iZotope Alloy Testbericht
Wollmilchsau in Sachen Mixing

iZotope Alloy Testbericht

Viele Details - iZotope Alloy Testbericht

Was ist es?

iZotope Alloy vereint alle wesentlichen Effekte zum Bearbeiten und Abmischen einzelner Spuren oder Spurengruppen in einem Plugin für Windows und Mac OS X, das auch in einer 64-Bit-Version vorliegt. Equalizer, Exciter, Transientenbearbeitung, Dynamikbearbeitung (Kompressor und Gate/Expander), De-Esser und Limiter stehen dir zur Verfügung. In einigen Effektsektionen besteht die Möglichkeit zur Multiband-Operation, womit Du gezielt bestimmte Frequenzbereiche bearbeiten kannst.

Des Weiteren ist Alloy nicht einfach ein weiterer Channel-Strip für deine DAW-Software, vielmehr soll das Plugin mit dem großen Anzeigefenster, der Makrofunktion und den im Vergleich zu Kanalzugeffekten ausgeklügelten Werkzeugen zur Klanggestaltung weit darüber hinaus gehen. Zudem lässt sich die Reihenfolge der integrierten Effekte im Signalfluss umordnen.


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iZotope Alloy Testbericht

Erster Eindruck


Passend dazu


Beim ersten Start für die Arbeiten zu diesem iZotope Alloy Testbericht öffnet sich der Preset-Manager, in dem Du deine Voreinstellungen verwalten kannst; später mehr dazu. Nur so viel: Schön, dass es hier gleich eine Option „Show at startup“ gibt – ich entferne also das Häkchen, um bei den nächsten Starts sofort loslegen zu können.

Alle Effekte werden auf einer separaten Seite dargestellt und lassen sich einzeln zuschalten.

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Viele Details - iZotope Alloy Testbericht

Mit Freuden bemerkte ich die Pegelanzeigen für das Eingangssignal auf der linken und das Ausgangssignal auf der rechten Seite – etwas, das ich bei vielen Plugins vermisse. Daher muss ich entweder in die Mixer-Ansicht meiner DAW wechseln oder ein Metering-Plugin davor und/oder danach einsetzen.

Die Anzeige lässt sich in drei Stufen zoomen. Praktischerweise liegen direkt neben den linken und rechten Kanälen der Pegelanzeige die Schieberegler zur Verstärkung bzw. Abschwächung des Signals – mit dem kleinen Kettensymbol lassen sie sich entkoppeln, um links und rechts separat zu regulieren. Du kannst dir entweder RMS, Pegelspitzen oder eine Kombination beider Messwerte anzeigen lassen. All das ist mehr als ausreichend für die meisten Situationen beim Mixing, wie ich finde.

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Verschaltung im Audio Plugin

Ein besonderer Clou ist die Funktion, die über den mit „Graph“ betitelten Knopf zu erreichen ist: Du kannst das Routing, also die Reihenfolge der einzelnen Effekte selbst bestimmen. Soll der Equalizer vor oder nach dem Kompressor geschaltet werden? Beides kein Problem. Bei den zwei Dynamiksektionen, die jeweils Gate/Expander und Kompressor beinhalten, kannst Du sogar wählen, ob diese parallel oder seriell geroutet werden sollen. Es gibt nicht viele Multieffekt-Plugins, die diese Funktion bieten.

Alle Sektionen, die ich im Folgenden beschreiben werde, lassen sich mit einem Mausklick in den Solomodus versetzen oder per „Bypass“ ganz aus der Kette der Signalverarbeitung ausschließen.

 

Equalizer

Der Equalizer bietet bis zu acht Bänder, die sich in die folgenden Filtermodi versetzen lassen: Glocke, Kuhschwanz tief (Low Shelf), Kuhschwanz hoch (High Shelf), Tiefpass, steilflankiger Tiefpass, Hochpass und steilflankiger Hochpass. Die Flankensteilheit kannst Du per Mausrad – für mich die bequemste und schnellste Methode – in recht kleinen Stufen verstellen, um den Klang exakt so hinzubiegen, wie Du es möchtest.

Ein Sättigungseffekt lässt sich zuschalten. Dadurch wird das Signal ein klein wenig weicher, abgeschliffener und wärmer. Wäre nicht nötig gewesen (es gibt genügend spezialisierte Plugins hierfür), ist aber ein netter Bonus.

Die zuschaltbare Darstellung der Spektralanalyse lässt sich umfangreich konfigurieren, so lassen sich etwa die Darstellungen der Pegelspitzen für eine von dir bestimmbare Zeitspanne halten. Insgesamt klingt der Equalizer gerade oben rum harscher als beispielsweise der Oxford EQ.

 

Exciter

Dieses Werkzeug rechnet neue Obertöne in den Klang. Per Koordinatensystem kannst Du zwischen harmonischen und ungeraden Obertönen wählen (x-Achse) bzw. deren Stärke (y-Achse). Die Möglichkeiten reichen hier von Tape bis Transistor.

In der animierten Darstellung des Frequenzspektrums leuchten die entsprechend betroffenen Tonhöhenbereiche rot auf. Zudem gibt es einen Regler für die Stereobreite dieses Effekts. Das funktioniert sehr gut und in feinen Abstufungen.

Besonders gerne nutze ich Exciter auf Snare Drums, um diese weiter nach vorne zu holen und etwas brillanter klingen zu lassen. Allerdings ist hier auch immer Vorsicht geboten, denn die Ohren gewöhnen sich schnell an den Effekt und dann drehst Du zu viel davon in den Mix.

 

Transientenbearbeitung im iZotope Alloy Testbericht

Transienten sind die kurzen, stakkato-artigen Klangereignisse, die besonders beim Anschlag von Drums zu hören sind. Bei der Transientenbearbeitung des Alloy wird jeder im Eingangssignal erkannte Transient in einen Teil für Attack (Einschwingphase) und Sustain (Ausklangphase) aufgeteilt. Das geschieht anhand der von dir in Millisekunden festgelegten Zeitwerte für diese beiden Komponenten. Attack und Sustain lassen sich leider nur um 15 dB anheben oder absenken.

Das klappt, wie schon erwähnt, bei Drums am eindrucksvollsten. Es ist ein Leichtes, Snares und Kick Drums die Schärfe zu nehmen bzw. diese noch zu verstärken, indem Du den Attack justierst. Oder Du veränderst die Ausklangphase mit den Reglern der Sustain-Sektion. Ein sehr nützlicher Effekt, der jedem Channel Strip gut zu Gesicht stünde – er klingt beim Alloy ganz gut, kann aber nicht mit dedizierten Plugins mithalten.

 

Dynamikbearbeitung

Die Dynamiksektion besteht aus zwei identisch ausgestatteten, separat regelbaren Bereichen, jeweils mit einem Gate/Expander und einem Kompressor. Wie eingangs angesprochen, kannst Du diese getrennten Abteilungen seriell oder parallel routen, wenn Du beide gleichzeitig nutzen willst. Solch eine Doppelverschaltung eröffnet vielen Musikschaffenden ungeahnte Möglichkeiten, erhöht aber auch die Komplexität. Nur erfahrene Musiker und Produzenten sollten sie in Betracht ziehen. Zumindest solltest Du als Einsteiger oder Fortgeschrittener damit beginnen, in beiden Sektionen jeweils nur einen der zwei Effekte zu nutzen. Bereits damit kannst Du interessante Effekte erzielen und dich langsam an die Wirkungsweisen der parallelen bzw. seriellen Verschaltung herantasten.

Über die Gate/Expander-Funktion will ich gar nicht viele Worte verlieren – sie funktioniert erwartungsgemäß. Es gibt einen Vintage-Modus, der in meinen Ohren etwas sanfter, musikalischer zupackt und nicht so harsch agiert. Prima. Der Kompressor bietet zwei Modi für Hard Knee oder Soft Knee; hier hätte ich mir einen Regler für einen fließenden Übergang gewünscht, um mehr Kontrolle über das „Kompressionsknie“ zu haben. Außerdem vermisse ich einen Dry/Wet-Regler zum Überblenden der trockenen und komprimierten Signalanteile, womit beispielsweise die beliebte Kompressionstechnik der parallelen Kompression möglich würde.

Andererseits räume ich gerne ein, dass auch ein Fast-Alleskönner-Werkzeug wie Alloy nicht in allen Bereichen brillieren kann. Dann nehme ich eben mein Lieblingskompressor-Plugin und gut. Außerdem entschädigt mich die Auto-Gain-Funktion beim Kompressor des Alloy, also die automatische Lautstärkeanhebung nach dem Absenken des Schwellenwertes oder der Erhöhung der Kompressionsrate.


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De-Esser

Mit einem De-Esser kannst Du scharfe Zischlaute (Sibilanzen) abschwächen oder nahezu entfernen, was vor allem bei Stimmaufnahmen zum Einsatz kommt. Im Breitbandmodus wird die gesamte Bandbreite des Frequenzgangs leiser gedreht, wenn der eingestellte Schwellenwert überschritten wird. Um die Lokalisierung des Bereichs mit den Zischlauten zu erleichtern, kannst Du das eingestellte Frequenzband auf Solo schalten.

Mit dem De-Esser des Alloy kannst Du ziemlich abgefahrene Effekte erzielen, die der Kompression ähnlich sind – und das nicht nur für Vocals. Einfach mal ausprobieren! Der Klang ist gut, kann aber mit spezialisierten Plugins natürlich nicht mithalten. Alleskönner eben.

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Histogramm der Lautstärkenverteilung

Limiter

Der Limiter lässt sich im Soft- und im Brickwall-Modus betreiben. Zudem steht ein Lautheitshistogramm zur Verfügung, das dir die Verteilung der Lautstärkewerte in Dezibel anzeigt, die über einen kurzen Zeitraum hinweg gemessen wurden – habe ich so noch nicht gesehen. Außerdem kannst Du die Phase des Signals bearbeiten und den DC Offset filtern. Nützliche Tools für den letzten Schliff.

 

Multiband

Dynamikeffekte, Exciter und Transientenbearbeitung können auch im Multiband-Modus betrieben werden, um frequenzbereichsspezifische Einstellungen vorzunehmen. In der Dynamiksektion gibt es die Möglichkeit zum Sidechaining – wohlgemerkt ebenfalls mit Multiband-Abstufung; Crosschaining wiederum bezeichnet quasi Sidechaining mit dem Unterschied, dass Beeinflussendes und Beeinflusstes in diesem Fall zwei verschiedene Frequenzbänder derselben Spur darstellen. So kannst Du außergewöhnliche Kompressions- und Gate-Effekte erstellen. Interessanter Ansatz.

 

Sonstiges

150 Presets sind implementiert – für einzelne Instrumente, Abmischungen, Post-Production, Spezialeffekte und mehr. Sie lassen sich nach Name, Änderungsdatum und letzter Benutzung sortieren, nach Kategorien filtern, bieten individuell benannte Schieberegler, um den Klang noch innerhalb des Preset-Managers sofort regulieren zu können und, und, und… einen so umfangreichen Preset-Manager habe ich bei keinem anderen Plugin gesehen.

Mit den Makros kannst Du beliebige Kontrollen aus allen sechs Modulen auf einer Oberfläche zusammenstellen, um von da aus schnellen Zugriff auf genau die Parameter zu haben, die Du in speziellen Mixing-Situationen häufiger brauchst. Das geschieht etwas versteckt über den Preset-Manager, der zudem noch per „Undock“ vom eigentlichen Plugin-Fenster abgetrennt werden muss. Das war übrigens das erste und einzige Mal, dass ich die Online-Hilfe für Alloy aufrufen musste.

In der Historie werden beliebig viele Arbeitsschritte (einstellbar: 50 bis theoretisch unendlich) aufgeführt, die Du bis dahin in einer Session getätigt hast – alle Regleränderungen und Knopfdrücke werden registriert und können rückgängig gemacht und wiederhergestellt werden. Jeder Arbeitsschritt ist aussagekräftig benannt, damit Du dich in der Liste zurechtfindest. So etwas ist mir bisher nur beim Bildbearbeitungsprogramm Photoshop untergekommen, wirklich hervorragend.

Im Optionsfenster findest Du die Einstellungen für die Spektralanalyse, das Metering, die Verzögerungskompensation und dergleichen. Und abschließend noch eine frohe Botschaft: Das Plugin arbeitet latenzfrei.

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Fazit zum iZotope Alloy Test

Wie Du sicher schon bemerkt hast, fällt mein Resümee zum iZotope Alloy Testbericht überwiegend positiv aus. Hier sind praktisch alle wichtigen Effekte und Werkzeuge zur Bearbeitung oder Abmischen einzelner Spuren oder Spurengruppen versammelt. Die einzelnen Module sind von guter Klangqualität, arbeiten mit hoher Präzision und bieten weit mehr als ein schnöder Channel Strip, der in den meisten DAW-Programmen vorhanden ist. Die Multiband-Unterstützung und das freie Routing der Effektmodule erweitern die Möglichkeiten zur Klangbearbeitung immens.

Auch in der B-Note kann Alloy punkten. Das Preset-System mit der Integration frei konfigurierbarer Makroregler ist hervorragend gelungen. Vielbeschäftigte Produzenten können sich hier schnell nützliche Voreinstellungen basteln und auf ihre persönlichen Bedürfnisse abstimmen. Und wer angesichts der Komplexität des Plugins einmal vom Weg abkommt und die Übersicht verliert, kann im Historienfenster alle getätigten Bearbeitungsschritte bequem rückgängig machen.

Der Kompressor ist mir persönlich etwas zu einfach geraten. Ein Dry/Wet-Regler, fließendere Übergänge bei der Einstellung des Kompressionsknies oder eine Option zum Umschalten von Forward/Backward-Kompression hätten nicht geschadet.

Aber von einem Multifunktionswerkzeug wie dem iZotope Alloy darf man nicht verlangen, dass es spezialisierte Plugins ersetzt. Das gilt auch und vielleicht vor allem für den Klang. Bei einem Alleskönner wie hier geht es vor allem darum, einzelne Spuren oder Spurengruppen auf Vordermann zu bringen und für den finalen Mix oder die weitere Bearbeitung mit anderen Plugins vorzubereiten – und das beherrscht Alloy mit Bravour. Einfach mal die Demoversion testen – sie funktioniert zehn Tage lang ohne Einschränkungen!

Alles in Allem gibt es 4,5 von 5 Punkten – wobei ein halber Punkt der Funktionalität und Bedienung geschuldet ist.

iZotope Alloy Features

  • Plugin für Windows und Mac OS X
  • Kompressor, Gate/Expander, De-Esser
  • Equalizer, Transienten
  • Multiband-Bearbeitung
  • Variables Routing der Effekte
Hersteller:   
Produkt:

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Lesermeinungen (1)

zu 'iZotope Alloy Testbericht: Wollmilchsau in Sachen Mixing'

  • Primulus Tinnitus   05. Dez 2011   14:35 UhrAntworten

    Nectar ist auch ein wunderwuzi für vocals ;-) ... sogar wenn man ein edelsignal von einem C414 durch einen UA 4-710d hat xD

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