Referenzhören im Auto für besser Mixe

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Abmischen: Das Auto als Abhöre entdecken

Viele Musiker sind es gewohnt, auf kurzen und langen Fahrten Musik im Auto zu hören. Für viele von uns ist das Auto vielleicht sogar der Ort, an dem wir am häufigsten Musik hören in unserem alltäglichen Leben. Der positive Nebeneffekt dieser Tatsache ist die dadurch erlangte Kenntnis über die Eigenheiten und den Frequenzgang der Stereoanlage im Auto. Und das ist als Kriterium wichtiger als die rein technische Qualität einer Abhöre: Je besser wir unsere Studiomonitore oder unsere Lautsprecher im Auto kennen, desto besser werden wir fremde und eigene Mixe einschätzen können.

In den meisten Fahrzeugen ist die vorhandene Anlage alles andere als optimal ausgelegt. Sie kann nicht mit den technischen Daten guter Studiomonitore oder gar dessen flachen Frequenzgang mithalten. Oftmals ist in den Autos sogar nicht mehr als der Fabrikstandard eingebaut – keine Bose-Lautsprecher oder feine Subwoofer für die Wiedergabe tiefer Frequenzen. Und dennoch, durch die genaue Kenntnis wird die Stereoanlage im Auto zu einem unverzichtbaren Werkzeug beim Abmischen eigener Musik – zu einer weiteren Abhöre.

 

Was bietet mir die Stereoanlage im Auto zum abmischen?

Die Bedeutung der Stereoanlage im Auto wird umso wichtiger, je schlechter die eigentliche Abhöre im Tonstudio geartet ist. Viele Einsteiger oder Hobbymusiker können und wollen gar nicht tausende Euro in die Verbesserung ihrer Raumakustik stecken (das soll nicht heissen, dass man nicht schon für 100,- Euro deutliche Verbesserungen vornehmen könnte). Daher fehlt es an der eigentlichen Abhörposition – also dort, wo es zum Abmischen der Musik kommt – auch oftmals am notwendigen Detailreichtum und der nötigen Transparenz. Der Klang der Lautsprecher oder Studiomonitore vermischt sich zunehmend mit dem Raumklang und erschwert das Erstellen tranparenter Mixe.

Du kennst dieses Phänomen wahrscheinlich schon bestens im Zusammenhang mit dem Bass. Der Bassanteil einer Aufnahme scheint in einer Ecke des Raumes wesentlich grösser zu sein als an den meisten anderen Positionen. Grund hierfür sind die Reflexionen des tatsächlich vorhandenen Basses durch die beiden Eckwände.

Im Auto hingegen ist der Raum extrem begrenzt und die Lautsprecher in den meisten Fällen gut verteilt. Der Direktschall ist im Vergleich zu den Reflexionen des Raums (des Autos) wesentlich besser zu hören. Der Einfluss der “Raums” wird nicht zuletzt auch wegen der vielen verwendeten Dämmmaterialien weiter minimiert. Denn Fahrzeuge sind dermassen konstruiert, dass Fahrtgeräusche minimiert oder annähernd eliminiert werden. Die Autositze, die zumeist aus Schaumstoff und Stoff bestehen, absorbieren sogar noch mehr Schall und bilden ein gutes Gegengewicht zu den Reflexionen der glatten Scheiben.

Es kommt noch hinzu, dass die “Wände” im Auto nicht parallel konstruiert sind. Die Fahrkabine verjüngt sich zumeist nach innen, der von den Wänden zurückgeworfene Schall wird nicht senkrecht auf die gegenüberliegende Wand geworfen und von dieser wiederum senkrecht reflektiert. Die in rechteckigen Räumen typischen Moden sind nicht zuletzt auch durch die vielen runden Formen im Inneren des Autos minimiert.

Alles in Allem bekommen wir im Auto durch dessen Konstruktion einen sehr guten Eindruck des Direktschalls – der Essenz des Mixes.

 

Warum also nicht gleich im Auto abmischen?

Mal abgesehen von den offensichtlichen Problemen in Sachen Bequemlichkeit und Technik kann das Auto natürlich nicht als die ultimative Abhöre gelten. Gleichwohl ist das Auto einer der Orte, an denen Du deine Mixe unbedingt gegenhören solltest. In vielen Fällen wirst Du hier Details hören, die in einem akustisch nicht optimierten Tonstudio verborgen bleiben.

Das Auto ist zudem nicht nur für Musiker ein Platz, an dem gerne Musik gehört wird. Menschen sitzen häufig und lange in ihren Autos und viele hören gerne in diesem ihre Lieblingsmusik. Daher sollte ein Mix gerade in dieser Umgebung entsprechend gut klingen. Ebenfalls sehr interessant ist das Probehören bei fahrendem Fahrzeug. Hier kannst Du nämlich testen, welche Details sich noch bei all den Fahrtgeräuschen durchsetzen und ob die Lautstärke der leisen Spuren noch angemessen ist.

Sicher, erfahrene Toningenieure werden den Gang zu ihrem Fahrzeug vielleicht nicht mehr benötigen. Wir anderen, die erst noch Erfahrung sammeln wollen oder müssen, sind jedenfalls gut beraten, auch das Auto als zusätzliche Informationsquelle zu nutzen.

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Lesermeinungen (7)

zu 'Referenzhören im Auto für besser Mixe'

  • Funatyc   28. Dez 2009   16:16 UhrAntworten

    "Hat dir dieser Artikel gefallen?" - Ja das hat er:)))
    Wie oft habe ich meine Mixe schon im Auto durchgehört und mir Notizen gemacht. Es ist wirklich eine gute Idee in das eigene Auto zu gehen. Ich habe auch schon überlegt manche mixe mit meinem Laptop und dem Interface direkt im Auto zu mixen aber im Winter ist es relativ und schnell ungemütlich;) Nein, ernsthaft... ich kopiere mir die Mixdowns auf den mp3 Player und diese werden "IMMER" im Auto abgehört. Ich habe schon viele Tipps zum abhören gelesen aber diesen finde ich wirklich am besten. Vor allem elektronische musik lässt sich so super beurteilen da wir an die Hyper-Radio-Kompression im Auto sowie an den Boosteffekt so gewöhnt sind. Eigene Mixe fallen da sofort auf wenn etwas nicht optimal ist. Ich kann es nur empfehlen. Da wird so mancher staunen beim testen.
    Denkt an einen Referenztrack einer professionell gemasterten CD zum Vergleich um den eigenen besser beurteilen zu können.

    LG Marek

  • marcel   28. Dez 2009   19:52 UhrAntworten

    intressant, danke!!!

  • markus   28. Dez 2009   22:04 UhrAntworten

    hallo leute,

    ja instinktiv höre ich meine tracks auch schon seit dem ich auto fahre immer wieder und wieder im dort probe und notiere mir wo frequenzen oder instrumente im klang angepasst werden müssen. erst wenn es im auto gut klingt bin ich schließlich zufrieden. grund für diese prozedur ist letztlich schon auch, dass im heimstudio sicherlich nicht das teuerste pro werkzeug steht. ich kann diesen tip nur weiterempfehlen.

    gruß
    markus

  • aLf   28. Dez 2009   23:14 UhrAntworten

    "Einige Musiker beklagen, dass sie nicht genug Geld für die Investition in ein zweites Paar Lautsprecher haben – und übersehen dabei das Auto als sehr gute und kostenlose Alternative."

    Ick hab nicht mal ein Auto...

    Vielleicht doch in ein zweites Paar Lautsprecher investieren ;-)

    Gruß,

    aLf

  • Carlos (delamar)   28. Dez 2009   23:31 UhrAntworten

    hehe, ja, zweites Lautsprecherpaar ist da sicherlich kostengünstiger :D

  • Phunkateer   29. Dez 2009   10:32 UhrAntworten

    Prima Tipp für alle die das nicht eh schhon machen. Auto ist bei mir auch immer die Kontrollabhöre für die gaaanz tiefen Frequenzen. Geht natürlich nur dank dem eingebauten Föhn im Kofferraum ;-)

  • Customstudio   05. Aug 2014   17:47 UhrAntworten

    Ich mach dass auch, und zwar so:

    Cubase 7 wird mit der Ipad APP V-Control Pro über WLAN gesteuert.
    Die RME UFX Ausgänge 5+6 werden mit dem AUX Input im Auto verbunden.
    Dann setzte ich mich ins Auto und mische über das Ipad.

    Meist nur Pegel+Pan+EQ der einzelnen Spuren.
    Auch gemastert habe ich schon, mit für mich perfektem Ergebnis.

    Da meine Garage gleich neben den Studio liegt ist der Weg nur 5 Meter.

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