Audio Mastering am Computer
A/B-Vergleiche

Genelec 8351 Testbericht

Urteil im Genelec 8351 Testbericht: überragend

Audio Mastering am Computer: A/B-Vergleiche

Mastering A/B Vergleich

Für den A/B-Vergleich und die richtige Abhörsituation ist es wichtig, dass Du deine Lautsprecher gut kennst.

Ich setze den Leveler aus Steinberg Wavelab an letzter Stelle in der Bearbeitungskette ein und senke den Pegel um den Wert, den ich an Lautheit gewonnen habe (vor dem Einrechnen der Bearbeitung wird der Leveler entfernt).

Hier ein ganz einfaches Beispiel:

Insertier den Loudness Maximizer von Steinberg / Spectral Design und stell dir den linken Regler/Fader auf + 4 dB ein. Den Leveler stellst Du auf minus 4 dB ein. Wenn Du jetzt Bypass im Masterbereich wählst, hörst Du die unbearbeitete Original-Wave-Datei. Wenn Du Bypass deaktivierst, hörst Du die Bearbeitung des LoudnessMaximizers, der das Original um 4 dB lauter macht und den Leveler, der das Signal um den entsprechenden Wert leiser macht.

Der WaveLab-interne Leveler ist im letzten Slot des Masterbereichs  insertiert, ein wertvolles Instrument für lautheitsangepasste A/B-Vergleiche

Der WaveLab-interne Leveler ist im letzten Slot des Masterbereichs Insertiert, ein wertvolles Instrument für lautheitsangepasste A/B-Vergleiche

 
anzeige

Der A/B-Vergleich findet bei genau der gleichen Abhörlautstärke statt. Nur so hast Du eine Chance, zu hören, ob der Loudness Maximizer zum Beispiel die Tiefe und Räumlichkeit der Aufnahme kaputt macht. Dadurch, dass Du eine kurze Loop verwendest, können sich deine Ohren jetzt auf die Feinheiten konzentrieren. Ohne von fortlaufendem musikalischem Inhalt abgelenkt zu werden, hörst Du die Nuancen. Hast Du eine Einstellung deiner Wahl gefunden, kannst Du an anderen Stellen im Song die Beständigkeit überprüfen.

Wenn Du mehrere Geräte insertiert hast, ist die Einstellung des Levelers natürlich nicht so einfach. Mit etwas Übung findest Du aber schnell den passenden Wert. Alternativ kannst Du einen Lautheitsmesser (RMS) benutzen, um schnell den passenden Wert zu finden.

Der intelligente Bypass in WaveLab 6 ist ein lang erwartetes Feature für den schnellen automatischen lautheitskorrigierten A/B-Vergleich, dass leider nicht endgültig intelligent in den Workflow integriert wurde.

Unter „Wiedergabe“ lassen sich die 3 relevanten Modi „Ursprungssignal“(A), „Bearbeitetes Signal minus Pegelreduktion“ (B-L) und das „Bearbeitete Signal“ (B) ohne Pegelausgleich anwählen. Im Feld Pegelausgleich ist für unseren Verwendungszweck natürlich „RMS“ zu wählen. Der Wert „Zeit“ legt die Länge der Messung zugrunde.

Der intelligente Bypass in WaveLab 6 beim Audio Mastering

Der intelligente Bypass in WaveLab 6 beim Audio Mastering

Das ist wichtig, weil RMS ja ein quadratischer Mittelwert des Peaks ist. Mit dem Schalter „Verstärkung aktualisieren“, der korrekter „Dämpfung aktualisieren“ heißen sollte, erhält man spielend einen meistens recht gut ermittelten Dämpfungswert. Kontrolle kann manchmal besser sein. Du hast die Möglichkeit, einen ohr- oder messkorrigierten Wert in das Feld „Benutzerdefiniert“ einzutragen.

Falls es soweit kommt, ist das Handling des einfachen Levelers im Masterrack geschmeidiger. Es fehlen definitiv die Shortcuts für die Abhörmodie und die Möglichkeit, die Tastenbefehle für Start/Stop Playback etc. weiter zu nutzen, solange das „intelligente“ Fenster im Vordergrund ist. Der Workflow ist hierdurch empfindlich gestört, weil man mit „Enter“ das Fenster verlässt, statt das Playback zu starten.

Es bleibt zu hoffen, dass die WaveLab-Macher eine praxisorientiertere Lösung in einem baldigen Update realisieren, die überlegter in den Workflow integriert ist.

Lauter ist schöner – oder wie sich Tonmeister täuschen lassen …

Diese Geschichte finde ich so schön, dass sie eine extra Überschrift verdient hat, weil sie so eindrücklich die Bedeutung von lautheitskorrigierten A/B-Vergleichen dokumentiert.

Auf einer Tonmeistertagung durften auserwählte Tonmeister über die akustischen und audiophilen Vor-und Nachteile von Super-Audio-CD (SACD) versus Audio-DVD richten. Die Entscheidung fiel dieses Mal deutlich zugunsten von SACD aus. Da waren sich alle Tonmeister einig. Im Anschluss wurde ein Fehler im Messaufbau festgestellt. Die SACD war 0,5 dB lauter. Der Versuch wurde mir gleichen Pegeln wiederholt und siehe da – ein klares Unentschieden. Es war kein signifikanter Unterschied im Blindtest wahrnehmbar.

Dieses Beispiel zeigt all zu deutlich, wie sich selbst ein Profipublikum mit viel Hörerfahrung von einem halben dB täuschen lassen kann. Also nimm es genau mit der Pegelanpassung beim A/B-Vergleich. Ich habe schon manch ein Gerät im Studio gehabt, das auf den ersten Eindruck toll klang, weil es im Bypass-Modus 1 bis 3 dB leiser war. Bei einem A/B-Vergleich mit Levelausgleich zeigte sich dann, dass das Gerät gar nichts macht! Wenn Du durch eine Bearbeitung einen Lautheitsgewinn hast, wird deine Bearbeitung also immer besser klingen. Das liegt an dem von der Fletcher-Munson-Kurve beschriebenen Sachverhalt, dass lautere Klänge (bis zu einer gewissen Lautstärke) bassiger und höhenreicher und somit wärmer und brillanter klingen. Mit dem Leveler tritt dann die ernüchternde Wahrheit zutage.

Viel Spaß beim pegelkorrigierten A/B-Hören! Du hast noch eine Frage oder möchtest Feedback loswerden? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

Alle News & Tutorials zum Thema Audio Mastering »

Audio Mastering Workshop auf DVD

Erfahre noch mehr über das Thema Audio Mastering von Profi Friedemann Tischmeyer. Kaufe jetzt den Mastering Workshop auf DVD bei Amazon.
Jetzt bestellen &

Vom Autor dieses Artikels sind die Bestseller „Audio-Mastering mit PC-Workstations“ und „Internal Mixing“ sowie die gleichnamigen Tutorial-DVD-Serien erschienen.
Infos: www.proworkshops.de

Lesermeinungen (5)

zu 'Audio Mastering am Computer: A/B-Vergleiche'

  • DrNI   09. Aug 2009   13:35 UhrAntworten

    "Wenn Sie durch eine Bearbeitung einen Lautheitsgewinn haben, wird Ihre Bearbeitung also immer besser klingen."

    Sehr gut auf den Punkt und ins Bewusstsein des Lesers gebracht!

    Mehr solche Artikel und ein paar weniger Pressemitteilungen und Delamar gewinnt deutlich an Qualität!

  • ken park   09. Aug 2009   15:22 UhrAntworten

    insertieren?? ist das überhaupt ein wort? ist das was anderes als "einfügen" oder hinzufügen ? sehr schöner beitrag ansonsten.

    gruß

    • Carlos (delamar)   09. Aug 2009   16:49 UhrAntworten

      Danke für die Kommentare, Friedemann wird das sicherlich gerne hören.
      Insertieren ist wohl eine Wortkreation, die man einfach auch mit einfügen paraphrasieren könnte.

  • Kojak   10. Aug 2009   15:05 UhrAntworten

    ken park:Hast du überhaupt verstanden worum es geht?

    Mich würde interesieren,ob es noch andere Möglickeiten ausser dem Leveler gibt,z.b in Cubase A-B Vergleiche in gleicher Lautstärke durchzuführen!!

  • DrNI   11. Aug 2009   17:16 UhrAntworten

    @ken park: Als halber Sprachwissenschaftler finde ich "insertieren" sogar ein richtig gutes Wort. Man könnte es zwar auch übersetzen, aber keine Übersetzung würde einem deutschen Muttersprachler mit Tontechnik-Wissen so exakt mitteilen, was zu tun ist. Beispiel: "Einschleifen" ist nicht das selbe, denn bei "insertieren" weiß man gleich, dass es in den Insert kommt. Auch wenn der Insert virtuell sein kann.

    Einfügen ist es jedenfalls mal gar nicht.

Sag uns deine Meinung!

anzeige

Empfehlungen