Steinberg The Grand 3 Test
Kleiner Preis, grosses Klavier?

Klaviersimulation Steinberg The Grand 3 Testbericht

Klaviersimulation Steinberg The Grand 3 Testbericht

Was ist es?

Mit dem virtuellem Klavier-Plugin The Grand 3 geht Steinberg nun in die dritte Runde. Mit diesem VSTi (virtuelles Instrument für die VST-Schnittstelle), welches auch in einer Standalone-Version daherkommt, finden 35 GB (88 GB ohne lossless compression) auf die Festplatte. Diese bestehen aus fünf verschiedenen Klavieren, von Konzertflügel über „Upright“ Piano bis hin zum legendären Yamaha CP80.

Ein rundes Paket für den Klaviergebrauch von Klassik bis Pop. The Grand 3 macht eine gute bis sehr gute Figur dabei.


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Steinberg The Grand 3 Testbericht

Im Überblick

Klavier satt, das scheint das Anliegen der Hamburger Softwareschmiede zu sein. Drei legendäre Konzertflügel, ein „normales“ Klavier (Upright-Piano) und der halbakustische
Flügel Yamaha CP80 werden auf vier DVDs mitgeliefert. Einbinden lässt sich der virtuelle Flügel als VST (für Version 2 & 3) bzw. AU-Plugin sowie über ReWire (betrifft nur die Standalone-Version).


Passend dazu


Für jedes Klavier (außer CP80), im The Grand-Jargon „Player“ genannt, stehen zwei akustische „Blickwinkel“ zur Verfügung. Mit „Close“ und „Player“ sind die beiden Mikrofon-Positionen benannt, wobei der Name hier Programm ist. Die Variante „Player“ ist aus Sicht des Musikers, und dürfte vor allem in Pop-Produktionen und bei solistischen Einlagen gewählt werden, mit „Close“ steht die akustische Perspektive des Zuhörers zur Verfügung. Dabei legt Steinberg ganz klar den Fokus auf Klavier-Simulation. Dazu gehört nicht nur das simple Abspielen von Klaviersamples wie man das von Kontakt, HALion & Co. gewohnt sein mag.

Die fünf in The Grand 3 genutzten Pianos sind allesamt neu, so dass sich das parallele Nutzen von The Grand 2 anbietet um die beiden Flügel aus der alten Version nutzen zu können, zumindest laut Steinberg.

Der integrierte Hall, der umfangreiche Stimmungseditor (ermöglicht das Anwenden alternativer Stimmungen für die Klaviere) und ein Equalizer gehören ebenfalls zu den Neuigkeiten, welche die dritte Generation dieses virtuellen Instruments bereit hält.

Installation von Steinberg The Grand 3

Die fünf Klaviermodelle werden in einer 45-90 minütlichen Installationszeit (stark abhängig vom Computer) auf die Festplatte geschaufelt. Das Unterfangen gestaltete sich
nicht ganz so übersichtlich, wie man es von Steinberg-Produkten gewohnt ist. Wird ein abweichendes Installationsverzeichnis für die Samples gewählt oder der Vorgang neu gestartet (Stromausfall, Absturz…) KANN es problematisch werden, zumindest geschah das bei mir: In der fertigen Installation konnte ich kein Klavier laden.

Nach langem Suchen in den Steinberg-Foren und im Internet fand ich eine Lösung, die auf der Herstellerwebseite ausführlich beschrieben wird. Laut Steinberg tritt das recht selten auf. Mit Cubase 5 unter 64BIT ist mir ähnliches passiert.

Als Kopierschutz setzt Steinberg auf den neuerdings hauseigenen Steinberg Key (USB-eLicenser ehemals Syncrosoft Dongle).

The Grand 3 im Detail

The Grand 3 will, wie gesagt, die Simulation des Pianos in allen Einzelheiten übernehmen und alleine mit Sample-Playback ist das Ziel nicht erreicht. Warum? Ein Instrument aus „Fleisch und Blut“ – genauer – aus Holz und Stahl spricht! Nicht nur, dass der Dämpfer ein Geräusch von sich gibt wenn er mit dem Halte-Pedal angehoben und wieder gesenkt wird, auch der Hammer hat sein eigenes Geräusch, welches bei traditionellen Samples nicht optimal berücksichtigt wird.

Klaviersimulation Steinberg The Grand 3 Testbericht

Klaviersimulation Steinberg The Grand 3 Testbericht


Und eben hier entpuppt sich The Grand 3 als echte Klavier-Simulation. Nicht nur der eben erwähnte Dämpfer macht bei The Grand 3 Geräusche. Dieser Effekt lässt sich auch mit zusätzlichen Plugins/Effekten erreichen, die dem Klavier-Sample zugemischt werden, wie das mit dem Plugin von Markus Fiedler komfortabel zu lösen ist.

Auch das Mitschwingen von Tönen, die zwar nicht gespielt werden, aber die zum Obertonspektrum der gespielten Note gehören und bei gelupftem Dämpfer (egal ob per Taste oder Pedal) mitschwingen wird simuliert. Konkret sieht das so aus, dass beim Spiel des eingestrichenen C und gedrücktem Dämpfer auch das zweigestrichene C in Schwingung gebracht wird.

Auch wirkt der Dämpfer beim Loslassen der Taste nicht schlagartig, wie das bei nahezu allen traditionellen Samples der Fall ist. Eine Klaviertaste, die losgelassen wird, schwingt sehr kurz nach. Wenn man in dieser Phase den Dämpfer wieder hebt, schwingen die Saiten noch ein wenig nach.
Dieser Effekt wurde auch sehr detailgetreu realisiert. Sehr schön ist, dass der Grad des Realismus hinzugemischt werden kann. Somit ist es möglich, zum Beispiel den „Dämpfer zu dämpfen“ oder ganz auszublenden.

Die richtige Stimmung finden

Die Stimmung lässt sich stark an die Bedürfnisse des Pianisten anpassen. Standards wie „Gleichstufige Stimmung“ oder die für Solo-Flügel gern genommene „Gespreizte
Stimmung“ lassen sich bequem einstellen.

Unter „Gleichstufige Stimmung“ wird eine Art der temperierten Stimmung verstanden, die zwischen jedem Halbton den gleichen Abstand (100 Cent) hat. Bei der „Reinen
Stimmung“, auch „Natürlich-harmonische Stimmung“ genannt, ist das nicht der Fall. Unter „Gespreizte Stimmung“ ist zu verstehen, dass die äußeren Töne, je weiter außen diese liegen, leicht zu hoch bzw. zu tief gestimmt werden.

Presets für Stimmungen wie „Werckmeister-Stimmung“ und andere Stimmungen sind ebenfalls abrufbar. Die Möglichkeit mit Stimmungen zu experimentieren, die keine
enharmonischen Verwechselung kennen (Fis = Ges), wie das bei der „Mitteltönigen Stimmung“ der Fall ist, fehlen – aber wir wollen es ja auch nicht übertreiben.

In der Praxis sind die Möglichkeiten verschieden zu temperieren ausreichend. Und nicht nur das! In dieser Ausführlichkeit ist das bei kaum einem anderen Klangerzeuger möglich. Speziell historische Klangergebnisse, wie diese für Film, TV und Game-Scoring nötig sein können, lassen sich so wunderbar realisieren.

Sehr schön gelöst, das macht Appetit auf The Grand 4!

Hier geht es weiter mit dem ‘Steinberg The Grand 3 Testbericht’

Der Hall im The Grand 3 Testbericht

On Board von The Grand 3 ist auch ein algorithmischer Hall sowie ein Faltungshall. Letzterer klingt verdächtig nach REVerence (der Faltungshall aus Cubase) und bietet die gleichen oder doch sehr ähnliche Impulsantworten an.

Die interne Hall-Lösung kommt mit Standard- und Basis-Parametern wie Raumgröße, Nachhallzeit, Predelay und Mischungsverhältnis zwischen dem trockenen und dem Effektsignal daher. Der Klang ist wirklich gut, und man kann diesen guten Gewissens nicht nur zum Üben verwenden.

The Grand 3 lässt sich vom Stereo-Modus in den Surround-Modus schalten. Dieser ist zwar „nur“ quadrophonisch (also vierkanalig), aber so lässt sich das Klavier im Raum positionieren, was besonders dem internen Hall zu Gute kommt. Die Klavier-Samples selbst bleiben stereo.

Klaviersimulation Steinberg The Grand 3 Testbericht

Klaviersimulation Steinberg The Grand 3 Testbericht

Diese Lösung überrascht mich ein wenig, da es, nach meiner Einschätzung, unüblich sein dürfte außerhalb der DAW ein Surround-Setup zu nutzen, und in einer DAW, welche surroundfähig ist, habe ich ganz andere Möglichkeiten, auch im Hinblick auf Hall.

Um Rechner-Ressourcen zu sparen, gibt es einen ECO-Modus und eine RAMSave-Funktion. Mit diesen Hilfsmitteln werden weniger Samples geladen, was CPU, RAM und, auf lange Sicht, die Festplatte schont.

Spielbarkeit

Die Anschlagdynamik lässt sich flexibel gestalten und somit an die persönlichen Erfordernisse und/oder das eigenen Masterkeyboard anpassen – sehr schön, und auch
absolut nötig in einem halbwegs professionellen Umfeld.

Die meisten Klavierklänge auf dieser Welt unterstützen nur ein Pedal, das Halte-Pedal oder auch Sustain-Pedal genannt. The Grand 3 jedoch kann alle drei Pedale der Flügel simulieren. Das Halte -Pedal (rechtes Pedal) hebt den Dämpfer aller Seiten, so dass alle Töne, die während des gedrückten Pedals angeschlagen werden, gehalten werden. Mit dem linken Pedal (Dämpfer-Pedal) werden die Saiten leiser gespielt.

Beim Flügel wird das so realisiert, dass die Tasten leicht verschoben werden, damit jeweils nur eine Saite pro Ton gespielt wird. Klaviere lösen das oft anders. Das mittlere Pedal wird in der Flügelsimulation sehr selten umgesetzt. Die Funktion von Mittlerem Pedal unterscheidet sich bei echten Klavieren und echten Flügeln. Hier ist das mittlere Pedal das „Sostenuto-Pedal“. Damit lassen sich einzelne Töne halten, während man andere „normal“ weiterspielen kann, z.B.: Staccato.

In der Software ist eine solche Funktion einfacher zu realisieren als bei den richtigen Flügeln. Der halbakustische Flügel lässt sich dabei nur mit dem Sustain-Pedal spielen, wie das echte Vorbild. Ferner sind die Optionen auf dieses Instrument angepasst (Phaser, Tremolo), wie auf diesem Bild zu sehen.

Im Standalone-Modus bietet The Grand 3 eine Art „mini Sequencer“. Einfache Midi-Files können geladen und abgespielt werden. Auch das Aufnehmen zum Metronom ist möglich. Mit einer guten Soundkarte (also wenig Latenz) könnte die Standalone-Lösung zum Kompositionstool und zum Stage-Piano werden.

 

Klangproben Steinberg The Grand 3 Testbericht

Boesendorfer 290 mit und ohne FX

Boesendorfer Zuckerfee mit und ohne Hall

Model-D Zuckerfee

Upright Zuckerfee

Yamaha C7

Yamaha CP80
https://www.delamar.de/wp-content/uploads/2010/06/yamaha_cp80_zuckerfee.mp3

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Fazit zum Steinberg The Grand 3 Test

The Grand 3 ist eine Klaviersimulation, basta. Der Klang ist sehr gut, teilweise fast zu gut und zu sauber , die Manipulationsmöglichkeiten sind enorm. Obschon beim Klang auch der ein oder andere saure Apfel wartet. So ist das Klavier (Upright-Piano) das schlechteste der vier akustischen Vertreter. Das alleine wundert zwar noch nicht, jedoch ist hier noch „Platz nach oben“ – zu gut deutsch: Es gibt bessere Upright-Pianos.

Auch sehr gut ist die Tatsache, dass der Bösendörfer Flügel mehr als die 88 Tasten der anderen Pianos hat, ganz so wie das reale Vorbild. Problem bei mir: Ich habe es nicht zu Wege gebracht diesen Flügel mit der „Close“-Klangperspektive korrekt zu betreiben, ähnlich beim Upright-Piano im „Player“-Modus. Ab und an wurden manche Noten einfach nicht oder nur teilweise gespielt.

Für wen ist The Grand 3 interessant? Für jeden, der Wert auf realistischen und ausgereiften Klaviersound legt. Als Solo-Instrument sollte ein echter Flügel vorgezogen werden, im orchestralen Kontext, oder als Teil einer Band macht dieses VSTi eine gute bis sehr gute Figur.

Ein, in jeder Hinsicht, typischer Steinberg.

The Grand 3 Straßenpreis ca. 149,- Euro.

Steinberg The Grand 3 Features

  • Fünf virtuelle Pianomodelle
  • Flexibler Equalizer
  • Optimierter Tuning Editor
  • Authentische Sustainpedal-Resonanz
  • Algorithmischer Hall und Faltungshall
  • Unterstützte Formate: Standalone, VST, AU
  • Systemvoraussetzungen: mind. Max OS X 10.5, Windows XP (SP2) oder Windows Vista
Hersteller:   
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Steinberg The Grand 3 Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Steinberg The Grand 3 Test: Kleiner Preis, grosses Klavier?'

  • Keefa 78   23. Nov 2019   22:00 UhrAntworten

    ich HABE dasschon - aber probleme mit inzelnen Tönen, die meine CD - Aufnahmen "künstlich" klingen lassen - das Fein-Tuning habe ich nicht hinbekommen !
    auch wenn ich etwas geändert habe (nachhall ) und gespeichert - trat an anderer Stelle eine Störung auf - die wohl von Steinberg und nicht von Kontakt zu verantworten ist !

    Hatte aber auch an Ivory II einiges auszusetzen.
    The Hammersmith war für mich ein Reinfall trotz 199 Teuros !
    Sehr gut ( = für mich besser ) ist The Grandeur von Native I.
    das BESTE ist für mich zZ Ravenscroft 275 von VI Labs

    aber auch im Nachhinein war Euer Test für mich wertvoll:
    habe vielleicht zuwenig Geduld erst mal alles einzustellen:
    Preset wählen - und los !

    Grüß die Tasten

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