Two Notes Torpedo PI-101 Testbericht
Lautsprechersimulator mit Faltungstechnologie

Two Notes Torpedo PI-101 Testbericht

Das GUI im Two Notes Torpedo PI-101 Testbericht

Was ist es?

Beim Two Notes Torpedo PI-101 handelt es sich um ein Plugin, das die Simulation von Lautsprechern und deren Abnahme mit einem Mikrofon vom Gitarrenverstärker bzw. –preamps anbietet. Aber auch Basser dürfen sich angesprochen fühlen, denn es finden sich auch etliche Bass-Cabinets im Angebot.

Das Plugin basiert auf einer eigenen Faltungstechnologie, die bereits in der herstellereigenen Hardware VB-101 Verwendung findet. Mit dieser lassen sich gleich mehrere Parameter aus einer Impulsantwort heraus steuern.

Das Plugin steht auf dem PC für die Schnittstellen VST und RTAS, auf dem Mac zusätzlich noch als AU zur Verfügung. Für beide Plattformen arbeitet der französische Hersteller derzeit an einer Version für AAX, der neuen Schnittstelle in Pro Tools 10.

Für diesen Testbericht stand uns die Version Two Notes Torpedo PI-101 WoS (Wall of Sound) zur Verfügung. In den drei weiteren erhältlichen Versionen Modern, Vintage und Bass findet sich jeweils eine Auswahl der Lautsprecher-Modellierungen. Eine kostenlose Version kann ebenfalls von der Seite des Herstellers heruntergeladen werden.


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Two Notes Torpedo PI-101 Testbericht

Leistungsumfang

Die Installation des Plugins auf unserem Audio Computer in der Redaktion war denkbar einfach. Nachdem die Lizenz auf unserem iLok geparkt war, musste die Installationsroutine nur noch ausgeführt und ein passendes Verzeichnis ausgewählt werden.

Das Plugin ist nur auf den ersten Blick überwältigend. Schon nach kurzer Zeit findest Du dich zurecht und dann wirkt es auch übersichtlich genug, um schnelle Ergebnisse zu fördern. Am besten gehen wir die einzelnen Segmente später durch und besprechen jetzt kurz den Signalfluss.

Genutzt werden kann dieses Plugin mit einem Vorverstärker in Hardware oder einer anderen Gitarrensoftware, die einen Vorverstärker simuliert. Vom Eingang des Two Notes Torpedo PI-101 geht es in eine virtuelle Endstufe und durch den Lautsprecher, der mit einem Mikrofon aufgezeichnet wird. Hiernach kann die Position des Mikrofons im Raum sowie die Arbeitsweise des Cabinet detaillierter eingestellt werden. Nun folgen die Optionen für die Klangbearbeitung, in denen Du einen High-Pass-Filter, einen 5-Band-Equalizer, einen Exciter und einen Kompressor findest. Von hier geht es in den regelbaren Ausgang.

 

Presets & Pegel

Oben links kannst Du Presets laden und miteinander vergleichen. Die Liste der Voreinstellungen beinhaltet über 80 mitgelieferte Programme, die leider nicht besonders gut geordnet sind. Du findest hier Setups für Bass und Gitarre miteinander vermischt, die Anzahl der verwendeten Cabinets dient als Sortierung. Dafür sind aussagekräftige Namen vergeben worden, was mich wieder versöhnlich stimmt.

Der Pegel des Eingangssignals kann mithilfe eines Drehreglers eingestellt werden, auf der anderen Seite lässt sich auch das Ausgangssignal im Pegel regeln. Fein und bei vielen anderen Plugins leider keine Selbstverständlichkeit.

 

Der Power-Amp

Im nächsten Schritt kannst Du wählen, ob das Gitarrensignal (natürlich geht auch ein Bass-Signal oder irgendein anderer Klang) in eine virtuelle Endstufe oder direkt in die Box geführt werden soll. Wenn Du mit einer Loadbox arbeitest, die an den Boxenausgang deines Verstärkers angeschlossen wird, brauchst Du diese Sektion nicht.

Alle anderen können sich hier ihren Power-Amp selbst einstellen. Das fängt mit der Emulation der verwendeten Röhren an, wo Du die üblichen Verdächtigen 6L6, EL34, EL84, KT88 findest. Du kannst weiterhin die Lautstärke einstellen, die mit einer entsprechenden An- bzw. Verzerrung einhergeht.

Mit Presence und Depth kannst Du Änderungen am Frequenzspektrum des Sound an der Endstufe bewerkstelligen. Je nach Wahl der Röhrentypen haben diese beiden Regler mehr oder weniger Einfluss.

Ein Umschalter dient zur Einstellung der Arbeitsweise als Triode oder Pentode. Letztgenannte zeichnet sich durch etwas mehr Headroom und Lautstärke als die Triode aus, was sich wiederum auf den gewünschten Klangcharakter auswirkt.

Schließlich kannst Du mit dem Schalter Link aussuchen, ob die theoretisch bis zu 100 Cabinets ein und denselben Power-Amp nutzen sollen oder ob diese jeweils einen eigenen modelliert bekommen. Diese Einstellung hat vor allem Auswirkung auf die benötigte CPU-Leistung, dazu später mehr.

 

Cabinets

Du kannst deinen Sound aus über 30 unterschiedlichen Lautsprechern spielen lassen. Du findest hier praktisch fast alles, was der Markt hergibt, von 1×12, 2×10 bis 4×10 oder 4×12 in der Gitarrensektion (Marshall, Vox, Mesa Boogie). In der Bass-Sektion stehen dir dann von 1×18 bis 8×10 alle denkbaren Kombinationen zur Verfügung.

Jeder Lautsprecher bringt dabei andere Feinheiten aus dem Sound hervor und funktioniert in einer gegebenen Situation mal besser, mal schlechter.


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Mikrofonierung

Der eigentliche Spaß geht dann mit der Mikrofonierung weiter. Zunächst kannst Du aus acht wohlbekannten Mikrofonen deinen Wunschkandidaten aussuchen. Zur Verfügung stehen auch hier die üblichen Verdächtigen mit SM57, R-121 oder U87.

Im Bereich »Miking« kannst Du dann die Positionierung des Mikrofons im Raum bestimmen. Hierzu stehen dir wahlweise zwei Drehregler (Distance, Center) oder die grafische Ansicht darüber zur Verfügung. Das Mikrofon kann on-axis, also direkt auf die Membran ausgerichtet oder seitlich davon positioniert werden. Die Grafik zeigt dir auf dem Teppich den Bereich, in welchem Du dich bewegen kannst.

Two Notes Torpedo PI-101 Testbericht

Der virtuelle Raum zur Platzierung der Mikrofone

Generell ist sehr gut zu hören, was auch in einem echten Tonstudio passiert, wenn Du das Mikrofon vor dem Lautsprecher bewegst. Der virtuelle Aufnahmeraum an sich klingt allerdings etwas gedämpfter als ich es von echten Tonstudios her kenne.

Der Drehregler Variphi dient dazu, den Effekt der Phasenauslöschung durch zwei Mikrofone nachzustellen. Je nach Einstellung werden mehr oder weniger Frequenzen ausgelöscht, die den Sound klanglich beeinflussen. Mit dem Umschalter Front/Back kannst Du wählen, ob der Lautsprecher von vorne oder hinten aufgenommen werden soll. Eine nette Funktion, die aus dem Tonstudioalltag entliehen ist.

Einer der spannendsten Parameter im Two Notes Torpedo PI-101 ist mit Sicherheit Overload. Mit diesem wird das Phänomen pumpender Cabinets nachempfunden und er hat auch einen starken Effekt auf das modellierte Signal. Hier lassen sich insbesondere Vintage-Klänge gut nachempfinden.

 

Klangbearbeitung

Kommen wir nun zum Segment mit der Klangbearbeitung, der mit einem Low-Cut-Filter beginnt und dann in einen Equalizer mit fünf Bändern mündet. Dieser ist leider nicht parametrisch ausgelegt, der Hersteller gibt stattdessen die Frequenzen vor, die bearbeitet werden können. Immerhin gibt es eine Einstellung für Gitarre und eine für Bass. Nette Dreingabe, mehr aber auch nicht.

Danach findest Du einen Exciter mit den Parametern Gain und Frequenz sowie einen Kompressor, mit dem Du das Audiosignal weiter nach eigenem Gusto gestalten kannst. Dieser arbeitet zuverlässig und bringt alle wichtigen Einstellungen von Haus aus mit.

 

Wall of Sound

Der ganze untere Bereich wird vom Hersteller »Wall of Sound« genannt, denn hier können bis zu 100 Lautsprecher – oder Kanäle, wie der Hersteller sie nennt – hinzugefügt werden. Pro Einheit können die Einstellungen für Power-Amp, Mikrofon und Lautsprecher eigens eingestellt oder mit einem zweiten synchronisiert werden. Für jeden Kanal werden zusätzlich die Lautstärke und das Panning (bei Nutzung in Stereo) eingestellt.

Auch wenn in der Theorie bis zu 100 Kanäle oder Einheiten genutzt werden könnten, stellt sich das Two Notes Torpedo PI-101 in der Praxis als richtig leistungshungrig heraus. Für zwei Lautsprecher mit Power-Amp und Mikrofon sowie nachgeschalteter Bearbeitung braucht es schon etwa 10% der Rechenleistung in unserem Audio Computer mit einem i7 980X. Das ist eine Menge.

 

Klang

Klanglich kann das Plugin als Lautsprecher/Mikrofon-Simulation oder als Ergänzung zu anderer Gitarrensoftware auf jeden Fall überzeugen. Dabei würde ich allerdings nicht so weit gehen und behaupten, dass die Zeiten der Mikrofone und Tonstudio vorbei seien. Diese werden auch in Zukunft noch einen Tick mehr aus einer Gitarrenaufnahme herausholen können – und jeder Aufnahmeraum klingt ja auch nochmals anders.

Als Werkzeug, um schnell neue Klangfarben zu testen ist das Plugin fast schon ideal. Die Zeitersparnis steht hier fast noch mehr im Vordergrund als das benötigte Kapital, um all die unterschiedlichen Lautsprecher und Mikrofone zu kaufen.

Clean Pre

California Style

California Style On Axis

California Style On Axis weit

California Style Off Axis weit

California Style On Axis Overload

 

Capture

Zum Schluss soll noch erwähnt werden, dass der Hersteller eine eigene Software für das Aufnehmen eigener Impulsantworten kostenlos zur Verfügung stellt. Und das macht er natürlich, weil diese eigenen IRs auch in Two Notes Torpedo PI-101 genutzt werden können.

Dasselbe gilt freilich auch für gewöhnliche IRs, die auch von Drittherstellern stammen dürfen, im Gegensatz zu den herstellereigenen aber nur eindimensional geändert werden können.

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Fazit zum Two Notes Torpedo PI-101 Test

Mit diesem Plugin hat der Hersteller sich ohne Zweifel den Markt des Homerecording neu erschlossen und die eigenen Entwicklungen in der Hardware nun auch als Software an den Start gebracht. Der Klang ist als sehr gut einzuschätzen und für einen Preis von 222,- Euro ist das Two Notes Torpedo PI-101 auch durchaus in einem bezahlbaren Rahmen geblieben – auch wenn keine Modellierungen von Vorverstärkern darin zu finden sind.

Weiterhin ist es auch als enorme Arbeitserleichterung zu bewerten und kann im Tonstudio eine Menge Zeit sparen. Im Bereich Homerecording bringt diese Software zudem eine Unmenge neuer Klangmöglichkeiten mit, die sonst für die meisten Produzenten unbezahlbar blieben.

Im Vergleich mit der Lautsprechersimulation von NI Guitar Rig 5 kann PI-101 deutlich mehr Leben und Abwechslung in eine Produktion am heimischen PC bringen. Das wird durch die Mehrinvestition für das Plugin und einen etwas weniger intuitiven Workflow erkauft. Vielleicht bringt der Hersteller ja beizeiten auch noch die Modellierung von Vorverstärkern in ähnlicher Klangqualität auf den Markt und rundet damit sein Angebot noch weiter ab.

Das Plugin kann auch bestens als Erweiterung zu anderer Gitarrensoftware oder zur Klangformung anderer Schallquellen genutzt werden. Insofern gibt es von meiner Seite aus viereinhalb von fünf möglichen Punkten in diesem Two Notes Torpedo PI-101 Testbericht.

Two Notes Torpedo PI-101 Features

  • Plugin für AU, RTAS und VST
  • 34 Cabinet-Simulationen
  • 8 frei positionierbare Studiomikrofone
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Two Notes Torpedo PI-101 Test

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