Avid Artist Control Testbericht
Luxuriöser Controller für deine DAW

Avid Artist Control Testbericht

Edles Gadget unter der Lupe: Unser Avid Artist Control Testbericht

Was ist es?

Der Avid Artist Control ist ein so genannter DAW-Controller, mit dem Du fast alle Funktionen innerhalb von Pro Tools, Logic, Sonar, Cubase und Konsorten steuern kannst. Auf der Oberfläche liegt zentral ein Touchscreen. Es gibt vier motorisierte und berührungsempfindliche Fader, ein Jog-Wheel (Datenrad) und Tasten für die Transportfunktionen. Außerdem findest Du acht berührungsempfindliche Drehregler und zwölf frei konfigurierbare Hardware-Knöpfe.

Die Idee hinter einem DAW-Controller wie diesem ist, den Workflow bei der Musikproduktion zu verbessern. Zur Einbindung in die Software deiner Wahl stehen die Protokolle EUCON, Mackie HUI und Mackie Control zur Verfügung. Eine Fußschalterbuchse ermöglicht den Anschluss eines Footswitch und auch eine separate Kontrollsektion für Monitoring ist mit an Bord.

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Avid Artist Control Testbericht

Erster Eindruck


Passend dazu


Der Avid Artist Control macht sich sehr gut auf unserem neuen Studiomöbel. Das muss einfach mal gesagt werden, denn ein schön eingerichteter Arbeitsplatz ist sicherlich nicht nur mir wichtig. Und die Alternativen am Markt gewinnen nicht gerade einen Schönheitspreis. Sehr gut gelöst finde ich auch die Höhe der Hardware und ihre Abmessungen – das Gerät ist etwas größer als eine herkömmliche Tastatur.

Nachdem der ursprüngliche Hersteller Euphonix von Avid gekauft wurde, haben sie das Gerät umbenannt und bei der Gelegenheit den Preis nach oben korrigiert. Bis auf die optischen Änderungen ist der hier getestete Controller aber baugleich mit dem MC Control.

Die Verarbeitung des Controllers ist sehr gut gelungen, doch das ist bei dem geforderten Preis wohl auch zu erwarten. Die Fader gehen gut, der Motor für diese arbeitet leise genug und auch die Endlosdrehregler sind erstaunlich gut gelungen – bei vielen Geräten sind diese eine Schwachstelle, hier nicht.

Sehr schön finde ich auch die Möglichkeit, mehrere Controller aus dieser Reihe an den Seiten der Gehäuse miteinander zu verbinden. Hierzu wird jeweils ein Seitenteil abgeschraubt, ein Verbindungsstück eingelegt und beide zusammengeschraubt. Klar, das klingt wie eine Nebensächlichkeit, doch viele andere Hersteller bieten dieses nicht.

 

Details

Das Gerät wird per Ethernet, also einem Netzwerkkabel mit dem Rechner verbunden. Ein Cross-Patch-Kabel ist auch gleich im Lieferumfang enthalten und so kann es auch gleich losgehen mit der Fernsteuerung. Naja, fast – denn die Installation und Inbetriebnahme dauert am Ende doch wesentlich länger als im Vorfeld vermutet.

Für den Download der Treiberdateien muss ein Account auf der Herstellerwebseite von Avid angelegt werden, erst danach komme ich an die gewünschten Daten. Die Installation und das Update auf die aktuelle Firmware 1.3.4 geht schnell. Nach dem erneuten Start will ich den Controller gleich in meine DAW Cubase 6 einbinden, doch der Controller taucht nicht in der Liste auf.

Ein kurzer Gegencheck in Pro Tools 9 zeigt, dass das Problem bei meiner DAW-Software liegt und zwar bei der aktuellsten Version, denn eine Versionsnummer darunter ist der Controller auf Anhieb einzubinden.

Nach einer viertelstündigen Recherche habe ich die Lösung: Ich muss in meinem MySteinberg-Account eine kostenlose Lizenz für den Avid Artist Control auf meinen Dongle herunterladen und dann…geht es leider noch immer nicht. Jetzt muss noch der Steinberg EuCon Adapter in der richtigen Bitzahl installiert werden, dann kann ich endlich den Controller einbinden und sofort einsetzen. Uff.

Ich bin nicht sicher, welcher der beiden Hersteller für diesen unnötigen Aufwand verantwortlich ist. Aber bitte: Findet eine einfachere Lösung für eure Kunden – auch wenn dieser Aufwand nur einmal zu durchlaufen sein möge.

In der Praxis

Jetzt beginnt der wirklich spaßige Teil in der Arbeit mit dem Avid Artist Control. Der DAW-Controller kommt ausgestattet mit einem eigenen Layout für Cubase (Einbindung über das EUCon-Protokoll) und so muss ich erst einmal nicht viel mehr machen, als die Funktionen zu testen. Und das sind wirklich viele.

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Die Einstellungen per EuCon-Protokoll

Auf der Oberfläche des Controllers befinden sich auf der linken Seite vier Channel-Strips, die jeweils mit einem berührungsempfindlichen Fader und vier eckigen Tasten ausgestattet sind. Die Fader sind 100 Millimeter lang und von Haus aus motorisiert. Der Faderweg ist ausreichend lang und über das Einstellen der Lautstärke mit einem echten Fader muss ich an dieser Stelle wohl kaum etwas erzählen. Die vier eckigen Tasten sind aus Gummi und hintergrundbeleuchtet. Mit den beiden oberen kannst Du die darunterliegende Spur stumm oder auf Solo schalten, die beiden seitlich zum Fader angebrachten dienen dazu, die Spur scharf zu schalten oder sie im Mixer anzuwählen.

Generell befinden sich sechs unterschiedliche Arten von Bedienelementen auf diesem DAW-Controller: Die oben genannten Fader und Gummitasten werden noch von neun Endlosdrehreglern mit Druckfunktion, einem ausgewachsenen Touch-Screen-Display, einem mittelgroßen Jog-Wheel und zahllosen runden sowie hintergrundbeleuchteten Tasten begleitet.

 

Ausgefuchstes Bedienkonzept

Es gibt so viele Funktionen und Möglichkeiten an dieser Hardware, dass dieser Avid Artist Control Testbericht nur einen kleinen Ausschnitt davon beleuchten kann. Das Bedienkonzept des Controllers ist schon klasse und durchdacht. Im Mittelpunkt steht dabei der Touchscreen, der mit 800×480 Pixeln Auflösung eine Menge Informationen zu deiner Produktion bereithält.

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Der Touchscreen

Durch die bidirektionale Verbindung mit deiner DAW-Software kannst Du nicht nur deine Steuersignale an die Software schicken, sondern auch den Stand dieser ablesen. So weiß der Controller beispielsweise in der Ansicht »Tracks« bis zu 32 Spuren deines Projekts darzustellen. Dabei sind der Status der Scharfschaltung, Solo und Mute auf einen Blick erkennbar und auch die farbliche Codierung der Spuren aus der Musiksoftware wird übernommen.

Mit einem Fingerdruck auf eine beliebige Spur kannst Du diese auswählen, bei einigen alternativen Controllern würde das vier bis fünf Tastendrücke für die Bankweiterschaltung bedeuten.

Sobald eine Spur ausgewählt wurde, stehen die acht Endlosdrehregler um den Touchscreen herum für die Einstellung von Panning, Insert-, Dynamik- und Send-Effekten, Equalizer sowie das Routing von Eingang, Ausgang, Gruppen und AUX-Bussen zur Verfügung.

 

Bedienung der DAW

Mit einem Druck auf den Endlosdrehregler »Inserts« geht es in das nächstgelegene Menü, in dem dir alle Insert-Effekte der Spur angezeigt werden (acht Regler, acht Inserts). Ein weiterer Druck auf einen der Drehregler bringt dann die Parameter des jeweiligen Plugins auf den Touchscreen. Ein Fingerdruck auf den im Display gezeigten Regler schaltet den jeweiligen Effekt (teilweise auch Parameter) auf Bypass. Angeschaltete Effekte sind mit einem grünen Punkt gekennzeichnet.

Sollten es mal mehr als acht Parameter sein, so kannst Du mit der Taste »Page« im rechten Teil des Avid Artist Control weiterblättern.

Auch das Laden von VST-Plugins in die Slots ist sehr gut gelöst. Ist der Laden-Modus erst aktiviert, kannst Du dich mithilfe der acht Drehregler durch die installierten Effekte navigieren. Dabei werden dir vorbildlicher Weise sogar Verzeichnisse angezeigt, was das Finden sehr erleichtert.

Für das durchdachte Bedienkonzept spricht auch die Umsetzung der Shift-Taste (Umschalttaste). Viele der Tasten haben nämlich zweifache Belegungen, die durch den gleichzeitigen Druck von Shift und einer Taste genutzt werden können. Zum einen hat der Hersteller gleich zwei Shift-Tasten unten links sowie unten rechts auf der Oberfläche angebracht, was seltsame Armverdrehungen in der Arbeit mit dem Controller verhindert. Zum anderen lässt sich auch eine Art »Caps Lock«, also ein Dauer-Shift einschalten. Sehr nützlich.

So fein das eine auch gelöst sein mag, so umständlich erweist sich das Einstellen des Pannings für eine Spur. Aus der obersten Ebene der Drehregler muss dazu nämlich erst der Poti »Pan« gedrückt werden, bevor im nächsten Menü das Panning eingestellt werden kann. Klar, ich verstehe schon, dass für Projekte in 5.1 und höher mehr als nur ein Drehregler vonnöten ist. Aber für mein simples Projekt in Stereo hätte mir gereicht, wenn dieser Potentiometer einfach das Panning gesteuert hätte. Einen zweiten Weg zur Einstellung des Stereopanoramas bietet der Hersteller über den Touchscreen und die Ansicht »Surround«. Aber auch hier benötige ich zwei Schritte oder muss die ganze Zeit in dieser Ansicht bleiben…das ginge sicherlich noch einfacher. Der Hersteller hätte beispielsweise über den vier Fadern vier Drehregler für ebendiese Funktion anbieten können.


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Personalisierung

Das Killer-Feature am Avid Artist Control ist die Möglichkeit, sich den Touchscreen selbst zu konfigurieren und damit an die eigene Arbeitsweise anzupassen. In der Ansicht »Soft Keys« zeigt der DAW-Controller 24 virtuelle Knöpfe auf einer Seite. Unten rechts finden sich dann zwei Pfeile, mit denen sich durch weitere Seiten mit je 24 virtuellen Tasten navigieren lässt. Die Anzahl der Seiten ist hierbei nicht begrenzt, denn die Bereitstellung erfolgt durch die am Audio Computer installierte Software EUControl.

Von Haus aus kommen hier über sechzig Seiten vorkonfiguriert daher, mit denen gefühlt jede Funktion in der DAW angesprochen werden kann. Hier kannst Du den Mixer oder den Pool öffnen, die Automation anzeigen lassen oder das aktuelle Projekt abspeichern.

Der Hersteller hat auch bei der Implementierung dieser Soft Keys mitgedacht und bietet an, Abkürzungen (Verweise) auf andere Seiten zu erstellen. Beispiel: Du möchtest zu den Funktionen rund um den Audio Editor wechseln, die sich auf Seite 31 befinden. Die eine Möglichkeit wäre gewesen, 30 Mal auf den Knopf »Weiterblättern« zu klicken. Oder Du legst dir in der Software auf der ersten Seite einen Verweis auf Seite 31 und klickst nur einmal dorthin. Damit Du auch schnell zurückkommst, kannst Du dir auf der Zielseite einen virtuellen Taster »Home« einrichten, der dich schnell zur ersten Seite (oder sonst wohin) führt.

Oder Du erstellst dir deine eigenen Makros, also eine ganze Abfolge von Befehlen, die an deine DAW gesendet und dann sequentiell abgearbeitet werden. Sehr schön!

Neben den Soft Keys auf dem Touchscreen lassen sich auch die zwölf darunter befindlichen Soft Knobs (die runden Hardware-Taster) frei konfigurieren. Das geht selbst ohne einen Blick in das Handbuch sehr schnell von der Hand. Also habe ich mir auf die Taste ganz unten rechts einfach den Mixer gelegt und spare mir damit das Drücken von Shift+Mixertaste. Fein.

Wenn sich in einem Tonstudio mal mehrere Produzenten den Arbeitsplatz teilen, können auch unterschiedliche Layouts abgespeichert und aufgerufen werden. Wichtig hierbei ist nur, alle Veränderungen in EUControl abzuspeichern, da sie sonst beim Ausschalten des Geräts verloren gehen.

 

Sonstiges

Dass dieser DAW-Controller kein Spielzeug ist, sollte aus den bisherigen Zeilen eigentlich gut zu entnehmen gewesen sein. Ein Feature, das wahrscheinlich nur von größeren Tonstudios und Profis genutzt werden mag, ist die Möglichkeit, mit dem Avid Artist Control andere Rechner (hier »Workstation« genannt) fernsteuern zu können.

Avid Artist Control Testbericht

Das Artist Control lässt sich übrigens mit dem Artist Transport koppeln

Wie oben schon erwähnt, wird die Hardware über Ethernet angeschlossen, womit sie im Netz mit allen verfügbaren Rechnern ist. Wird die mitgelieferte Software EUControl auf anderen Rechnern installiert, so kannst Du mit dem Controller auch den zu bedienenden Rechner auswählen. Sehr spannend ist hierbei auch die Option, dabei Tastatur und Maus auf diesen anderen Rechner umzuschalten – also dort Programme zu öffnen und zu bearbeiten. Der Knaller wäre dann noch gewesen, wenn das Bild der anderen Workstation auch gleich hätte verarbeitet werden können, doch das hätte dann wohl doch den (Preis-)Rahmen gesprengt.

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Fazit zum Avid Artist Control Test

Der DAW-Controller Avid Artist Control ist endlich mal ein Gerät, das auf der Höhe der Zeit angekommen ist. Es vereint die Haptik einer Hardware mit der Vielseitigkeit einer Softwarelösung und bietet dadurch einen Komfort, der seinesgleichen sucht. Im Fokus der Entwickler befinden sich mit Sicherheit ambitionierte Musiker und professionelle Tonstudios, die das Maximum aus einem solchen Gerät herausholen wollen und auch können.

Mit etwas Übung und einer Personalisierung der Layouts am Controller dürfte es auch sehr schnell möglich werden, auf die normale Computertastatur zu verzichten. In Sachen Workflow ist der Controller eine echte Bereicherung beim Abmischen und selbst in der Bedienung hochkomplexer Plugins wie dem UAD Cambridge EQ mit 40 Parametern macht er eine gute Figur.

Die ganze Hardware erscheint mir bis in viele Details hinein, die wesentlich besser als bei den Mitbewerben gelöst wurden, sehr durchdacht. Ein Detail, das ich bisher noch nicht genannt hatte, ist die Möglichkeit, mit dem Jog-Wheel vertikal sowie horizontal zu zoomen. Gerade das vertikale Zoomen ist in Cubase eher umständlich und wird hierdurch stark vereinfacht.

Weniger schön ist die umständliche Bedienung des Pannings beim Abmischen von Songs. Die lange Prozedur bei der erstmaligen Inbetriebnahme soll an dieser Stelle mal nicht so stark in die Wertung einfließen, da diese nur einmalig zu bewältigen ist.

Mir hat diese Hardware – trotz ihres stolzen Straßenpreises von 1.449,- Euro – sehr gut gefallen, deswegen gibt es an dieser Stelle viereinhalb von fünf möglichen Punkten im Avid Artist Control Testbericht. Noch ein kleiner Tipp für alle: Die Geräte mit dem ehemaligen Namen Euphonix MC Control V2 sind baugleich und können noch um satte 200,- Euro günstiger im Fachhandel erstanden werden.

Avid Artist Control Features

  • DAW-Controller
  • EUCON, HUI & Mackie Control
  • Touchscreen, Motor-Fader, Jog-Wheel
  • Transportkontrollen, Potis & Knöpfe
  • Fußschaltereingang
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Avid Artist Control Test

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