Toontrack Superior Drummer 3 Test
Die besten virtuellen Drums

Toontrack Superior Drummer 3

Im Toontrack Superior Drummer 3 Test geht es um einen der heißesten Anwärter auf, nein, um DAS momentan beste virtuelle Schlagzeug (plus inklusive Mischpult & Effektgeräten). Erfahre, warum die Drum Kits und Grooves so herausragen und was dich bei den Extrafunktionen erwartet ...

Was ist es?

Toontrack Superior Drummer 3 ist ein virtuelles Schlagzeug in Form eines Audio-Plugins und einer eigenständig lauffähigen Version (»Standalone«) – selbstverständlich jeweils für Windows und Mac OS. Enthalten sind sechs Drum Kits, teilweise mit austauschbaren Trommeln/Becken bzw. Besen statt Sticks etc. – Details dazu findest Du in einem Extrakapitel.

Der renommierte deutsche Schlagzeuger Norman Garschke spielte dafür inklusive der zahlreichen Artikulationen mehr als 400.000 (!) Anschläge. Unter der Ägide von keinem Geringeren als George Massenburg wurden die Schlagzeuge in den belgischen Galaxy Studios aufgenommen.

Du bekommst eine große MIDI-Library, unter anderem kategorisiert nach Genres, Stilen, Tempi, Rhythmen und Songabschnitten von Intro bis Ende. Toontrack Superior Drummer 3 möchte sich für Jazz (v.a. durch die mit Besen gespielten Klänge), Rock, Metal, Country, Pop und mehr eignen – schon ohne zusätzliche Libraries. Nicht zu vergessen: Der Songbaukasten aus EZdrummer ist nun auch hier enthalten.

Im Mixer stehen 35 Effekte zur Verfügung, außerdem kann das Bleeding (akustisches Übersprechen) zwischen allen Instrumentenkanälen reguliert werden. Auch Surround-Mischungen sind möglich. Zu den bemerkenswerten Extras, die hier im Review ausführlich beleuchtet werden, zählt eine ausgeklügelte Audio-to-MIDI-Funktion.


Passend dazu


Falls Du zu den ersten gehörst, die das Toontrack Superior Drummer 3 Review auf delamar lesen, brauchst Du noch etwas Geduld: Das Produkt wird am 12. September 2017 veröffentlicht.


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Toontrack Superior Drummer 3 Testbericht

Impressionen aus den Galaxy Studio

Die 350 m² große Aufnahmeumgebung in den Galaxy Studios gilt als bestisolierter Raum dieser Größe in der Welt der Tonstudios. Der gesamte Raum ist akustisch entkoppelt von der Struktur des umgebenden Gebäudes, unter anderem weil er auf großen Stahlfedern lagert. Ein besserer Ort zum Drum Recording ist schwer vorstellbar.

Bildstrecke

Kein Geringerer als Norman Garschke – deutscher Drummer par excellence und im Pressematerial sehr treffend als »The Superior Drummer« tituliert – spielte die Drums ein. Seine Kunstfertigkeit ist eine fabelhafte Grundlage. So spielte er beispielsweise 27 verschiedene Artikulationen für die Hi-Hats und ähnlich umfangreiche Variationen der Snare.

Kits & Sound von Toontrack Superior Drummer 3

  • Gretsch Round Badge 1960s
  • Ayotte Classic
  • Pearl Masterworks
  • Yamaha Beech Custom
  • Premier Genista Birch Original
  • Ludwig ’70s 3-Ply Classic
  • Ludwig ’70s 3-Ply Concert
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Ausschlaggebend für die Namen der Kits sind die Kicks und die Toms, während sich die anderen Trommeln und Becken aus den Portfolios von Herstellern wie Tama, Zildjian, Instanbul Agop und weiteren rekrutieren. Beim Kit von Gretsch sind unter anderem auch Besensounds enthalten.

» Zu den Klangbeispielen

Die Zusammenstellung ist in allen Fällen stimmig, wie ich finde. Dabei sind alle Kits charakterlich eigenständig genug, um ihr Dasein in einer Kern-Library zu rechtfertigen. Für sich betrachtet ist das Ludwig Classic mein Favorit – das hat Schmackes (die bauchige Kick Drum ist eine Wucht), klingt beseelt und lässig, wunderbar. Die meisten anderen Kits sind im Vergleich dazu eher tight und diszipliniert, wodurch sie sich im Mix auf Anhieb meist etwas besser mit anderen Instrumentenspuren vertragen.

Die großartige Raumakustik der Galaxy Studios tut ihr Übriges. Gute, trockene Samples kriegt man auch woanders, aber mit einem derart königlichen Hall wird dem Ganzen erst die Krone aufgesetzt. Für die nötige Lebendigkeit ohne »Maschinengewehreffekt« sorgen mehr als genug Round-Robin-Samples.

Die 600 Sounds von analogen Drum Machines sind ein netter Bonus. Ernsthafte Konkurrenz für spezialisierte Libraries à la Wave Alchemy Revolution oder UVI BeatBox Anthology stellt dieses kleine Paket jedoch erwartungsgemäß nicht dar.

Optik & Bedienoberfläche

Wie gehabt, begrüßt dich eine leicht stilisierte Darstellung des im jeweiligen Preset spielbaren Drum-Kits – mit originalgetreuer Optik für alle verfügbaren Trommeln und Becken. Sehr einladend, wie ich finde, noch mehr als bei EZdrummer.

Die Hauptansicht mit dem Drumt Kit in Toontrack Superior Drummer 3

So sieht bei Toontrack Superior Drummer 3 der grundlegende Arbeitsbereich zur Auswahl und Konfiguration aller Trommeln/Becken aus – lies weiter, da geht noch viel mehr …

Nebenbei kannst Du so ein bestimmtes Kit beim Blättern durch die Presets schnell wiedererkennen. Oft musst Du dadurch nicht erst Klänge abfeuern oder in die Kontextmenüs der Einzelinstrumente schauen, um diese zu identifizieren.

Flexibles Interface

Die Benutzeroberfläche lässt sich jetzt recht flexibel anpassen. Zunächst stehen sechs Skalierungsstufen für sämtliche Bedienelemente, Schaltflächen und Schriftzüge zur Verfügung. Die Vergrößerung ist praktisch, um auf mittelgroßen Monitoren mit hoher Auflösung zu arbeiten und nicht die Lupe herausholen zu müssen. Eine Verkleinerung kommt wiederum all jenen gelegen, die Toontrack Superior Drummer 3 auf Bildschirmen mit niedriger Auflösung nutzen wollen, etwa auf einem recht bescheiden ausgestatteten Laptop.

Zudem sind die einzelnen Bediensektionen nicht starr, sondern werden beim Vergrößern/Verkleinern des Programmfensters ungefähr so verschoben, wie es in deinem Browser bei modern Websites mit »responsivem« Design geschieht.

Und schließlich lassen sich einzelne Arbeitsbereiche in separate Fenster abkoppeln (bei Bedarf auch auf einen zweiten Bildschirm verschiebbar). Alles in allem ist es sehr erfreulich, wie sich maßgeschneiderte Arbeitsoberflächen in Toontrack Superior Drummer 3 erstellen lassen.

Ein Kit, wie es dir gefällt

In diesem Kapitel geht es um die die Zusammenstellung eines Kits nach Lust und Laune.

Zunächst das Drag & Drop von Samples: Ziehe mit der Maus eine beliebige Audiodatei aus dem Explorer in Windows oder dem Finder in Mac OS auf die gewünschte Trommel/das Becken. Der ursprüngliche Klang muss nun nicht zwangsläufig ersetzt werden, vielmehr kannst Du auch Layering betreiben, also zwei Sounds gleichzeitig triggern. Beziehungsweise je nach Anschlaghärte mal den einen und mal den anderen (siehe auch unten im Kapitel »MIDI«).

X-Drums

Die X-Drums sind zusätzlich implementierbare Trommeln/Becken, dargestellt links oben in einer kleinen Box separat vom Kit. Ansonsten fügen sie sich elegant ins Kit ein – ihnen wird jeweils automatisch eine neue MIDI-Note zugewiesen, durch die sie getriggert werden können.

So kannst Du a) Instrumente aus allen bisher veröffentlichten Libraries des Herstellers und b) eigene Samples laden, um ein Kit der Core Library von Toontrack Superior Drummer 3 anzureichern.

X-Drums sind in zwei Kategorien unterteilt:

  • Instruments – Trommeln und Becken
  • Future Hit Instruments – Instrumente, die schon vor dem Anschlag Klänge erzeugen – Shaker, Tamburin etc.

Letztere trennten die Entwickler von den normalen Instrumenten, da ihr Timing in den zu setzenden MIDI-Noten naturgemäß stets etwas vorgezogen werden muss. Die gewöhnlichen Trommeln und Becken erklingen dahingegen ja erst nach dem Auftreffen des Drumsticks (im DAW-Kontext: genau da, wo die entsprechende MIDI-Note im Takt gesetzt wurde).

Drum Sounds nach Maß

Es gibt jetzt eine Pitch-Hüllkurve, also eine mit Knotenpunkten frei gestaltbare Kurve für den Tonhöhenverlauf eines Sounds. Das ist gerade für elektronische Musik interessant, denn nur so können mit einem Oszillator synthetische Bass Drums, Snares und Toms kreiert werden. Es ist jedoch auch sehr zu empfehlen, das mal auf den akustischen Trommeln und Becken zu probieren – prima für abgefahrenes Sounddesign.

Sound Settings in Superior Drummer 3

Wie gehabt gibt es die üblichen Stellschrauben für Lautstärke, Lautstärkenhüllkurve, Velocity-Kurve und Tonhöhe sowie Ungewöhnlicheres wie Reverse (inklusive Time-Stretching) an Bord.

Zusammen mit den MIDI-relevanten Parametern (siehe unten) sind diese Werkzeuge in einer Seitenleiste am rechten Fensterrand frei ein- und ausblendbar, in der Reihenfolge nach persönlicher Priorisierung verschiebbar und per An/Aus-Knopf schnell zu- und abschaltbar. All das lässt sich in maßgeschneiderten Presets speichern und laden. Schlichtweg perfekt.

MIDI

Mapping

Das MIDI-Mapping ist sehr bequem anpassbar – bei Bedarf kannst Du der erwähnten Seitenleiste die Belegung aller 127 MIDI-Noten für das gesamte Kit einsehen per Drag & Drop mit der Maus einfach umschichten.

MIDI Mapping in Superior Drummer 3

Die Visualisierung ist sehr hilfreich: Alle eingehenden und/oder intern generierten Anschläge flackern hier auf, zudem werden die ja nach selektiertem Instrument alle relevanten Artikulationen blau eingefärbt (auch im Scrollbalken am rechten Rand).

In den erweiterten Einstellungen lassen sich unter anderem die Artikulationen zuweisen und eigene Presets speichern. Jederzeit kannst Du mit einem Klick auf das im Kit verankerte Standard-Mapping wechseln. Besser geht’s nicht.

Hi-Hat-CC-Editor

Dieses Feature ist besonders für E-Drummer attraktiv: Bestimme die Velocity-Bereiche, in denen Toontrack Superior Drummer 3 je nach Schlaghärte verschiedene Artikulationen von offenen Hi-Hats triggern soll. Verschiebe die Bereichsgrenzen einfach mit der Maus. Das ist toll, um das Verhalten der Klangerzeugung genau an deine Spielweise anzupassen und deine virtuellen Becken in den verschiedensten Spieltechniken erklingen zu lassen.

Makros

Mit Makros kannst Du einen oder praktischerweise auch mehrere Parameter über einen einzigen Drehregler bequem steuern. Bis zu 100 Makros lassen sich erstellen, wobei jeweils fünf davon in einer jederzeit ein- und ausblendbaren Leiste zugänglich sind. Per MIDI Learn kannst Du deine Wunschparameter komfortabel zuweisen.

Makros in Toontrack SD3

Mit den Makros bietet SD3 mächtige Tools zur schnellen Klangformung und Automation

Die Makros sind praktisch, um sich ein eigenes, vereinfachtes Interface für schnelle Klanganpassungen zu bauen. Durch die Kurvenform-Parameter (»Slope«) für die Regler sowie die Invertierung und die Begrenzung des Regelwegs (Minimum & Maximum sind justierbar) hast Du alles hervorragend im Griff – es ist eben nicht nur ein aufgepfropftes Extrafeature zur Befriedigung des Spieltriebs.

Unbedingt erwähnenswert ist die Tatsache, dass sich die Reglerstände der Makros denn auch in der DAW automatisieren – Du erlangst die volle Kontrolle über jeden winzigen Augenblick der Drum-Spur in deinem Projekt.

Songspuren

Eine Songspur in Toontrack Superior Drummer 3 ist die Entsprechung zu einer MIDI-Spur in der DAW. Und das mit allen Schikanen: Arbeite mit Clips für besseres Handling bestimmter Groove-Abschnitte, setze Loop-Bereiche, beschneide die Clips und mehr – alle Basics, die Du von der Arrangement-Ansicht deiner DAW kennst, sind hier vorhanden.

Die Songspur in Toontrack SD3

Der Songspur wurde – wie so vielen Bereichen von SD3 – ein kräftiges Update spendiert

Scheinbar lassen sich unendlich viele davon anlegen und dann jederzeit über die entsprechenden Karteireiter (Neudeutsch: »Tabs«) umschalten – nach dem Hundertsten habe ich aufgehört zu klicken.

Starke Neuerung: Jeder Songtrack lässt sich nun in beliebig viele Abschnitte mit jeweils eigenen Tempi und Taktarten unterteilen. Das ermöglicht dramaturgische Wechsel, die Du sonst nur über die Zeitleiste einer fortgeschrittenen DAW realisieren könntest.

Spätestens jetzt sollte sich das Ansinnen des Herstellers offenbaren, mit Toontrack Superior Drummer 3 ein in sich geschlossenes Universum zu erschaffen. Endgültig vertieft wird das mit dem …

Grid Editor – Der MIDI-Sequenzer

Wie in einer Pianorolle wird eine MIDI-Note hier ganz Drum-typisch in Form eines Rhombus‘ dargestellt. Du kannst MIDI-Noten setzen, löschen, verschieben und deren Velocity justieren. Letzteres geschieht ebenfalls nach DAW-Art in einem separaten Bereich unter dem Sequenzer. Dabei ist nun wirklich alles am Start, was das Herz begehrt:

  • Ausrichten am Raster beim Setzen/Verschieben von MIDI-Noten
  • Quantisierung mit justierbarer Intensität
  • MIDI-CC-Automationskurven
  • Velocity-Skalierung für selektierte Noten in einem Rutsch
  • Dynamik-Regler zur Skalierung des Kontrasts zwischen hohen und niedrigen Velocity-Werten – meine Lieblingsfunktion
Grid Editor in Superior Drummer 3 von Toontrack

Der Grid Editor steht den MIDI-Werkzeugen in der Pianorolle einer DAW praktisch in nichts nach

Per Maus lässt sich ein Rahmen um die MIDI-Noten ziehen, die Du bearbeiten willst. Praktische Tastenmodifikatoren sind ebenfalls am Start: Strg + Klick, um einzelne Noten zur Selektion hinzuzufügen bzw. zu entfernen sowie Alt + Klick, um neue MIDI-Noten zu setzen (wenn eigentlich der Selektionsmodus aktiv ist). Summa summarum erfüllt der Grid Editor all meine Ansprüche als DAW-Kenner und ist dabei angenehm zu bedienen.

Song Creator

Für viele wohl DIE Neuerung schlechthin: Alle Funktionen zum Songwriting nach Baukastenprinzip à la Toontrack EZdrummer 2 [Test] finden sich nun auch in Toontrack Superior Drummer 3 wieder! Unterschieden wird zwischen den üblichen Songbausteinen: Intro, Strophe (»Verse«), Pre-Chorus, Chorus, Bridge, Fill und Ende (»Ending«) – wahrscheinlich hast all Du diese klassischen Bestandteile einer Songstruktur schon zuvor im Browser entdeckt.

Superior Drummer 3 Song Creator

Mit dem Song Creator komponierst Du flink nach dem Baukastenprinzip

Nutze als Ausgangspunkt einen der mitgelieferten Rhythmen – wie üblich können diese per Drag & Drop mit der Maus aus dem Groove-Browser hier hineingezogen werden. Toontrack Superior Drummer 3 erkennt, um welche Art von Songbaustein es sich handelt und platziert ihn an der passenden Stelle im Raster mit der Beschriftung »Source File«. Ringsherum werden die Slots nun mit allen anderen Bausteinen aus der entsprechenden Groove-Familie gefüllt.

Nun bedienst Du dich aus diesem Fundus und ziehst die Bausteine nach Belieben a) unten in die Songspur hinein oder b) gleich in dein DAW. Alternativ kannst Du auch gleich eine der vorgefertigten Songstrukturen – also einen ganzen Song – nach den Schemata AABA, ABC, ABC etc. wählen.

» Zu den Klangbeispielen

Ich bin kein Freund des derart vorgekauten Komponierens, aber als Ausgangspunkt für meine eigenen Groove-Gebäude passt mir das ganz hervorragend in den Kram.

Der Mixer von Toontrack Superior Drummer 3

Im obligatorischen Mixer schmeckst Du den Sound aller Einzelkanäle und Busse ab (bei Bedarf mit Effekten, siehe unten) und bestimmst gegebenenfalls deren Outputs zur Ausspeisung aus dem Plugins.

Toontrack Superior Drummer 3 Mixer

Den Mixer von Superior Drummer 3 hat Toontrack u.a. mit Bleeding-Reglern pro Spur aufgepeppt – stark!

Auch Profis werden hier nichts vermissen und wie in der Hauptansicht mit dem Drum Kit lässt sich rechts eine Seitenleiste mit fortgeschrittenen Einstellungen pro Kanal einblenden. Das sind neben zwei Werkzeugen zum Feinschliff (Timing-Verschiebung um ±x,y Millisekunden und Verkürzung/Verlängerung der Ausklangdauer) vor allem die Schieberegler für das …

Bleeding von ausgewählten Spuren

»Bleeding« ist der englische Begriff für akustisches Übersprechen – kurz: das Phänomen, dass jedes Mikrofon für Trommel X oder Becken Y auch stets mehr oder minder intensiv den Schall von benachbarten Trommeln/Becken mitaufnimmt. Da ist als Mixing-Grundlage zwar technisch unsauber, wird aber sehr gerne genutzt wird, um dem Drum Sound mehr Natürlichkeit und Fülle zu geben. Gerade bei Jazz und Blues.

So haben sich die Entwickler von Toontrack Superior Drummer 3 entschieden, jedem Kanal stufenlose Bleeding-Regler für die Signale von sämtlichen anderen Kit-Instrumenten zu spendieren. Bestimme ganz feinfühlig, wie viel von den Becken ins Snare-Mic »überschwappt« und dergleichen mehr. Außerdem findet sich ein globaler Bleeding-Regler, zum schnellen Abschmecken oben auf einem jeden Kanalzug platziert.

Kürzlich konnte ich das im PreSonus CTC-1 Pro Console Shaper Test auf DAW-Ebene bestaunen und hier – beim Schlagzeug – passt es wie die Faust aufs Auge. Richtig klasse für rohen, lebendigen Sound.

Effekte

Im Mixer stehen 35 Effekte zur Verfügung, um alle Einzelspuren, Busse oder das Gesamtsignal Spuren nach Gusto zu bearbeiten:

  • EQ & Filter
  • Dynamikeffekte – Kompressoren, Gate, Transienten-Designer etc.
  • Sättigung & Verzerrung, darunter neuerdings …
    • Virtuelle Bandmaschine für Sättigung, Wow & Flutter etc.
    • Modellierung des Röhrenverzerrers Thermionic Culture Vulture
  • Reverbs
  • Delays
  • Modulationseffekte
Zahlreich in Toontrack SD3 vorhanden - die Effekte

Satte 35 Effekte in guter bis sehr guter Qualität schmücken Toontrack Superior Drummer 3

Die Flexibilität der integrierten Effekte ist nicht durchgängig auf Spitzenniveau, aber das ist vollkommen normal in der Gegenüberstellung mit spezialisierten externen Plugins von Drittherstellern, die teils allein schon um die 200 Euro kosten. Es steht dir frei, nach Lust und Laune externe Plugins zu verwenden, schließlich bietet Toontrack Superior Drummer 3 standesgemäß 32 frei beschickbare Ausgangskanäle.

Qualitativ ist bei den internen Effekten alles in Butter, wenn man musikalisch stimmige und gegebenenfalls nicht zu extreme Einstellungen wählt – ich hätte keine Bedenken, die in einer professionellen Produktion zu nutzen. Die CPU-Belastung ist recht niedrig, wie angekündigt.

Audio zu MIDI & Drum Replacement

Die Rhythmen von eingespeisten Audiodateien können in MIDI-Daten verwandelt werden. So kannst Du Toontrack Superior Drummer 3 mit einer gemischten Aufnahme oder den einzeln abgenommen Instrumenten eines echten Schlagzeugs füttern. Daraufhin sollen die Rhythmen extrahiert werden, um entweder alle oder nur bestimmte Trommeln/Becken gleich mit SD3 oder selbstverständlich einem beliebigen anderen Drum-Sampler neuvertonen zu können. Im Folgenden erforschen wir in mehreren Szenarien, wie gut das gelingt.

Methode I – Einzelspuren als Quellen

Zuerst fütterte ich das Plugin mit Einzelspuren – in denen ist zwar jeweils mehr oder minder starkes Bleeding zu hören, aber trotzdem sind die Klänge so gut getrennt, dass es kein Problem für die Erkennungsleistung darstellen sollte.

Das Einlesen und Analysieren der Einzelspuren – 12 AIF-Dateien (24 Bit & 44,1 kHz) von jeweils 3:12 Minuten aus unserem Drum Recording Tutorial – dauerte knapp anderthalb Minuten. Das ist angenehm flink für die Anzahl und Länge der Quelldaten, wie ich meine. Diese wurden von einer herkömmlichen Festplatte geladen, mit neueren Datenträgern könnte das Ganze also vielleicht noch schneller geschehen.

Und die Ergebnisse? Nun, hier ist eine Gegenüberstellung der originalen Mischung mit der ersten rohen Analyse und Vertonung durch Toontrack Superior Drummer 3 mit zwei unterschiedlichen Kits:

Originale Studiomischung

Drum Replacement aus Einzelspuren – Gretsch Round Badge

Drum Replacement aus Einzelspuren – Premier Genista

Klingt schon recht gut, oder? Nach dem Drag & Drop der Audiodateien habe ich keinen Finger gerührt – die kreierten MIDI-Noten klangen sofort so, wie Du sie hier hörst. Bei Gelegenheit verfeinern wir die Geschichte noch, stay tuned …

Methode II – Mix als Quelle

Starten wir noch einen weiteren Versuch, diesmal mit einer Mischung derselben Drum Performance. Toontrack Superior Drummer 3 unterstützt für das Drum Replacement die sechs Grundkategorien Kick, Snare, Tom, Hi-Hat, Ride und Cymbal. Dementsprechend habe ich ein und denselben Drum-Mix sechsmal geladen, aber jeweils den Befehl gegeben, eine andere Trommel/ein anderes Becken zu erkennen.

Originale Studiomischung

Drum Replacement aus dem Mix – Gretsch Round Badge

Drum Replacement aus dem Mix – Premier Genista

Feinschliff

Zum Schluss noch ein kleines Beispiel, wie Du einem perfekten Ergebnis verdächtig nahekommst. So wurden bei mir ein paar unscheinbare Ghost Notes der Snare nicht erkannt, dementsprechend fehlten sie in der Neuvertonung. Die einfache Lösung: Senke die Schwellenwerte für Velocity und/oder Klangähnlichkeit etwas ab, damit die subtilen Anschläge noch mit registriert werden. Fertig.

Wenn Du diese und weitere Stellschrauben konsequent nutzt, wird es schwer bis unmöglich herauszuhören sein, dass es sich um eine Neuvertonung handelt. Klasse.

Übrigens: Neben dem Drum Replacement funktioniert auch Layering – gemeint ist die beliebige Mischung von Originalsound und Neuvertonung mit Dry/Wet-Reglern pro Spur. Hier wird das »Augmenting« genannt und führt zu hybriden Sounds – nichts für Puristen, aber Sounddesigner auf der Suche nach ausgefallenen Klängen in vergleichsweise experimentellen oder poppigen Produktionen.

Klangbeispiele von Toontrack Superior Drummer 3

Alle folgenden Klangbeispiele sind mit den Standard-Klang- und Mixer-Einstellungen der jeweiligen Kits sowie einer Abfolge von Songbausteinen aus der mitgelieferten Groove-Library erstellt worden.

Ayotte Classic – Blues – 137 BPM

Gretsch Round Badge – Rock – 176 BPM

Ludwig Classic – Rock – 196 BPM

Pearl Masterworks – Metal – 188 BPM

Premier Genista – Soul – 94 BPM

Yamaha Beech Custom – Funk – 102 BPM

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Fazit zum Toontrack Superior Drummer 3 Test

Kein Zweifel, Toontrack Superior Drummer 3 ist ein großer Wurf. Die Basis bilden die sechs Kits, von Studiolegende George Massenburg in der großartigen Akustik der belgischen Galaxy Studios aufgenommenen … und perfekt gespielt von Norman Garschke.

Toontrack Superior Drummer 3

Ohne Wenn und Aber: Toontrack Superior Drummer 3 ist nun das mit Abstand beste virtuelle Schlagzeug

À propos, die MIDI-Library ist erneut eine Wucht. Hier sind praktisch alle Genres, Spielstile und Songbausteine zu finden, umfangreicht klassifiziert und entsprechend gut filterbar. Zusammen mit dem einfach zu bedienenden Songbaukasten – herbeigesehnt von vielen EZdrummer-Nutzern – und den verdammt nah an DAW-Standards heranreichenden Editiermöglichkeiten der MIDI-Clips werden dem Songwriting und der Programmierung keine Grenzen gesetzt.

Passende dazu gibt’s sehr umfangreiche MIDI-Optionen in Sachen Mapping, Hi-Hat-Artikulationen über E-Drums, Makrosteuerung mit Automation und mehr. Ebenso wenig vergessen werden darf der flexible Mixer mit allumfassender Bleeding-Regelung pro Kanal und zahlreichen brauchbaren bis sehr guten Effekten.

Für viele ist sicher auch die Audio-to-MIDI-Komponente ein gewichtiger Kaufgrund, denn sie funktioniert erstaunlich gut – zumindest nach ein paar Minuten Feinschliff (Anpassung der Schwellenwerte für die Erkennung der Anschläge und dergleichen).

Die graphische Oberfläche kann ich nur loben – nicht einfach nur, weil sie besser ins dritte Jahrtausend passt, sondern vor allem dank ihrer vorbildlichen Anpassungsfähigkeit mit a) statischer und dynamischer Größenskalierung sowie b) abkoppelbaren, also auf separate Bildschirme auslagerbaren Arbeitsbereichen. Last, but not least: Während des gesamten Testzeitraums lief die Software stabil und flink.

Der einzige Kritikpunkt in meiner Erfahrung mit Toontrack Superior Drummer 3 ist nur knapp der Rede wert: Die »blinde« Instrumentenerkennung von Audio to MIDI beim Einzelspur-Import könnte besser sein – steckt in den Dateinamen kein »kick«, »snare« & Co., passt die automatische Neuvertonung meist nicht. Sei’s drum, schnell von Hand den Zielsound der Spur korrigieren und gut.

Ich kann meinen Toontrack Superior Drummer 3 Test nur mit einer exzellenten Wertung beschließen – makellose fünf von fünf Punkten zieren dieses Review. Dieses Gesamtpaket aus klanglicher und spielerischer Extraklasse, starken Extrafeatures und zeitgemäßem Interface hat eine ganz neue Qualität. FXpansion BFD3 und Slate Digital Drums müssten stark nachlegen, um wieder als ernsthafte Alternative durchzugehen.

Toontrack Superior Drummer 3 Features

  • Virtuelles Schlagzeug für Windows & Mac OS
  • Eigenständig oder als Plugin (VST, AU, AAX) lauffähig
  • ~230 GB Samples (24 Bit & 44,1 kHz)
  • 6 akustische Drum Kits
  • ~350 Klänge von analogen Drum Machines
  • MIDI Library, vielfältig kategorisiert
  • MIDI-Editor im Stile der Pianorolle einer DAW-Software
  • Audio to MIDI
  • Unbegrenzte Songspuren, Songbaukasten und mehr
  • Mixer mit 35 Effekten und Bleeding-Regelung pro Kanal
  • Graphische Oberfläche mit Größenskalierung und abtrennbaren Arbeitsbereichen
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Produkt:

Toontrack Superior Drummer 3 Test

Lesermeinungen (4)

zu 'Toontrack Superior Drummer 3 Test: Die besten virtuellen Drums'

  • U.Cremer   15. Aug 2017   14:44 UhrAntworten

    Hallo, bei Toontrack.com steht ein Preis von € 349.- ??? /// O.K. schon berichtigt ;-))

    [Kommentare zusammengefasst, d. Red.]

    • Felix Baarß (delamar)   15. Aug 2017   14:55 UhrAntworten

      Hi,

      danke für den Hinweis, ich hatte den Flüchtigkeitsfehler zum Glück auch schnell entdeckt ... die 349,- (oder 179,- für das Update) sind erst recht verlockend für das Gebotene.

      Gruß,
      Felix

  • Andy Franke   15. Aug 2017   20:54 UhrAntworten

    Bin gespannt. Benutze die 2er im zusammen mit einen E-Drumkit in meinem Projekt-Studio und funktioniert einfach super. Bin gespannt.

  • Carlos   21. Mai 2019   15:09 UhrAntworten

    Die Hallfahnen der OH und Ambience Mic‘s sind viel zu lang, da hilft auch das Schrauben am envelope slider nicht wirklich was. Die Kick drums haben teilweise ein decay, welches der Trumm des Schützenvereins zur Ehre gereichte. Per default sind die Electronic sounds im Stack Modus nicht dynamisch. Die Software ist für mich unbrauchbar und ein totaler Fehlkauf. Leider gab (gibt) es keine Demo Version. Für mich ist es kaum erklärbar, warum SD3 ohne Einschränkung so gut besprochen wird.

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