Interview
AKA AKA ft. Thalstroem

AKA AKA Interview

Sie bringen die Menge zum Tanzen und den Boden zum Vibrieren (Foto: Daniel Triebke)

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AKA AKA ft. Thalstroem im exklusiven Interview

2008 lernen sich Hannes und Holger hinter den Decks kennen. Seit 2009 sind die beiden sehr erfolgreich unter dem Pseudonym „AKA AKA“ im Geschäft und haben sich einen Namen im Minimal-House-Bereich gemacht, was unter anderem zu erstrangigen Platzierungen in den Beatport-Minimal-Charts und zu Kollaborationen mit Dubfire oder Richie Hawtin geführt hat.

delamar:
Von „DJ Horst“ aus der Dorfdisko, über HipHop Künstler wie DJ Crazy Cuts, Turntableisten wie DJ Kentaro oder DJ Shortee bis zu Sven Väth wird das Label „DJ“ gerne verwendet. Der Tätigkeitsbereich geht vom einfachen Auflegen mehrerer Tracks mit einigermaßen sauberen Übergängen über kunstvollen und technisch anspruchsvollen Turntableism bis zum Erstellen von DJ-Sets und eigenen Produktionen.

Was ist Eure Definition von „DJ“ und welche Ansprüche stellt ihr dabei an Euch selbst?

AKA AKA:
Da gibt es eine recht treffende Bezeichnung für: Schallplattenalleinunterhalter. Da steckt viel drin – das Medium, die Vinyl, ist ja mittlerweile ein aufgeweichter Begriff. Zu Recht unserer Meinung nach.

Wir finden es toll, wenn jemand mit zig Loops hantiert und dann auch noch auf das Publikum eingehen kann. Für uns selbst haben wir aber festgestellt, dass wir auf das Scratch-Feeling nicht verzichten wollen, also legen wir mit Traktor Scratch und Timecode CDs oder Vinyls auf.

Interview AKA AKA ft. Thalstroem

Wir wollen die Leute mitreissen

Das kommt auch dem zweiten Aspekt des Begriffs zugute: der Unterhaltung. Nur an einem Controller zu stehen und stoisch auf den Monitor zu schauen, hat damit jedenfalls nichts zu tun. Wir wollen die Leute mitreißen und da macht es schon einen Unterschied, wenn man mit seinen Armen hantiert, um die Tracks einzupitchen.

Aber am Ende ist natürlich das Wichtigste, was hinten raus kommt und das ist in unseren Augen und Ohren ein Set, das die Leute mit auf eine Reise nimmt und sich auch an das Setting anpasst. Auf einem Open Air im Sommer spielen wir anderen Sound als im Winter in einem dunklen Technokeller. Wobei uns beides Spaß macht!

AKA AKA Interview

delamar:
Wie seid Ihr zum DJing gekommen und wie habt Ihr es gelernt, hattet Ihr Mentoren?

AKA AKA:
Wir sind da beide so rein gerutscht.

Holger: Vor bald 10 Jahren in meiner Heimatstadt Emden, wo ich schnell auch meine eigene Partyreihe (Spinclub) aufgebaut hatte und mir über etliche After Hours das Auflegen selbst beibrachte.

Ich war damals auch viel mit Christian Fischer und Murphy unterwegs, die ja an Skills einiges zu zeigen hatten. Da hat man natürlich den ein oder anderen Kniff gelernt oder seine eigene Herangehensweise ans Auflegen hinterfragt.

Hannes: Bei mir war’s noch mehr Zufall – ich hatte einer Barkeeperin eines kleinen Clubs, eher eine Bar mit Tanzfläche, zum Geburtstag eine Compilation zusammengestellt.

Sie rief dann ein paar Tage später an und meinte, ich müsse unbedingt vorbei kommen, sie habe meine CD aufgelegt und obwohl kein DJ da war, seien fast alle Leute auf die Tanzfläche und hätten bis zum letzten Lied getanzt. Sie hat mich dann dem Resident vorgestellt, der meinte, ich solle doch einfach nächstes Mal mit CDs vorbei kommen.

Meine Bedenken, dass ich ja nicht mixen könne, wischte er mit dem Satz „kann ich doch auch nicht“ weg. Gesagt getan, stand ich dann ab dem nächsten Treffen jede Woche dort. Ein paar Wochen später stand der erste Technics zu Hause auf dem Schreibtisch.

Da es für den zweiten Turntable nicht reichte, hab ich erst einmal so das Beatmatching geübt. Aus der HiFi einen Track laufen lassen und mit dem Turntable versuchen, die Platte anzugleichen. Nach drei Monaten hat das dann auch gut geklappt. Mit dem Mixer hatte ich mich schon am ersten Abend angefreundet – Liebe auf den ersten Blick sozusagen.

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delamar:
Zwei Turntables und ein Mixer galten früher mal als die Grundausstattung des DJs. Welche Fähigkeiten sollte man Eurer Meinung als DJ nach zwingend erlernt haben, bevor man auf die Menschheit los geht? Und wie lernt man diese?

AKA AKA:
Dazu haben wir uns ja schon etwas ausgelassen. Unserer Meinung nach sollte man schon die Grund-Skills beherrschen, also Beatmatching mit Vinyl und CD, den Takt nicht aus den Augen verlieren, passendes EQing usw. – einfach auf SYNC drücken zählt nicht!

AKA AKA feat. Thalstroem

AKA AKA feat. Thalstroem

delamar:
Wie sieht euer Live-Konzept mit Thalstroem aus? Welches Live-Equipment verwendet Ihr und warum?

AKA AKA:
Wir arbeiten von Anfang an mit zwei MacBooks Pro, die bis heute treue Dienste geleistet haben, auch wenn wir immer mal wieder ein Mainboard oder eine Festplatte austauschen müssen – die Dinger müssen schon einiges mitmachen.

Wir teilen uns acht Spuren, so dass das Ganze auch an Dynamik gewinnt, dadurch dass wir nicht an einem Rechner arbeiten. Als Controller haben wir momentan diverse AKAI-, Allen&Heath- und Icon-Controller im Einsatz – Fader Boxen, Drum Pads, MIDI-Keyboard usw. David (Thalstroem) spielt dazu noch ein EWI (Electric Wind Instrument) von AKAI.

Das ist ein ziemlich abgefahrener Synthesizer, der sich ähnlich wie ein Saxophon spielt, aber wesentlich mehr kreative und soundästhetische Freiräume lässt. Den benutzen wir z.B. auch im Intro unseres Livesets mit einem kräftigen Bass-Sound. Da sind dann gleich alle Augen und Ohren auf die Bühne gerichtet!

Heute werden Newcomer auf ein Publikum losgelassen bevor sie bereit sind.

delamar:
Man kann heute ein komplettes Set für den Abend mit einschlägiger DJ-Software quasi im Vorfeld programmieren. Vielerorts wird heute DJs eine sogenannte „Push-The-Button-Mentalität“ vorgeworfen, das eigentliche „Auflegen“ gerate dabei immer mehr in den Hintergrund.

Hat die Technisierung das DJ-Handwerk verändert? Wenn ja, könnt Ihr positive und negative Aspekte nennen und welchen Einfluss die auf eure Arbeit haben?

AKA AKA:
Positiv ist sicher, dass durch das Wegfallen des Beatmatching-Elernens mehr Leute Zugang zum Auflegen bekommen. Die Einstiegshürde ist da aber nicht nur durch die leichtere Bedienung niedriger. Unter 2.000-3.000 Euro Anschaffungskosten für Turntables, Mixer usw. kam man vor Traktor und Co. ja kaum weg.

Heute ist das ein Bruchteil. Im Prinzip kann man ja schon mit einem Aldi-Notebook und einer kostenlosen Software loslegen. Da liegt aber unserer Meinung auch die Gefahr – die Newcomer werden teilweise schon aufs Publikum losgelassen, bevor sie eigentlich schon dazu bereit sind.

Einen Track nach dem anderen aus einer vorgefertigten Playlist runter rappeln oder sogar das Set vorher automatisieren, wie wir es auch schon erleben mussten, macht noch keinen guten DJ. Es ist halt wie bei allem – nur wenn man richtig viel Zeit investiert, kommt man weiter und lernt wirklich was dabei.

delamar:
Auflegen, mixen und dann selbst produzieren, beschreibt das ungefähr Euren Werdegang oder wie kam es, dass Ihr Euch entschieden habt, auch selbst zu produzieren?

AKA AKA:
Ja, das war irgendwie auch logische Konsequenz. Auch das Bedürfnis seinen eigenen Stil in Tracks zu kanalisieren. Oft haben wir auch einfach nicht die Musik gefunden, die wir eigentlich gerade fühlten und spielen wollten.

Bis wir das dann selber umsetzen konnten, war natürlich ein langer Weg. So richtig glücklich mit unseren Produktionen sind wir auch erst in den letzten Jahren geworden.

Holger ist ja auch schon einige Jahre länger dabei mit dem Produzieren und durch David (Thalstroem) hat unsere Musik noch mehr an Harmonie und Melodie gewonnen, was wir sehr begrüßen.

delamar:
Nutzt Ihr Eure DJ-Software zum Produzieren und wenn ja, welche? Lasst ruhig ein paar Namen fallen.

AKA AKA:
Traktor Scratch nutzen wir eigentlich nur zum Auflegen, aber hier steht auch eine Maschine rum, die wir zum Füttern von Ableton mit Samples benutzen. Ansonsten setzen wir in der letzten Zeit immer mehr auf Analog-Hardware. Macht einfach mehr Spaß!

delamar:
Normalerweise sitzt ein Producer alleine vor seinem PC / MAC und arrangiert Spur für Spur. Herrscht bei Euch als DJ-Team eine „Ping-Pong-Mentalität“, jammt Ihr eher oder sitzt ihr mit einem Masterplan im Studio? Wie würdet Ihr Eure Arbeitsweise im Producing beschreiben?

Bei Remixes arbeiten wir sehr zielstrebig

AKA AKA:

Da wir fast alle Tracks zu dritt produzieren, hat das Ganze schon eher einen routinierten Rahmen. Es ist einfach schwer neben dem ganzen Touring noch viel Zeit fürs Studio zu finden und das zu dritt auch zeitlich abzustimmen.

Dadurch arbeiten wir sehr zielstrebig, gerade wenn es um Remixes geht. Bei eigenen Produktionen wollen wir uns aber wieder mehr Zeit lassen und Stücke auch mal einfach ein bisschen ruhen lassen. Dabei „vergammelt“ eigentlich kaum ein Stück.

Dazu stecken wir zu viel Herz in jede einzelne Nummer. Die arbeiten dann eher unterbewusst in einem weiter, bis man sich dann vielleicht erst nach ein paar Monaten wieder mit neuem Tatendrang dran setzt.

delamar:
Was hat Euch dazu veranlasst, ein eigenes Plattenlabel „Burlesque Musique“ zu gründen?

AKA AKA:
Ähnlich wie unsere Ambition eigene Musik zu produzieren. Für diese eben die richtige und 100% passende Plattform zu bieten. Wenn man sich den Labelkatalog, der gerade bei Nummer 10 angekommen ist, durchhört, merkt man da auch schon eine gewisse Entwicklung.

Zudem hat man mit dem eigenen Label den kürzesten Vertriebsweg. Vom Mastering bis zur Veröffentlichung auf Vinyl und MP3 vergehen da teilweise gerade mal zwei Monate. Bei großen Labels können das sonst auch gerne 1-2 Jahre sein. Das will uns nicht in den Kopf!

delamar:
Vor einigen Jahren gab es eine ziemliche Minimal-Welle und zur Zeit ist Dubstep gerade in Deutschland ein Thema. In wieweit beeinflussen Euch die diversen „Hypes“, denen Ihr auch international begegnet?

AKA AKA:
Wenn dann eher indirekt. Wir schauen nicht, was gerade angesagt ist oder sich gut verkauft. Aber wir sind ja auch DJs und werden durch die Musik, die wir hören und spielen natürlich beeinflusst.

Wir mögen es sowohl deep als auch technoid. Aber eben auch lustig und fröhlich. Da kann es durchaus passieren, dass dann aus dem Ganzen etwas Neues entsteht oder man aber auch denkt – das hab ich schon mal gehört. Finden wir beides nicht verkehrt, wir lassen uns da einfach treiben.

delamar:
Als gut gebuchte DJs habt Ihr natürlich die perfekte Möglichkeit, Eure eigenen Tracks in den Sets unter zu bringen und der Crowd zu präsentieren. Nutzt Ihr diesen Umstand als „Feedback-Tool“? Werden da auch schon mal „Testballons“ gestartet, um zu sehen, ob und wie das Publikum reagiert?

AKA AKA:
Definitiv! Kaum ein Track wurde nicht mindestens 2-3x getestet. Gerade in der Anfangszeit haben wir dann auch noch mal ein paar Studiosessions eingelegt, bis wir mit dem Ergebnis 100% zufrieden waren.

Mittlerweile haben wir da mehr Routine und können eher abschätzen, wie was auf dem Floor wahrgenommen wird, wie wir die Sounds komprimieren müssen, damit sie richtig durch kommen.

Da haben wir aber auch von Anfang an beste Unterstützung von unserem Mastering Engineer Helmut Ebritsch. Der bügelt auch das noch so kleinste Detail raus und gibt dem Bass den richtigen Schub, der Snare die richtige Schärfe. Das würden wir so selbst nicht hin bekommen!

AKA AKA Interview

delamar:
Woher bezieht Ihr neue Musik für Eure Sets? Durchstöbert ihr noch Plattenläden oder seid ihr rein auf Internetplattformen wie Beatport, iTunes & Co. unterwegs?

Mit dem eigenen Label hat man den kürzesten Vertriebsweg

AKA AKA:

Da sind wir mittlerweile komplett auf Beatport umgestiegen. Vor zwei Jahren sind wir auch noch gerne in Plattenläden herumgetigert oder haben uns die Platten online bestellt. Die Internetwelle hat uns da mitgenommen.

Durch Youtube und Soundcloud kommen da auch gerne mal Inspirationen oder eben durch die riesige Liste an Artists und Labels, die wir auf Beatport verfolgen. Das Persönliche des Plattenladens fehlt da ja leider, das kann man nicht anders sagen!

delamar:
Als DJs seid Ihr ja auch sicherlich Fans. Welche Vertreter Eurer Zunft findet Ihr besonders bemerkenswert?

AKA AKA:
Da muss man nur mal einen Blick auf unser Remix-Album werfen. Klar sind wir Fans von den insgesamt 31 Remixern, sonst hätten wir sie sicherlich nicht gefragt eines unserer Stücke von „Varieté“ zu remixen. Das Ganze ist gerade als 3xCD auf Burlesque Musique erschienen.

delamar:
Zu guter Letzt können wir nicht umhin, Euch ein paar Tipps für angehende DJs und Producer zu entlocken.

Worauf sollten junge DJs achten, wenn sie in das Metier einsteigen wollen, wie bringt man als Producer seine Werke am besten an das Publikum und wie wichtig ist eine kontinuierliche Promotionarbeit im Netz? Ihr selbst nutzt ja sehr rege Seiten wie Soundcloud (über 13.000 Follower) oder Facebook (195k+)?

AKA AKA:
Wir können es nur wiederholen: Von der Pike auf lernen, d.h. mit CDs oder Vinyls ohne Computer anfangen zu lernen und das Setup dann später erst erweitern, wenn das für nötig gehalten wird. So lernt man sich wirklich mit dem einzelnen Stück, dem Arrangement, auseinander zu setzen.

Was das Produzieren angeht – da ist es ganz ähnlich: Statt einen x-ten Edit von einem Chart-Track raus zu hauen, sich lieber ein bisschen mit der Harmonielehre auseinander setzen, vielleicht Piano-Unterricht nehmen. Das bringt einen weiter!

Und eben immer am Ball bleiben, sich im richtigen Moment aber auch zurück nehmen, wenn dann der Erfolg einsetzen sollte. Sonst geht man seinen Fans auf die Nerven und das will doch keiner!

delamar:
Wir danken Euch vielmals für Eure Zeit.

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