Lead-Vocals & Backing-Vocals voneinander abheben

Lead-Vocals abmischen

Lead-Vocals von den Backing-Vocals abheben: So klappt's im Mix | Foto: Ally Mcerlain CC BY-NC 2.0

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Abmischen: Lead-Vocals und Backing-Vocals voneinander abheben

Das Abmischen der Lead-Vocals wird erst dann so richtig kniffelig, wenn Du auch Backing-Vocals in deinem Mix unterbringen willst. Überlagerung und Vereinheitlichung sorgen dann für einen dünnen und unsauberen Sound. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du beide Vocal-Arten voneinander im Mix abheben kannst.

Ausgangssituation: Lead- und Backing-Vocals im Mix

  • Die Backing-Vocals sind Dopplungen des Lead-Vocals und dienen der Verstärkung
  • Wir wollen die Backing-Vocals in den Hintergrund schieben, damit sie weniger Aufmerksamkeit bekommen
So kann das Ergebnis klingen:

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Optionen um die Stimmen voneinander abzuheben

  • Klangregelung / EQ
  • Dynamikbearbeitung / Kompressor
  • Panorama / Tiefe
  • Kombinationen aus den oberen Punkten

Gesang: 5 elementare Frequenzen für gute Vocals »

Klangregelung mit dem EQ

Ein einfacher Trick, um die Backing-Vocals etwas nach „hinten“ in den Mix zu schieben ist es ihnen die hohen Frequenzen zu nehmen oder diese zumindest abzusenken. Dies basiert auf einem physikalischen Phänomen aus der Natur, denn je weiter entfernt eine Geräuschquelle ist, desto dumpfer erreicht uns der Klang.

Man muss sich nur die mit lauter Musik und Subwoofer vorbeifahrenden Autos ins Gedächtnis rufen. Das erste und letzte, was man von diesen hört ist der Bass. Und nur wenn sie nahe an uns vorbeifahren hört man auch die restlichen Frequenzen.

Senkt man also die hohen Frequenzen der Backing-Vocals mit dem Equalizer ab, so hat das menschliche Ohr das Gefühl, dass diese weiter entfernt als die Lead-Vocals sind und fokussiert letztere.

Lead-Vocals mit Equalizer bearbeiten

Equalizer für die Lead- und Backing-Vocals im Mix: Hohe Frequenzen bei den Backing-Vocals zu entfernen ist eine Möglichkeit.

Man kann dem Chor aber auch (oder noch dazu) die Aufmerksamkeit erregenden Frequenzen nehmen. Diese finden sich bei der menschlichen Stimme zumeist zwischen 400-800 Hz und 2-4 kHz. Besonders gut wirkt diese Möglichkeit, wenn man dieselben Frequenzen beim Lead-Vocal etwas anhebt.

Gibt es spezifische Frequenzen, die typisch für das Lead-Vocal sind empfiehlt es sich diese in den Backing-Vocals etwas herunterzunehmen.

Einen etwas künstlicheren, aber dafür sehr abgesetzten Klang erreicht man, in dem man den Backing-Vocals die Frequenzen bis ca. 1kHz mit einem Hi-Pass-Filter wegnimmt.

Das große Equalizer Tutorial »

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Dynamikbearbeitung der Vocals mit dem Kompressor

Eine weitere Möglichkeit die Hauptstimme und den Chor voneinander abzuheben ist es die Backing-Vocals wesentlich undynamischer zu machen als das Lead-Vocals – also viel stärker zu komprimieren. Dynamische Audioquellen erregen viel eher die Aufmerksamkeit des menschlichen Ohres als flache, undynamische.

Kompression Vocals

Der Kompressor gehört auch für Hobby-Producer zum alltäglichen Werkzeug. Übertreiben sollte man es beim Einsatz des Kompressors jedoch nie, sonst klingt schnell alles sehr unecht.

Wir können hierzu je nach Aufnahme einen Kompressor mit einer Ratio von vielleicht 8:1 bis 20:1 zur Hand nehmen. Der Attack sollte sehr schnell eingestellt werden, damit der Kompressor möglichst schnell einsetzt.

Wer einen Kompressor mit Sidechain-Ausgang hat, kann auch mal versuchen die Backing-Vocals durch das Lead-Vocal über ein so genanntes Ducking in deren Lautstärke zu bearbeiten. Das zu erklären würde hier den Rahmen sprengen, wer mehr darüber lesen möchte kann ja mal im Internet nach „Ducking“ und „Sidechain“ suchen.

Panorama & Tiefe

Das letzte Werkzeug in unserer Kiste, um Backing-Vocals von den Lead-Vocals abzusetzen ist das Nutzen des Panoramas. In einer Live-Situation würde der Chor einige Meter hinter dem Sänger stehen und zumeist seitlich versetzt. Und genau dies versuchen wir im Mix ebenfalls abzubilden.

Um den Chor akkustisch hinter den Sänger zu stellen machen wir uns die Positionierung im Stereobild durch die Pan-Potis und das Einstellen von entsprechenden Erstreflexionen im Hall-Effektweg zunutze.

stereopanorama vocals

So kann ein ausgewogenes Stereopanorama aussehen. Eine Skizze vorab hilft dir, die Instrumente zu positionieren. Das klappt natürlich auch mit den Vocals.

Wir positionieren das Lead-Vocal in der Mitte des Stereo-Panoramas unseres Mixes, während wir die begleitenden Stimmen (Chor) mehr zu den Seiten drehen. Hierbei präferiere ich eine ausgewogene Verteilung der Backing-Vocals auf die Seiten, auch wenn in Live-Situationen die zwei oder drei Backgroundsänger nur auf einer Seite stehen.

Stereopanorama: Kreatives Panning für deine Mixe »

Im Halleffektweg machen wir uns folgende Physik zunutze: Die Erstreflexionen des Sängers benötigen mehr Zeit um zum Hörer zu gelangen als der direkte Schall, während beim Chor die Differenz zwischen dem Direktschall und dessen Erstreflexionen geringer ausfällt als beim dem Publikum näherstehenden Sänger.

Jedes etwas bessere Hall-Effektgerät besitzt einen Parameter für die Erstreflexionen, den wir entsprechend den oben genannten Angaben einstellen.

Fazit zum Abmischen von Lead- und Backingvocals

Wir haben nun drei Möglichkeiten kennengelernt, um die Abhebung der Lead-Stimme von den Backing-Vocals zu erreichen. Wenn man an einem Mix arbeitet, wird man oft feststellen, dass eine der Optionen alleine nicht den gewünschten Effekt erzielt.

Nicht selten wird man gleich alle drei oben genannte Werkzeuge einsetzen, um den Klang so hinzubekommen, wie man es von kommerziellen Songs kennt und sich das vorstellt.

Die hierbei verwendeten Effekte EQ, Kompressor und Hall gehören im Übrigen zum unbedingt notwendigen Handwerkszeug für jeden Musik-Produzenten und sollten eigentlich auch jedem zur Verfügung stehen, der sich mit Musik-Produktion auseinandersetzt.

Wer noch Fragen hat kann gerne das Kontakt-Formular am Ende der Seite verwenden, um sie zu stellen. Über Feedback freue ich mich natürlich auch :)

Lesermeinungen (20)

zu 'Lead-Vocals & Backing-Vocals voneinander abheben'

  • Jonathan Stoye   18. Feb 2008   12:18 UhrAntworten

    Nicht schlecht deine Ausführungen! Auch gut erklärt für jemanden der noch nicht allzulange damit arbeitet. Is es dein Hobby oder machst du es professionell? Mach gard ne Facharbeit über Dynamikbearbeitung und suche Material.

    Is auch ne sehr gute Seite!

    also würd mich über ne Antwort freuen

    schöne Grüße

  • carlos (delamar)   18. Feb 2008   20:56 UhrAntworten

    Beides sogar! Und danke für das Lob! SAE?

  • Definition aka Will Spliff   19. Feb 2008   09:49 UhrAntworten

    Moin moin...also ich bin im moment eher Hobbyrapper und Produzent, habe mich in all die sachen so zirka ein jahr lang selber reingefuchst, learning by doing eben =) naja und jetzt ist es halt an der zeit für mich zu gucken was eigentlich hinter all den sachen steckt die ich so mache, und so bin ich auf die seite hier gestoßen...und ich muss sagen es ist echt verdammt hilfreich hier, weil ich jetzt auch weiß, aus welchem grund man die verschiedenen griffe macht...will auch keinen ganzen roman schreiben, sondern einfach ein großes dankeschön spendieren 8]
    ich hoffe, dass das hier weitergeht =) in dem sinne, peace out, defnition

  • carlos (delamar)   20. Feb 2008   11:29 UhrAntworten

    Danke für Dein Lob und Deine Ermunterung!

    "Learning by doing" und "Try and error" sind sehr gute Konzepte beim Musikmachen und können zu erstaunlichen Ergenissen führen!

  • verdigris   17. Sep 2008   23:31 UhrAntworten

    ^selten auf so ne hilfreiche seite gestossen.... danke das du dir die mühe machst..

  • Trump   15. Nov 2008   19:58 UhrAntworten

    Was meiner Meinung nach noch sehr hilfreich ist, um die Backup Vocals in den Hintergrund zu rücken, ist folgendes:

    - Für die Lead Vocals einen Hall schaffen (Prefader Auxwege)
    - Das Preset für den kompletten Channelstrip mit dem Hall abspeichern
    - Für Die Backup Vocals Hall Setup der Lead Vocals exakt kopieren. Hierbei bleiben alle Setting gleich, bis auf die Predelay-Zeit des Halls. Diese wird bei den Backup Vocals verkürzt
    - Je weiter das Vocal in den Hintertgrund rücken soll, desto lauter wird auch der Hall im Verhältnis zum Direktsignal.

    denn:
    Je näher eine Schallquelle ist, desto größer ist der Zeitabstand zwischen dem eintreffenden Direktschall und den erste Frühreflexionen. Wenn nun der Hall des Backups eine kürzere Pre-Delay Zeit hat, dann kommen die ersten Reflexionen früher an und die Quelle wirkt dementsprechend weiter weg. Dem kommt hinzu, dass die Schallwellen unterwegs an Energie verlieren, also leiser werden. Dementsprechend sind die Hall-Anteile einer weiter entfernten Schallquelle lauter als deren Direktschall.

    Hoffe, das bringt euch weiter :-)

    Liebe Grüße!
    Trump

  • carlos (delamar)   16. Nov 2008   16:31 UhrAntworten

    Hall ist perfekt für die Tiefenstaffelung von Sounds im Mix. Danke für die ausführliche Erklärung!

  • Jonathan   21. Nov 2008   17:10 UhrAntworten

    [...Diese finden sich bei der menschlichen Stimme zumeist zwischen 400-800 kHz und 2-4 kHz...] meinst du nicht vllcht. zwischen 400-800 Hertz? Kilohertz kommt mir da ein bisschen viel vor, aber ich kann mich auch täuschen. =D

  • carlos (delamar)   21. Nov 2008   17:18 UhrAntworten

    lol...Du hast natürlich recht, ich änder das gleich mal. Danke!

  • Manuel   09. Jun 2009   09:06 UhrAntworten

    Wenn ich mehrere Backing-Vocal-Spuren habe, ist es dann sinnvoller, wenn ich diese gemeinsam komprimiere (also quasi eine Einzelspur für die Backings erstelle) oder stelle ich dann besser bei jeder einzelnen Spur den Kompressor ein?

    Das gilt natürlich auch für die restlichen Effekte.

    An dieser Stelle: Bin schon seit ner Zeit auf der Seite unterwegs, schreibe allerdings erst jetzt meinen ersten Kommentar. Finde diese Seite aber richtig genial. Super Tipps! Danke!

  • Thomas   20. Jun 2009   14:53 UhrAntworten

    Deinen Tip für die Backing-Vocals hab ich gleich ausprobiert.
    Jetzt sind die genau da wo sie hin gehören und es klingt echt gut!

    Tja... was man nicht selber weiß :-)

    Vielen Dank !!!

  • gainslow   21. Jun 2009   13:58 UhrAntworten

    hi naja wir reden alle wie man die stimme nachhinten verschieben kann aber meine frage wie bekommt man eine stimme nach vorne. ich mixe schon ne weile aber erlichgesagt meine stimme klingt ob sie hinten ist. ich nehme normal auf also nicht weit weg von mic.kann einer mir hilfen und mir sagen welche effekte man braucht für mein problem.

    danke

  • Carlos (delamar)   21. Jun 2009   20:25 UhrAntworten

    Du kannst mal probieren:
    - 5cm vom Mikrofon entfernt aufnehmen
    - ~3kHz mit dem EQ anheben
    - wenig oder keinen Hall nutzen (und/oder. hohe Predelay-Zeiten wählen)
    - ein anderes Mikrofon probieren

  • docmidnite   22. Jan 2010   18:17 UhrAntworten

    Spitzenmäßige Tipps!
    Carlos, Du hast mit dieser Seite was tolles geschaffen!!!!

  • virth   11. Feb 2010   18:04 UhrAntworten

    Tolle Ideen, muss ich mal ausprobieren! Was ich noch gerne mache:

    - Backing Vocals extra leise einsingen (teilweise fast flüstern)

    Dann einfach die Lautstärke der Backingvocals im Mix anheben, bis sie gleich Laut sind wie die Leadvocals. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch weil wir ja die Leadvocals von den Backingvocals abheben wollen. Der DB-Messer würde die beiden Stimmen vielleicht gleich laut anzeigen, fürs menschliche Ohr wirkts aber trotzdem leiser.

    Funktioniert übrigens auch wenn man einfach anders singt, bzw anders betont. Gleiche Stimme andere Gesangstechnik, gleiche Stimme andere Betonung. Solange man mehr ändert, als nur die Melodie, klingen die Backings automatisch abgehoben.

  • Harry   18. Sep 2010   17:07 UhrAntworten

    Auf keinen Fall sollte man die Backing Vocals zu extrem
    mit dem Kompressor vergewaltigen.

    Und lasst um Gottes willen beim Hi-Pass-Filter um die 1kHz
    die Finger weg, ihr nehmt ja das ganze Gewürz aus der Soße.

  • Nik   14. Apr 2011   17:22 UhrAntworten

    Wär nett wenn dazu ein tutorial video mit sound beispielen kommen kommen würde. ansonsten top-seite!

  • El Burito   12. Sep 2013   21:54 UhrAntworten

    Wenn es darum geht, "wie schaffe ich es möglichst oberflächliche Tipps zu geben" ist Delamar ganz weit vorne im Rennen. Herzlichen Glückwunsch!
    Für Hobbyproducer, die absolut keine Erfahrung haben, mag das eine Möglichkeit sein, erste Schritte kennen zu lernen, doch wer nach einem Jahr praktischer Erfahrung hierhin zurück kehrt wird ganz schnell merken, das immer wieder nur an der Oberfläche gekratzt wird. Herzlichen Glückwunsch!

    • Carlos San Segundo (delamar)   13. Sep 2013   10:30 UhrAntworten

      El Burito, es freut mich zu hören, dass Du inzwischen soweit bist, dass Du keinerlei weiteren Rat benötigst. Das ist eine schöne Sache und auch für dich gibt es Webseiten, die dir tiefere Einblicke in die Musikproduktion gewähren. Wobei ich erfahrenen Leute eher raten würde, die eigenen Ohren zu nutzen und einfach Dinge selbst zu experimentieren. Viel Erfolg dabei :)

  • wersuchderfinde   22. Jan 2021   21:06 UhrAntworten

    hier wird immer nur von Hall geredet - mit einem Delay kann man viel besser arbeiten und mit Echo/Delay kommt die stimme viel Intensiver und direkter - dazu den EQ und Kompressor fertig ist ein Top Gesang...

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