Abmischen
Die 6 besten Tipps für bessere Mixe

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Abmischen: Die 6 besten Tipps für bessere Mixe

Es hat einige Jahre gedauert, bis ich hinter einige dieser Tipps zum Abmischen von Songs gekommen bin. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, erwische ich mich manchmal dabei, den ein oder anderen Tipp selbst nicht zu beherzigen. Tatsache ist dennoch, dass Du eine deutliche Verbesserung in deinen Abmischungen bemerken wirst, wenn Du dir diese sechs Punkte zu Herzen nimmst.

 

1. Aufnehmen und Abmischen in einer Sitzung

Wahrscheinlich kennst Du diese Situation zu Genüge. Nach einer erfolgreichen Aufnahmesession ist es noch früh am Abend und eigentlich wäre noch genügend Zeit, um den Song abzumischen. Keine gute Idee, wie ich dir aus eigener Erfahrung mitteilen kann. Es gibt zwei Gründe, die dagegen sprechen. Zum einen sind deine Ohren nach einer langen Aufnahmesession entsprechend müde. Das Treffen von Entscheidungen á la „klingt gut“ oder „klingt besser“ wird dadurch sehr erschwert, wenn nicht sogar gänzlich unmöglich. Zum anderen bist Du mental und emotional so in den Song vertieft, dass dir jegliche Objektivität verloren geht.

Das Ergebnis wird auf jeden Fall immer unter deinen Möglichkeiten bleiben. Und das wäre doch sehr schade, nicht? Wenn es benötigt wird, kannst Du ja immer noch einen schnellen Mix-Entwurf erstellen. Der finale Mix ist an einem anderen Tag die bessere Option.

 

2. Studiomonitore / Lautsprecher / Abhören

Viele Musikproduzenten weigern sich, eine Menge Geld in den Kauf von Studiomonitoren zu investieren. Das häufigste Argument hierfür lautet: „Wenn ich meine Abhöre gut genug kenne, dann kann ich auch gut darauf abmischen.“ Das ist sogar richtig! Der Erfahrungsfaktor beim Abmischen auf deiner Abhöre ist enorm wichtig. Das heisst aber noch lange nicht, dass ich in meinem Studio 250,- Euro Studiomonitore hinstelle und dann einen bombastischen Mix wie bei den besten Popscheiben hinzaubern kann.

Studiomonitoren im Bereich Low Budget fehlt es häufig an Definition, Stereoabbildung und Details. Die meisten Lautsprecher sind nicht schnell genug, um die Transienten deiner Musik korrekt wiederzugeben. Und das bedeutet, dass Du Entscheidungen auf Basis falscher Annahmen oder zumindest unvollständiger Informationen treffen musst. Das kann nur bis zu einem gewissen Grad funktionieren.

Preiswert oder nicht: Damit eine Abmischung überall gut klingt, solltest Du mit deinem Mix hausieren gehen. Hör den Mix in deinem Autoradio, auf dem iPod, über die Lautsprecher deines Notebooks, auf der HiFi-Steroeanlage und bei deinen besten Kollegen. Jede Abhöre verhält sich anders und steht in einer anderen Umgebung. Je mehr Abhören Du vergleichen kannst, desto besser wird dir der Mix gelingen.

 

3. Regelmässige Pausen

In der Schule haben wir uns immer danach gesehnt, dass der Gong uns endlich etwas Ruhe in Form einer kurzen Pause gönnte. Beim Musik machen scheint es sich genau anders herum zu verhalten, denn hier empfinde ich die Pausen als störende Unterbrechung dessen, was ich gerne machen würde. Aber, wie eingangs schon erwähnt, die Ohre ermüden recht schnell und das wird durch das wiederholte Hören ein und desselben Songs nicht gerade besser.

Irgendwann ist dann wieder der Punkt erreicht, an dem Du keine objektiven Entscheidungen über den Klang treffen kannst und damit die Qualität deiner Abmischung gefährdest. Ich bin sicher, dass Du auch schon einen Mix gemacht hast, in dem der Bass angezerrt war und die Höhen so richtig in den Ohren weh getan haben, nicht wahr? Das ist ein ganz typischer Effekt der ermüdeten Ohren.

Studien haben gezeigt, dass es für die Konzentration am besten ist, wenn auf alle 45 Minuten Arbeitszeit etwa fünf Minuten Pause kommen. Wenn dir das zu viel erscheint, dann mach doch einfach alle zwei Stunden so in etwa 15 Minuten Pause. Achte dabei darauf, dass keine Musik im Hintergrund läuft und Du dich am besten in einem ruhigen Teil des Tonstudios befindest. Wenn Du dann zum Abmischen zurückgehst, wirst Du den Unterschied bereits bemerken. Versprochen!

 

4. Referenz-Musik und -CDs hören

Viele Bands und Musiker hätten gerne, dass ihre Musik wie die Band XYZ oder der Musiker ABC klingen möge. Was könnte also näher liegen, als eine Referenz-CD des betreffenden Künstlers in den CD-Player zu schieben und diese in regelmässigen Abständen mit dem eigenen Mix zu vergleichen?

Beim schnellen A/B-Vergleich fallen häufig auch eklatante Fehler in der eigenen Abmischung auf, die sofort behoben werden können. Darüber hinaus kannst Du dir auch einige Tricks von den Profis abschauen. Wo wurde die Gitarre im Stereopanorama positioniert? Welcher Hall ist auf dem Vocal? Welche Frequenzen musst Du in deinem Mix ändern, um eine ähnlich ausgewogenen Abmischung hinzubekommen?

Wichtig beim A/B-Vergleichshören ist es, dass Du beide Songs auf gleicher Lautstärke vergleichst. Es gibt einen psychoakustikschen Effekt, der dazu führt, dass Menschen den Mix als besser klingend empfinden, der lauter ist (siehe auch Loudness War). Das gilt im Übrigen auch für zwei Mal denselben Mix, wobei einer der beiden um 1-2 dB lauter gemacht wurde.

 

5. Einen Tag später bouncen

Je intensiver Du dich mit einem Projekt, einem Song oder irgendeiner Sache beschäftigst, desto mehr verlierst Du deine Objektivität der Sache gegenüber. Du kannst das mal im kleinsten Rahmen antesten: Nimm ein beliebiges Wort und sag es eine Minute lang wiederholt vor dich hin. Irgendwann fängt es an, komisch zu klingen, nicht wahr? So ähnlich ist es mit dem Abmischen von Songs. Je tiefer Du drin steckst, desto mehr Details hörst Du und desto mehr kleine Effekte und Highlights hast Du eingebaut. Leider verliert man allzu schnell dabei den Blick auf das Ganze und übersieht bisweilen dicke Fehler.

Bevor Du einen Mix an deinen Kunden gibst, ihn brennst oder via Email verschickst, solltest Du ihn eine Nacht überschlafen. Wenn die Abmischung am darauf folgenden Morgen noch immer so gut wie am Vorabend klingt, stehen die Chancen gut, dass Du einen Killer-Mix gemacht hast. Sollte irgendwo ein dicker Hund begraben sein, wirst Du ihn auf Anhieb hören und kannst etwas dagegen tun.

Das ist allemal besser als einen Mix an ein Label zu schicken, bei dem am Ende vielleicht das Vocal fehlt oder, oder, oder…

 

6. Lerne immer weiter dazu!

„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein“, sagte der Unternehmer Philip Rosenthal und recht hat er. Jeden Tag gibt es etwas Neues zu lernen und bei jedem Mix kannst Du eine neue, (für dich) bahnbrechende Entdeckung machen. Auf delamar findest Du noch viele weitere Artikel rund um das Thema Abmischen und Musikproduktion. Schau dich doch mal um und vielleicht kannst Du morgen ja auch noch etwas dazulernen: Mixing Tutorials

Hat dir dieser Artikel gefallen? Hast Du etwas lernen können? Kennst Du vielleicht einen Bandkollegen oder Freund, der diesen Artikel vielleicht interessant finden könnte? Dann verlinke uns auf deiner (Band-)Webseite oder in deinem Lieblingsforum! Empfiehl uns weiter auf Twitter, Myspace oder Facebook und garantiere damit, dass wir auch morgen noch weitere Tutorials dieser Art kostenlos für dich veröffentlichen können. Danke!

Lesermeinungen (7)

zu 'Abmischen: Die 6 besten Tipps für bessere Mixe'

  • Ruediger Kramer   28. Nov 2009   20:34 UhrAntworten

    sehr gut - wenn man´s noch nicht beherzigt, sollte man das ausprobieren...

  • Ramon Smith   29. Nov 2009   04:30 UhrAntworten

    Wow! Mal wieder ein Artikel der sogut ist, das er nicht nur sehr gut ist. Ausgezeichnet. Nicht nur die Überschrift ausgeführt, sondern richtig zum Punkt gekommen und weiter gedacht. Gute Fakten mit dinr. Und ermahnung an sich selbst. Ich weiß sehrwohl um die ermüdung meines gehörs und kenne den am morgen danach effekt. Aber dennoch brauchte ich warscheinlich nochmal sonen artikel, damit ich beim nächsten mal wirklich pausen mache und mich nicht solange in der sache vertiefe, bis ich einschlafe.
    Lob an den Marius! Deshalb lese Ich soviel auf delamar!

  • Michael Spetcu   29. Nov 2009   11:42 UhrAntworten

    Sehr gut !

  • Marius Kinn   11. Jan 2010   10:19 UhrAntworten

    Hey :)

    Wieder mal ein schöner Beitrag.

    Je tiefer Du drin steckst, desto mehr Details hörst Du und desto mehr kleine Effekte und Highlights hast Du eingebaut. Leider verliert man allzu schnell dabei den Blick auf das Ganze und übersieht bisweilen dicke Fehler.

    Das passiert mir ziemlich oft.Doch obwohl mir das durchaus bewusst ist, mach is es immer immer wieder.

    Was ich jedoch sehr gut finde, ist die Bassline in einem Lied zu machen, auch wenn man absolut keine Lust mehr auf den Track oder Músik überhaupt hat.Hier kommt die Sache mit den Kleinigkeiten.Ich baue immer mehr rein, weil mir sonst einfach alles zu fade wird.Am nächsten Morgen hätte ich die Bassline vielleicht nicht so im Kopf gehabt und hätte gedacht.Ist ja eigentluch sehr gut.
    Aber mit diesen Kleinigkeiten ist der Mainpart meist viel besser und ich glaube nicht, dass ich diese Details am nächsten Morgen noch eingebaut hätte.

    Irgendwo kann man Nachteile auch ausnutzen....

  • cheloco   01. Nov 2011   13:03 UhrAntworten

    toll toll. danke.

  • Eric   01. Feb 2012   14:14 UhrAntworten

    Sehr gute Tipps!
    Hier sind meine 3 Tipps:
    1. Ich mache zuerst immer einen "Roh-Mix", nur mit
    Lautstärken u. Pannings. So kann ich besser hören, wo sich die Schwächen befinden, oft muss ich gar nicht so viel eq-en wie ich am Anfang gedacht habe. Außerdem kann man so besser mal ein Instruments im Kontext anhören, ohne dass einem die Lautsprecher um die Ohren fliegen.
    2. Ich mische bei Popsongs den Bass erst (fast) ganz zum Schluss, da er oft während der Mischung alles zumatscht, (ja ich weiß, es liegt auch daran, wenn mann keine Pausen macht)
    3. Manchmal habe ich schon einen Limiter beim Mixen auf der Summe drauf, da ich so mehr Transienten hineinmische, und ich den Song lauter Mastern kann.

  • a43   24. Feb 2017   19:12 UhrAntworten

    Hat mir gefallen!

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