Pioneer RMX-1000 Testbericht
Imposantes Effektgerät für DJs

Pioneer RMX-1000 Testbericht

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Was ist es?

Das Pioneer RMX-1000 ist ein Multieffektgerät, das speziell DJs oder generell für den Live-Einsatz konzipiert wurde. Die vier großen Drehregler teilen sich in die klassischen drei Potis für den EQ und einen Poti für die Stärke des gewählten Effekts auf.

Ein berührungsempfindlicher Streifen mit fünf Abschnitten der zum Triggern der internen Drum Samples oder von bis zu 16 selbst aufgenommenen Samples dient, steht zur Verfügung. Weiterhin gibt einen kleinen Hebel zum Auslösen des sogenannten Release FX in verschiedenen Intensitätsstufen – das klassische schnelle Zurückwirbeln einer Platte, das Ausschalten des Plattenspielers oder ein Echoeffekt, der langsam ausblendet sorgen für dramaturgische Einschnitte im Mix.

Der RMX-1000 dient auch als Controller für das mitgelieferte Plugin, welches in den Schnittstellen VST & AU für Windows & Mac OS X daherkommt. Dieses bietet die gleichen Effekte und Steuerungsmöglichkeiten wie die Hardware. Zudem kannst Du mithilfe der sogenannten Remixbox (Software für Windows & Mac OS X) zahlreiche Effektparameter verstellen, die aus den angeschlossenen Zuspielern aufgenommenen Samples abspeichern sowie komplette Konfigurationen speichern, laden und synchronisieren.

Ein Cinch-Kabel, ein USB-Kabel, ein Netzstecker und eine SD-Karte mit 2 GB Fassungsvermögen sind im Lieferumfang enthalten.

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Erste Eindrücke & Verarbeitung

Die Benutzeroberfläche ist sinnvoll strukturiert – ganz oben die Anzeigen für die Eingangs- und Ausgangslautstärken nebst deren Reglern, gleich daneben die BPM-Anzeige mitsamt aller Tempokontrollen. So sind die Anzeigen und Bedienelemente der globalen klanglichen Aspekte nicht nur semantisch über allen anderen. Auch folgt das Layout dem Signalfluss (Input-Wahlschalter → 3-Band-EQ → Effektsektion → Release FX), was noch durch einen großen Pfeil in gebürsteter Silberoptik verdeutlich wird, wie Du auf den Produktfotos des Geräts deutlich sehen kannst. Weiterhin erwähnenswert, da es die Bedienung noch angenehmer macht, ist die sanft zu dir hin angewinkelte Oberfläche. Einzig die spiegelnde Oberfläche stört ein wenig, wobei es im Club jedoch nur selten zu wirklich irritierenden Reflexionen kommen sollte.

Lieber Leser, bitte entschuldige meinen Enthusiasmus, aber die vier großen Drehregler sind einfach fantastisch. Die gummierten und geriffelten, also sehr griffigen Poti-Kappen messen irre zwei Zentimeter im Durchmesser. Nicht zu vergessen: Sie sitzen felsenfest auf ihren Drehgebern, die für einen satten Widerstand und einen butterweichen Lauf sorgen. Auch der Zwischenraum zwischen den drei Potis, die für den EQ und weitere frequenzbandspezifische Effekte (siehe unten) da sind, fällt sehr großzügig aus; das gleichzeitige Regeln zweier Potis stellt nicht die geringste Hürde dar.

Details wie der deutliche weiße Kennstrich zur Anzeige der Reglerstellung und das sehr merkliche Einrasten in der Nullstellung (»auf 12 Uhr«) runden den hervorragenden Eindruck ab. Der Vollständigkeit halber: Auch die sechs kleineren Drehregler sind prima. Alles in allem habe ich stets das Gefühl, epische Effekt- und Filterverläufe beherrschen zu können. Gerade bei Effektgeräten zum Live-Schrauben ist die Haptik ja ungemein wichtig und hier kann der RMX-1000 die volle Punktzahl abstauben, wobei auch der Druckpunkt der Knöpfe sowie das Handling der Schalter und des kleinen Effekthebels überzeugen.

Als komfortabel, wenn nicht als essentiell zu bezeichnen ist die Möglichkeit, die Lautstärke der über Cinch und/oder die großen Klinkeneingänge eingespeisten Signale mit einem kleinen Drehgeber zu regeln. Das gilt ebenso für das Signal, das herausgeschickt wird, wofür erneut je ein Cinch- und ein Klinkenanschluss zur Verfügung stehen. Die großen, dreifarbigen Pegelanzeigen sind gut lesbar und weisen eine hohe Aktualisierungsrate auf.

Die Verarbeitung ist gut geraten; zwar bestehen das Gehäuse und das Bedienpaneel aus Kunststoff, doch wurden hier alle Komponenten akkurat zusammengefügt, ohne dass Zwischenräume klaffen oder irgendetwas klappert. Immer gut: Die Klinkenbuchen sind fest mit dem Gehäuse verschraubt, somit dürfte die Platine einiger Gewalteinwirkung seitens der Input- und Output-Wege widerstehen und lange unbeschadet überdauern. Schließlich sorgen vier kleine Gummifüße für einen rutschfesten Stand auf glatteren Oberflächen.

 

Installation & Dokumentation

Ein gedrucktes Handbuch oder wenigstens eine Schnellstartanleitung wird nicht mitgeliefert. Stattdessen stehen entsprechende PDF-Dateien zum Download bereit, allerdings nur in englischer Sprache. Bei Produkten dieser gehobenen Preisklasse lasse ich mich nicht gern mit digitalen Bedienungsanleitungen abspeisen. Für die Konfigurationssoftware Remixbox steht dann jedoch auch ein deutsches PDF-Handbuch bereit, das Du direkt aus dem Menü des Programmfensters aufrufen kannst. Gut, denn hier ist wohl am meisten Erklärungsbedarf vorhanden, wohingegen die eigentliche Bedienung des Geräts während der Performance ein Kinderspiel ist, wie ich später noch erläutern werde.

Die deutsche Website von Pioneer führt den RMX-1000 noch nicht im Produktkatalog, über die Suchfunktion fand ich das Plugin, die Remixbox und das Firmware-Update dennoch.

Die Treiber für den Betrieb als Massenspeicher- und MIDI-Gerät wurden unter Windows 7 automatisch installiert, ohne dass die Installationsroutine etwas zu meckern hatte. Fein. So konnte ich auch umgehend das Firmware-Update auf die beigelegte SD-Karte überspielen.

Der anschließende, im PDF-Handbuch ausreichend dokumentierte Aktualisierungsvorgang auf Version 1.20 verlief reibungslos. Auch das Setup des Plugins, das löblicherweise in Versionen für 32- und 64-Bit-Hosts vorliegt, bereitete keine Probleme, genauso wenig die Remixbox. Bis auf das fehlende gedruckte Handbuch ein sehr guter Start.

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Tempokontrolle

Auf Wunsch steht eine automatische Geschwindigkeitserkennung zur Verfügung – Voraussetzung für beat-synchrone Effekte und Einstreuungen von Sample-Patterns (siehe unten) im richtigen Takt. Für Letztere lässt sich sogar der Startpunkt in kleinen Schritten nachjustieren (Plus- und Minustasten), um Asynchronizitäten zu bereinigen.

Bei meinen Tests mit Techno und ähnlich geradliniger Mucke wurde die BPM-Zahl jeweils nach knapp drei Sekunden angezeigt und dann nicht weiter von der Automatik nachjustiert. Hier stellte sich die Messung also als erwartungsgemäß idiotensicher heraus. Bei komplexeren Rhythmen dauerte es freilich länger, bis sich die korrekte BPM-Zahl einpendelte. Wenn mal gar nichts gehen sollte (kam bei unserer Prüfung mit zahlreichen Tracks verschiedener Geschmacksrichtungen nicht vor) oder Du dich einfach der Automatik widersetzen willst, hilft die manuelle Tempoeingabe, wofür ein Tap-Tempo-Knopf bereitsteht.

Wichtig: Im Handbuch wird nicht erwähnt, dass der BPM-Wert neben der Eingabe via Tap-Tempo auch mittels der oben erwähnten Plus- und Minus-Tasten in 1-BPM-Schritten geändert werden kann, wenn Du dabei die Tap-Taste gedrückt hältst. Was Pegelaussteuerung, Metering und Tempokontrolle angeht, wüsste nicht, was hier noch fehlen sollte.


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Isolate FX

Hier handelt es sich um den Abschnitt mit den drei prominenten Riesenpotis, die für weit mehr als die nicht wegzudenkende 3-Band-EQ-Regelung geeignet sind. Hier kannst Du die Parameter diverser Effekte steuern, die jeweils auf dem Frequenzband liegen, dessen Regler Du schraubst – wir haben es mit einem Multiband-Multieffekt zu tun.

Mit Cut/Add kannst Du die »1« im Takt, also typischerweise die Bass Drum oder Kick Drum eines Signals eliminieren, dazu Hoch- und Tiefpassfilter kontrollieren, während Reglerstellungen »von 12 bis 5 Uhr« dafür sorgen, dass ein Stottereffekt auf den jeweiligen Frequenzbändern gespielt wird, wahlweise im ½-, ¼- oder 1/8-Takt. Der Effekt reißt mich zwar nicht vom Hocker, aber mit etwas Geschick kann man die einzelnen Effektbestandteile auf recht interessante Weise kombinieren.

Trans/Roll bewirkt rhythmische, abrupte Absenkungen und Anhebungen des Pegels, so dass Du bei voll zurückgedrehtem Regler nur noch kleine, schnell flirrende Schnipsel übrig hast. Wenn Du den Regler hingegen aufdrehst, hast Du einen Looper zur Hand, wobei Du das zu wiederholende Intervall bestimmen kannst.

Je weiter Du bei Gate/Drive einen Regler nach links drehst, produziert der RMX-1000 auf dem jeweiligen Frequenzband ein stärker zupackendes Gate, das am Ende nicht viel mehr als die Transienten passieren lässt, also die kurzen, lautesten Klangereignisse. Drehst Du den Regler nach rechts, wird das Signal auf dem entsprechenden Frequenzband verzerrt – aus einer Sinuswelle wird eine zackige, fast rechteckige Welle.

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Isolate FX

Dank der Entscheidung, jeweils zwei Effekttypen in einen Modus zu packen, die je nach Drehrichtung in wählbarer Stärke appliziert werden können, sind sehr einfach schnelle Effektabfolgen möglich, die Auflockerung bringen können, ohne dass man den Modus erst wechseln müsste. Auch sind die Pärchen jeweils passend zueinander gewählt worden, wie ich finde.

Sehr interessant ist das Ganze durch die Aufteilung in die drei Frequenzbereiche – Multiband-Bearbeitung ist immer spaßig, wenn es sich nicht um bierernstes (Pre-)Mastering, sondern um Effektspiele handelt.

 

Scene FX

Die kreisförmig um den vierten großen Poti angeordneten zehn Effekte kommen in der Signalkette nach den oben beschriebenen Isolate FX und wirken sich auf das gesamte Frequenzspektrum aus. Der zentrale große Drehregler ist natürlich für die Stärke des jeweils ausgewählten Effekts zuständig, während Du mit zwei weiteren, kleinen Potis bestimmte Parameter dieses Effektes verstellen kannst. Dabei kannst du in der Remixbox (siehe unten) sogar aus mehreren Parametern wählen. Bei den gleich folgenden Beschreibungen der einzelnen Effekte sind die zusätzlichen Möglichkeiten, die dir die Remixbox liefert, mit inbegriffen.

Unter »Build Up« haben wir Effekte, die die Spannung aufbauen und die Dramaturgie zuspitzen sollen, woraufhin sich dann im Club im besten Fall die Hände in die Höhe recken und die Stimmung zum Siedepunkt kommt, wenn der Regler auf Anschlag gedreht wird.

Beim BPF Echo und Echo sind die Verzögerungszeiten (2/1 bis 1/16) verstellbar. Zusätzlich: Der Hochpassfilter für das einfache Echo und beim BPF Echo der Frequenzbereich für den Bandpassfilter des duplizierten Signals, die LFO-Modulationsstärke der Grenzfrequenz dieses Filters sowie die Resonanz. Besonders BPF Echo ist ein quirliger Effekt, den ich gerne verwendet habe.

Mit Noise erzeugst Du ein weißes Rauschen mit dezentem Echoeffekt (nach dem Abklingen hörbar), dessen Filterfrequenz auch per LFO moduliert werden kann – für ein langsam waberndes bis schnell zwitscherndes Zischen, das sehr »uplifting« wirken kann, wenn es nicht zu häufig verwendet und langsam reingedreht wird.

Der Effekt Spiral Up ist ein Hall, dessen Verzögerungszeit zwischen den einzelnen Reflexionen mit dem Aufdrehen des großen Potis erhöht wird. Auch die Tonhöhe lässt sich schrauben. Kann schön beißend klingen und anstachelnd wirken.

Schließlich gibt es noch den Reverb Up, einen immer höher kletternder Halleffekt, der sich auch in der Intensität und der Filterung regeln lässt. Wie eine subtilere Form des Spiral Up.

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Scene FX

»Break Down« dient im Gegensatz zu den Build-Up-Effekten zur Entspannung und um allmählich einen Ruhepunkt anzusteuern, von dem aus Du den Mix wieder aufbauen kannst. Dabei geht es eher um das Verlangsamen, Leiserwerden und Versinken im Hintergrund.

Mit dem HPF Echo und dem LPF Echo stehen Gegenstücke zum oben beschriebenen BPF Echo bereit, diesmal aber mit Hoch- bzw. Tiefpassfilterung, dank der das Signal sukzessive im Nirwana verschwindet, entweder in den tiefen oder hohen Regionen des Frequenzspektrums. Fein.

Crush Echo verbindet einen Bit-Crusher-Effekt für knispelige LoFi-Sounds mit einem Hochpassfilter und einem Echo. Ganz witzig.

Spiral Down ist das Pendant zum erwähnten Spiral Up, wobei sich hier die Tonhöhe bis in die tiefsten Abgründe absenkt; klingt sehr mächtig und setzt ein dramaturgisches Ausrufezeichen.

Zu guter Letzt noch der Reverb Down, wie vermutet die Entsprechung des Reverb Up (s.o.), nur dass hier die Tonhöhe sinkt.

Zusammenfassen lässt sich sagen, dass die Zweiteilung der Effektbatterie sehr sinnvoll ist und sowohl für den Auf- als auch den Abbau der Spannung das passende Arsenal bietet, um ein Set in Bewegung zu halten. Die Effekte an sich sind zwar nicht wahnsinnig originell, bieten aber genau das, was Eindruck schindet und einen Mix kräftig zu würzen vermag.

 

Release FX

Ganz rechts und auch ganz am Ende des internen Signalflusses kannst Du mit einem kleinen, robusten Hebel einen von drei Effekten auslösen, die sich hervorragend dazu eignen, um einen Punkt zu setzen. Will heißen, um einen guten Abschluss für einen Abschnitt deines Mixes zu finden, um dann mit einem frischen Track weiterzumachen, oder um ein Set komplett zuzuschnüren. Zumindest aber für ein kurzes Innehalten inmitten des Trubels sind sie tauglich.

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Release FX

Dieser Hebel hat inklusive der Ruheposition vier Stellungen – wenn Du ihn nicht ganz nach unten drückst, sondern in einer der beiden mittleren Stellungen hältst, werden die im Folgenden beschriebenen Effekte langsamer vollzogen. Einmal hätten wir da das klassische langsame Herunterfahren der Geschwindigkeit und der Tonhöhe – so, als würdest Du den Stoppknopf an deinem Turntable drücken. Weiterhin gibt es das ungebrochen beliebten Wirbeln (»Back Spin«), bei dem der Plattenteller sehr schnell zurückgedreht wird. Drittens: ein kleiner Looper, bei dem eine konfigurierbare Anzahl der letzterklungenen Taktschritte »eingefroren« und wiederholt wiedergegeben wird, wobei die Lautstärke langsam zurückgeht. Schön.

 

X-Pad

Das RMX-1000 ist nicht nur ein famoses Effektgerät, auch die Einstreuung von Samples via Audiodateien auf SD-Karte, ja sogar das Sampeln des eingespeisten Signals und die sofortige Verwendung dieser Schnipsel als Loops ist möglich. Dafür steht ein berührungsempfindlicher Streifen zur Verfügung, der zum Triggern der vier internen Drum Samples (Kick, Snare, Clap und Hat) oder zum Loopen des Eingangssignals dient, wobei Du Rolls (rhythmische Wiederholungen im Takt) in fünf Geschwindigkeiten auslösen kannst.

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X-Pad

Du willst statt der internen Samples deine eigenen nutzen? Kein Problem. Insgesamt 16 kurze Sounds (vier Bänke für je vier Samples) in einer Qualität von 16 bzw. 24 Bit und 48 kHz lassen sich auf eine SD-Karte packen und einspeisen. Mit der Overdub-Funktion kannst Du sogar Samples im gewünschten Rhythmus eintippen (bis zu vier Beats lang), woraufhin dieser Groove augenblicklich gespeichert und geloopt wiedergegeben wird, natürlich im Takt und unabhängig vom Eingangssignal aus deiner externen Klangquelle. Das Stummschalten und das Löschen einzelner Samples in dem so aufgezeichneten Groove sind auch schnell möglich. Übrigens: Das Importieren von Samples könnte dank der Remixbox kaum einfacher sein, siehe unten.

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Das Fenster zum Bearbeiten der Samples

Da die BPM-Erkennung und die Quantisierung wie angesprochen in den meisten Fällen fabelhaft funktioniert, sind die Stottereffekte, die Du dem Eingangssignal verpassen kannst, oder die abgefeuerten Samples immer astrein getaktet. Der Kontrollstreifen reagiert akkurat, so dass Du praktisch nie einen Loop zu lange oder zu kurz triggerst. Mit den fünf Abschnitten des Streifens kannst Du die Schleifen bis zu einer rasenden Geschwindigkeit hin zuspitzen, um der Meute einzuheizen. Dabei musst Du nicht absetzen und jedes Mal neu drücken, sondern kannst in einem Rutsch darüberwischen.

Dann gibt es noch einen Hold-Button, dank dem Du das X-Pad nicht gedrückt halten musst, um einen Loop am Laufen zu halten. Währenddessen kannst Du auch bequem die Taktrate des Loops wechseln, sämtliche Effekte nutzen, die ich in den bisherigen Kapiteln beschrieben habe und obendrein noch an einem Drehregler für die Tonhöhe der X-Pad-Sounds schrauben. Noch mehr? Ja. Das Mischverhältnis aus X-Pad-Signal und Eingangssignal lässt sich per dediziertem Regler bestimmen. Man hätte den Streifen höchstens ein wenig größer machen können, sonst fehlt mir auch hier nichts zum freudigen Jammen.

Remixbox

Kurzum: Hier kannst Du an allen Effektreglern und für das X-Pad zahlreiche Einstellungen vornehmen, um das Verhalten des RMX-1000 deinem Gusto entsprechend anzupassen. Eine Auflistung aller Features in diesem Bereich würde viel zu weit führen und weitaus trockener wirken, als die tatsächlichen Auswirkungen auf den Sound im Einsatz sind. Von den Geschwindigkeiten der zahlreichen Delays über Filterresonanzen und Grenzfrequenzen für Bandpassfilter bis hin zu den Optionen für das Roll und einer meiner persönlichen Favoriten, die Matrix zum Importieren und rudimentären Bearbeiten von Samples.

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Die Remixbox mit ihren zahlreichen Effektparametern

Die Programmoberfläche spiegelt die Oberfläche der Hardware und lässt sich per Klick auf die Abbildungen der zu konfigurierenden Regler denkbar einfach bedienen. Die sofortige Synchronisierung der hier eingestellten Parameter mit der Hardware ist möglich, ebenso das Speichern und Laden ganzer Presets. Undo, Redo und eine Option zum Wiederherstellen der Standardeinstellungen runden das Bild ab. Ich bin sehr angetan.

Leider ließ sich das Programm nicht auf Deutsch betreiben, obwohl ich die entsprechende Einstellung in den Optionen getätigt hatte. Dafür gibt es hier – anders als beim Hauptbedienungsanleitung und jeder für das Plugin (siehe unten) – eine PDF-Datei in deutscher Sprache, die alle Settings reich bebildert erklärt.

 

Plugin

Mit dem Plugin, das für die Schnittstellen VST und AU sowie für Windows und Mac OS X zur Verfügung steht, kannst Du die gleichen Effekte nutzen, die die Hardware bereitstellt. Das Tolle daran: Der RMX-1000 dient dabei als Controller. Und da der USB-MIDI-Treiber sich beim ersten Anstecken des Geräts so schnurstracks von selbst installiert hat, konnte ich sofort loslegen.

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Das Plugin

Das Schrauben und Drücken an den virtuellen Reglern und Schaltern per Maus ist natürlich auch möglich, wobei übliche Bedienstandards unterstützt werden: ALT + Mausbewegung für sehr feine Parameteränderungen oder der Doppelklick auf einen Regler zum Zurücksetzen auf seine Standardeinstellung.

Ausgezeichnet: Gespeicherte Presets mit Konfigurationsdaten der Remixbox können importiert werden, so dass die Effekte im virtuellen Pendant des Geräts genauso personalisiert werden können, als würdest Du allein die Hardware nutzen. Das Plugin bietet überdies den Vorteil, dass diese personalisierten Parameter in violett unterlegten Beschriftungen für die entsprechenden Bedienelemente auf dem GUI dargestellt werden.

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Fazit zum Pioneer RMX-1000 Test

Der Hype, der um das Pioneer RMX-1000 veranstaltet wurde, ist vollends gerechtfertigt. Arrivierte Profis und hochambitionierte Effektschrauber bekommen praktisch alles, was sie sich von einem Effektgerät wünschen können. Dabei sind vor allem die eingängige Bedienbarkeit und die grandiose Haptik der Drehregler ein Segen – das sind vier der geilsten Potis, die ich in meine Finger bekommen habe. Auch der Rest der Bedienelemente, darunter der berührungsempfindliche Kontrollstreifen und ein knuffiger Hebel, gibt sich keine Blöße. Die Verarbeitungsqualität rangiert auf einem für den Hersteller erwartungsgemäß hohen Niveau.

Die drei Effektbereiche haben ihre eigenen Gesetze, dabei ist die Aufteilung sinnvoll und am Workflow eines live auftretenden Künstlers orientiert. Angefangen von der klassischen Dreibandregelung für EQ und zahlreiche frequenzspezifische Effekte über die Szenensteuerung mit ihren spannungsauf- und abbauenden Effekten bis hin zu den »schließenden« Sounds ist alles da, um eine Dramaturgie herzustellen. Dabei habe ich noch gar nicht über den Looper und die Möglichkeit zur Einbindung von Samples mit Overdubbing und Co. gesprochen. Für das in der Regel perfekte Timing sorgt die zuverlässige BPM-Erkennung plus Quantisierung.

Auch die softwareseitige Unterstützung ist mehr als vorzeigbar. Mit der Remixbox gelingt die Konfiguration aller Bereiche spielend (die Vielfalt der Effektbatterie steigt noch einmal beträchtlich), auch sind Möglichkeiten zum Speichern und Laden von Presets sowie zur Synchronisation von Hard- und Software-Einstellungen vorhanden. Das Plugin ist ebenso potent und gut zu bedienen wie die Hardware, nicht zuletzt dank der Nutzungsmöglichkeit der Kiste als Controller des virtuellen Effekts.

Ja nun, gibt es denn überhaupt Anlass zur Kritik? Abgesehen von einigen Kleinigkeiten hier und da, die nur meinem persönlichen Geschmack entspringen, möchte ich beanstanden, dass kein gedrucktes Handbuch vorliegt. Zudem sind zwei der drei PDF-Anleitungen bisher nur in englischer Sprache angefertigt worden. Tja, und der Preis: 700 Euro sind schon ein starkes Stück, auch wenn ich fast geneigt bin, diesen Betrag angesichts des Funktionsumfangs, der Robustheit und des Bedienkomforts als angemessen zu bezeichnen.

Mein Pioneer RMX-1000 Testbericht kann nur mit einer Wertung abgerundet werden: fünf von fünf Punkten. Wer die Investition nicht scheut, wird reich beschenkt.

Pioneer RMX-1000 Features

  • Effektgerät
  • Vier sehr große Drehregler
  • 20 Effekte für das Input-Signal
  • Kontrollstreifen mit Looper/Roll
  • Mini-Sampler mit Overdubbing
  • BPM-Erkennung & Quantisierung
  • Eingänge: Cinch & Klinke
  • Ausgänge: Cinch & Klinke
  • Inkl. Cinch-Kabel & SD-Karte (2GB)
Hersteller:   
Produkt:

Pioneer RMX-1000 Test

Lesermeinungen (3)

zu 'Pioneer RMX-1000 Testbericht: Imposantes Effektgerät für DJs'

  • Wirgefuehl   05. Jul 2012   12:52 UhrAntworten

    Klingt spannend, das Ding. Auch fuer uns als Produzenten. Aber bei dem Preis steht es erstmal in der Anschaffungsliste ganz unten... Wird bestimmt auch noch billiger.

    Klasse Bericht übrigens, fast schon eine Bedienungsanleitung :) Danke dafür!

  • Xox   14. Sep 2012   15:22 UhrAntworten

    Also na ja... Hab das Teil gerade ausgepackt und muss sagen, dass ich für 700 Euro mehr erwartet habe. Diese Effekte kann man auch ohne Probleme mit Plug Ins erstellen. Teilweise komische Latenzen bei dem build down Effekten... Vielleicht ändere ich noch meine Meinung, aber vom ersten Eindruck ziemlich enttäuscht.

  • Wirgefuehl   14. Sep 2012   16:46 UhrAntworten

    Kann man nicht fast jeden Effekt mit PlugIns kreieren?

    Wär auf jeden Fall cool, wenn Du Deine Erfahrungen hier teilst!

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