Wie wichtig ist eine geringe Latenz?

Latenz Audio Musikproduktion

Zählst Du zu den Musikern oder Produzenten, denen eine möglichst niedrige Latenz sehr wichtig ist, um gut Musik machen zu können ? Kannst Du mit kleineren Verzögerungen sehr gut leben oder muss alles in einem Wimpernschlag passieren? Sprich dich aus!

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Lange Leitung?

Da die von DAWs und anderer Musiksoftware angegebenen Latenzwerte nur näherungsweise akkurat sind, lohnt sich die Messung auf eigene Faust mit dem sogenannten Roundtrip-Verfahren: Verkabele einen Eingang mit einem Ausgang deines Audio-Interfaces und verwende zur Messung dann eine Software wie das für Windows erhältliche Oblique Audio RTL Utility.

Nun aber zur Sache: Wie sind die Eingangs- und die Ausgangslatenz bei deinem aktuellen Setup bemessen? Wie gut oder schlecht kommst Du damit klar? Ist eine niedrige Verzögerung der Signale für dich überhaupt wichtig? Trennst Du da zwischen den Produktionsprozessen oder muss sowohl beim Recording (genauer: beim Monitoring währenddessen) als auch beim Abmischen eine nicht spürbare Verzögerung sein? Werkelst Du mit Kunden und Kollegen, die das ganz unterschiedlich empfinden?

Ratgeber: Latenz verbessern

Aus meinem Nähkästchen

Erstens: »In the box« arbeite ich mit Synthesizer- und Sampler-Plugins, die ich nicht mit einem MIDI-Keyboard oder Controller live ansteuere – statt Ersterem programmiere ich meine recht einfachen Melodien und Akkorde vorab bzw. »on the fly«, Letzteres wäre in Zukunft durchaus mal schön mit einem Endlos-Poti-Controller à la MIDI Fighter Twister Behringer BCR2000. Bis dahin schraube ich an den virtuellen Drehreglern auf den Plugin-GUIs und finde da eine dezent spürbare Latenz nicht so schlimm.

Lies auch: Latenz in der Musikproduktion

Zweitens: Die Aufnahme einer möglichst kunstfertigen Performance an einem akustischen Instrument oder von einer Stimme mit einem Halleffekt auf dem Monitorweg kommt bei mir nicht vor.

Drittens: Mein Audio Interface ermöglicht Folgendes gleichzeitig:

  1. Die direkte Wiederausgabe des analogen Signals meiner Hardware-Synthies (also ein einfaches »Durchschleifen« durch das Interface) an die Lautsprecher und/oder Kopfhörer
  2. Die Aufnahme des gewandelten Signals in der DAW, das ich wegen Punkt 1 ja nicht wiederausgeben muss, um ein Monitorsignal zu haben

So ist die Latenz eher in der Mitte meiner Prioritätenliste angesiedelt … Kategorie »very nice to have«, aber nicht superkritisch.

Jetzt bist Du am Zug!

Wie gestaltet sich dein musikalisches Umfeld und welche Anforderungen an eine möglichst geringe Latenz erwachsen daraus? Wir zählen auf dein Feedback. Danke! :)

Lies auch: Kostenlose Software zur Messung der Latenz

Lesermeinungen (12)

zu 'Wie wichtig ist eine geringe Latenz?'

  • oboe   15. Okt 2015   10:46 UhrAntworten

    Bei der Postproduktion stört mich Latenz nicht im Geringsten. Da habe ich oft sehr große Puffergrößen, um auch mächtige Projekte mit vielen Effekten gefahrlos und knackfrei fahren zu können.

    Hingegen beim Recording ist Latenz ein sehr wichtiges Thema, insbesondere beim Monitoring. Ein Sänger, der sich selbst hört, darf sich nicht als Echo bekommen. Somit ist ein DSP-gestütztes System, mit einem (nahezu) latenzfreien Monitoring, hilfreich. Das kann aber inzwischen fast jedes größere Interface, unabhängig von der Schnittstelle. Auch für die Nutzung von MIDI ist eine geringe Latenz hilfreich, wobei gering relativ ist: 64 oder 128 Samples ist häufig für ein "latenzfreies Spielgefühl" schon ausreichend.

  • Donald   15. Okt 2015   12:34 UhrAntworten

    Hallo oboe,
    Du bist doch auch Focusrite Nutzer,
    vielleicht weisst du Rat.
    In der Mixcontrol Software der Soundkarten
    gibts doch die (Asio) Buffer Size.
    Ist das auch die Einganglatenz ?

    In etwas fĂĽlligeren Projekten,
    kann ich nicht mehr mit 2 ms spielen.
    Das Problem ist, wenn ich auf 10 ms zum Beispiel hochdrehe,
    starten nicht nur meine Sendeffekte später,
    sondern der Sound vom VLC oder Foobar spielt dann auch deutliche Artefakte.
    Ist das normal ?
    Ist ja alles Rechner intern.

    Gruss - Donald

    • P.Chris   15. Okt 2015   13:13 UhrAntworten

      Die Buffersize bestimmt die Eingangs, bzw. Kompromiss zwischen Eingangs/und Ausgangslatenz.
      Je niedriger der Wert, um so kĂĽrzer (schneller) die Ansprechzeit der Hardware- aber dadurch auch umso instabiler (mit Knackser und Aussetzer) die Ausgabe in Realtime wird, insbesondere bei mehreren Spuren mit vollgestopften Plug-In`s und Effekten.
      Es gilt daher, einen guten/akzeptablen Kompromiss zwischen schneller Ansprechzeit und einer stabil laufenden Ausgabe zu finden.

  • P.Chris   15. Okt 2015   12:51 UhrAntworten

    Eine niedrige Latenz ist Prinzipiell für Recording ein wesentliches Attribut, vernünftig und gezielt arbeiten zu können, ob in der Pre- oder Post-Production.
    14 ms Latenz bereiteten mir schon Probleme, etwas im richtigen Gefühl einzuspielen, bzw. hat sich diese an sich minimale Verzögerung doch schon bemerkbar gemacht.

    Selbst bei Latenzen unter 10 ms treten in der Post beim Plug-In Rendern eines Singletracks obligatorisch Asynchronitäten gleich mit Taktbeginn auf (Note/Signal verschiebt sich mehr oder weniger nach Hinten oder Vorne), dies aber beim Rendern mit einem Eintakter/Auftakt als Vorlauf hinsichtlich der sich erst einpendelnden Reaktionszeit eines Plug-In/Latenz/Signal, unbesorgt in den Griff bekommen lässt.
    (Beispiel: Beginnt ein Track mit Takt 5, sollte dennoch der [stille] Takt 4 als Vorlauf mitgerendert werden. So gibt man einem Plug-In die nötige kurze Ansprechzeit, dann auf wirklich zu 100% bei 0 ms auf Takt 5 zu tönen).
    In einigen Fällen mag das sicherlich zuu haarkleine Spalterei sein, aber bei einem Loop, insbesondere Drums, ist mir persönlich wichtig, das die Kick auch wirklich auf 1.0.0.0 liegt (und nicht auf 1.0.0.7 oder 0.0.0.119), weil das abgesehen vom Beschnitt, ansonsten zu Problematiken in der Dynamikbearbeitung und Frequenzauslöschungen führen kann.

    Wie wichtig eine Null-Latenz im Echtzeit-Monitoring insbesondere bei Gesang/Sprachaufnahme ist, erläutert sich insoweit eigentlich von selbst.

  • oboe   16. Okt 2015   08:26 UhrAntworten

    Moin moin Donald,

    da meine Technik gerade unterwegs ist, kann ich gerade Deine Frage nicht bei mir nachvollziehen. Das MixControl unterscheidet in meiner Erinnerung in FireWire-Latenz (die nur 3-stufig eingestellt werden kann und vom Chipsatz abhängt, bei empfohlener Karte (wie z. B. Lacie) kann man hier getrost auf niedrig stellen) und die ASIO-Puffergröße, die vom Treiber abhängt. Hier komme ich auch bei komplexen Projekten ohne Probleme meist auf 128 Samples runter, bei weniger komplexen auch auf 64 Samples und weniger. Wie viel ms Latenz das sind, hängt ja von der Samplerate ab.

    Habe meine Focusrite leider erst im November wieder hier, erst dann kann ich noch mal in meinen Einstellungen nachschauen, da MixControl ja nur mit angeschlossener Karte funktioniert.

  • CreativeJuli   19. Okt 2015   12:02 UhrAntworten

    Hallo allerseits!

    Zuerst möchte ich Mal ein RIESEN-LOB an delamar ausrichten!
    Ich finde eure Testberichte bzw. News echt genial vor allem eure authentische Meinung jeglicher Software und Geräte!
    Ihr habt mir schon desöfteren bei der Kaufentscheidung geholfen, oder aber auch bei der Wahl von guten Free Plug-Ins! ....DANKE! :-)

    So und jetzt zum Wesentlichen:
    Also wie schon erwähnt, je mehr Samplegröße desto mehr Latenz, je weniger Samples umso geringer ist die Verzögerung, aber umso eher kommen Knackser oder Aussetzer zum Vorschein. Natürlich hängt das von der Hardware ab.
    Ich benutze ein Tascam US-122 MK II Interface und kann diese Latenzen in fünf verschiedene Größen (in Cubase) einstellen. Bei highest Latenz komme ich auf ca. 30 ms Ausgangslatenz das ist sehr viel jedoch bei internen Arbeiten kein Problem. Bei lowest Latenz komme ich auf ca. 6 ms und kann somit mit MIDI Controller wunderbar einstellen. Und, wenn es Mal zu sehr knackst schalte ich auf die nächstgrößere Stufe, wo man bei ca. 10 ms landet. - Das ist meiner Meinung bei längeren Noten noch akzeptabel (BPM abhängig), wenn man z.b Pads einspielt und nicht etwa Percussion. Und wenn ich bemerke es hängt hinter her schiebe ich es einfach zurecht.
    Mit einem zusätzlichen Tool habe ich es noch nicht getestet, aber ich vertraue da der Hardware/Software und meinem Gehör.
    Ich denke, wenn man beim Einspielen nicht zu viele Spuren und Plug-Ins hat funktioniert das ganz gut. ;-)

    Lg CreativeJuli

  • Deniz Ă–ztĂĽrkmen   21. Sep 2017   10:08 UhrAntworten

    Ich denke minimale Latenz gibt einen besseren Groove beim einspielen.

  • Peter Schips   21. Sep 2017   10:17 UhrAntworten

    Die technische Latenz ist mir beim Mixdown (fast) Wurst. Beim Recording dagegen, ist möglichst keine Verzögerung extrem wichtig. Gerade auch wenn man reale Instrument oder Gesang mit softwarebasierenden Tonerzeugern kombiniert. (Stichwort: Latenzausgleich)

  • Rene Heidrich   21. Sep 2017   10:41 UhrAntworten

    Nee. Beim einspielen finde ich Latenz unerträglich. Am AMP habe ich auch keine Latenz..

  • Iwo Angelow   21. Sep 2017   11:28 UhrAntworten

    kann ich nicht gebrauchen.

  • Patrick   22. Sep 2017   20:32 UhrAntworten

    Ich seh das auch so wie Oboe. Beim Mixdown ist mir die Latenz wurscht. Beim Einspielen dagegen brauch ich sie wirklich nicht. Ebenso wenig beim Einsingen. So etwas wie einen Delay auf den Kopfhörern kann ich echt nicht brauchen.

  • Claudio   23. Sep 2017   15:55 UhrAntworten

    Latenz beim Recording ist für mich extrem störend. Der Groove geht schnell verloren, bei Gesangsaufnahmen ist es für den Sänger sehr irritierend und beim Einspielen von Instrumenten ebenso.

    Um beim Recording eine möglichst tiefe Latenz zu erhalten (max. 5ms)
    braucht es optimal programmierte Treiber bzw. Direct In/Out.

    Ich benutze die RME RayDat PCIe-Karte und Focusrite Octo Audio-Interfaces via ADAT/WordClock. Die RayDat-Karte (via TotalMix Kontrollsoftware) ermöglicht es, das Eingangssignal latenzfrei durchzuschleifen . Jeder Kanal ist einzeln regelbar. Dies erachte es als sehr wichtig. Trotz alledem ist es aber manchmal knifflig, alles passend hinzubekommen.

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