Eventide Blackhole Testbericht
Im Sog der Klanggravitation

Eventide Blackhole Testbericht

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Was ist es?

Bei Eventide Blackhole handelt es sich um ein Reverb Plugin – dieser Halleffekt für Windows & Mac OS X (VST, AU, AAX) ist der hauseigenen, gleichnamigen Hardware nachempfunden. Der Fokus liegt eindeutig auf stark verfremdenden und sehr ungewöhnlichen Effekten, weniger auf der Imitation echter Hallräume. Mit den Hotswitch- und Ribbon-Controller-Systemen können in jedem Preset drei komplette Parametersätze stecken, die Du auf Knopfdruck augenblicklich aktivieren bzw. stufenlos ineinander blenden kannst. Für den Betrieb ist ein iLok der zweiten Generation nötig.

Das Plugin ist zum empfohlenen Straßenpreis von 99,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.

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Erster Eindruck

Die Setup-Routine verlief zügig (abgesehen von der etwas versteckten Download-Seite) und ließ mir die Möglichkeit offen, ein beliebiges Installationsverzeichnis zu bestimmen.

Die Oberfläche des Plugins gefällt mir sehr mit ihren großen Reglern, moderat bemessenen und gut lesbaren Beschriftungen und der Visualisierung der Hotwsitch-Werte (siehe unten) durch einen blau leuchtenden »Kranz« rings um die Potis.

Prima: Mit gedrückter Alt-Taste lassen sich Feineinstellungen realisieren. Doppelklicks/Shift-Klicks zum Wiederherstellen der Standard-Parameterwerte eines Presets hätten für noch mehr Bedienkomfort sorgen können, aber das ist nun wirklich kein Beinbruch. Zudem hatte ich hier die Version 1.0.0 vor mir – Usability-Optimierungen können durchaus noch kommen.

Eventide Blackhole Testbericht

Anschnallen für den Eventide Blackhole Testbericht auf delamar…

Basics

Die Unterteilung der Presets in Inserts und Sends ist praktisch. Dementsprechend gleichen sich die in diesen beiden Kategorien enthaltenen Voreinstellungen bis auf das Mischverhältnis aus trockenem und effektbeladenem Signal.

Mit Schiebereglern für die Eingangs- und Ausgangslautstärke (jeweils von -60 bis +12 dB) sowie dem entsprechenden Metering für Input und Output ist es möglich, die Pegel des Signals immer unter Kontrolle zu haben. Dabei signalisiert der kleine Hinweis »Overflow« Übersteuerungen (Input und/oder Output).

Eine gut nachvollziehbare Entscheidung: Der Mix-Regler steht »auf 12 Uhr« bei 33%, nicht bei 50. Das bedeutet mehr Komfort für Feineinstellungen in den niedrigen Prozentwerten.

Per Kill-Switch kannst Du das Eingangssignal verstummen lassen. Der Output-Kanal bleibt indessen offen, was bedeutet, die Hallfahne noch ausklingen kann. Ein schönes, einfaches Feature, das per Controller getriggert sehr praktisch für Live-Settings ist – genau wie die Hotswitches, die im übernächsten Abschnitt das Thema sein sollen. Zunächst aber zu den zentralen Bedienelementen.

 

Klangkontrollen

»GRAVITY« kontrolliert die Ausklangdauer der Hallfahne; die Besonderheit ist, dass es hier einen positive und einen negativen Wertebereich gibt, wobei der letztgenannte für den inversen Halleffekt zuständig ist. Dabei werden die Hallfahne und das Delay (siehe unten) rückwärts abgespielt.

»SIZE« bestimmt die Größe des virtuellen Hallraums. Von metallisch klirrenden, höchst beengten Räumen bis hin zu endlosen Weiten, in denen alle Konturen verwischt werden.

Vor der Hallfahne erklingt bei Bedarf noch ein Delay, dessen Takt mit »PREDELAY« regelbar ist. Bei ausgeschalteter Synchronisation kannst du hier 0 bis 2.000 ms einstellen, während bei aktivem Sync Werte von 1/64 bis 15/16 möglich sind. Der letztgenannte Wert deutet es schon an: Hier finden sich teils sehr verspulte, krumm galoppierende Intervalle. Herrlich. Zahmeres mit Triolen und punktierten Werten gibt’s aber auch.

Die Tap-Tempo-Funktion ist wie so vieles beim Blackhole nützlich für das Live-Spielen. Oder eben für kleine Ungenauigkeiten im Tempo, die den Sound lebendiger, »menschlicher« gestalten.

Mit Shelving- aka Kuhschwanzfiltern für je ein fix eingestelltes Tiefen- (350 Hz) und ein Mitten-/Höhenband (2.000 Hz) steht ein rudimentärer EQ zur abschließenden Klangformung der Hallfahne zur Verfügung. Immer ein nützliches Feature. Die Resonanzspitzen beider Filter lassen sich mit »RESONANCE« erhöhen.

Per »MODDEPTH« und »MODRATE« lassen sich Tonhöhenschwankungen der Hallfahne erstellen. Der In niedrigen Einstellungen gut für einen etwas lebendigeren, in höheren Werten schwindelerregenden Sound.

Mit »FREEZE« gibt es schließlich noch die Möglichkeit, die Hallfahne unendlich lang zu machen und gleichzeitig den Input zu deaktivieren. Nett.


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Hotswitches & Ribbon Controller

Eine wichtige Rolle im Bedienkonzept von Eventide Blackhole spielt die Möglichkeit, zwischen zwei frei konfigurierbaren Parametersätzen hin und her zu wechseln (etwa wie bei einem A/B-Vergleich in Equalizern) oder diese stufenlos ineinander übergehen zu lassen.

Das Verstellen der Parameterwerte für die beiden Zustände »In« und »Out« kannst Du auch per Drag & Drop der kleinen blauen Punkte realisieren, die rings um die virtuellen Potis zu finden sind und zwischen denen eine kleine violette Bahn gezogen wird.

Eventide Blackhole TestberichtDas ist wesentlich komfortabler, als immer wieder erst auf »In« oder »Out« zu klicken und die Einstellungen dann regulär am eigentlichen Poti vorzunehmen. Sehr fein. Es ist nur ein wenig unglücklich gelöst, dass nicht sofort erkenntlich ist, welcher der beiden kleinen Punkte nun den In- und welcher den Out-Wert kennzeichnet.

Sind die Parameter erst einmal festgelegt, kannst Du zwischen den Extremzuständen umschalten oder – das ist der Clou – mit dem Ribbon Controller stufenlose Übergänge erschaffen. Das ist möglich, indem Du auf eine beliebige Stelle des Bandes zwischen den In- und Out-Knöpfen klickst oder das Mausrad zum schrittweisen Wandern zwischen den beiden Polen nutzt.

Noch besser: Maustaste gedrückt halten und wild hin und her wischen. Natürlich lassen sich diese Übergänge auch per MIDI-Controller steuern oder in der DAW automatisieren (Tipp: die Automationskurven wie Beat-synchrone LFOs nutzen!). Ein Mordsspaß und toll für die Live Performance.

Zu alldem kommt noch ein weiterer Parametersatz, der sich per »HOTSWITCH«-Schalter triggern lässt. Dieser ist völlig unabhängig von den In- und Out-Zuständen sowie der Position des Ribbon-Controllers. Sehr fein und tatsächlich NOCH ein Feature, das wie für Live Performances geschaffen ist.

 

Sonstiges im Eventide Blackhole Testbericht

Die klanglichen Übergänge bei drastischen, ruckartigen Parameteränderungen sind supersmooth. Anders ausgedrückt: Die Interpolation leistet ganze Arbeit und sorgt für eine musikalisch sehr sinnvolle »Rundheit«, anstatt zu stottern. Das wird besonders beim wilden Schrauben am Size-Regler deutlich.

Leider werden die Hallfahne und das Delay unterbrochen, wenn Du den Gravity-Regler von einem beliebigen positiven oder negativen Wert plötzlich auf 0 stellst. Das sorgt beim Live-Spiel oder bei entsprechend geplanten Modulationen für unschöne Aussetzer, von denen sich der Sound stets kurz »erholen« muss, um Hallfahne und Delay von neuem zu entfalten. Das ist tatsächlich der einzige wirkliche Kritikpunkt, den ich hier festhalten muss.

 

Eventide Blackhole Sounds

Boxed In

Cathedral

Combchamber

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Fazit zum Eventide Blackhole Test

Mit dem Eventide Blackhole ist es gelungen, die Qualitäten der Hardware in Software umzumünzen – experimentelle Klänge in virtuellen Hallräumen aller Größen lassen sich schnell und vergnüglich erstellen. Dabei schafft es das Plugin durchaus, einen ganz eigenen Sound zu entwickeln. Die weichen Übergänge bei schnellen Parameteränderungen geben dem Ganzen einen gewissen organischen Touch.

Eine große Stärke ist die Tauglichkeit für Live-Performances. Mit dem Hotswitch-System und dem ansteuerbaren Ribbon Controller werden dir mächtige Werkzeuge für ein dynamisches Spiel auf der Bühne an die Hand gegeben. Macht richtig Laune.

Die graphische Oberfläche ist gut lesbar und zweckdienlich gestaltet. Und die blau leuchtenden, per Maus schnell verstellbaren »Kränze« rings um die Potis bieten einen schnellen Zugriff auf die Parametersätze, die Du per Ribbon Controller überblenden kannst.

Der einzige Haken an der Geschichte ist der abrupte Stopp von Hallfahne und Delay, wenn der Gravity-Regler auf 0 gestellt wird. Bei Live-Performances könnten diese kurzen Aussetzer durchaus mal unangenehm werden – bis das Problem behoben ist, sollte der Gravity-Regler im Flow auf der Bühne besser nicht vom negativen in den positiven Bereich oder vice versa gedreht werden.

Durch diesen Schönheitsfehler gibt es einen knappen halben Punkt Abzug, wodurch ich meinen Eventide Blackhole Testbericht auf delamar mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten schließe.

Eventide Blackhole Features

  • Reverb & Delay Plugin
  • Windows & Mac OS X
  • VST, AU & AAX
  • Hallfahne modulierbar
  • Tap-Tempo oder synchronisiert
  • iLok 2 erforderlich
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