Roland Jupiter 80 Testbericht
Next Generation Synthesizer

Roland Jupiter-80 Testbericht

Keine Bildunterschrift vonnöten...

Was ist es?

Der Roland Jupiter 80 ist ein Synthesizer mit umfangreicher Ausstattung. Er besitzt 76 halbgewichtete Tasten mit Channel Aftertouch. Auf diesen kannst Du von Nachbildungen akustischer Instrumente über fette Synthesizer-Sounds so ziemlich alles spielen, was von einem Synthesizer heute erwartet wird. Über verschiedene Bedienelemente wie Fader, Regler und sogar einem Bewegungssensor kannst Du dabei auf den Klang Einfluss nehmen. Das Instrument bietet eine 256-stimmige Polyphonie, die Du mit maximal 256 Registrierungen bzw. 2.560 Live Sets an ihre Grenzen bringen kannst.

Natürlich lässt sich der Synthesizer über MIDI steuern und eignet sich umgekehrt als Masterkeyboard zur Steuerung von anderen Geräten. Neben seiner Studiotauglichkeit hat der Hersteller aber vor allem darauf geachtet, dass er live-tauglich ist.

Roland Jupiter 80 Testbericht

Das Gerät in voller Pracht im Jupiter 80 Testbericht


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Roland Jupiter 80 Testbericht

Erster Eindruck


Passend dazu


Mit großer Spannung haben wir in der Redaktion den Jupiter 80 erwartet. Vor ungefähr 30 Jahren schrieb Roland mit dem Jupiter 8 Geschichte und nun sind wir gespannt, ob es Roland gelungen ist, die Geschichte zu wiederholen.

Aus seiner Verpackung befreit, wuchten wir den 17,7 kg schweren Synthie auf unseren Ständer. Er ist 1,23 m breit, 43,9 cm tief und 14 cm hoch. In der Packung finden sich noch die Bedienungsanleitung auf Englisch und Deutsch (106 Seiten). Sie beschreibt alles Wesentliche und ist nicht nur eine Kurzinstallationsanleitung, prima. Weiterhin mitgeliefert wird ein übliches Kaltgerätekabel und zwei CD-ROMs – Sonar X1 LE und die Installations-CD.

Die Qualität der Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck. Das Gerät hält sicher einiges aus; bitte siehe es uns nach, wenn wir keinen Crashtest veranstaltet haben, um die Robustheit letztgültig zu beurteilen. Das gesamte Gehäuse ist aus Metall gefertigt, wobei die Oberseite durch das gebürstete Aluminium in einen recht edlen Look daherkommt. An der Seite finden sich die altbekannten Aluminiumblenden.

Die Beschriftung sowie die regenbogenfarbenen Buttons geben dem Jupiter 80 das passende Retrofeeling. Der Touchscreen (800 x 480 Pixel), der sich in der Mitte befindet, verrät allerdings, dass es sich eben nicht um einen 30 Jahre alten, sondern einen neuen Synthesizer handelt.

 

Aufbau

Ganz links kannst einen USB-Stick anstöpseln, um MP3s (44,1 kHz und Bitraten von 32 bis 320kbps) oder WAVs (44,1/48/96 kHz und 8/16/24 Bit) abzuspielen. Während der Wiedergabe der Audiodateien kannst Du natürlich gleichzeitig den Roland Jupiter 80 spielen. Über den USB-Port können auch Backups der Systemeinstellungen gemacht werden, außerdem kannst Du komplette Registrationen bis hin zu den einzelnen Tönen speichern.

Der so genannte »D Beam« ist ein Sensor, dank dem Du durch Bewegungen der Hand den Sound verändern kannst. Er findet sich auch auf der linken Seite. Neben Arpeggiator-, Oktave- und einigen anderen Buttons gibt es links neben dem Display vier Fader, über die Einstellungen zur Part-Balance gemacht werden können. Zentral sitzt der Touchscreen mit vier Endlosreglern zur Einstellung von Parametern. Rechts neben dem Display befindet sich der Value-Bereich mit Cursortasten, Dec(rease) und Inc(rease)-Buttons sowie Exit und Enter. Der Song Player/Recorder ist ebenfalls rechts untergebracht.

Zwischen der Tastatur und den eben beschriebenen Bedienelementen sind die regenbogenfarbenen aufleuchtenden Knöpfe untergebracht, über die Du die Tones für die Parts auswählen kannst. Interessant sind Alternate-Buttons, die jeweils für die verschiedenen Parts angebracht sind. Mit diesen bekommst Du umgehend einen alternativen Klang zu dem, der gerade aktiv ist, angeboten. Dieser kann im Menu ausgewählt werden.

Unter der Tastatur entdecke ich ein erstes Highlight für Livemusiker – etwa einen Zentimeter große, radiergummiartige Knöpfe, über die man direkten Zugriff auf die Registrationen, also die Klänge hat. Mit ihnen ist es möglich, teilweise sogar während man die Finger auf den Tasten hat, gezielt einen neuen Sound auszusuchen. Ich werde später noch darauf zu sprechen kommen, wie gut das Ganze tatsächlich funktioniert.

Auf der Rückseite befinden sich die Anschlüsse für MIDI, USB, Fußschalter, Zuspieler (6,3 mm Klinke) mit zugehörigem Level-Regler, ein Sub Out (z.B. um einen Monitor anzusteuern mit 2 x 6,3 mm Klinke) und ein Main Out (6,3 mm Klinke). Sehr gut gefällt mir, dass Roland dem Jupiter 80 zwei XLR-Ausgänge für Links und Rechts spendiert hat. Ein koaxialer Cinch-Ausgang und ein Kopfhörerausgang runden das Ganze ab. Mir fehlt hier nichts, allerdings hätte ich den Kopfhörerausgang lieber vorne gehabt – da, wo ich zumeist sitze, wenn ich das Gerät benutze. ;)


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Erste Schritte

Nachdem ich den Roland Jupiter 80 eingehend inspiziert hatte, wurde es Zeit, das Gerät mit Strom zu versorgen. Den Powerschalter hinten rechts habe ich fix ertastet und umgelegt. Nach etwa 15 Sekunden Ladezeit ist der Synthesizer bereit. Die Beleuchtung ist in rot und orange gehalten und insgesamt sehr angenehm. Auch das Display ist gut lesbar, der Kontrast könnte allerdings etwas höher sein – Einstellungen hierzu konnte ich keine finden.

Bevor ich mir das Gerät genauer anschaue, möchte ich sichergehen, dass es auf dem neusten Stand ist. Dazu kann ich noch zwei neuere Firmware-Updates im Netz finden. Die Versionen 1.10 und 2.0 sind schon veröffentlicht. Bei den Updates handelt es sich weniger um Bugfixes als um Erweiterungen des Funktionsumfangs. So bringt die Version 1.10 Möglichkeiten zum Import & Export von Sounddaten, Austausch von Registrierungen sowie Erweiterungen im Bereich USB-Treiber, Single-Part-Play-Modus und mehr mit sich.

Die Version 2.0 ist ein noch umfassenderer Patch und bietet aktualisierte Sounds, eine neue Registrationsanzeige, neue Tiefpassfilter, eine flexible Struktur für die Multieffekte und weitere Funktionen wie z.B. die ACT-Funktion für die Zusammenarbeit mit SONAR. Auf diese umfangreichen Updates möchte ich natürlich nicht verzichten und kann auch allen Besitzern eines Roland Jupiter 80 nur empfehlen, die Updates aufzuspielen:

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Die Installation gestaltete sich einfach und verlief auf unserem Testgerät ohne Komplikationen. Es empfiehlt sich, alle Daten des Gerätes vorher zu sichern, da sie überschrieben werden. Nach der Installation fällt die Änderung sofort auf, eine Anzeige gibt nun einen schnellen Überblick über die verschiedenen Registrationen. In der rechten oberen Ecke des Displays kann ich zwischen den verschiedenen Ansichten umschalten. Dazu sollte allerdings klar sein, wie die Sounds im Gerät aufgebaut sind.

 

Klangerzeugung beim Roland Jupiter 80

Die Klangerzeugung ist bei diesem Synthesizer in Registrationen, Live Sets und Tones unterteilt. Eine Registration ist das große Ganze und beinhaltet einen Solo Part, einen Upper Part, einen Lower Part und einen Percussion Part. Upper und Lower Part können ein Live Set spielen, das sich aus bis zu vier Tones zusammen setzen kann. Solo und Percussion Part können jeweils einen Tone spielen. Tones sind zunächst einmal die kleinste Einheit, aber wie bei den Atomen können auch diese noch weiter gespalten werden.

Die Tones sind in SuperNATURAL Acoustic Tones, SuperNATURAL Synth Tones oder Manual Percussion bzw. Drums/SFX unterteilt.

Die Acoustic Tones bilden die Grundlage für die Nachbildung akustischer Instrumente. Hier wurde auch darauf geachtet, dass sich verschiedene akustische Instrumente unterschiedlich verhalten. Neben Velocity Layering bedeutet das zum Beispiel, dass bei einer Ziehharmonika/Quetschkommode der Modulationsstick nicht zu einem Vibrato führt, sondern zu einem festeren Drücken des Blasebalgs, oder dass bei einer Trompete der Pitchbend nicht zu einem gleichmäßigen Glide-Effekt, sondern zu einem stufenweisen Portamento führt – an die Realität angelehnt. Außerdem können verschiedene Intonationsformen auf Tasten gelegt werden, so können Streicher zum Beispiel durch Druck einer Taste plötzlich pizzicato spielen.

Roland Jupiter 80 Testbericht

Das Keyboard spielt sich gut

Die Klanggestaltungsmöglichkeiten wurden hier bewusst eingeschränkt, da es sich um Nachbildungen echter Instrumente handelt. Den einen oder anderen mag das enttäuschen, ich finde es aber ok, da ich auf dieser Ebene sowieso nicht so viel an den Sounds schrauben würde.

Die Synth Tones können aus drei Partials zusammengebaut werden. Jeder Partial besteht aus Oszillator, Filter und Amplifier. Die Oszillatoren können dabei analoge oder PCM-Wellenformen generieren. Im Jupiter 80 können bis zu 2.048 eigene Synth Tones gesichert werden.

Die Percussion bzw. Drum Tones bilden Schlagzeugsets ab. Sie können ausschließlich über den Percussion Part abgespielt werden.

Das Ganze mag etwas verwirrend wirken, ich habe mich jedoch schnell zurechtgefunden. Beim Schrauben an den Sounds ist mir positiv aufgefallen, dass man sich an jeglicher Stelle der hierarchisch aufgebauten Sounds sofort problemlos einklinken und selbst Hand am Sound anlegen kann. Dazu musst Du dich nicht durch endlose Menüs hangeln, sondern stößt nach wenigen Klicks auf die Stellen, an denen die Sounds individuell abgestimmt werden.

Am oberen Bildschirmrand des Touchscreens sind für den Notfall zwei Buttons für das Verlassen der Einstellungsmenüs und der Zurück-Button, mit dem Du wieder eine Ebene höher kommst.

 

Sounds basteln in der Praxis

Natürlich hängt es ein Stück weit davon ab, was Du mit dem Jupiter 80 machen möchtest. Auch wenn er sicher für eingefleischte Sound Designer geeignet ist, habe ich mich mit diesem Teil nicht so intensiv befasst. Wie bereits beschrieben, kann man von der Ebene der Oszillatoren aufwärts einen Sound kreieren. Angefangen mit Sägezahn, Rechteck, Sinus usw. kannst Du dann zwischen Tiefpass- über Bandpass- und Hochpass- sowie Peaking-Filter und Amp-Einstellungen wählen. Hast Du diesen Grundsound fertig, kannst Du ihn durch weitere Tonhöhen-, Filter- und Amp-Einstellungen schicken, die natürlich auch durch LFOs moduliert gesteuert werden können. Am Ende kannst Du so viel an den Sounds schrauben, dass dir keine Zeit mehr fürs Musik machen bleibt. Aber hey, Spaß macht das allemal.

Ich möchte meist etwas schneller an brauchbare Ergebnisse kommen, sprich ich habe mich eher eine Ebene höher bewegt – auf der Ebene der Tones. Roland bietet mit den Registrationen komplette Soundkisten an. Diese klingen super und sind für mich sehr inspirierend. Immer wieder bleibe ich hängen.

Trotz allem handelt es sich ja um Presets, also um Sounds, die jeder zur Verfügung hat, der einen Roland Jupiter 80 sein eigen nennt. Möchtest Du die Sounds nun individualisieren, kannst Du bei Upper und Lower Part die Live Sets durchblättern. Ich bin meist noch eine Ebene tiefer zu den Tones gegangen. Hier kannst Du den Registrationen sehr schnell eine eigene Note verpassen, indem einzelne Tones durchgewechselt werden. Und dabei finden sich immer wieder sehr interessante Kombinationen, wobei die Lautstärken der einzelnen Tones einfach reguliert werden. Alles in allem kann eine Registration aus maximal zehn Tones bestehen (1 Solo, 4 Upper, 4 Lower und 1 Percussion). Damit lässt sich schon Einiges anstellen, und das extrem schnell.

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Das große Display könnte eine Kontrastregelung gut gebrauchen

Sehr gut haben mir in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeiten gefallen, die Sounds mit den vier Potis unterhalb des Touchscreens zu morphen. Gerade die beiden rechten Potis ermöglichen es, die Pegel der einzelnen Tones von Upper und Lower Part gegeneinander zu verschieben und werden von Roland deshalb »Tone Blender« genannt. Dabei entstehen faszinierende Morphing-Gebilde.

Da diese Regler zentral liegen, dürftest Du mit der evtl. freien Hand bequem an ihnen schrauben können, ob mit der linken oder der rechten. Auch sind die Potis griffig und ich hätte nichts zu meckern, würde man nicht mit der eigenen Hand die Werte verdecken würde, die man gerade ändert. Ich finde das etwas unglücklich, muss aber sagen, dass mir selbst keine andere Stelle für die Potis eingefallen ist, die mehr Sinn gemacht hätte.

Effekte

Jeder der vier Parts kann mit eigenen Effekten aufgemotzt werden. Solo und Percussion Part haben eine relativ starre Effektsektion, die aus Kompressor, EQ, Delay und Reverb besteht. Die Variationsmöglichkeiten sind hier relativ gering. Upper und Lower Part können dagegen mit vier frei wählbaren Effekten versorgt und on top am Ende durch den Reverb geschickt werden. Hier kannst Du 76 Effekten wählen, darunter sind auch einige 3D-Effekte.

Vor der Firmware-Version 2.0 war die Verschaltung nur parallel möglich. Nun ist die Verschaltung auch seriell möglich, d.h. die Effekte können in Reihe hintereinandergeschaltet werden. Das erweitert das Spektrum an möglichen Klangveränderungen enorm. Die Umsetzung ist allerdings auch etwas retro geraten und hat mich an die Schaltungen im C64 Klassiker Paradroid erinnert. Auf den ersten Blick ist das System etwas verwirrend. Hat man es verstanden, eröffnet es umfangreiche Möglichkeiten, die Effekte miteinander zu verbinden.

Die Qualität der Effekte ist hoch. Besonders die Vielfalt und die Möglichkeiten, an dieser Stelle nochmal einen umfassenden Einfluss auf die Klangverformung zu haben, machen Spaß. Schade, dass es bei den Effekten keine Presets gibt.

 

Livebetrieb

Ich kenne keinen Synthesizer, der besser für einen Live-Einsatz gerüstet wäre als der Roland Jupiter 80. Mithilfe der durchgehend großen Knöpfe, Fader und Potis sind alle Buttons noch im Dunkeln bei zwei Promille noch gut zu bedienen.

Die Auswahl der Instrumente für die verschiedenen Parts durch die Regenbogen-Buttons ermöglicht einen gezielten Zugriff auf Sounds, da diese vorab im Menu eingestellt werden können. Durch die Alternate-Buttons wurde die Anzahl der Buttons quasi verdoppelt. Die Feineinstellung der Lautstärken können über die Part-Balance-Regler und -Schalter direkt vorgenommen werden. Transpositionen und Oktavänderungen sind ein Handgriff. Ob Harmonizer, der D Beam, Rotary-Effekt oder Arpeggiator, alles kann augenblicklich aktiviert, deaktiviert, teilweise auch sehr schnell eingestellt werden.

Wenn Du dir deine Registrationen selbst erstellst bzw. einstellst und auf eine Live-Performance abstimmst, dann kannst Du auch die Registrationstaster an der Vorderseite nutzen. Sie lassen sich gut bedienen und vereinfachen die Auswahl von Registrationen im Livebetrieb enorm.

Das ganze Konzept wirkt außerordentlich gut durchdacht. Es scheint, als hätte Roland all seine Erfahrungen der letzten ziemlich genau 40 Jahre gebündelt und konzentriert in dieses Gerät einfließen lassen.

 

In Sonar X1

Der Jupiter 80 wird mit der hausinternen DAW-Software Cakewalk Sonar X1 LE ausgeliefert und so ist es nicht verwunderlich, dass auf die Integration von Hard- und Software besonders großer Wert gelegt wurde. Um den Jupiter 80 einbinden zu können, muss die Software von der mitgelieferten Installations-CD installiert werden, zudem das »JUPITER-80 Control Surface Plug-in for SONAR«. Nach der Installation und einigen Einstellungen, die in der Hilfe beschrieben werden, kann Sonar über den Jupiter gesteuert werden. Die Fader und Potis vom Jupiter können genutzt werden, um in Sonar X1 Regler zu steuern. Auch die Transportfunktionen in Sonar sind über die äquivalenten Buttons am Synthesizer steuerbar, Plugins lassen sich ebenfalls fernsteuern.

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Die mitgelieferte DAW-Software Sonar X1 LE

Etwas schade finde ich, dass über Sonar X1 nicht auch der Jupiter 80 gesteuert werden kann. Ich hätte gerne sämtliche Einstellungen über Sonar X1 festgehalten, damit ich beim Laden eines Projekts alles genauso habe, wie es beim Speichern eingestellt war.

Ein Feature, das ich nicht unterschlagen will, ist, dass der Jupiter 80 auch als Audio Interface fungieren kann. So können alle digitalen Audiosignale aus deinem Computer über das Gerät zum Erklingen gebracht werden. Sende ich dazu noch MIDI-Daten an den Synth, kommen diese auch noch über die gleichen Kanäle raus. So lässt sich der Jupiter fast wie ein Plugin nutzen.

 

Klang des Roland Jupiter 80

Alles klingt sehr klar und sauber, wie ich es von Roland kenne. Die Sounds sind sehr dynamisch und durchsetzungsfähig. Wenn mir Roland mit manchen Synthesizern schon fast zu scharf geklungen hat, ist beim Jupiter 80 eine sehr gute Gratwanderung zwischen zu scharfen und kühlen Sounds auf der anderen Seite und weichen, warmen Sounds, die man eher von anderen Herstellern kennt, gelungen.

Unter den synthetischen Sounds habe ich so einige Schätze gefunden. Gerade die Flächen, die auch den Jupiter 8 schon berühmt gemacht haben, können mich begeistern. In den Registrationen der Version 2.0 finden sich einige gut gelungene Nachbildungen von originalen Flächen, die man aus vielen Hits kennt. Diese Urklänge klingen fett, aber es passiert nicht viel. Mit den maximal zehn verschiedenen Tones in einer Registrierung und deren Gestaltungsmöglichkeiten in Form von ToneBlender, Effekten, verschiedenen Hüllkurven einzelner Tones usw. kommen unglaublich breite, warme und fette Sounds aus dem Gerät. Fette Bässe, gehauchte gläserne Flächen oder quietschende Leads, ich hab so ziemlich alles gefunden, was man sich an Sounds wünscht.

Die Acoustic Tones sind ebenfalls erstklassig. Besonders die Möglichkeit, verschiedene Spielweisen wie Staccato und mehr durch eine Umschalttaste über einen einzigen Tone spielen zu können, gibt dem Ganzen mehr Realität. Selbst der reine Anschlag der Tasten verändert einige Sounds schon merklich, und dabei meine ich nicht die Anschlagstärke bzw. das Velocity Layering – es macht einen Unterschied, ob ich ein Instrument eher Legato (also gebunden, alle Noten aneinander) spiele oder ob ich die Tasten eher staccato anschlage. Es wirkt echt. Dazu gibt es bei vielen Instrumenten noch Einstellungsmöglichkeiten wie Hammeranschlag beim Klavier, Saiten- und andere Resonanzen sowie weitere klangliche Nuancen und Stereoweite.

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Keine Bildunterschrift vonnöten…

Unter den 117 verschiedenen Nachbildungen akustischer Instrumente gibt es Einiges zu entdecken. Besonders gut gefallen haben mir die äußerst realistisch wirkenden Streicher. Bei der Umsetzung der verschiedenen Spielweisen könnte man teilweise wirklich denken, man säße im Konzertsaal. Auch die Klaviere gehören zu den sehr gut umgesetzten Instrumenten. Sie klingen sehr rund und echt, mit Ausnahme des Honky-Tonks, was aber auch der einzige Acoustic Tone ist, der mir nicht so gut gefallen hat.

Zusammen mit den Percussion Tones hat man ein sehr breites Spektrum an Klängen und damit viele Möglichkeiten, wie der Roland Jupiter 80 eingesetzt werden kann. Live ist das Gerät erstklassig nutzbar, die Preset-Umschaltung erfolgt praktisch nahtlos. Aber auch im Studio kann der Synthie überzeugen. Zudem ist mir mehrfach durch den Kopf gegangen, dass sich dieser Synthesizer auch hervorragend für die Vertonung von Filmen eignen dürfte. Wabernde Klänge, schrille Streicher mit Pauken und Trompeten, eben alles da was man zur Vertonung eines Films benötigt in Top-Qualität.

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Fazit zum Roland Jupiter 80 Test

Der Roland Jupiter 80 ist ein erstklassiger Synthesizer, den ich ohne Einschränkungen empfehlen kann. Punkt. Das Bedienkonzept ist durchdacht und ermöglicht gerade im Live-Einsatz einen extrem schnellen Zugriff auf wichtige Parameter. Zusätzlich kann es mit Features wie dem Bewegungssensor, den vorderseitig angebrachten Registrationsknöpfen und anderen kleinen Feinheiten überzeugen. Über die Fader und Potis können die Sounds (Registraturen genannt) feinjustiert oder sehr überzeugend gemorpht werden.

Der Klang ist klar und sehr präsent, gleichzeitig bringen die Sounds genügend Wärme mit und so kann das Gerät mit fetten Bässen ebenso wie breiten Flächen glänzen. Die Möglichkeiten der Klanggestaltung sind sehr umfangreich. Es können sehr abwechslungsreiche bis zu wabernden Sounds erzeugt werden. Besonders das Tone-Blending gefällt mir gut, mit dem verschiedenste Parameter der einzelnen Tones eines Sounds gegeneinander verdreht werden können.

Erwähnenswert ist auch die Sammlung an Nachbildungen akustischer Musikinstrumente, die erstaunlich realistisch klingen. So ist es möglich, verschiedene Spielweisen eines echten Instruments in einem einzelnen Tone nachzubilden. Im Spiel bedeutet das, dass nicht zwischen verschiedenen Presets hin und her geschaltet werden muss, um eine Geige normal, staccato oder crescendo spielen zu lassen.

Technisch gesehen ist der Roland Jupiter 80 zweifelsohne auf dem neusten Stand. Dazu tragen die sehr angenehm spielbare Tastatur, hochwertige Buttons, Potis und Fader aber auch die XLR-Ausgänge an der Rückseite bei. Die Ladezeit von gerade einmal 15 Sekunden sowie die nahtlose Umschaltung der Klänge dürfte alle Live-Musiker besonders interessieren.

Auch bei der Verarbeitung hat sich Roland keine Schwächen geleistet. Das Gerät ist solide in einem Metallgehäuse verbaut, das mit den altbekannten Alu-Seitenplatten versehen wurde.

Zu bemängeln gibt es in meinem Roland Jupiter 80 Testbericht genau genommen nur Kleinigkeiten. So hätte ich mir zum Beispiel die Kopfhöreranschlüsse auf der Vorderseite, Einstellungsmöglichkeiten für den Kontrast am Display oder eine etwas übersichtlichere Effektsektion gewünscht. Das alles tut der Qualität der Sounds und der Spielfreude, die ich damit hatte, allerdings keinen Abbruch und so vergebe ich gerne fünf von fünf Punkten für den heißesten Jupiter in unserem Sonnensystem.

Roland Jupiter 80 Features

  • Synthesizer mit 76 Tasten und Channel Aftertouch
  • 256-fache Polyphonie
  • Touchscreen mit 800 x 480 Pixeln
  • 256 Registrierungen, 2.560 Live Sets
  • SuperNATURAL-Klangsynthese
  • Gewicht: 17,7 kg
Hersteller:   
Produkt:

Roland Jupiter 80 Test

Lesermeinungen (2)

zu 'Roland Jupiter 80 Testbericht: Next Generation Synthesizer'

  • Stefan TF   20. Jan 2015   05:13 UhrAntworten

    Hallo Delamar und Oliver Olbricht,

    besten Dank für den sorgfältigen Jupiter 80-Report. Schön ausführlich aber nicht langatmig, genau richtig. Wobei eben auch Details wie Abmessungen oder die DAW-Integration angesprochen werden, die anderen Reports so fehlen aber wichtig für ein konkretes Bild vom Instrument sind.

    Nach langen Recherchen fällt meine Wahl auf den Jupiter 80. Der Yamaha Motif XF in ähnlicher Preisklasse bietet mir hingegen Sounds, die ich schon größtenteils mit dem MOX6 zur Verfügung habe. Auch hier sind die Streicher stark aber vielleicht nicht ganz so dynamisch akzentuiert. Chöre fehlen mir, ausser OOOh und AAAh ist nicht viel mehr drin. Mag sein, dass der Motif XF oder MOXF etwas mehr Auswahl hat aber ich konnte keine Belege dafür finden. Etwas schade finde ich, dass der XF keine DAW-Steuerung bzw. Soundkarte beinhaltet. Die Auflösung des farbigen Touchscreen ist wohl auch nicht mehr ganz aktuell. Die Bedienung der Yamaha ist allerdings ziemlich durchdacht und intiutiv, mit vielen selbsterklärenden Tastern.

    In ähnlicher Preisklasse liegt auch der Korg KronosX, dessen Grundsounds oft etwas angekratzt, etwas digital harsch klingen. Er bietet zwar auch zahlreiche Multisamples, die bei Klavieren bzw. Flügeln von hoher Qualität sind und via integrierter SSD mit hoher Datenrate gestreamt werden. Doch zahlreiche Naturinstrumenten fehlt m.E. eine warme Nuance oder Durchsetzungsvermögen. Wirklich fette Solosounds habe ich nur wenige gefunden, muß mich da aber noch weiter reinarbeiten. Enttäuscht bin ich vom internen Sequenzer, der auf zahlreiche Seiten verteilt unübersichtlich ist. Einen simplen Loop einzustellen ist umständlich. Punkten kann er aber generell durch den Touchscreen, wobei zahlreiche Sounds auf übersichtlichen Seiten zusammenstellbar sind (auch Combis). Mit dem Samplen habe ich nicht viel gemacht höre aber, dass es recht umständlich sein soll, wenn man das nicht am PC macht. Der Grundsound begegnet mir am Kronos jedoch in zahlreichen Presets und da würde ich ihn meist als etwas digital einstufen.

    Der Clavia Nord Stage 2 liegt auch in ähnlicher Preisregion. Soll ja absolut bühnentauglich sein mit zahlreichen Poti-Direktzugriffen und daher brauchts nur ein Minidisplay. Neben überzeugenden Samples für Klavier, E-Piano etc. bietet er aber mit den fetten Analogsound auch einen leicht erkennbaren Grundcharakter, der etwas eingefärbt ist und von dem ich meine, dass ich ihn mir schnell übergehört habe, zumindest wenn ich ihn als Hauptinstrument einsetzen würde.

    Der Kurzweil PC3 liegt eher auf dem Preisniveau des Jupiter 50, hat wohl auch ähnliche Abmessungen. Viele Samples vor allem auch Flächen und Chöre haben mir bei den Demos sehr gut gefallen. Insgesamt stört mich aber das etwas anachronistische Zeilen-Display. Hab ihn aber noch nicht live angetestet. Könnte mir durchaus gefallen aber bei den Recherchen fehlte mir doch der letzte Kick zu seinen Gunsten.

    Letztlich fällt meine Wahl auf den Jupiter 80, weil er einfach genau die fetten, analogen Flächen, breite Chöre aber auch unglaubliche Streichersimulationen bietet, die mir in den Querbeet-Web-Demos am besten gefallen haben. Man merkt dem Instrument an, dass es den Musiker und die Klangseele ansprechen will. Die erwähnte, orchestrale Orientierung auch für Filmusiken will Geschichten erzählen oder unterstreichen.

    Ich bin schon gespannt, wie intensiv die Begegnung sein wird und ob ich mich mit dem Jupiter 80 dauerhaft musikalisch weiterentwickeln kann, traue ihm das aber mehr als den anderen, derzeit aktuellen Oberklassen-Synthies oder Workstations zu.

    VG Stefan_tf

  • Kamy   08. Mai 2019   13:42 UhrAntworten

    Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar Stefan, wenn auch 4 Jahre her ist und Jupiter 80 nicht mehr viel zu kaufen gibt.

    ich hab lange nach so eine Erklärung gesucht und nichts gefunden. Bezüglich der Kronos finde ich im Youtube nur Demos mit Piano und manchmal etwas Epiano. Als ob der Kronos nichts anderes kann. Das ist schon sehr arm und dämlich dass die Leute nicht innovativ Musik machen können. Wenn ich Jupiter 80 im Youtube höre, will es meine Boxen auseinander reisen. Sogar über meinem S9 klingt es sehr groß. Es gibt nur wenige jupiter80 Demo Vids mit Piano. Warum nur? Denkt nach! Aber Kronos war immer, egal was ich gehört habe immer sehr hart und starr im Klang. Es ist mir auch egal dass er 1000 Sachen machen kann. Kaffe kann er aber nicht kochen. Roland war schon immer schöner was Klang betrifft. Die Roland Geräte klingen immer Fett und rund. Halt der typische Roland Sound.. Wenn man von Kronos weg sieht dann merkt man dass alle andere ältere und günstigere Korg Geräte immer schwammig, Matt und LoFi geklungen haben. Wenn sogar mir schlechten Tastatur. Neben meinem Jupiter 80 werde ich keinen 3000€ Kronos hinstellen.

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