Wie Du Musik über Mailorder Shops einfach selbst vertreibst

Mailorder Shops

Das sind zweifelhafte Erfolgsaussichten - lieber mal mit Mailorder Shops probieren!

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Eigener Vertrieb durch Mailorder Shops

Viele Labels haben keinen eigenen Vertrieb, sondern arbeiten mit externen Firmen zusammen. Einige dieser Vertriebsfirmen sind auch bereit, mit kleinsten, von Musikern selbst gegründeten Labels zu kooperieren, manchmal sogar mit den Musikern direkt. Doch wenn wir nicht gerade ein allgemein bekannter Act sind, nutzt uns der klassische Vertrieb nicht immer so viel, wie wir es uns vielleicht wünschen. Der klassische Vertrieb beliefert den Fachhandel sowie die großen Online-Versandhäuser, ohne aber dabei speziell auf die jeweilige Zielgruppe der Bands einzugehen. Dadurch entstehen Streuverluste, die uns nicht direkt schaden, aber in jedem Fall blockieren.

Alleine bei einem deutschlandweiten Vertrieb über den klassischen Einzelhandel könnten wir unsere gesamte selbstfinanzierte Erstauflage von 500 CDs in die Regale der großen Märkte stellen – mit dem Risiko, dass unsere Tonträger dort verstauben. Denn wann macht der geneigte Grindcore- oder Minimal-House-Fan schon einmal einen Stadtbummel, der ihn dann in eines dieser Geschäfte führt, wo er zufällig unsere Platte in die Hände bekommt, sich dann an der Listening Station die Intros anhört und die Scheibe am Ende sogar kauft?

Mailorder Shops

Das sind zweifelhafte Erfolgsaussichten – lieber mal mit Mailorder Shops probieren!

Mailorder Shops

Statt diese Streuverluste hinzunehmen, können wir unsere Zielgruppe aber wesentlich gezielter ansprechen – über Mailorder Shops. Es gibt sie in so gut wie jeder Stilrichtung. Besser noch: für jede erdenkliche Subkategorie. Kleine, oftmals nur von Einzelpersonen betriebene Läden, die sich einer ganz bestimmten Musikrichtung widmen und daher in der jeweiligen Szene sehr beliebt sind.

Früher machten diese Geschäfte in einschlägigen Magazinen auf sich aufmerksam, heute betreiben sie ortsunabhängige Onlineshops, die im Grunde alles anbieten, was die Szene zu bieten hat. Für uns Musiker macht der Verkauf über solche Mailorder Shops mehrfach Sinn: Wir können interessierte Fans speziell in unserem Genre erreichen, da solche Musikliebhaber regelmäßig im Bestand von Mailorder Shops nach neuer Musik stöbern.

Weiterhin können wir den Besuchern unserer Website mit jedem Mailorder Shop eine weitere Kaufoption anbieten, indem wir sie – am besten per Direktlink – auf den Shop ihres Vertrauens verweisen, oder auf einen Shop in ihrem Land, so dass sie Versandkosten und -zeit sparen können.

Da es solche Shops in vielen Ländern gibt, können wir uns schnell und leicht ein internationales Vertriebsnetzwerk aufbauen. Unsere Musik wird dabei nur den wirklich geneigten Fans zugänglich gemacht, so dass wir Streuverluste, wie sie im Einzelhandel entstehen können, sowie eine aufwendige Logistik vermeiden können. Mehr Kontrolle über die Wege unserer Platten haben wir sowieso.

 

Wie kommt die Musik in den Mailorder Shop?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Mailorder Shops sehr offen gegenüber Selbstvermarktern sind. Der Umfang ihres Vertrauens zeigt sich lediglich anhand der bestellten Menge und der Art des Deals, dazu gleich mehr.

Ein paar Referenzen wie CD-Kritiken oder Interviews sind bei der Bewerbung natürlich hilfreich, ebenso ein grob geschilderter Marketing-Plan, in dem wir kurz beschreiben, wie wir uns selbst dafür einsetzen, dass unser Album reißenden Absatz findet. Nachdem sich der Shop ein Demo angehört hat, bietet er uns einen von zwei möglichen Deals an. Lies weiter auf Seite 2!

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Kommissionsdeal (engl.: consignment deal)

Hier ordert der Shop eine bestimmte Anzahl an CDs ohne jegliche Verpflichtung. Dies können 10, 25 oder auch 50 CDs sein. Pro CD können wir hier zwischen 6,50 und 8,- Euro netto veranschlagen. Manche Shops haben auch feste Raten oder behalten unabhängig vom Verkaufspreis der CD einen Festbetrag für sich ein (meist 4,- oder 5,- Euro). Unter 5,- Euro netto sollten wir uns aber, zumindest im Inland, nicht drücken lassen.

Unser Geld bekommen wir erst, wenn der Shop tatsächlich etwas verkauft hat. Manche Shops zahlen direkt nach jedem Verkauf, andere wieder monatlich, vierteljährlich – in der Regel müssen wir unserer Beteiligung aber hinterherlaufen. Dies liegt nicht an bösen Absichten der Shops, sondern vielmehr daran, dass sie verständlicherweise nicht immer alles im Kopf haben können. Im Inland machen Kommissionsdeals Sinn, befindet sich der Shop allerdings im Ausland, wird es natürlich etwas schwieriger, sein Geld einzutreiben.

Aus diesem Grund können wir den Shops einen anderen Deal schmackhaft machen…

 

Festabnahme (engl.: wholesale)

Hier kauft uns der Shop CDs auf eigenes Risiko zu einem Festpreis ab. Der Vorteil für uns besteht klar darin, dass wir unser Geld sofort bekommen. Um den Shop zur Festabnahme zu bewegen, bieten wir ihm hier einen besseren Stückpreis als bei einem Kommissionsdeal an. Den Nachlass können wir zusätzlich abhängig von der Bestellmenge staffeln. Je nachdem, ob der Shop, 10, 25 oder 50 CDs ordert, kann sich der Stückpreis um 0,50 bis 1,50 Euro verringern.

Unseren Stückpreis sollten wir immer den Gepflogenheiten des jeweiligen Landes anpassen. In den USA bezahlen Fans für eine CD in etwa den gleichen Betrag wie Käufer aus Deutschland, mit Tendenz zu weniger. Den Wechselkurs sollten wir hier aber außer Acht lassen, denn eine Angleichung des Preises würde die CD am Ende überdurchschnittlich teuer machen. So würden wir mit Sicherheit einige Käufer verlieren. Sieben Dollar sind am Ende natürlich weniger als sieben Euro. Lasst uns aber lieber daran denken, wie viel mehr wir dabei immer noch gegenüber Auslandsverkäufen über ein Plattenlabel verdienen.

 

Mailorder Shops

Schlussgedanken

Der Versand der CDs, gleich ob auf Kommission oder per Festabnahme, geht übrigens zu unseren Lasten, ebenso etwaige Retouren. Doch mit einer verkauften CD in Deutschland, zwei in Europa oder drei bis fünf in Übersee holen wir die Kosten wieder herein. Und bitte nicht verzagen, wenn einmal ein Päckchen verloren geht oder der Shop behauptet, seine Lieferung nie erhalten zu haben. Ein Bisschen Verlust hat man immer – und wer weiß, wie viel ein böses Label unterschlagen hätte… ;)

Ein Netzwerk aus Mailorder Shops ist für selbstvermarktende Musiker ein wichtiger Schritt zu internationaler Präsenz und zur Absatzförderung. Auf ganz gezielte Weise erreichen wir möglichst viele Käufer, im Umkehrschluss bieten wir unseren Fans eine Auswahl an Kaufoptionen. Hinzu kommen natürlich noch Werbeeffekte sowie ein professioneller Eindruck, der entsteht, wenn unsere CDs in den wichtigsten Szeneoutlets geführt werden.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich dir mit diesem Artikel helfen konnte. Bitte teile uns deine Erfahrungen mit, damit alle delamari voneinander lernen können. Danke!

 

Julian Angel ist selbstvermarktender Musiker und Initiator der Musikbusiness Konferenz »MusicBiz Madness«, die Musikern erprobte Tipps und Anleitungen zum Erfolg im Musikbusiness gibt.

www.musicbizmadness.de
www.beautifulbeastrock.com

Lesermeinungen (10)

zu 'Wie Du Musik über Mailorder Shops einfach selbst vertreibst'

  • whitewolfmusic   04. Sep 2013   12:45 UhrAntworten

    Klingt auf jeden Fall nach einem sinnvollen Tip - danke dafür! Ich bin zur Zeit noch Hobby-Musiker und plane relativ bald mit einer Eigenvermarktung zu beginnen. Ich werde zunächst rein auf digitalen Vertrieb setzen, weil hier die wenigsten Kosten und Risiken für mich anfallen. Wenn das dann in Kombination mit ein wenig Werbung halbwegs Interessenten findet, wären die von dir erwähnten Mailorder Shops ein sinnvoller zweiter Schritt.

    • Mex   04. Sep 2013   21:15 UhrAntworten

      Gehe bitte nicht davon aus, das der "digitale Vertrieb" die wenigsten Risiken beinhalten wird. Er wird generell und genauso die gleichen Risiken und Verantwortung wie jedwede andere Vertriebsform mit ebenso physischen Produkten auch beinhalten- hier in der digitalen Form sogar u.U. noch mehr Risiko behaftet sein... "Geld hinterher laufen" im Gegensatz zum Direktvertrieb ist da nur eine Sache... das Klären von Rechten und das Belegen für die Steuer/Abrechnungen, rechtliche Nachweise und Beschaffung usw. sind alles Dinge, die Du in eigener Verantwortung und Haftbarmachung (eben ohne "Arbeit abnehmenden" Vertrieb/Verlag etc.) tragen wirst müssen und sich ohne Direktvertrieb sogar noch weitaus schwieriger gestalten können. Von "weniger Risiken" kann da nun absolut keine Rede sein !
      Das bedeutet nun nicht, das ich Dir eine Selbstvermarktung vermiesen möchte... ganz im Gegenteil (weiter unten habe ich auch einen Post zum Thema Selbstvermarktung verfasst)... ich möchte Dir nur auf Grund Deiner Einschätzung fehlender Erfahrung bezüglich weniger Risiken anraten, sich tiefer mit der Materie Selbstvermarktung zu beschäftigen. Deine Erfolgschancen steigen auch immer dann, wenn Du verstehst, welche Risiken man eingehen könne und welche sich vermeiden lassen ;-)

      • whitewolfmusic   05. Sep 2013   01:10 Uhr

        Irgendwelche Anlaufstellen / Material zu dem Thema, das du empfehlen kannst? Ich bin für jede Hilfe dankbar. :)

    • Mex   05. Sep 2013   13:28 UhrAntworten

      Generelle Fachliteratur über das Musikbusiness (insbesondere Musikrecht) ist natürlich immer anzuraten, wenn man mit seiner Musik ambitioniert einfach raus will um ernsthaft Geld zu verdienen, da einem nicht nur Rechtslagen und Stolpersteine aufgezeigt werden, sondern natürlich auch Strategien und Tricks.

      Im Bereich Marketing für Einsteiger, kann ich mit gutem Gewissen das Buch "Selbstvermarktung für Musiker (Jörn Kachelrieß/PPV Medien)" empfehlen.
      Es dringt zwar nicht erschlagend tief in die Materie ein, aber es zeigt Einsteigern (Solokünstlern wie Bands) nachvollziehbar auf, welche Dinge so zu berücksichtigen sind, um Musik in den Handel und an den Mann zu bekommen... insbesondere in Web-Shops und den physischen Handel (und was es zu beachten gilt, wie z.B. wer vergibt EAN`s usw).

      Es stehen dort keine Dinge drin wie man einen Nr.1 Hit schreibt und wie man Plattenverträge macht usw. aber es werden (obligatorisch) nützliche Guerilla-Taktiken zur Selbstvermarktung vorgestellt, beschäftigt sich viel aber nicht nur ausschließlich mit dem Medium Internet und erklärt im wesentlichen das berücksichtigend korrekte Planen einer CD-Herstellung und Vertriebswege/Strukturen usw.
      Für den einsteigenden Musiker ins Fuß fassende Musicbiz erst einmal völlig ausreichend. Wenn es später allerdings einmal nicht mehr nur das Musizieren und einen als Musiker betrifft, sondern schon mehr Unternehmer geworden ist und größeres im Schilde führt, dann braucht es schon tiefer gehende Literatur hin über Label- und Unternehmensgründung so wie Management usw.

  • John Burn   04. Sep 2013   15:36 UhrAntworten

    Ich John Burn - Gitarist/Sänger, Komponist, Produzent - finde diese Artikel gut. Wir müssen alles seriös klingende Angebote nutzen, unsere CDs selbst vertreiben können. Ich werde dieses ausprobiern

  • Mex   04. Sep 2013   20:01 UhrAntworten

    Mailorder Shops, bzw. Aggregatoren, sind heute mitunter die effizienteste Möglichkeit für "4-Wände Musiker" (jene Label-lose Homerecordler&Producer, die alles in Eigenregie machen), um ihre Musik an den (zahlungsfreudigen) Mann zu bringen.

    Dabei stellt ein so genannter Aggregator (Dienstleister) die sicherlich weit bessere Möglichkeit dar, als nur ein ganz spezifischen Mailorder Shop als Anbieter zu wählen, da der Aggregator gegen eine Gebühr, bzw. Mitgliedschaftsbeitrag gleich x-dutzende Shop-Portale wie i-Tunes, Musicload, Amazon, Rhapsody, Spotify, so wie diverse kleine aber gut frequentierte Indie-Shops und auch andere Vertriebsmöglichkeiten für die eigene Musik zur Verfügung stellen kann. Das hat allerdings schon seinen Preis, bzw. Gebühr (von ca.10-50% des Verkaufswerts eines Albums oder Single-Track)und so läuft nun mal der Hase im echten Business fernab von Philosophien der Piratenpartei&Co und im Business ist niemand Samariter, aber dafür ist man aber auf zumeist allen wichtigen so wie "In"-Portalen vertreten, wo man von alleine (wie z.B. bei I-Tunes) erst gar nicht hin käme !

    Auch werden von diesen Dienstleister/Partnerschaften gegen eine einmalige Gebühr alle möglichen und wichtigen nationalen wie internationalen Codes wie z.B "UP" und "ISR"-Codes vergeben (allerdings werden nicht immer EAN-Codes vergeben für den Handel mit physischen Produkten/also Dinge, die man in den Händen halten kann wie CD's oder 'ne Tüte Kekse usw), ohne die man eigentlich NULL Chance hat, in einen wirklich großen Store wie z.B. Amazon etc. vertreten zu sein.

    Wichtig ist natürlich immer darauf zu achten, welche Codes implementiert werden (UP- ist zwar wie EAN anerkannt- aber nicht ganz das Gleiche) und es so natürlich Unterschiede insbesondere zwischen amerikanischen und europäischen Anbietern bezüglich Verwertungen und Bemusterungen gibt, so wie natürlich die Gebühren von Service zu Service unterschiedlich sind.
    Hier einmal eine Liste solcher Dienstleister:

    (Aus den USA bzw. UK)

    www.cdbaby(punkt)net
    (vergibt wichtige Handelscodes, beliefert alle großen Shops)

    www.cdmaximum(punkt)com
    (für Rocker und Metaller interessant)

    (Aus Deutschland)

    www.trackbytrack(punkt)com

    www.potatosystem(punkt)com

    www.dooload(punkt)com

    Viel Erfolg

  • Ben Blutzukker   04. Sep 2013   22:14 UhrAntworten

    Kann ich ebenfalls bestätigen. Wir sind bei den für uns relevanten Szene-Mailordern immer freundlich ohne Label ins Programm aufgenommen worden!

  • Julian Angel – MusicBiz Madness   05. Sep 2013   10:05 UhrAntworten

    Freut mich sehr, dass Euch der (mein) Artikel gefällt. Ich habe auch schon einige Fragen per eMail dazu bekommen, falls Ihr also noch Fragen habt, schreibt mir gerne unter mail (at) musicbizmadness . de.

    Cheerz - Julian

    http://www.musicbizmadness.de

    • Mex   05. Sep 2013   18:33 UhrAntworten

      Hallo Julian,

      es wäre vielleicht nicht verkehrt in deinem nächsten Artikel hinsichtlich der vielen Anfragen an Dich somit evtl. wichtige "FAQ's" (und Antworten) bezüglich Selbstvermarktung zusammenzufassen, die in diesem Artikel nicht näher erörtert werden konnten ?

      Viele Grüße
      Mex

      • Julian Angel -MusicBiz Madness   05. Sep 2013   20:46 Uhr

        Hi Mex,

        die FAQ war im Grunde die gleiche: wie und wo finde ich diese Shops?

        Abgesehen von den großen, allgemeinen Shops wie CD Baby findet Ihr die genrespezifischen Mailorders

        - in den einschlägien Magazinen mit Anzeige vertreten
        - auf einschlägigen Websites mit Anzeige oder als Linktipp
        - in Suchmaschinen unter dem Begriff "Stilrichtung + Mailorder"

Sag uns deine Meinung!

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