Silent Recording Workshop
Nie wieder Stress mit den Nachbarn!

Silent Recording Workshop

Zutaten für den Silent Recording Workshop - Röhrenamps mit voller Zerre leise aufnehmen

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Wo Silent Recording hilft: Herausforderungen beim Recording von Röhrenamps

Was bringt dir der Silent Recording Workshop? Zu den Vorteilen, die ohnehin auf der Hand liegen, stellen wir dir kurz die Problematik der »klassischen« Aufnahme vor. Zählen wir einige Punkte auf, die einem das ambitionierte Gitarren aufnehmen in klassischer Manier vermiesen können. Gerade Homestudios sehen vor sich einige Herausforderungen gestellt.

Problem: Lautstärke

Röhrenamps klingen oft erst gut, wenn die Endstufe am optimalen Arbeitspunkt werkelt. Für Homestudios mit Nachbarn in Hörweite ein echtes Problem.

Lösung: Ein Power-Attenuator / Loadbox verbrennt die hohe Ausgangsleistung des Speaker-Ausgangs (teilweise) in Wärme, was in weniger Lautstärke resultiert.

Problem: Schlechte Akustik & Nebengeräusche

Klingt der Proberaum bescheiden oder entkoppelt unzureichend Nebengeräusche, die durch Türen und Wände Einzug finden, hilft auch die beste Mikrofonierung nicht mehr weiter.

Lösung: Statt einer Mikrofonierung greifst Du auf eine Speaker Simulation zurück. Gute Lösungen bieten hochwertige Impulse Responses erstklassig mikrofonierter Gitarrenboxen.

Problem: Mangelnde Flexibilität

Keine Möglichkeit, den perfekt eingespielten Take nochmals mit anderen Einstellungen am Gitarrenverstärker neu aufzunehmen. Gerade wer mit wenig Erfahrung an die Sache herangeht, stellt beim Mixdown fest, dass der Sound anders hätte klingen müssen.

Lösung: Reamping-Boxen, welche einerseits das pure Gitarrensignal aufzeichnen lassen, andererseits das erneute Einspeisen der trocken aufgenommenen Spur in den Verstärker mit vergleichbarer Impedanz und Lautheit garantieren.

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Eine Loadbox vom Typ Two Notes Reload für den Silent Recording Workshop

Eine praktikable Lösung: Das Two-Notes Reload

Glücklicherweise haben einige Hersteller die Ansprüche der Musiker erkannt. So auch der französische Hersteller Two-Notes, der mit dem Reload ein Gerät anbietet, welches all die oben beschriebenen potenziellen Problemzonen für das Recording von Röhrenamps löst und uns hier dem Silent Recording Verfahren dient.

Das Reload ist reaktiver Power-Attentuator und eine Reamping DI-Box in einem. Dazu enthält das Paket ebenfalls eine Lizenz für die hauseigene Speaker Cabinet Simulationssoftware „Wall of Sound III“, welche Impulse Responses von 24 Gitarrenboxen gleich mitliefert.

Im folgenden Workshop zeigen wir dir am Beispiel des Two-Notes Reload, wie Du mit Silent Recording hochwertige Aufnahmen von Gitarrenverstärkern und Reamping erfolgreich bewerkstelligen kannst.

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Neben Gitarre und Amp benötigt: Loadbox, Audio Interface und DAW-Software

Voraussetzungen zum Silent Recording: Audio Interface & DAW

Wer ein Audio Interface mit wenigstens drei Audioeingängen sein Eigen nennt, kann gleich das volle Programm des Two-Notes Reload nutzen. Wenigstens ein Eingang sollte einen Mikrofonvorverstärker besitzen. Somit können wir das pure Gitarrensignal (DI Output), den Röhrenamp hinter dem Speaker Out (Loadbox Output), sowie die direkt mikrofonierte Gitarrenbox gleichzeitig aufnehmen.

Ausgangsseitig sollten zumindest drei Ausgänge bereitstehen, die deine DAW-Software adressieren kann. Ein Stereopärchen wird für das Monitoring über Studiolautsprecher oder Kopfhörer benötigt. Ein dritter Ausgang dient zum Reamping: Das trocken aufgenommene DI-Signal der E-Gitarre wird über das Reload in den Röhrenamp eingespeist.

Tipp: Für das Monitoring braucht es sehr geringe Latenzen, um in Echtzeit zu spielen. Was das ist, findest Du in unserem Artikel »Was ist Latenz?«.

Die Wahl der DAW-Software steht dir frei. Alle gängigen Musikprogramme können hier verwendet werden, von Cakewalk Sonar über Reaper oder Presonus Studio One.

Verkabelung & Signalführung für Silent Recording

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Schritt 1: Direkte Aufnahme der trockenen Gitarre

Zunächst soll das DI-Signal der Gitarre vom Reload zum Audio Interface bzw. in die DAW geroutet werden. Die Gitarre wird dazu an den frontseitigen Eingang INST IN des Reloads angeschlossen. Intern wird das trockene Gitarrensignal an den rückseitigen DI OUTPUT weitergeleitet. Diesen verkabeln wir mit dem ersten Eingang des Audio Interfaces, hierfür brauchen wir einen Eingang mit Line-Pegel.

In der DAW wird das DI-Signal schließlich auf die erste Spur (Monospur1) aufgezeichnet und klingt beispielsweise so:

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Schritt 2: Gitarre zurück in das Reload

Da wir nicht nur das trockene Signal aufnehmen wollen, muss die Gitarre auch wieder zurück in das Reload. Per ASIO Monitoring senden wir das Audiosignal auf Monospur1 der Musiksoftware direkt an den physikalischen Ausgang3 des Audio Interfaces. Diesen verkabeln wir wiederum mit dem REPLAY LINE IN Eingang.

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Schritt 3: Richtigen Pegel finden

Für einen guten Sound braucht es einen sinnvollen Pegel – Hilfe bietet die Reload MATCH Funktion. Spielen wir nun die Gitarre an, liegt das trockene Signal gleichzeitig am INST IN direkt sowie das durch die DAW durchgeschleifte Signal am REPLAY LINE IN des Reloads an.

Mit dem frontseitigen REPLAY Regler pegeln wir das Signal der DAW auf dieselbe Lautstärke der eigentlichen Gitarre am INST IN. Leuchtet die grüne LED der MATCH Funktion, sind beide Signale gleich laut.

Das am REPLAY LINE IN anliegende DI Signal wird am REPLAY AMP OUT wieder ausgegeben, mit dem wir den Gitarrenverstärker speisen werden. Gleicher Pegel ist wichtig, um den Amp genauso reagieren zu lassen, wie er es auch mit der Gitarre getan hätte.

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Schritt 4: Verkabelung des Gitarrenverstärkers

Um jetzt den Sound vom Gitarrenverstärker zu erhalten, schließen wir den REPLAY AMP OUT an den Eingang des Röhrenamps. Pegel und Sound sind (gute Wandler am Audio Interface vorausgesetzt), als wäre die Gitarre direkt angeschlossen worden. Der Röhrenamp »hört« und reagiert nun auf das Reamping-Signals.

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Schritt 5: Lautstärke im Griff à la Silent Recording

Das Gitarrensignal durchläuft – wie gewohnt – die Vor- und Endstufe des Röhrenamps und wird am Speaker Ausgang des Amps ausgegeben. Wir verwenden ein Boxenkabel, um den Speaker Ausgang am Amp mit dem Eingang SPEAKER IN des Reloads zu verbinden.

Wichtig: Die Impedanz wird auf die richtige Ohm-Last (4/8/16 Ohm) eingestellt, die der Speaker Out des Amps aufweist. Warum das wichtig ist, erfährst Du in unserem Artikel Gitarrenbox richtig anschließen.

Jetzt ist der Röhrenamp fertig an den reaktiven Power-Attentuator des Reloads angeschlossen.

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Schritt 6: Vorbereiten der Aufnahme

In diesem Workshop geht es darum, die E-Gitarre mit fettem Sound, und dennoch leise, über das Silent Recording Verfahren, aufzunehmen. Und dazu müssen wir nun das Reload erneut an das Audio Interface anschließen.

Am LOADBOX OUTPUT liegt das Signal des Amps als Line-Pegel an. Zu beachten ist, dass hier nur der Amp zu hören ist – ohne Box. Diesen Ausgang verkabeln wir mit INPUT2 am Audio Interfaces. Zu diesem Zeitpunkt haben wir also gleich zwei Aufnahmen, die in unserer DAW-Software anliegen:

  1. das trockene DI-Signal der Gitarre an INPUT1
  2. der Vollröhrenamp ohne Gitarrenbox am INPUT2

Egal, wie weit wir die Endstufe des Röhrenamps aufdrehen: Nur der akustische Klang deiner Gitarre ist im Raum zu hören – Silent Recording eben.

Speaker Output des Röhrenamps:

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Schritt 7: Gitarrenbox über Plugin simulieren

Es liegt auf der Hand, dass für einen fertigen Gitarrensound auch noch ein Cabinet gehört. Wir können nun auf das mitgelieferte Plugin »Wall of Sound III« des Herstellers zurückgreifen. Dieses ist eine waschechte Speakersimulation mit vielen Einstellungsmöglichkeiten.

Wie das beispielsweise klingen kann, hörst Du hier:

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Schritt 8: Echte Gitarrenbox zum Monitoring verwenden

Wer nicht darauf verzichten möchte, die eigene Box noch zu mikrofonieren oder zum Monitoring zu verwenden, kann noch weiter gehen mit diesem Setup. Wir verkabeln das am SPEAKER OUT anliegende Signal des Amps mit dem Cabinet.

Mit dem frontseitigen Regler SPEAKER am Reload kann die Lautstärke bestimmt werden, welche die integrierte Solid State Endstufe an die Box abgibt. Mit dem Regler CONTOUR wird die Kennlinie der reaktiven Last verändert, die das Reload dem Röhrenamp »zeigt«. Gerade die Mitten des Signals sind hiervon betroffen.

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Schritt 9: Das eigene Cabinet aufnehmen

Wer den vollen geht, nimmt natürlich auch noch den Klang der eigenen Box auf. Dazu wird wie gewohnt ein passendes Mikrofon vor dem Cabinet platziert und INPUT3 des Audio Interfaces eingespeist. Dieser sollte (wie eingangs erwähnt) einen Mikrofonvorverstärker bereitstellen. Das kann das beispielsweise wie folgt klingen:

Fazit im Silent Recording Workshop

Wow. Ziemlich viele Signalwege für das Silent Recording. Doch die Möglichkeiten sind überwältigend vielseitig. Ist das Setup erst einmal eingerichtet, können bis zu drei Signalwege und unterschiedliche Sounds gleichzeitig aufgenommen werden.

  1. das trockene Gitarrensignal (nachträgliches Reamping möglich)
  2. der Ampsound ohne Box mit allen Charakteristika
  3. voller Sound der Gitarrenbox in beliebiger Lautstärke

Das Two-Notes Reload (mit Wall of Sound III Speaker Simulation) ermöglicht das Silent Recording deines eigenen Amps mit einer ungeahnten Flexibilität: Lautlos aufnehmen, zeitversetztes Reamping der gemachten Aufnahmen und die spätere Nachbearbeitung mit diversen Speaker Simulationen – alles ist möglich. Und dies mit jedem Vollröhrenamp mit bis zu 150W Ausgangsleistung.

Wer also nicht auf den Klang seines eigenen Gitarrenverstärkers verzichten möchte und volle Flexibilität sucht, findet mit dieser Methode seinen Weg.

Weitere Klangbeispiele

Aufnahme des trockenen Gitarrensignals:

Aufnahme des Gitarrenverstärkers ohne Gitarrenbox:

Gitarrenverstärker ohne Gitarrenbox, mit Speaker Simulation:

Amp mit mikrofonierter Box und Effektpedalen:

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Verfeinerung des Amp-Sounds

Das Reamping bietet auch nachträglich die Möglichkeit, den Gitarrensound noch maßgeblich zu verändern. Hierzu können beispielsweise nachträglich der Amp gewechselt oder Effektpedale genutzt werden. In dem hier vorliegenden Workshop »Silent Recording« haben wir uns das bei den Audiobeispielen zunutze gemacht und drei unterschiedliche Verzerrerpedale desselben Herstellers herangezogen.

Für die sauberen bzw. ganz leicht gesättigten Passagen haben wir auf das Two-Notes LeClean zurückgegriffen. Für Sounds, die mehr in Richtung Crunch und angezerrt gehen, wurde das LeCrunch herangezogen. Für den passenden Lead-Sound mit entsprechender Zerre sorgte das LeLead.

Als Amp wurde der Clean-Channel eines Ampeg GVT 52-212 bemüht. Dessen Box wurde mithilfe eines dynamischen Mikrofons (Sennheiser e906) aufgezeichnet.

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