Korg Kronos 2 Test
Synthesizer-Workstation mit gutem Karma

Korg Kronos 2

Im Korg Kronos 2 Review unter der Lupe: Workstation, Synthesizer, Rompler, Keyboard und was nicht alles ... ein echter Alleskönner in zweiter Generation, wahlweise mit 61, 73 oder 88 Tasten

Was ist es?

Der Korg Kronos 2 ist eine Workstation bis zu 200 Stimmen polyphon. Die samplebasierte Klangerzeugung greift auf einen 314 MB großen Speicher mit 1.505 Multisamples und 1.388 Drum Samples zurück.

Darüber hinaus bietet das Gerät weitere Syntheseverfahren, die teilweise hybrid mit Samples arbeiten oder Klänge komplett synthetisch und per Modeling erzeugen. Die Synthesen sind spezialisiert auf …

  • akustische Klaviersounds (SGX-2),
  • Rhodes-/Wurlitzer-Sounds inklusive passender Effekte (EP-1),
  • Hammondorgel mit Rotor-Kabinett (CX-3),
  • Sampler/Sample-Player (HD-1),
  • virtuell-analoge Synthesizer (AL-1, MS-20EX, PolysixEX),
  • digitale FM-Sounds per Phasen- und Ringmodulation sowie Wavehaping (MOD7)
  • bis hin zu Physical Modeling von Saiteninstrumenten (STR-1).

Ergänzt wird das Angebot des Korg Kronos 2 mit einer Vielzahl an Effekten (197 Effekttypen für 2 Master-, 2 Total- und 12 Insert-FX-Slots), den Drum-Track mit 718 Presets sowie dem KARMA-Arpeggiator. Ein MIDI- und ein Audio-Sequencer mit jeweils 16 Spuren dienen dem Festhalten von Ideen im Sinne einer voll ausgestatteten Workstation.

Zum Speichern stehen eine 62 GB SSD-Platte sowie 2 GB RAM zur Verfügung.


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Korg Kronos Testbericht

Hintergrund

Die japanische Firma Korg darf als Erfinder der Workstation bezeichnet werden. Schließlich war der 1988 erschienene Korg M1 bei seiner Präsentation der erste erschwingliche Synthesizer, der eine Sample-ROM-basierter Klangerzeugung, ein Effektgerät, einen Drum-Computer und einen MIDI-Sequenzer vereinte – und so komplette elektronische Musikproduktionen mit einem Gerät ermöglichte.

Auch der hier getestete Korg Kronos 2 gilt aktuell als eine der flexibelsten Workstations auf dem Markt, was er neben den neun verschiedenen Syntheseverfahren einschließlich umfangreicher Sampler-Funktionen auch seinem eingebauten KARMA zu verdanken hat.

Erster Eindruck

Schick sieht er aus! Das schwarze Metallgehäuse mit abgerundeten Kanten sorgt in Verbindung mit den Holzseitenteilen für Vintage-Feeling, während das große Touch-Display die Moderne widerspiegelt. Du musst allerdings ordentlich Platz einplanen, selbst in der „kleinsten“ Variante mit 61 Tasten betragen die Abmessungen 1.040 x 364 x 134 mm bei einem Gewicht von knapp über 14 Kilogramm.

Bedienoberfläche im Korg Kronos 2 Review

Die 61-Tasten-Version des Korg Kronos 2 als Beispiel für die übergreifend einheitliche Bedienoberfläche

Tastatur

Der Korg Kronos 61 besitzt eine leicht gewichtete Synthesizer-Tastatur mit 61 Tasten (=5 Oktaven). Die Tastatur lässt sich sehr angenehm spielen, klappert nicht und ist flexibel genug, um sowohl Synthesizer-Sounds als auch akustische Instrumente überzeugend zu spielen. Sie ist anschlagdynamisch und verarbeitet Aftertouch.

Für die Pianisten gibt es Versionen mit gewichteter Tastatur und 73 oder 88 Tasten. Zudem gibt es eine Mischung aus leicht bespielbarer Tastatur und 88 Tasten in Form des transportfreundlicheren Kronos LS, der allerdings ohne Aftertouch auskommen muss.

An Spielhilfen gibt es neben Pitch- und Modulationsrad zwei Joysticks und einen Ribbon-Controller, hinzu kommen zur Auswahl und zum Editieren 8 Regler, 9 Fader, ein Datenrad sowie zahlreiche Taster.

Bedienung per großem Touch-Display

Zentrales Bedienelement -und nicht zu übersehen- ist der farbige 8“-Touchscreen mit einer Auflösung von 800 x 600 Pixeln. Er dient nicht nur der Anzeige, sondern auch der Auswahl von Parametern, die dann mit dem Datenregler verändert werden können.

Das Editieren direkt am Bildschirm ist in der aktuellen Version möglich. Werte können durch Gedrückthalten und Ziehen angepasst werden und auch Drag & Drop wird unterstützt, um beispielsweise beim MS-20 die virtuellen Patchkabeln von Buchse zu Buchse zu legen. Das Ganze ist in der Praxis zwar nicht so treffsicher und komfortabel wie bei einem iPad, aber es funktioniert gut.

Display des Korg Kronos 2

Der recht hochauflösende Touchscreen des Korg Kronos 2

Anschlüsse

Die Rückseite des Kronos ist üppig bestückt. Zusätzlich zum Stereo-Ausgang (2x 6,3mm-Klinke, symmetrisch) gibt es vier Einzelausgänge und einen S/PDIF-Digitalausgang, der Kopfhöreranschluss wurde praktischerweise auf der Vorderseite links neben der Tastatur platziert.

Auch der Stereoeingang ist analog (2x 6,3mm Klinke symmetrisch, zwischen Mikrofon- und Line-Eingang umschaltbar) und digital (S/PDIF) vorhanden. Hinten befinden sich auch die Anschlüsse für ein Sustain- sowie ein frei zuweisbares weiteres Control-Pedal und einen Fußtaster.

Anschlüsse an der Rückseite des Korg Kronos 2

Der spannende Teil der Rückseite vom Korg Kronos 2 mit allen Anschlüssen

USB-Host-Funktion

Neben dem MIDI-Trio gibt es drei USB-Anschlüsse. Die USB-Buchse dient dem Anschluss an den Computer. Mit ihrer Hilfe arbeitet der Kronos sowohl als USB-MIDI- als auch Audiointerface, zudem können hierüber Samples ausgetauscht werden.

Mit Hilfe des optionalen USB-Ethernet-Adapters für den USB-Port kann Letzteres noch einmal deutlich beschleunigt werden. Die zwei USB-Ports dienen dem Anschluss von USB-Speichermedien wie Stick und portable Festplatte, dank Host-Funktion lassen sich hieran aber auch USB-Tastaturen und andere USB-Controller anschließen.

So lassen sich mit dem hauseigenen Nanopad kostengünstig Pads zum Triggern von Drums oder Akkorden nachrüsten.

Computer inside …

Der Korg Kronos 2 ist als klassische Workstation daraufhin optimiert, computerunabhängig komplette Musikproduktionen aufzunehmen und darzubieten. Tatsächlich bietet dies in dieser Gesamtheit kaum ein anderes Hardware-Gerät auf dem Markt.

Du kannst beliebige Audiosignale mehrspurig aufnehmen, mit dem internen Sample-Player sowie den diversen Synthesizern mischen und das Ergebnis sogar direkt per angeschlossenem USB-Brenner auf CD verewigen, ohne einen externen Computer zu benötigen.

Diese Funktionsvielfalt kann nur gewährleistet werden, weil im Korg Kronos ein Computer verbaut ist. Dies birgt auch die typischen Nachteile in sich. So startet beim Einschalten unüberhörbar der Lüfter, im Normalbetrieb ist er dann in der Regel aber nur noch bei genauem Hinhören bemerkbar.

… Booting inklusive

Schwerer wiegt da schon die lange Bootzeit von knapp zwei Minuten. Dies können aktuelle Rechner mit modernem Betriebssystem mittlerweile locker unterbieten. Man muss fairerweise eingestehen, dass der Kronos währenddessen auch jede Menge Samples lädt. Dennoch ist einer der Vorteile eines Hardware-Synthesizers, nämlich einschalten und sofort loslegen, beim Kronos nicht gegeben.

Und in knapp zwei Minuten Wartezeit kann die spontane Musikidee auch schon wieder verflogen sein. Auch bei einem Stromausfall auf der Bühne mitten im Gig kann dieser Zeitraum quälend lang erscheinen, da ist man mit einem Laptop mit unabhängiger Akku-Stromversorgung eher auf der sicheren Seite.

Alleinstellungsmerkmal Klangerzeuger und KARMA

Workstations mit samplebasierter Klangerzeugung und eingebautem MIDI/Audio-Sequenzer gibt es einige auf dem Markt. Hier entscheidet nicht zuletzt der persönliche Geschmack, welches Fabrikat bevorzugt wird. Umfangreiche Funktionalität und realistische Naturinstrumente bieten alle Geräte in dieser Preisklasse.

Ich konzentriere mich im weiteren Test und in den Klangbeispielen (die allesamt live gespielt und moduliert wurden, ohne Einsatz eines Sequenzers oder einer dritten Hand, aber mit viel Karma) daher auf die aus meiner Sicht wichtigsten Alleinstellungsmerkmale des Korg Kronos 2, namentlich die zusätzlichen Synthesizer und die KARMA-Funktion.

DX7-kompatibler Digitalsynthesizer

In Bezug auf die eingebauten Synthesizer drängt sich natürlich der Vergleich zu Yamahas Flaggschiff Montage auf, das neben Samples eine leistungsfähige FM-Synthese mit satten acht Operatoren enthält. Der Korg Kronos 2 besitzt mit dem MOD-7 einen FM-tauglichen Synthesizer. Eigentlich wenig verwunderlich, denn neben Yamaha ist Korg der einzige große Hersteller, der bisher reine FM-Synthesizer als Hardware herausgebracht hat: Vom Korg DS8/707 bis hin zum Volca FM.

Yamaha DX7, emuliert im Korg Kronos 2

Der Meilenstein für FM-Synthese – Yamaha DX7 – wird von unserem Probanden ebenfalls emuliert

MOD-7 besitzt wie der DX7 sechs Operatoren und kann diesen Synthesizer-Klassiker (der bis heute als meistverkaufter Synthesizer gilt, dicht gefolgt von Korgs oben bereits angesprochener M1) daher gut nachbilden. Er ist sogar patch-kompatibel, sodass sich die tausende im Netz befindlichen DX7-Sounds im SYX-Format in den Kronos importieren lassen.

Da der Kronos auch über Bitcrusher und Decimator verfügt, lässt sich der durch schlechtere Wandler bedingte digitalere Klang früher DX7-Modelle reproduzieren. Der MOD-7 stellt eine gern gesehene klangliche Ergänzung zum Sampler dar und bietet dynamischen FM-Sound von E-Piano über Glocken und metallische Sounds bis hin zum knochentrockenen Synthbass.

Virtuell-analoge Korg-Klassiker

Für Analogliebhaber hat Korg zwei seiner Vintage-Klassiker nachgebildet. Während der polyphone Polysix eher für warme Analogflächen und schöne Arpeggios steht, ist der MS-20 für seinen harten und aggressiven Klang bekannt. Dies resultiert vor allem aus der Kombination von Hoch- und Tiefpassfilter, die bei hohen Resonanzwerten ordentlich kreischen können. Dazu gesellt sich noch der universell einsetzbare AL-1, der alle Bereiche der subtraktiven analogen Klangsynthese virtuell abdeckt.

Korg MS-20, emuliert im Kronos 2

Der Korg Kronos 2 geizt nicht mit virtuellen Klangerzeugern – hier die hauseigene Analog-Legende MS-20

Zur Übertragung dieser analogen Synthesizer in den digitalen Kronos nutzt Korg die Component-Modeling-Technologie (CMT), die jeden einzelnen Bestandteil der originalen Klangerzeugung virtuell nachbildet. Diese Technik wurde bereits für die Legacy-Collection genutzt, die 2004 als Sammlung von VST-Plugins auf den Markt kam. Sie enthielt zunächst nur Polysix und MS20, wurde später um M1, Wavestation und MonoPoly ergänzt.

Auch in den entsprechenden iOS-Apps verwertete Korg seine Entwicklungen und ergänzte sie um Touchsteuerung. Dies ist auch in der aktuellen Kronos-Version möglich. So lässt sich der MS-20EX problemlos per Touch patchen.

Auch wenn die CMT Modeling-Technik schon einige Jahre auf dem Buckel hat, erlaubt sie nach wie vor eine sehr realistische Nachbildung des charakteristischen Sounds der beiden Analogsynthesizer und ist dabei ebenbürtig mit dem klanglich hochwertigem Plugin Diva von U-he, das ebenfalls eine Nachbildung der Korg-Komponenten enthält.

Bedienung des Korg Kronos 2

Insgesamt ist die Bedienung der Synthesizer beim Kronos sehr intuitiv und flexibel gelöst. Parameter lassen sich anklicken und per Verschieben des Fingers nach oben und unten verändern. Alternativ kann hierfür aber auch das Eingaberad genutzt werden.

Zudem lassen sich die physikalischen Regler und Fader verschiedenen Klangparametern zuweisen, was das gleichzeitige Editieren von Filterfrequenz und Resonanz oder Decay und Sustain der Hüllkurve erlaubt.

Jede Menge gutes KARMA

Der Korg Kronos 2 bietet für Musikproduzenten zusätzlich und als sinnvolle Ergänzung zu den leistungsfähigen Klangerzeugern mit KARMA noch ein weiteres Schmankerl.

Die KARMA-Technologie ist noch ein bisschen älter als CMT, sie wurde erstmals im Jahre 2001 im gleichnamigen Korg-Synthesizer präsentiert und findet sich u.a. auch in der Korg M3. Allein über KARMA ließe sich ein mehrere Seiten langer Testbericht schreiben – vereinfacht gesagt handelt es sich um eine Mischung aus komplexem Arpeggiator und intelligenter Begleitautomatik.

KARMA arbeitet mit Algorithmen, die auf der Tastatur gespielte Einzelnoten und Akkorde in Echtzeit in Phrasen, Licks und Sequenzen umwandelt. Im Kronos wurde eine fortgeschrittene KARMA Version verbaut, die auch Wave-Sequenzen, Note Mappings und acht Szenen pro Layer unterstützt.

Phrasen & Patterns

Phrasen und Patterns werden anhand eines General Effects erzeugt und einem KARMA-Modul zugeordnet. Je Programm kann ein Modul verwendet werden, in einer Combination bis zu vier Module. Der General Effect hat über 200 Parameter, von denen 32 als Realtime Parameter über Fader und Taster verändert werden können.

Für den Einstieg werden satte 2.000 Presets mitgeliefert, die allein durch Nutzung der Realtime-Controller sehr variabel sind. Wer tiefer einsteigen will, kann aber auch selbst Hand anlegen und nahezu von Grund auf eigene Muster erstellen. Am weitestgehenden lässt sich KARMA mit einer externen Software programmieren, die der Entwickler Stephen Kay neben jeder Menge nützlicher Informationen auf seiner Webseite www.karma-lab.com anbietet.

KARMA ist nicht nur in der Lage, realistisch klingende Klaviersonaten oder Gitarrengeschrammel aus deinen Akkorden zu zaubern, sondern kann auch zur Erzeugung lebendiger und unkonventioneller Sequenzen und Rhythmen genutzt werden und zeigte sich im Test als wahre Spielwiese für elektronische Klangtüftler.

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Fazit zum Korg Kronos Test

Der Korg Kronos 2 ist im Herzen eine flexible Workstation, die eine Musikproduktion von der Aufnahme bis hin zum Brennen auf CD ohne Computerunterstützung erlaubt. Normalerweise ist diese Gerätegattung eher für Live-Keyboarder und „echte“ Musiker mit Computerabneigung interessant – aber der Kronos ist auch im Studio eine echte Bereicherung.

Neben jeder Menge Brot-und-Butter-Sounds in solider bis hervorragender Qualität bietet der Kronos eine komplexen Sampler mit umfangreichen Importmöglichkeiten sowie digitale und virtuell-analoge Synthesizer-Module, die sich auch vor spezialisierten Hardware- oder Software-Synthesizern nicht verstecken müssen. Aufgrund der kombinierten Bedienung aus Regler, Fader und Touchscreen sind die Module teilweise sogar leichter zugänglich.

In Verbindung mit der KARMA-Technologie, die aus gespielten Noten komplexe Pattern und Phrasen inklusive der Modulation diverser MIDI-Parameter erzeugt, lassen sich mit dem Kronos auch spannende elektronische Grooves und lebendige Sequenzen abseits typischer Arpeggiator- und Stepsequenzer-Muster erzeugen.

Vielleicht mag der ein oder andere den Yamaha Montage lieber, der Kronos punktet jedenfalls mit wesentlich mehr Flexibilität aufgrund der neun integrierten Klangerzeuger.

Kurz zusammengefasst: Dieser hier ist eine Workstation mit sehr umfangreicher Funktionsausstattung, die auch in der elektronischen Musikproduktion eine gute Figur macht und sich im Korg Kronos 2 Test sehr gute 4,5 von 5 Punkten verdient hat.

Weitere Modelle:
KRONOS2 61 – 3.199 Euro
KRONOS2 73 – 3.549 Euro
KRONOS2 88 – 3.899 Euro
KRONOS2 88 LS – 3.499 Euro

Korg Kronos Features

  • Klangerzeugung: 9 Syntheseverfahren
  • Polyphonie: bis zu 200 Stimmen
  • Sampling: Open Sampling System
  • Masterkeyboard-Funktionen: Keyboard-und Velocity Splits
  • Layers und Crossfades von bis zu 16 Programs und/oder externen MIDI-Geräten
  • Advanced Vector Synthesis
  • KARMA-Funktion
  • Set-List Funktion
  • integriertes 62 GB SSD (2,5") Laufwerk
  • Gewicht: 14,3 kg
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Korg Kronos Test

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