzw. synthetisierten Drums gleichzeitig regulieren. Zunächst wären da die Fader für Tonhöhe der Synthesizer, Tonhöhe der Samples, Decay (Ausklangdauer) der Synthesizer und Decay der Samples. Dazu kommen Regler für Filter (Frequenz und Flankensteilheit), Tonhöhenhüllkurve, LFO (Intensität und Geschwindigkeit) und die vier Fader zur Steuerung der Intensität der Effektbusse (mehr dazu siehe »Mod/FX« weiter unten).

Die Entscheidung von Rob Papen, diese Sektion hinzuzufügen, war goldrichtig. Würde sie fehlen, müsstest Du die genannten Parameter sehr umständlich in allen Pads einzeln verstellen. Eine solche Schaltzentrale wie die Easy-Sektion drängt sich da förmlich auf.


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Pads

Hier hast Du Zugriff auf die Synthese-/Sampleparameter für das gewählte Pad, also für jeden Einzelsound. Der Synthesizer gliedert sich in jeweils unterschiedlich ausgestattete Parametersätze, die speziell auf die Synthese grundlegender Klangkategorien abgestimmt sind – Bass Drum, Snare Drum, Hihat, Clap, Tom und diverse Perkussionsinstrumente.

Eine klassische Aufteilung mit allem, was Du für die Erstellung eines Beats (Beat Making Tutorial) brauchst. Die Eingriffsmöglichkeiten durch die Vielzahl der Parameter sind gewaltig, hier kannst Du nach Herzenslust schrauben und alle denkbaren Ausprägungen der oben genannten Drum-Typen synthetisieren.

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Die Pads-Ansicht

Mit den 859 Samples kannst Du gleich loslegen. Sie sind in Bass Drum, Clap, Cymbal, Hihat, Snare Drum, Toms und Sonstige unterteilt. Deren Qualität geht schwer in Ordnung, doch wenn Du alles aus den Sounds herausholen willst, kommt es auch auf den Groove und die Effekte an.

Ein Sample ist zunächst einmal eine statische Audiodatei, doch Punch bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Verbiegen des Klangs: Tonhöhenänderung mit Zufallsfunktion, Filter (inkl. LFO) und Lautstärkenkontrolle – alle drei mit eigener Hüllkurve! Dazu kommen Parameter wie Stereovertauschung, Offset (verzögert abspielen), Retrigger (wiederholt abspielen), Reverse (rückwärts abspielen) und Looping. Wie in der Synthesizer-Sektion gibt’s hier also genug zu erforschen. Oh, eins noch: Jedem Pad können gleich zwei Samples zugewiesen werden, die beliebig gemischt, in Abhängigkeit von der Anschlaghärte oder alternierend (abwechselnd) abgespielt werden können. Cool.

Solltest Du dich einmal im Parameterdschungel verirren, geleiten dich die Voreinstellungen wieder hinaus: Mit einem solchen »Preset im Preset« kannst Du für jeden Drum-Typ eine Fülle von Voreinstellungen abrufen, die als Ausgangspunkte für die weitere Klangbearbeitung nützlich sind. Und das, ohne die übrigen Pads zu ändern, wie es mit den allumfassenden Presets und Bänken der Fall wäre. Eine ungeheuer nützliche Funktion, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Jedes Pad kann durch einen der vier Effektbusse geschickt werden (mehr zu den Effekten findest Du im Abschnitt »Mod/FX« weiter unten). Unabhängig von den Effektbussen kannst Du jedes Pad auf unterschiedliche Art und Weise verzerren, wobei stolze 19 Geschmacksrichtungen verfügbar sind: Von Hard-Limiting über Overdrive und Fuzz bis hin zu Bitcrusher-Effekten ist alles dabei. Schließlich gibt es noch eine Option zur Erstellung von Mute-Gruppen (hier »Choke« genannt). Damit kannst Du ein oder mehrere Samples abrupt stoppen lassen, sobald ein anderes Sample abgespielt wird, das in derselben Mute-Gruppe ist.

 

Mixer

Wie erwartet, finden sich in dieser Übersicht Regler für die Lautstärke und das Panning jedes einzelnen Sample-Pads. Der Vollständigkeit halber werden hier auch die Effektkontrollen für FX1 bis FX4 (Dry/Wet und Panning) nebst An-/Ausschalter zum schnellen Aktivieren und Deaktivieren der Effekte aufgeführt.

Die essentiellen Funktionen zur Stumm- und Soloschaltung eines Sample-Pads sind leider nur über dessen Kontextmenü (per Klick auf die Pad-Überschrift) zu erreichen. Somit musst Du immer zweimal klicken, um diese Funktionen zu aktivieren… oder noch öfter, wenn Du dich gerade in einer anderen Hauptsektion befindest. Während der Experimentierphase bei Erstellen komplexer Beats kann da schnell Frust aufkommen.

 

Mod/FX

Praktisch alle Parameter eines Sample-Pads können durch zwei Hüllkurven, zwei LFOs und Faktoren wie die Anschlaghärte, Aftertouch, das Modulationsrad oder Fußcontroller moduliert werden, um nur einige zu nennen.

Für die Hüllkurven und LFOs kannst Du in der Mod/FX-Sektion alle Einstellungen tätigen. Daneben dient eine Effektmatrix mit acht Slots als Kontrollzentrum für die Modulationen, jeweils mit Modulationsquelle und -destination sowie Intensität.

Die weitreichenden Möglichkeiten des Modulationssystems werden in den mitgelieferten Presets leider nicht ausreichend demonstriert. Auch das Handbuch hätte hier ein paar Beispiele liefern können.

Manager

In diesem Abschnitt findet sich die Verwaltung der Bänke und Presets. Letztere beinhalten sowohl Sequenzer-Patterns als auch Drum-Presets. Die üblichen Funktionen wie Laden, Speichern, Kopieren, Verschieben, Neuanlegen, Löschen, Umbenennen und Suchen sind vorhanden.

Zum Vorhören der Patterns oder Drum-Presets musst Du mit der rechten Maustaste auf diese klicken. Ärgerlich: Ein schnelles Durchhören einer ganzen Liste ist leider nicht mit den Pfeiltasten deiner Tastatur möglich. Immer wieder die Maus dafür bemühen zu müssen, ist umständlich und nervig. Obendrein lassen sich die Listen nicht mit dem Mausrad scrollen, stattdessen musst Du Scrollbalken verschieben. Grrr!

 

Sequenzer

Wer seine DAW-Software nicht zum Programmieren der Beats verwenden möchte, findet im integrierten Sequenzer des Punch ein sehr mächtiges Werkzeug. Der Sequenzer rattert durch maximal 16 Steps, wobei Du den Start- und den Endpunkt der Sequenz festlegen kannst. Jedes der acht verfügbaren Patterns bietet vier Spuren für unterschiedliche Sample-Pads.

Rob Papen Punch Testbericht

Der Step Sequencer im Rob Papen Punch Testbericht

Die acht Patterns lassen sich auf Wunsch gleichzeitig abspielen. Für den Live-Einsatz ist es sinnvoll, sich ein paar Break-Patterns für spontane Dramaturgiewechsel zurechtzulegen und zum richtigen Zeitpunkt abzufeuern. An dieser Stelle möchte ich noch einmal die MIDI-Einbindung des Sequenzers hervorheben – während die MIDI-Noten C1 bis H2 die Samples bzw. synthetisierten triggern, lösen die Noten C3 bis G3 die Patterns aus. So kannst Du DAW-programmierte, Punch-interne und live eingespielte Sequenzen während einer Live-Performance beliebig kombinieren. Super!

Für jeden Step kannst Du die folgenden Parameter justieren: Anschlaghärte, Panning, Tonhöhe in Halbtonschritten, Flam (doppelter Anschlag), Hüllkurvengeschwindigkeit, Verzögerung bzw. verfrühtes Abpielen und einen freien Modulationswert, der für alle Spuren eines Patterns gilt. Swing (Shuffle), Humanization (Variationen der Step-Länge) und den Zeitabstand der beiden Anschläge für das Flam sind ebenfalls vorhanden.

Doch damit nicht genug: 61 vorgefertigte Patterns stehen zur Verfügung, der Löwenteil davon für Dubstep und Drum & Bass. Überraschungen gefällig? Dann nutze den Zufallsgenerator für die spontane Generierung unvorhergesehener Beats. Auch ein Export in MIDI-Dateien ist implementiert.

 

Sonstiges

Neben der Version mit dem zusammengefassten Stereoausgang steht eine zweite Plugin-Variante mit acht separaten Ausgängen bereit: Dry (ohne Effekte), FX1, FX2, FX3 und FX4 (die Outputs, die vorher durch die vier Effektbusse geschickt wurden) sowie Stereo 6, Stereo 7 und Stereo 8. In der Mixer-Sektion, die ich oben beschrieben habe, kannst Du die alle einzelnen Sample-Pads einem der gerade erwähnten Ausgänge zuweisen. Routing galore…vorausgesetzt, Du weißt mit multiplen Audioausgängen eines Plugins in deiner DAW umzugehen.

Schließlich möchte ich noch erwähnen, dass die Prozessorbelastung erfreulich niedrig ist. Es gäbe noch so viel zu besprechen, doch dann würde dieser Rob Papen Punch Testbericht aus seinen Nähten platzen. Also setze ich einen Punkt und gehe zum Fazit über.

 

Klangbeispiele Rob Papen Punch Testbericht

Die folgenden Klangbeispiele entstammen aus drei Presets, deren vorgefertigte Grooves und Breaks ich lediglich mit einer simplen Klimax arrangiert habe.

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Fazit zum Rob Papen Punch Test

Auch wenn dieser Testbericht etwas ausgeufert sein sollte, habe ich längst nicht alle erwähnenswerte Funktionen abgehandelt. Die Möglichkeiten des Sounddesigns in Rob Papen Punch sind gewaltig. Multipliziere das mit dem Arsenal der Effekte und Modulationsoptionen und Du erhältst den derzeit wahrscheinlich umfangreichsten Hybriden aus Synthesizer und Sampler, der sich auf Drums spezialisiert hat.

Das Plugin ist nicht nur für die Musikproduktion im (Homerecording) Studio bestens ausgestattet, sondern auch für Live-Performances sehr gut geeignet. Das clevere Nebeneinander von einzeln getriggerten Samples und einstreubaren Patterns (der interne Sequenzer ist übrigens hervorragend gelungen) macht es möglich.

Das Füllhorn der Möglichkeiten ist gleichzeitig das größte Problem des Punch. Neulingen wird der Einstieg nicht gerade einfach gemacht. Dazu kommt, dass Rob Papen an manchen Stellen vergessen hat, sich um die einfachen Dinge zu kümmern – besonders die umständlich zu erreichenden Solo- und Mute-Funktionen für die einzelnen Sample-Pads stellten sich als großes Ärgernis heraus. Ein weiteres Zeugnis dieser Schusseligkeit: Listen (Samples und Presets) lassen sich nicht per Mausrad scrollen.

Wer viel Zeit hat, sich in die schier unendlich erscheinenden Mittel und Wege zur rhythmischen Betätigung einzuarbeiten, sollte sich unbedingt die Demoversion des Rob Papen Punch herunterladen. Viel Spaß bei der Erkundung!

Angesichts der ausgefeilten Klangformung einerseits und der teilweise unnötig komplizierten Bedienung andererseits gibt es von uns gerade noch viereinhalb von fünf Punkten.

Rob Papen Punch Features

  • Drum Machine
  • Windows / Mac OS X
  • Drum-Synthesizer und Sampler
  • 859 Samples im Lieferumfang
  • Effekt- & Modulationssektion
  • Acht separate Outputs
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Rob Papen Punch Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Rob Papen Punch Testbericht: Virtuelle Drum Machine für Fortgeschrittene'

  • oliver schmitt   30. Dez 2011   12:46 UhrAntworten

    hi! ein klasse test! aber wie schon beschrieben - gerade "solo/mute funktionen" sind beim beatprogramming elementar und sollten direkt und ohne umwege erreichbar sein.

    dennoch: ich kann nie genug tools dieser art haben :-)

    gruss,
    olli / sor

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