Roland TB-3 Testbericht
Die 303 mit neuen Stärken

Roland TB-3 Testbericht

Ist der Roland TB-3 mehr als nur ein Spielzeug? Wie klingt er? Wie lässt er sich bedienen. Alle Antworten bekommst Du im Review mit - so viel sei verraten - richtig schmissigen Klangbeispielen ...

Was ist es?

Der Roland TB-3 ist ein einstimmiger Synthesizer mit 134 Presets, in denen jeweils eine der vielfältigen Wellenformen fest eingestellt ist. Es finden sich Presets für Bass, Leads und eine Handvoll ausgefallener Sounds. Die Klangerzeugung ist rein digital und bildet vor allem die charakteristischen Acid-Sounds des großen hauseigenen Vorbilds TB-303 nach. Unter anderem durch die vielen Effekte geht das Gerät über die klangliche Bandbreite der 303 hinaus.

Eine willkommene Erweiterung ist das Touchpad, das zur Eingabe von Noten, Sequenzer-Steps, zur rudimentären Hüllkurvenformung und zur Effektsteuerung dient. Außerdem an Bord ist ein USB-Anschluss für Audio, MIDI und Strom.

Der Roland TB-3 ist zum Straßenpreis von 309,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im deutschen Fachhandel erhältlich.


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Roland TB-3 Testbericht

Erster Eindruck

Der Roland TB-3 ist leicht, aber nicht zu leicht und dank der Moosgummifüße sehr standfest. Die griffig gummierten Poti-Kappen dürften für die meisten Musiker groß genug sein und sitzen ausreichend fest auf den angenehm Widerstand leistenden Drehgebern. Die Klinkenbuchsen sind ein wenig wackelig – Musiker, die in oft wechselnden Locations spielen, sollten besonders Sorgfalt walten lassen.

Zeitgemäß: Die Stromversorgung kann auch über die USB-Verbindung stattfinden. Ich bin hell erfreut, meine Verteilerdose nicht mit noch einem weiteren Stecker vollpfropfen zu müssen. Zudem ist dadurch der mobile Einsatz wesentlich praktikabler. Als klassische Alternative findet sich ein Netzteil in der Packung und so ist allen gedient.

Der Treiber war unter Windows 7 fix installiert, woraufhin das Gerät als USB 2.0 Interface mit ASIO-Treiber zur Verfügung stand und für Aufnahmen startklar war.

Roland TB-3

Der Roland TB-3 von hinten – mit dem Nötigsten und klassischen MIDI-Buchsen

Grundprinzip und Sounds

Vorweg: Der Roland TB-3 ist durchweg in der Lage, die Klänge des Vorbilds authentisch heraufzubeschwören. Allein das könnte ein starkes Kaufargument sein, aber wir wollen natürlich noch etwas tiefer schürfen und die musikalischen Kompetenzen aus absoluter Perspektive betrachten.

Stilistisch heißt es hier »Acid, Acid und nochmals Acid«. Mit Bässen und Leads, die sich wunderbar zwitschernd und satt filtern lassen und in ratternden Sequenzen zum Leben erwachen. Natürlich bist Du hier auch für Techno, Tech House, House, Electro und Trance bestens aufgehoben. Für Dubstep und Spielarten, in denen es auf so richtig brutale, abgrundtiefe Mörderbässe ankommt (ob mit Wobbeln oder nicht), ist das Teil aber nicht geeignet. Überraschend: Als Bonus findest Du in der vierten Soundbank 17 FX-Sounds aller Art.

Insgesamt sind 134 Voreinstellungen an Bord – in diesen Presets sind die Wellenformen fest eingestellt, lassen sich also nicht wie vom greisen Vorbild zwischen Sägezahn und Rechteck überblenden. An dieser Stelle wird man das erste Mal daran erinnert, dass es sich beim Roland TB-3 eben um alles andere als einen voll programmierbaren Synthie handelt (weiter unten mehr dazu).

Stattdessen liegt der Fokus auf der für jedermann zugänglichen Performance mit schnellen Aha-Erlebnissen. Insofern steht und fällt alles mit der Vielseitigkeit und Ausdrucksstärke der Presets … und da punktet das Gerät meines Erachtens richtig stark. Hier sind ein paar Eindrücke:



Klangformung in der Praxis

Die versprochen schnellen Reaktionen auf das Schrauben an den Potis – insbesondere für Cutoff und Resonanz wichtig – sind tatsächlich vorhanden. Dadurch wird das befreite Jammen erst wirklich möglich.

Mit dem Touchpad kannst Du die Hüllkurven-Modulation und das Decay steuern. Im selben Modus birgt es noch eine Überraschung: Das Touchpad ist druckempfindlich. Je nach Preset steuerst Du durch variierenden Druck einen anderen, von Rolands Sounddesigner fest eingestellten Effekt. Die Palette ist äußerst vielfältig, Beispiele wären Verzerrung oder eine Tonhöhenhüllkurve für an- oder abschwellende Klänge. Schließlich findet sich der Modus für stufenlosen Tonhöhenspielereien à la Theremin; stark, wie akkurat, verzögerungsfrei und hoch aufgelöst das Touchpad die Koordinaten der Fingerberührung umsetzt!

Wie Du siehst, sind die Eingriffsmöglichkeiten vor allem spielerischer Natur und weniger Feinmechanik – im Rahmen des Konzepts, der Klangqualität und der vielen Timbres, die die fest eingestellten Wellenformen abdecken, erscheint mir das als völlig ausreichend.

Das Layout der Bedienelemente ist übersichtlich und gut durchdacht. Ab und zu bin ich beim Schrauben am Cutoff allerdings an den Volume-Regler gestoßen – ich denke, dass er etwas abseits von den Klangreglern sitzen sollte, damit im Eifer des Gefechts nichts versehentlich verstellt wird. Aber das ist schon Kritik auf hohem Niveau, alle sonstigen ergonomischen Aspekte sind gut gelöst.

Bei zunehmender Resonanz (ab einer Regerstellung von etwa 12 Uhr) wird das Gesamtsignal automatisch leiser gemacht, um allzu harsches Filterkreischen und Übersteuerungen zu vermeiden. Im Prinzip begrüße ich das, aber ein gewisser musikalischer Spannungsabfall während der Performance lässt sich dadurch oft nicht verhindern.

Roland TB-3

Der Roland TB-3 in freier Wildbahn

Sequenzer

64 Patterns sind ab Werk integriert, darunter findest Du sehr wahrscheinlich etwas Passendes – mal geht es eher zackig und abgehackt zu (gut für Trance Gates), mal mit viel Glide aka Portamento, was wiederum eher für Acid tauglich ist. Um im musikalischen Flow zu bleiben, wartet der Roland TB-3 selbstverständlich bis zum Ende des gerade laufenden Patterns, bevor zum nächsten umgeschaltet wird, das Du zuvor per Touchscreen oder Drehregler gewählt hast. Um nach dem Aus- und Einschalten nahtlos anknüpfen zu können, merkt sich das Gerät die zuletzt gewählte Sequenz.

Freilich kannst Du auch eigene Patterns über das Touchpad programmieren, ob in Echtzeit mit Quantisierung oder in aller Ruhe mit manuellem Weiterschalten der Schritte. Die Verkettung mehrerer Patterns erlaubt es beinahe schon, kleine Songs zu schmieden. Auch Zufalls-Patterns lassen sich erstellen, fein. Stets wird die Position innerhalb der Sequenz durch das kräftig leuchtende grüne LED-Lauflicht mit 16 Schritten verdeutlicht.

Effekte

Abermals unveränderlich in den Presets festgelegt sind die Effekttypen. Unter den zwölf grundlegenden Arten ist alles an Bord, was zum Aufpeppen der gefilterten Wellenformen musikalisch sinnvoll ist. Wie gehabt reagiert der Poti zum Bestimmen der Effektintensität ohne spürbare Verzögerung und die Effekte passen durch die Bank gut zu den Wellenformen – auch wenn ich natürlich oft das Verlangen spüre, die Klänge nach meinem eigenen Geschmack zu würzen.

Eine Sonderstellung nehmen die Scatter-Effekte ein. Was wird hier geboten? Temposynchrones »Schnipseln«, Umkehrungen, Gates, Stottern und mehr. Für mich meist nur ein Gimmick, aber mit Bedacht eingesetzt lassen sich sehr interessante Klänge erzielen, von denen die 303 nur träumen kann. In einem der Klangbeispiele habe ich ein paar Impressionen erstellt, siehe oben.

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Fazit zum Roland TB-3 Test

Der Roland TB-3 zaubert schneidige Sounds à la 303 annähernd in Perfektion. Daran durfte man im Vorfeld berechtigte Zweifel haben, doch die digitale Klangerzeugung fällt hier überhaupt nicht hinter die weichen, cremigen Filterfahrten, und die lebendigen Sounds ohne Artefakte zurück, mit denen sich eher analoge Synthies brüsten dürfen.

Roland TB-3 Testbericht

Der Roland TB-3 ist eine kleine Spaßmaschine – sehr gut!

Auch diverse Plugins sind mittlerweile auf dem Niveau, den 303-Sound annähernd perfekt zu reproduzieren, also könnten die auch für dich in Frage kommen – es sei denn, Du legst Wert auf einen ohne Computer funktionsfähigen Synthie mit haptischem Spaßfaktor und ein paar frischen Ideen über das Original hinaus.

Knackig-perkussive Bässe, natürlich Basslines und Leads sind in zahlreichen Varianten spielfertig an Bord – für Acid (sic!), Techno, technoiden House, Trance und Electro perfekt. Für Dubstep und andere etwas modernere Spielarten elektronischer Musik nicht wirklich, weil dafür die Flexibilität fehlt (etwas das LFO zum Wobbeln). Zu den vielen 303-verwandten Klängen gesellt sich eine willkommene Bonusbank mit experimentelleren FX-Sounds, die u.a. durch das Filter und die Hüllkurvenmodulation genug kreativen Spielraum eröffnen.

Auch die Potis reagieren ohne jegliche spürbare Verzögerung. Überhaupt gelingt die Bedienung weitgehend reibungslos und mit angenehmer Haptik. Das ist für einen so Performance-orientierten Synthesizer nicht das Schlechteste. Weiterhin ist das zunächst prominenteste Merkmal – das Touchpad – gut und flink bedienbar, wobei es einen sehr spielerischen Zugang zur Klanggestaltung schafft.

Wer sich mit dem Roland TB-3 anfreunden will, muss sich darüber im Klaren sein, dass es sich hier nicht um einen klassischen Synthesizer mit Eingriffsmöglichkeiten auf der Mikroebene handelt. Die Wellenformen sind fest eingestellt und die Effekttypen (mit Ausnahme der Scatter-Effekte) sind unveränderlich.

Auch wenn ich mir hier und da mehr Freiheiten wünschen würde, überragt der Eindruck eines spaßigen, gekonnt vorprogrammierten, klangtechnisch sehr überzeugenden und gut bedienbaren Instruments. Insofern beschließe ich meinen Roland TB-3 Testbericht auf delamar mit viereinhalb von fünf Punkten.

Roland TB-3 Features

  • Monophoner Bassline Synthesizer
  • 134 Sounds und 64 Sequenzen
  • Regler für Cutoff, Resonanz, Akzent und Effektstärke
  • Step-Sequenzer mit Lauflicht, max. 32 Steps pro Pattern
  • Touchpad mit farbigen LED-Flächen
  • 11 Effekttypen + Scatter-Effekte
  • Hauptausgänge: 2 × 6,3 mm
  • Kopfhörerausgang: 6,3 mm Stereo
  • MIDI In & Out
  • USB für Audio & MIDI
  • Strom via Netzteil oder USB-Verbindung
  • Maße: 240 × 173 × 57 mm
  • Gewicht: 820 g (ohne Netzteil)
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Roland TB-3 Test

Lesermeinungen (2)

zu 'Roland TB-3 Testbericht: Die 303 mit neuen Stärken'

  • Frank Dluzak   13. Aug 2014   11:54 UhrAntworten

    In Relation Preis und Leistung, ist die TB3 ok, aber in Punkto Step-Sequencer Bedienung trotz Touchpad sehr umständlich, den das Bad kann nur einen Befehl nach einander abarbeiten. In Verbindung mit dem Arturia Beatstep oder über Maschine MK2 ist die Bedienung schon komfortabler.

  • Wirgefuehl   13. Aug 2014   14:59 UhrAntworten

    Klasse Testbericht mal wieder - danke!

    Vom Sound muss ich mich unbedingt selbst mal beim Händler überzeugen - kaum zu glauben, dass das Teil ans analoge Original herankommen soll, zumal von denen ja auch jedes individuell klingt. ´n Blindtest wäre ideal - leiht mir mal jemand seine 303? :)

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